Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Was ist uns heilig?  (Gelesen 6239 mal)

colourize

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Was ist uns heilig?
« am: 09 Februar 2006, 03:20:11 »

Guten Abend, liebe Gemeinde.
Angeregt durch einen Beitrag von Kenaz möchte ich die Frage stellen, ob es nicht doch Sakrilegien in unserer Gesellschaft gibt, auf deren Leugnung eine (zugegeben: symbolische) Steinigung erfolgt. Die Sache mit dem "Gott ist tot" glaube ich nämlich nicht so ganz.

Der Glaube an die kapitalistische Geldwirtschaft als quasi-natürliches und gesellschaftlich heilbringendes System fällt mir da als erstes ein. Wenn man das leugnet, gehört man im Westen zur Kaste der Unberührbaren.

Noch deutlicher ist vielleicht unser Glaube an die "Liebe". Wer Liebe als das was sie ist enttarnt - nämlich eine Erfindung von Menschen um dem Leben einen quasi-höheren Sinn zu geben - begeht eine Heräsie gegenüber unserer höchsten Gottheit.
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Purotin

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Was ist uns heilig?
« Antwort #1 am: 09 Februar 2006, 03:58:11 »

Ich glaub, ich kapier nicht so ganz, was du meinst. Könnte natürlich an der Uhrzeit liegen. 8)


Ich verstehe Liebe eher als Paarungsförderer, das muss nicht unbedingt vom Menschen selbst erfunden worden sein, denn der nimmt das so oft gar nicht bewusst wahr.

Aber wo du das so ansprichst, mir ging es beim Thema "Der richtige Partner" immer so, als wöllte man mit Nudelhölzern nach mir werfen. Ich bin einfach davon überzeugt, dass es sowas wie den passenden Deckel zum Töpfchen nicht gibt. Es sind eher viele Deckel, die sich farblich unterscheiden, aber dennoch passend sind, mit etwas mehr oder mit etwas weniger Spiel.

Was ich meine ist, dass 'ne Straße weiter vielleicht jemand wohnt, mit dem eine Beziehung auf genau derselben Ebene klappen könnte, wenn nicht sogar besser. Den Leuten ist das aber nicht bewusst - und wenn, dann verdrängen sie ganz gerne die Tatsache, dass Menschen schlicht austauschbar sind.

Solche Themen versuche ich außerhalb des Internets schon gar nicht mehr anzusprechen.  :P
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ie Gothic-Kultur wird politisch unterwandert!

Hier die Täter: >>>

SoylentHolger

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Was ist uns heilig?
« Antwort #2 am: 09 Februar 2006, 08:35:59 »

ist colourize frisch getrennt?
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colourize

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Was ist uns heilig?
« Antwort #3 am: 09 Februar 2006, 08:48:10 »

Zitat von: "SoylentHolger"
ist colourize frisch getrennt?

Hihi, nein - zum Glück nicht.
Mit geht es auch nicht inhaltlich um die Frage, ob es z.B. "mit einer Beziehung klappen könnte".

Ich stelle nur die Frage, ob man etwas, von alle glauben dass es das gibt, hinsichtlich seiner Existenz in Frage stellen darf, ohne dass einen die Anderen wahlweise lynchen oder für verrückt erklären.
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Kenaz

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Was ist uns heilig?
« Antwort #4 am: 09 Februar 2006, 09:11:58 »

Zitat von: "colourize"
Die Sache mit dem "Gott ist tot" glaube ich nämlich nicht so ganz.

- Die glaub' ich für Dich mit, mein Lieber! :wink: - Der "Glaube an die kapitalistische Geldwirtschaft als quasi-natürliches und gesellschaftlich heilbringendes System" kann mit dem Glauben an das Heilige im strengen Sinn (ich betone den Begriff übrigens derart stark, weil ich ihn genau so stark verstanden wissen will: es geht hier nicht um irgendeine "übernatürliche Macht", es geht um "das Heilige" als das dem Menschen schlechthin nicht Fassbare in jenem strengen Sinne, den Rudolf Otto in seinem gleichnamigen Standardwerk mit dem Begriff des "Numinosen" umrissen hat) nicht im Ansatz mithalten, da es im ersten Fall nur um eine Überzeugung geht, die in letzter Konsequenz dem persönlich-individuellen Leben untergeordnet ist, im zweiten jedoch um etwas, das allem Sein vorgeordnet und von dem Gläubigen von daher als unendlich wichtiger und bedeutender erachtet wird als selbst sein eigenes Leben.

