Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Halberstadt  (Gelesen 10886 mal)

antipol

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Halberstadt
« Antwort #15 am: 14 März 2006, 16:48:47 »

Die Arbeitslosigkeit alleine ist da aber auch nicht schuld dran. Das fängt schon viel früher ein. Zum Beispiel fehlt es in ostdeutschen Gemeinden oft an Jugendzentren etc, so dass die Kids auf der Straße rumhängen und so ein gefundenes Fressen für NDP und Co sind, indem diese den Kids eben "Alternativen" bieten und so schön einer Gehirnwäsche unterziehen können. Und wenn das erst mal passiert ist, ändert ein Arbeitsplatz daran auch so schnell nichts mehr, denke ich.
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Thomas

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« Antwort #16 am: 14 März 2006, 16:58:33 »

Zitat von: "antipol"
Die Arbeitslosigkeit alleine ist da aber auch nicht schuld dran. Das fängt schon viel früher ein. Zum Beispiel fehlt es in ostdeutschen Gemeinden oft an Jugendzentren etc, so dass die Kids auf der Straße rumhängen und so ein gefundenes Fressen für NDP und Co sind, indem diese den Kids eben "Alternativen" bieten und so schön einer Gehirnwäsche unterziehen können. Und wenn das erst mal passiert ist, ändert ein Arbeitsplatz daran auch so schnell nichts mehr, denke ich.

Das sehe ich nicht ganz so.Wenn die ganzen Leute nicht so perspektivlos wären, würden sie sich vermutlich auch mit mehr Elan um ihre Kinder kümmern, und ihnen den rechten Blödsinn ausreden.Langeweile bei Jugendlichen ist sicherlich nur ein kleines Problem, eher liegt es an Macken am heimischen Umfeld der Kinder.
Wenn die Kinder an allen Ecken und Kanten das Elend der anderen inc. der Eltern sehen und erleben, ist der Weg zu radikalen Gruppen, die festen Halt, Gruppenstärke und einen Sinn versprechen, wesentlich kürzer.
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antipol

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« Antwort #17 am: 14 März 2006, 17:05:20 »

Ok, natürlich. Das eine hängt mit dem anderen zusammen. Ich wollte auch sagen, dass alles auf die Arbeitslosigkeit zu schieben auch nicht richtig ist. Dass da ein Zusammenhang entsteht ist klar und Arbeitslosigkeit ist generell ein Problem nur führt das eine nicht sofort und unbedingt zum anderen.
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« Antwort #18 am: 14 März 2006, 17:29:38 »

Es gibt natürlich graduelle Abstufungen zwischen der Perspektivlosigkeit des Arbeitslos-Seins und der Perspektivlosigkeit des Arbeit-Habens. Ich meine aber ein Schrumpfen der Distanz dieser beiden Zustände zu bemerken. Gesicherte Vollerwerbs-Arbeit bis zur Rente hat heute nicht mehr den Status wie einstmals. Dem gegenüber gewinnt das Bedürfnis an 'Community' immer mehr an Bedeutung. Und wenn es strukturell nicht mehr möglich ist schwache Regionen in dem Bereich von oben zu fördern, wird die Gemeinschaftsproduktion eben in die eigene Hand genommen. Dass es diese Form annimmt, ist natürlich tragisch, aber grundsätzlich sehe ich da auch Chancen. Menschen haben es in der Hand, in dem Maße, wie sie sich zum Subjekt erheben, sich ihre eigene Hölle oder ihren eigenen Himmel selbst zu fabrizieren. Ersteres ist natürlich wesentlich einfacher...
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colourize

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« Antwort #19 am: 14 März 2006, 17:33:02 »

Zitat von: "Thomas"
Das ist aber sehr einfach-idealistisch zusammengefaßt.Unter welchen Bedingungen sollte denn in solchen Regionen je wieder "Leben" in unserem Sinne enstehen ? Selbst wenn D ein zweites Wirtschaftswunder erlebt (woher auch immer das kommen sollte), werden die besagten Landstriche davon wohl kaum profitieren.

