Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Christliche Fundamentalisten (The Call)  (Gelesen 7819 mal)

Rick Deckard

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Christliche Fundamentalisten (The Call)
« am: 18 November 2005, 13:42:26 »

Hallo,

vor zwei Tagen blieb ich abends gegen 23 Uhr beim Zappen auf der ARD hängen, was für sich alleine genommen, ja schon beachtenswert ist. Aber dieses Ereignis ist eigentlich nicht die primäre Begebenheit, von der ich berichten möchte. Tatsächlich geht es mir um das Gesehene jener denkwürdigen, wenn auch späten Stunde.

Die Sendung handelte von christlichen, fundamentalistischen Gruppen, ihren Anhängern und ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit. Ich möchte dazu sagen, dass ich seit diesem Bericht eine unterschwellige Angst verspüre, dass die westliche Zivilisation, zumindest die christlich-evangelisch-katholische, in ein neues, dunkles Zeitalter verfallen wird. Warum? Hier mal eine Zusammenfassung.

Berichtet wurde hauptsächlich von den sog. Evangelikern, die extrem bibelgläubig sind und den Fanatikern in den USA in nichts nachstehen. Sie treten sogar genau so auf und lassen den selben "Jesus, yeah!" Scheiß ab, wie ihre Brüder und Schwestern im vernebelten Geiste auf dem nordamerikanischen Kontinent. Sie beten für Präsident Bush, dafür, dass Krankheiten den Körper verlassen und dafür, dass doch alle Menschen erkennen, wie endgeil Jesus doch ist.

Daher kommen sie in einem lockeren und legeren Outfit, verbergen dahinter jedoch erzkonservative und orthodoxe Ansichten. Ihr Ziel ist es, ihre Anhänger in alle Bereich der Gesellschaft zu pflanzen, damit diese dann ihr Umfeld "positiv" beeinflussen und zu Gott führen können. Mit anderen Worten, einen Staat, dessen Politik nicht von Religion getrennt ist.
Sie vertreten die Ansichten der Creative Design Theoretiker und glauben zudem, dass die Bibel das einzig wahre Wort ist und ihr Glaube der einzig wahre auf Erden. Erschreckend.

So absurd und lächerlich einige Szenen waren, die der vom heiligen Geist unbefleckte Zuschauer zu sehen bekam, so gefährlich kamen einem diese Menschen vor. Man muss zuerst einmal wissen, dass junge Menschen ab 12 Jahren aufwärts das Hauptziel dieser, ich nenne sie mal Sekten (denn so kommen sie einem vor) sind. Da gibt es z. B. eine Gruppe namens The Call. Wie am angelsächsischen Namen deutlich zu erkennen ist, handelt es sich um eine amerikanische Vereinigung, die aber auch in Deutschland einen Ableger hat. The Call veranstaltet "saubere" Konzerte und Massenevents, auf denen harmlose Popsinnlosigkeiten ohne gewalttätige und sexuelle Inhalte dargeboten werden. Statt "Fuck" oder "Bitch" hört man dann eben "Amen" und "Jesus" Rufe.
Zuletzt gab es eine solche Veranstaltung in Berlin, wo einige Tausend Menschen bei diesem oberflächlichen Spektakel teilnahmen. Über diese Veranstaltungen kommt The Call am einfachsten und schnellsten an seinen Nachwuchs, denn hier erleben junge Menschen Gemeinschaftsgefühl und wird ihnen scheinbar ein Lebenssinn vorgeführt, den sie für sich noch nicht gefunden haben. Die Suche der Jugendlichen nach sich selbst wird von The Call dazu missbraucht alle gleichzuschalten. Wie eine Gehirnwäsche muten z. B. die Massengebete in einem Seminar an, dass der deutsche The Call Ableger in seinen eigenen Räumen betreibt. Dort sollen junge Leute ab 12 Jahren aufwärts zu Missionaren geschult werden. Sie erleben ein Gemeinschaftsgefühl, das ihnen vorher nicht widerfahren ist, und das sie natürlich stark beeindruckt.