Zitat von: "colourize"
Wer Liebe als das was sie ist enttarnt - nämlich eine Erfindung von Menschen um dem Leben einen quasi-höheren Sinn zu geben - begeht eine Heräsie gegenüber unserer höchsten Gottheit.

- Ach ja, die Liebe! Allein der Umstand, dass Du diese These so nonchalant in die Runde werfen kannst, zeigt doch, dass sie soooo schrecklich blasphemisch nun wirklich nicht mehr ist. "Die Liebe" wird heutzutage in jeder drittklassigen Talkshow als rein biologische Funktion "enttarnt" - in eben jenem Sinne, in dem Purotin sie als "Paarungsförderer" bezeichnet; daran kann man doch mehr als deutlich ablesen, dass "die Liebe" ihren Status als ernst zu nehmende "Ersatzgottheit" hierzulande schon lange eingebüßt hat. - Mehr als Gott zu töten war dem abendländisch geprägten Menschen eben schlechterdings nicht möglich; alles, was danach kommt, kann notwendigerweise nur noch den Status von Scheingefechten auf Nebenschauplätzen beanspruchen. Die wirklich große Schlacht ist schon längst geschlagen. Uns bleibt lediglich, die Verwesungsdünste zu verwalten.

Nee, nee, die arabische Welt hat das schon ganz gut erkannt: Der einzige Punkt, der Europa im allgemeinen und Deutschland im besonderen wirklich noch an einer einigermaßen empfindlichen Stelle zu treffen vermag, ist die Geschichte mit dem Holocaust. Wenn darüber Witze gemacht werden, wird doch den allermeisten von uns wenigstens ein kleines bisschen mulmig in der Magengrube, denn dieses Tabu steckt wirklich enorm tief. - Nichtsdestotrotz: Es ist sozusagen ein rein negativer Inhalt ohne positiven Gehalt, kann von daher in puncto psychologischer Sprengkraft in keiner Weise mit einer vitalen Gottesvorstellung mithalten, die einem wirklich Gläubigen Sinn, Wesen, Dreh- und Angelpunkt allen Seins bedeutet. Und all das wird im Falle einer Lästerung mitgelästert. - Ich bleibe dabei: Wir können uns so etwas schlichtweg nicht mehr vorstellen, weil wir über eine solche Instanz nicht mehr verfügen.
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SoylentHolger

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Was ist uns heilig?
« Antwort #5 am: 09 Februar 2006, 09:13:50 »

Na ja gerade die Liebesempfindung ist doch äußerst subjektiv.
Chemie oder mehr?
Ich finde, dass man generell alles infrage stellen (in Frage stellen? neue Rechtschreibung  :roll:  ) kann, auch wenn das Gegenüber für das absolute Gegenteil eintritt. Mit ein wenig Empathie wird man auch nicht gleich gelyncht. Zumindest in Deutschland nicht.

Du wirst sicher eher für verrückt erklärt, auch wenn die Negation der Wahrheit entspricht. Klassisches Beispiel, wie oben erwähnt, Gott ist tot. Für die einen Wahrheit für die anderen Unsinn. Beweisen kann es keiner. Ist außerdem, meines Erachtens nach, vollkommen kultur- bildungs- und verständnisabhängig.
Schau Dir doch auch mal den Vegetarierthread an. Dort wird die heilige Kuh verzehrt bzw. gelyncht indem einem Vegetarier von einer Ernährungswissenschaftlerin erklärt wird, warum der Mensch physiologisch ein Allesfresser ist. Die Reaktion war entsprechend heftig: persönliche Anfeindung, Lächerlichmachen, die ganze Manipulationsriege sprang Ihr entgegen, nur die Sachlichkeit verschwand vollends. Du kannst infrage stellen nur die Reaktionen können je nach eigenem Tabu entsprechend heftig sein. Anderes Beispiel aus der Gesellschaft ist die Tabuisierung der Geschwisterehe. Genetisch gesehen, wie mittlerweile nachgewiesen, bei weitem nicht so fatal wie man früher geglaubt hat, nur in unserer Gesellschaft ein Nichtthema.