So sieht es aus.
Ich finde es prinzipiell auch überhaupt nicht tragisch, wenn ehemals unter Kultur stehende Landstriche wieder wüst fallen. Das ist ganz normal, Siedlungswüstungen gab es schon immer.
Durch die Dominanz der städtischen Ökonomie wird dies in Zunkunft ein bisher noch unbekanntes Ausmaß erreichen, aber auf der anderen Seite: Was ist daran schlimm?
Klar, die Nazis nerven was. Muss man halt sehen dass sie dort bleiben wo sie sind und nicht in die Städte einfallen. Aber da bin ich angesichts der Alkoholikerquote eigentlich ganz zuversichtlich. Die bleiben schon in ihrem Dorf.  

Zitat von: "Thomas"
Und wie schon oben gefragt : Welche Logik abseits der kapitalistischen sollte denn irgendjemanden dazu bringen, irgendetwas dort zu investieren ?

Prinzipiell wären Alternativen durchaus denkbar.. z.B.: brach gefallene Agrarbetriebe werden von autarken Kommunen, die ein ökologisch-alternatives Leben als Selbstversorger abseits des ökonomischen Wirtschaftssystems leben wollen, unter Kultur genommen. Solche Aussteiger-Siedlungen gibts z.B. in Frankreich und Spanien zu Hauf. Hierzulande wird das schwerer, allein schon wegen der in den in Frage kommenden Regionen ansässigen Dumpfbackennazis, die natürlich ganz aus Prinzip etwas gegen "Alternative" haben.
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antipol

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« Antwort #20 am: 14 März 2006, 17:44:14 »

Vor einiger Zeit habe ich mal eine Reportage über Ostdeutsche Neonazis gesehen. In dieser wurde auch ein Aussteiger interviewt. Was er berichtete war ungefähr folgendes:

Da die DDR Führung sich den Antifaschismus aufgrund der deutschen Geschichte auf die Fahnen geschrieben hat (antifaschistischer Schutzwall...) war es für die Jugendlichen damals am wirkungsvollsten gegen den totalitären Staat zu protestieren indem man einfach Faschist geworden ist. Die DDR Führung wusste mit diesem Problem nicht umzugehen und hat die meisten in den Knast gesteckt ohne sich weiter drum zu kümmern. So war es den inhaftierten ein leichtes, ein Netzwerk aufzubauen und die neofaschistische Ideologie zu verbreiten. Also dann die Mauer fiel wurden sie dann alle ohne weitere große Nachforschungen auf freien Fuß gesetzt, weil sie politische Häftlinge waren. Und zackbumm gab es einen Osten voller organisierter Neonazis. Der Westen bzw die neue BRD hat das dann auch nicht realisiert, was da eigentlich vorgeht und in Verbindung mit unserer Arbeitslosigtkeit,... fings dann richtig zu brodeln an.
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« Antwort #21 am: 14 März 2006, 18:00:28 »

Zitat von: "antipol"


Da die DDR Führung sich den Antifaschismus aufgrund der deutschen Geschichte auf die Fahnen geschrieben hat (antifaschistischer Schutzwall...) war es für die Jugendlichen damals am wirkungsvollsten gegen den totalitären Staat zu protestieren indem man einfach Faschist geworden ist.


war in ehemalige Sowjetunion auch so.
Und hat auch zu Folge, dass die Neunazi-szene in Russland, insbesonere in St. Petersburg und Moskau sehr gross ist
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antipol

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« Antwort #22 am: 14 März 2006, 18:00:47 »

Zitat von: "colourize"

Klar, die Nazis nerven was. Muss man halt sehen dass sie dort bleiben wo sie sind und nicht in die Städte einfallen.