Bei diesen Seminaren, zu denen nicht wenige Eltern ihre Kinder von sich aus hinschicken, hat man die Wahl zum Prediger oder aber zum Heiler ausgebildet zu werden. Ein Prediger muss lernen in der Öffentlichkeit zu reden, auf Fremde zuzugehen und vor allem rethorisch angeglichen bei seinen Opf...Zuhörern anzukommen. Wenn man mit Hip Hop Jugendlichen redet, fallen Wörter, wie "Dicker", "Alter", "Dissen", usw. Redet man mit Jugendlichen anderer Subkulturen, muss natürlich deren Sprech- und Denkweise berücksichtigt werden, um bei ihnen offene Ohren zu erwirken.
Heiler werden darin ausgebildet per Handauflegen alle möglichen Krankheiten zu kurieren...alleine mit dem heiligen Geist. Als Beispiel wurde ein Teilnehmer "geheilt", dessen einer Fuß angeblich kleiner war, als der andere. Der Heiler hielt den Fuß mit beiden Händen fest und wiederholte inständig und mit verbissen geschlossenen Augen "Komm Fuß, wachse. Fuß, wachse." Offensichtlich muss es gewirkt haben, denn der Heiler berichtete später in einem kleinen Interview, dass es ja gewirkt habe. Zwar kam der Geheilte nicht zu Wort und es gab auch keinen Vorher- Nachhervergleich, aber man war gewillt dem knapp 20jährigen zu glauben, wenn man in sein von Restakne gezeichnetes Gesicht sah. Sicherlich hatte er sich selbst nicht vollends von dieser Hautunreinheit befreit, um einem querschnittsgelähmten Asthmatiker mit AIDS den Vortritt zu lassen und diesen durch den heiligen Geist zu heilen.

Ein Mädchen, ich glaube, sie war 14 Jahre alt, wurde zur Predigerin ausgebildet. Danach gab auch sie ein kurzes Interview und schwärmte von den Märtyrern, die für ihren Glauben gestorben sind. Ihre nächste Äußerung war mehr als bedenklich und weckte augenblicklich Assoziationen mit moslemischen Selbstmordattentätern. Sie wollte auf dieses Ziel hinarbeiten und würde sich gerne für ihren Glauben und Jesus und blablabla opfern ^hier jetzt mal ein paar Punkte, um diese Aussage einsinken zu lassen^......

Wir reden hier nicht von einem ungebildeten Kind, das in Armut in irgendeinem Drittweltsland aufgewachsen ist und von klein auf nichts anderes als religiösen Eifer kannte. Dieses Mädchen ist Deutsche, mit "guter" Herkunft und einem Vater, der sie auch noch unterstützt. Anstatt aber Poster von Popbands an den Wänden zu haben, findet man in ihrem Zimmer Bibelsprüche. Und anstatt eines neuen Robin Williams Songs erklingen die Gitarrensaiten ihrer Freundin, während sie Lobpreisungen auf Jesus singt. Sie sagte zudem, dass, immer wenn sie einen Moslem sieht, sie für ihn beten muss, damit er den wahren Glauben findet.

Na? Immer noch keine Angst? OK, dann lest mal weiter. Natürlich gibt es bei den Seminaren auch Tanzkurse. Was man dann dort zu sehen bekommt, sind züchtige Bewegungen, die mich unweigerlich an Riefenstahls Filmaufnahmen für die Olympischen Spiele 1933 erinnerten.
Die Kursleiterin, eine vielleicht 18 Jährige, unterstrich, dass sie freiherzige Bekleidungen, wie z. B. bauchfreie Tops, bei Mädchen und Frauen nicht dulden kann, weil damit ja Männer unfairerweise verführt werden. Und die armen Männer, für die sie sehr viel Verständnis aufbrachte, können doch ncihts dafür, wenn sie sich so ablenken lassen, denn jeder weiß ja, dass Männer eher auf optische Reize reagieren, als Frauen. Da hatte diese Hupfdole Gottes doch tatsächlich anhand dieser kleinen Äußerung gezeigt, wie geschickt dieser Verein darin ist, verstaubte Moralvorstellungen mit aktuellen Erkenntnissen der Hirnforschung zu verbinden. Genial.