Hmm ich kann meine Gedanken im Moment nicht so in Worte fassen, wie ich möchte... Vielleicht klappts heute Abend ja noch :)


EDIT: Ach ja der Holocaust. Ignoriere ich im Ausland im Allgemeinen. Ist manchmal schwer wenn man von Leuten meiner Vorvorgeneration angefeindet wird. Den Schuh ziehe ich mir nicht an und genauso wenig habe ich Verständnis dafür ewig für den Bullshit veranwortlich gemacht zu werden. Und vor allem: Wieso soll ich indirekt durch meinen Steuern für etwas zahlen was vor über 60 Jahren geschah. hmm das gehört hier aber nicht hin FNORD!

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sYntiq

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Was ist uns heilig?
« Antwort #6 am: 09 Februar 2006, 09:55:42 »

Ich denke auch, das einzige Thema hierzulande fr das man förmlich gelyncht werdne könnte ist der Holocaust, bzw das 3te Reich/Nazi-Thema allgemein. Man schaue sich zb Colourize an, wie schnell er sofort vor Ort ist und sich ereifert, wenn ein Thema auch nur entfernt irgendwie einen Hauch von braun tragen könnte. :mrgreen:

Irgend ein author (Name entfallen) der sehr genr provoziert, hatte auch mal einen Test gemacht. Grosses Festbankett. Gedrängel, voll. Er wollte zum Büffet. Nach einem 2Lassen sie mich durch, meine Oma war im KZ" hat ihm jeder völlig anstandslos und betreten Platz gemacht. Das dieser Grund eigentlich völlig irrelevant ist, daran hat niemand gedacht.

Damals in der Schule reichte es schon aus im Geschichtsunterricht zu sagen das Hitler ja AUCH positives vollbracht hat. Schon hatte man die halbe Klasse inkl. Lehrer gegen sich.
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Simia

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Re: Was ist uns heilig?
« Antwort #7 am: 09 Februar 2006, 10:03:39 »

Zitat von: "colourize"
Noch deutlicher ist vielleicht unser Glaube an die "Liebe". Wer Liebe als das was sie ist enttarnt - nämlich eine Erfindung von Menschen um dem Leben einen quasi-höheren Sinn zu geben - begeht eine Heräsie gegenüber unserer höchsten Gottheit.


Ist die Liebe - auch im weitesten Sinne - nicht die Motivation Nr. 1, seinem Leben einen Sinn zu geben? Natürlich wurde etwas mehr hineininterpretiert, als vielleicht da ist, aber es funktioniert.

Allerdings hast Du - mit Blick auf Hollywood und ähnlich seichte eindimensionale Herzschmerz-Geschichten - natürlich recht, daß da ein Schlagwort installiert wurde, nach dem die Herzen hüpfen (und wenn das Paar sich am Ende küßt, wird ausgeblendet, und wer mag, kann sich die Ehestreitigkeiten und anderen Ärger in seiner Vorstellung ausmalen).

Und das "heilbringende System Kapitalismus" hat die anderen "Ideologien" zwar überlebt und mir geht sein Selbstverständlichkeitsanspruch auch auf den Keks, aber ich denke nicht, daß es jemals den im wahrsten Sinne "Kult"-Charakter vergangenen Götterglaubens erreichen wird (Dazu kann man v. a. auch die Priester zu wenig ernst nehmen :P).
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Wenn du feststellst, dass das Pferd das du reitest tot ist, steig ab.

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Thomas

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Was ist uns heilig?
« Antwort #8 am: 09 Februar 2006, 10:56:43 »

Zitat von: "sYntiq"
Irgend ein author (Name entfallen) der sehr genr provoziert, hatte auch mal einen Test gemacht. Grosses Festbankett. Gedrängel, voll. Er wollte zum Büffet. Nach einem "Lassen sie mich durch, meine Oma war im KZ" hat ihm jeder völlig anstandslos und betreten Platz gemacht. Das dieser Grund eigentlich völlig irrelevant ist, daran hat niemand gedacht.

 :weglach:
Sinn für Humor muß er auf jeden fall gehabt haben  :wink:

Ansonsten bin ich bezüglich dem wirklich heiligen in diesem Lande auch eher skeptisch.
Kaptial ist ein Thema, nicht umsonst heißt es ja auch "Bei Geld hört der Spass auf", allerdings auch erst wenn man es den Leuten wegnimmt, karikieren kann man das ganze eigentlich nach Lust und Laune.