Das wird nun vielleicht etwas OT: Man muss die Dumpfacken von den Funktionären unterscheiden. Ich komme aus München. Dort sieht man auch keine Glatzen durch die Straße marschieren. Wenn ich aber dort auf manche schwarze Party gehe, wird mir manchmal ganz anders. Da denkst Du, dass Du auf einer HJ Veranstaltung gelandet bist. Auf einer Party, die in einer städtischen Einrichtung war, die ein alternatives Programm (unter anderem Reggea) hat, wurde ich Zeuge wie ein Schwarzafrikaner, der sich wohl im Tag geirrt hat, eine Flasche von einem Mädel über den Kpof bekommen hat. Das blöde war, dass ihr Freund Bulle ist und am Schluss dann alles so gedreht wurde, das der Afrikaner an allem schuld war.

Hier ist mir sowas noch nicht aufgefallen, aber gerade in München ist die schwarze Szene sehr unterwandert und es stört kaum einen. Und nun kommt mir nicht mit, München sei nur ein großes Dorf.
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Thomas

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« Antwort #23 am: 14 März 2006, 19:17:53 »

Zitat von: "colourize"
Klar, die Nazis nerven was. Muss man halt sehen dass sie dort bleiben wo sie sind und nicht in die Städte einfallen. Aber da bin ich angesichts der Alkoholikerquote eigentlich ganz zuversichtlich. Die bleiben schon in ihrem Dorf

Das wird wohl stimmen, denn warum auch sollten sie Weggehen ? Die Leute, die was drauf haben, sind ja meistens schon weg, und die, die noch da sind, sind in den meisten Fällen so unterbelichtet, das sie auch woanders keine Arbeit finden.

Zitat von: "colourize"

Prinzipiell wären Alternativen durchaus denkbar.. z.B.: brach gefallene Agrarbetriebe werden von autarken Kommunen, die ein ökologisch-alternatives Leben als Selbstversorger abseits des ökonomischen Wirtschaftssystems leben wollen, unter Kultur genommen. Solche Aussteiger-Siedlungen gibts z.B. in Frankreich und Spanien zu Hauf.

Diese Idee finde ich nicht schlecht, soetwas hatte ich in Gedanken auch immer mal wieder durchgespielt (also nicht als Alternative für mich =) ) Ich wußte auch nicht, das soetwas in anderen Ländern bereits läuft.

Vermutlich ist das auch gar nicht so unrealistisch, zumal man vielerorts Gebäude&Gehöfte schon zu symbolischen Preisen kaufen kann, leider meist mit Auflagen.Und das von dir schon angesprochene Problem der dumpfen Eingeborenen besteht natürlich auch.

Zitat von: "antipol"
Vor einiger Zeit habe ich mal eine Reportage über Ostdeutsche Neonazis gesehen. In dieser wurde auch ein Aussteiger interviewt. Was er berichtete war ungefähr folgendes:

Das trägt sicher auch mit zu dem Problem bei.

Zitat von: "antipol"
Das wird nun vielleicht etwas OT: Man muss die Dumpfacken von den Funktionären unterscheiden.

Das sowieso.

Zitat von: "antipol"
Hier ist mir sowas noch nicht aufgefallen, aber gerade in München ist die schwarze Szene sehr unterwandert und es stört kaum einen.

Klingt natürlich übel, wenn das wirklich ein representatives Beispiel sein sollte.
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« Antwort #24 am: 14 März 2006, 19:29:14 »

Zitat von: "Thomas"

Klingt natürlich übel, wenn das wirklich ein representatives Beispiel sein sollte.


Natürlich kommt es nicht oft vor, dass Dunkelhäutige auf Parties sind und wenn, gibts auch nicht sofort die Flasche auf den Kopf. Ich selber wurde aber auch schon wegen meinen Haaren angemacht und Ärger habe ich auch das eine oder andere mal beobachten können. Dass die Polizei aufgrund von Problemen und Ärger mir Rechten auf einer Party erschien habe ich schon mehrmals erlebt und so oft bin ich dort auch nicht mehr auf Parties.
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Thomas

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« Antwort #25 am: 14 März 2006, 19:33:27 »

Zitat von: "antipol"
Natürlich kommt es nicht oft vor, dass Dunkelhäutige auf Parties sind und wenn, gibts auch nicht sofort die Flasche auf den Kopf.