Ein weiterer Kursleiter, ein Rapper namens S-Björn, der eine harte Kindheit hatte, kiffte und keinen Sinn im Leben, war in die USA gereist, um den Gründer von The Call zu treffen und die dortigen Anhänger kennenzulernen. Dieser lebt mit zig seiner jungen Gefolgschafter in einem großen Haus, in dem jeder für 50,- $ im Monat wohnen kann. Die totale Indoktrination. Zuerst wurde gebetet, wobei der Gründer (dessen Namen mir entfallen ist) stilecht und inständig mit dem Oberkörper vor- und zurückwippte, während er die Augen fest zusammenpresste und die Hände  verkrampft ineinandergefaltet hatte. Es wurde für George W. Bush gebetet. Dann war Deutschland an der Reihe. Es sollte als Führer Europas dienen, dass die Menschen zu Jesus und Gott leitet...klingt braun, war weiß gemeint hatte aber bei mir eher grünes bewirkt (meine letzte Mahlzeit auf dem Bildschirm).

Anschließend stellten sie sich vor das Kapitol in Washington, DC und klebten sich rote Tapes vor den Mund, auf denen das Wort Life stand. Sie protestierten damit gegen das Recht der Abtreibung. Mit diesen Eindrücken kehrte S-Björn zurück nach Deutschland und berichtete den jungen, aber hippen Fundamenalistenlehrlingen, was er tolles erlebt hatte und dass die Amerikaner immerhin schon auf dem Weg sind, Kirche und Staat zusammenzuführen.

Mit diesen Eindrücken und dieser Einstellung ziehen nun diese gleichgeschalteten, von Individualismus befreiten Jünger aus in ihr Leben und ihre Zukunft in der Gesellschaft. Ich hatte bisher immer Hemmungen jemanden anzumachen, der mich nach Gott, seiner Liebe zu den Menschen und meiner Meinung danach fragte, um auf diese Weise zu versuchen, mich für seine Sekte oder Glaubensrichtung zu begeistern. Das hat sich mit diesem Bericht geändert. Ich freue mich jetzt schon auf den ersten Versuch, den ein "Missionar" bei mir starten wird. Wenn ich jemals um etwas beten würde, dann das, dass die Menschen ihren Verstand einschalten, kritisch denken und logisch hinterfragen. Das alles geschieht bei The Call natürlich nicht. Unangenehme Fragen nach dem Sinn und Inhalt des ganzen aufgebauschten Erweckens des heiligen Geistes in den Jüngern (die so natürlich nicht genannt werden) würden die Seifenblase zerplatzen lassen.
Dummerweise sind so junge Menschen nur selten kritisch und leicht beeinfluss- und damit auch formbar. Und die Zahl der Teilnehmer und Anhänger wächst kontinuierlich.
Das finde ich beängstigend.
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AnnHoly

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Christliche Fundamentalisten (The Call)
« Antwort #1 am: 18 November 2005, 14:10:32 »

Wer mehr darüber erfahren möchte, gebe einmal bei Google "Jesus Junge Garde" ein, denn so nennen sich diese Damen und Herren ...

@Ricky: Nichts zu tun bei der Arbeit?  :P
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Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden. (F.N.)

In diesem Sinne: Lernt schreiben!

Rick Deckard

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Christliche Fundamentalisten (The Call)
« Antwort #2 am: 18 November 2005, 14:14:41 »

Naja, doch schon. Vieleicht ist ja der heilige Geist in mich gefahren und hat bewirkt, dass ich innerhalb von drei Minuten so viel geschrieben habe. Diese Last musste einfach runter. Ich brauchte wohl die zwei Tage, bis die Wirkung der Sendung bei mir endgültig einsetzte...ach, eigentlich wollte ich schon vor zwei Tagen darüber schreiben. Übrigens predigen die auch "No sex until marriage". Das finde ich besonders grausam.
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olli

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Christliche Fundamentalisten (The Call)
« Antwort #3 am: 18 November 2005, 14:56:17 »

"glaube" ist ein erbärmliches, naives prinzip. bedenkt mann, wie prima sich menschen leiten lassen, ist der neu aufkommende religionismus in der westlichen welt echt beunruhigend.
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Julimond

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Christliche Fundamentalisten (The Call)
« Antwort #4 am: 18 November 2005, 15:16:05 »