Die Liebe ist auch keine Bringer mehr, die kann man relativ ungefährlich auf ihre biologischen Eigenschaften reduzieren ohne das es die Leute sonderlich juckt, wie Kenaz schon bemerkte.

Die Nazi-Zeit ist ein wenig kritisch, wenn sie auch von der Sprengkraft her nicht annährend mit derer der Mohammed-Karikaturen zu vergleichen ist.

Holocaust-Leugner hingegen werden schon (noch) gesellschaftlich geächtet, allerdings ist das ja wohl auch keine Frage des glaubens, sondern hat viel mehr mit Tatsachen zu tun.

Ich diesem Forum gibt es aber schon noch Sakrilege, z.b. den Sinn von staatlich geförderten Studien der Geisteswissenschaften in Frage stellen und so*duck* =)
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toxic_garden

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« Antwort #9 am: 09 Februar 2006, 11:06:58 »

Zitat von: "Thomas"
Kaptial ist ein Thema, nicht umsonst heißt es ja auch "Bei Geld hört der Spass auf", allerdings auch erst wenn man es den Leuten wegnimmt, karikieren kann man das ganze eigentlich nach Lust und Laune.

Naja, wie man es nimmt. Ich habe in letzter Zeit verstärkt das Gefühl, als würde nicht erst beim Wegnehmen der Spaß aufhören. Wenn man sich mal vor Augen führt, mit welchem Feuereifer sich die Parteien momentan um 1,5 unbezahlte Arbeitsstunden/Woche für Beamte zanken, dann habe ich schon das Gefühl, als würde eine Karrikatur an falscher Stelle in diesem Fall eine Welle der Empörung auslösen. Sicher, es würden auf offener Strasse keine "Frankfurter Rundschau"-Zeitungen verbrannt, und die Büros des Verlages wären wohl weiterhin ein recht sicherer Ort, in dem man sich als verantwortlicher Redakteur gerne aufhält, aber ein (für deutsche Verhältnisse wohlgemerkt!) Massenaufstand wäre für meinen Geschmack durchaus im Bereich des Möglichen.
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Thomas

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« Antwort #10 am: 09 Februar 2006, 11:10:56 »

Zitat von: "toxic_garden"
Naja, wie man es nimmt. Ich habe in letzter Zeit verstärkt das Gefühl, als würde nicht erst beim Wegnehmen der Spaß aufhören. Wenn man sich mal vor Augen führt, mit welchem Feuereifer sich die Parteien momentan um 1,5 unbezahlte Arbeitsstunden/Woche für Beamte zanken, dann habe ich schon das Gefühl, als würde eine Karrikatur an falscher Stelle in diesem Fall eine Welle der Empörung auslösen. Sicher, es würden auf offener Strasse keine "Frankfurter Rundschau"-Zeitungen verbrannt, und die Büros des Verlages wären wohl weiterhin ein recht sicherer Ort, in dem man sich als verantwortlicher Redakteur gerne aufhält, aber ein (für deutsche Verhältnisse wohlgemerkt!) Massenaufstand wäre für meinen Geschmack durchaus im Bereich des Möglichen.
Bedingt.Also zum einen streiken die Betroffenen doch schon und es werden wohl auch noch mehr werden (das ist halt die Landesübliche Version des Aufstandes) und zum anderen ist 1,5 Stunden unbezahlten Mehrarbeit ja (rechnerisch) auch nicht viel anders, als eine kleine Gehaltskürzung, womit wir wieder beim Thema Geld wegnehmen wären.
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Was ist uns heilig?
« Antwort #11 am: 09 Februar 2006, 11:33:52 »

Was ist uns heilig?
Mir würden zuerst speziell "unsere" Grundrechte und die Menschenrechte im Allgemeinen einfallen. Schließlich belegen sie unsere Werte und Normen (hauptsächlich die der westlichen Welt), die wir uns über Jahrhunderte "erkämpft" haben. Unsere Geschichtlichkeit prägt uns und lässt uns aus Fehlern der Vergangenheit lernen (Stichwort Holocaust). (Sorry, wenn ich immer "uns" sage, ich wüsste die Mehrzahl nicht anders auszudrücken. Ich hoffe, ihr versteht trotzdem.)
Was früher bei uns die Gottesherrschaft war (Ziel: der Weg zum Ebenbild Gottes), wurde im Laufe der Zeit zur Menschherrschaft. Das unterscheidet uns dann wohl auch von islamischen Ländern, bei denen Gott noch den höchsten Stellenwert hat.