Ich meinte mit dem representativ auch eher, das dort viele überzeugte Rechte auf schwarzen Partys rumhängen.
Wenn das Beispiel mit dem Neger und der Flasche representativ für schwarze Partys in München wären, wäre das schon verdammt übel =)
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antipol

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« Antwort #26 am: 14 März 2006, 19:41:50 »

Zitat von: "Thomas"

Ich meinte mit dem representativ auch eher, das dort viele überzeugte Rechte auf schwarzen Partys rumhängen.


Dann ist es repräsentativ. Nur laufen sie nicht immer in HJ ode BDM Uniform rum. Das mehr auf den Neofolkparties und dann ist es nicht immer einfach sie von normalen Anhängern des Neofolk zu unterscheiden. Ihr kennt das ja. Nur mit der Zeit kennt man "seine" Leute und weiß wie sie ticken. Da sind auch einige dabei, die optisch weiter überhaupt nicht auffallen und trotzdem ihr Gedankengut haben.
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colourize

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« Antwort #27 am: 14 März 2006, 20:16:14 »

Zitat von: "antipol"
Zitat von: "colourize"

Klar, die Nazis nerven was. Muss man halt sehen dass sie dort bleiben wo sie sind und nicht in die Städte einfallen.

Man muss die Dumpfacken von den Funktionären unterscheiden. (...) gerade in München ist die schwarze Szene sehr unterwandert und es stört kaum einen. Und nun kommt mir nicht mit, München sei nur ein großes Dorf.

Ich komm Dir damit bestimmt nicht. ;)
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Theodemer

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« Antwort #28 am: 14 März 2006, 20:26:01 »

Zitat von: "Thomas"

Zitat von: "colourize"

Prinzipiell wären Alternativen durchaus denkbar.. z.B.: brach gefallene Agrarbetriebe werden von autarken Kommunen, die ein ökologisch-alternatives Leben als Selbstversorger abseits des ökonomischen Wirtschaftssystems leben wollen, unter Kultur genommen. Solche Aussteiger-Siedlungen gibts z.B. in Frankreich und Spanien zu Hauf.

Diese Idee finde ich nicht schlecht, soetwas hatte ich in Gedanken auch immer mal wieder durchgespielt (also nicht als Alternative für mich =) ) Ich wußte auch nicht, das soetwas in anderen Ländern bereits läuft.

Vermutlich ist das auch gar nicht so unrealistisch, zumal man vielerorts Gebäude&Gehöfte schon zu symbolischen Preisen kaufen kann, leider meist mit Auflagen.Und das von dir schon angesprochene Problem der dumpfen Eingeborenen besteht natürlich auch.


Daran dachte ich auch schon...

Das wär doch mal ein tolles Forumsprojekt: Ihr gebt alle euere bürgerlichen Existenzen auf, wir kaufen uns für 'nen Apel und 'n Ei so ein schönes altes Gehöft in Mecklenburg und fahren mit unserem, Mayflower getauften, Bus los um die ostdeutsche Provinz urbar zu machen.
Die Story lassen wir in FAZ, taz, Süddeutscher und im Spiegel breittreten und schon können sich die heimiligen Eckkneipenstammtische in der Provinz vor arroganten Stadtbohemians nicht mehr retten.
Also ich wär dabei, ich weiss sowieso noch nicht so genau was ich nach dem Abi machen will :wink:.
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colourize

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« Antwort #29 am: 14 März 2006, 20:36:54 »

Hihihi, prinzipiell ist das ja ein netter Gedanke.. aber wovon sollen wir denn da leben? Ich glaube kaum dass wir mit der Kohle für die Story weit kommen. ;) Und als Ackerbauer oder Viehzüchter möchte ich eigentlich auch nicht mein weiteres Leben zubringen... neee... irgendwie... nööö. 8)
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