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Burgruinen - Warum gibt es so wenige in Norddeutschland
Anonymous:
Schon wieder :roll:
Egal.
Ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die vereinzelt aufzufindenden Burgruinen nicht wirklich als Ruinen betrachtet werden können, da sich ihr ehemaliger Standpunkt nur noch erahnen läßt.
colourize:
Tjaaa... da kommen viele Gründe zusammen.
Zum ersten die schon erwähnte Kleinstaaterei im Süden Deutschlands, die befestigte Wehranlagen dort um einiges bedeutsamer machte als im Norden - schließlich saß der "Feind" direkt nebenan. Der "flächigere" Norden hingegen war - wie Jinx schon erwähnte - in der Hand des Deutschen Ordens.
Hier der nächste Punkt: Die Landnahme im Norden erfolgte um einige Jahrhunderte später als im Süden - es gibt im Norden also weniger Burgen und befestigte Wehranlagen, weil eine gewisse "Entwicklungsverzögerung" gegenüber dem Süden festzustellen ist. Der Deutsche Orden tritt erst seit dem 12. Jahrhundert in Erscheinung. Seine Funktion war der militärische Schutz der Kreuzfahrer, und so wurden die Burgen des Deutschen Ordens regelmäßig im Abstand von ca. 40 km angelegt (Tagesmarsch) - immer in der Nähe eines Flusses (Wasserversorgung). Allerdings waren die Burgen des Ordens aufgrund schlechterer Exposition (es gibt einfach kaum Sporne in Norddeutschland) prinzipiell leichter zu zerstören.
Hinzu kam ein weiterer Punkt, das dafür verantwortlich ist, dass es heute im Norden weniger Burgen gibt als im Süden Deutschlands: Norddeutschland ist recht arm an Naturstein, und wie wir vom Spielen am Strand wissen, halten Sandburgen nicht so wirklich lange. Zumeist wurde nur das Fundament der Burg aus Stein errichtet, währen darauf gebrannte Ziegel, oder im schlechteren Fall Holzaufbauten zu finden waren. Im letzteren Fall ist mehr oder weniger logisch, dass wir von den Wehranlagen heute nichts mehr finden.
Trotzdem gibts auch im Norden Burgen - wenngleich weniger als in Baden-Württemberg oder Bayern. Übersicht hier.
Mentallo:
...und wenn es hier mal Burgen gab, so konnte man deren Reste einfacher abtransportieren, als im Süden.
colourize:
--- Zitat von: "Mentallo" ---...und wenn es hier mal Burgen gab, so konnte man deren Reste einfacher abtransportieren, als im Süden.
--- Ende Zitat ---
Ja, stimmt. Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert dienten verlassene und/oder zerstörte Burgen als billiger Steinbruch. Vor allem natürlich im Flachland.
Mirascael:
1) Burgen wurden an strategisch wichtigen Stellen in Bergregionen platziert (u.a. zwecks der Kontrolle des Warenverkehrs ---> Zollabgaben)
Im nördlichen Flachland konnte man solchen Burgen viel einfacher ausweichen.
2) Die Größe einer Provinz hing von der Erreichbarkeit ihrer Peripherie ab (Norbert Elias: Prozess der Zivilisation I + II). Im Flachland liessen sich größere Flächen deutlich einfacher beherrschen als in bergigen Regionen.
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