Achtung vor den/m Menschen und die Liebe allgemein zu den Menschen sehe ich dafür als grundlegende Basis an. Stichwort Menschenwürde (Art. I des GG).
"Alle Menschen sind frei und gleich an Rechten und Würde geboren" - "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."
Dass dies teilweise nicht gelebt wird, ist klar. Leider. Jedoch ist der Schutz der Würde/ des Menschen höchstes Ziel und Gut und somit für mich in diesem Sinne heilig. In Deutschland soll dies z.B. durch die Rechtssprechung garantiert werden. :wink:

Ich würde also behaupten, dass "uns" unsere Grundrechte heilig sind, da sie uns schützen und uns freier werden lassen (können).
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toxic_garden

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Was ist uns heilig?
« Antwort #12 am: 09 Februar 2006, 11:39:45 »

Zitat von: "Thomas"
Bedingt.Also zum einen streiken die Betroffenen doch schon und es werden wohl auch noch mehr werden (das ist halt die Landesübliche Version des Aufstandes) und zum anderen ist 1,5 Stunden unbezahlten Mehrarbeit ja (rechnerisch) auch nicht viel anders, als eine kleine Gehaltskürzung, womit wir wieder beim Thema Geld wegnehmen wären.

Naja, aber wie ich oben ja bereits erwähnte, glaube ich, daß bereits eine Karikatur dieser Lage an ungünstiger Stelle, und mit ungünstigen Mitteln stilisiert, zu wütenden Protestaufrufen führen könnte. Man stelle sich nur mal einen hohen Vertreter der Ver.Di vor, der mit entsprechenden zeichnerischen Mitteln zu einem "Adolf H. aus Ö."-Verschnitt mutiert wurde. Nicht auszudenken, wieviele wütende Leserbriefe (ist das etwa das deutsche Äquivalent zu brennenden Nationalflaggen?) bei der Bild-Zeitung* eintrudeln würden..... :shock:


* mir ist bewusst, daß eine solche Karikatur niemals in der Bildzeitung erscheinen würde. Das politische Bildungsniveau, einen gewissen Adolf H. zu kennen, oder gar zu wissen, was die Ver.Di ist und womit sie sich beschäftigt, überschreitet das eines Axel-Springer-Verlagsfans bei Weitem. Die erste Reaktion auf irgendeine politische Maßnahme scheint jedoch bei einem Großteil der Bevölkerung darin zu bestehen, sich mit wütenden Leserbriefen an die zu wenden, die für den "kleinen Mann"(tm) einstehen. Und in den Köpfen vieler ist diese Position wohl von der Bild-Zeitung besetzt. Traurig, aber wahr....
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Der Uhu

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Was ist uns heilig?
« Antwort #13 am: 09 Februar 2006, 11:45:20 »

Zitat
Der Glaube an die kapitalistische Geldwirtschaft als quasi-natürliches und gesellschaftlich heilbringendes System fällt mir da als erstes ein. Wenn man das leugnet, gehört man im Westen zur Kaste der Unberührbaren.


Wird das nicht von allen möglichen Leuten zur Genüge geleugnet? Hm, ich finde die Frage, ob der Kaptalismus das Allheilmittel ist, ist durchaus umstritten.

Unumstritten ist jedoch, daß das Recht zu streiten heilig ist. Würde es verboten, sich in Presse oder auf Demos etc. zu streiten bzw. für oder gegen etwas zu streiten, dann würde das wohl heftige Reaktionen auslösen.
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toxic_garden

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Was ist uns heilig?
« Antwort #14 am: 09 Februar 2006, 11:47:18 »

Zitat von: "Der Uhu"
Unumstritten ist jedoch, daß das Recht zu streiten heilig ist. Würde es verboten, sich in Presse oder auf Demos etc. zu streiten bzw. für oder gegen etwas zu streiten, dann würde das wohl heftige Reaktionen auslösen.

hmm. Warum? Gibt es denn nicht jetzt auch schon einige Themen, bei denen ein stiller Konsens darüber herrscht, daß man über soetwas nicht streitet, sondern gefälligst einer Meinung zu sein hat?
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