Ich hab das auch gesehen und war genauso entsetzt.
Als dieses Mädchen (Pfarrertochter) anfing zu erzählen, daß sie Märtyrer bewundert, ist mir echt schlecht geworden. Da mußte ich erstmal beten, damit sie den richtigen Glauben wiederfindet... ;-)

Während dieser Sendung schwankte ich arg zwischen Entsetzen, Fassungslosigkeit und lautem Lachen.
Da wurden Szenen gezeigt, die für mich so völlig absurd sind, daß ich echt lachen mußte - wobei das eigentlich gar nicht zum lachen ist.
Diese Heilerszenen, wo einer an den Hüftknochen des anderen hing und "Haleluja, Jesus, laß die Hüfte gerade wachsen, haleluja!" Mir ist völlig unverständlich, wie man 1. daran glauben kann und 2. dabei ernst bleiben kann.

Und genau diese (Gut)Gläubigkeit dieser (wirklich erschreckend vielen) Menschen macht mir Angst. Kinder, die in Ausbildungscamps zu Predigern oder Heilern gesteckt werden und mit keinem Funken die Sache kritisch betrachten. Die nehmen alles völlig blind hin.

Genauso schlimm finde ich, daß sie glauben "bessere Menschen" zu sein, glauben DEN einzig wahren Lebensweg zu gehen.
Es wurde eine Szene gezeigt, in der der Vater (Pfarrer), die zukünftige Märtyrerin und (ich glaube) die Freundin am Abendbrottisch saßen. Nur der Vater aß, weil die Mädels derzeit verzichten, um noch bessere Menschen zu werden.
Man muß auf Dinge verzichten, die einem gefallen, wichtig sind oder so, um ein besserer Mensch zu werden?!?
Widersprechen die sich da in dem Moment nicht eigentlich selber? Ich meine, wenn es mir gefällt zu fasten, dürfte ich es ja eigentlich schon nicht mehr tun, weil es dann ja keine Geißelung mehr ist, oder?
Genauso dürften sie dann ja nicht mehr beten und in ihre Kirche gehen...

Wie auch immer. Ich war ganz schön erschüttert von diesem blinden Folgen. Das hatten wir schon mal und wir wissen, daß es nicht gut ausgegangen ist.
Mir ist bei der Vorgehensweise dieser Organisation auch der Vergleich mit Scientology schnell in den Kopf gekommen.

Ich hoffe schwer, daß ich niemals in die Fänge einer solchen Sekte gelange. Damit meine ich nicht, daß die mich ködern und ich dann Flyer verteilend auf der Mö stehe. Ich habe eher Angst davor beruflich von so einem Verein abhängig zu sein. In deren Mühlen zu geraten, ohne daß ich es will und auch ohne daß ich mich dagegen wehren kann.
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Nevyn

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Christliche Fundamentalisten (The Call)
« Antwort #5 am: 18 November 2005, 15:25:49 »

@Rick Deckard : Danke für den (wie immer) toll formulierten Text.

Ich finde es auch immer wieder interessant, wie man es immer schaffen kann, so leit Anhänger für eine Sekte zu gewinnen.
Irgendwann mache ich das auch nochmal, meine eigene Sekte gründen.
Verdammt, wie kann man nur keinen Sex vor der Hochzeit wollen???
Ich würde sterben...
Und vor allem würde ich gerne mal solchen Leuten Ihre eigene scheinheilige Verdorbenheit vor Augen führen...
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kb

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Christliche Fundamentalisten (The Call)
« Antwort #6 am: 18 November 2005, 15:27:23 »

Zitat von: "olli"
"glaube" ist ein erbärmliches, naives prinzip. bedenkt mann, wie prima sich menschen leiten lassen, ist der neu aufkommende religionismus in der westlichen welt echt beunruhigend.


Aber (leider $genitiv($DEITY)) naheliegend.

Der Mensch ist nun mal leider ein Tier, das es am liebsten so einfach wie möglich hätte. Dies steht jedoch in hartem Kontrast zur heutigen erstweltlichen Realität, in der nicht nur alles (und damit gar nichts) irgendwie möglich ist, sondern in dem das vorherrschende Gesellschaftsprinzip leider der Kapitalismus in all seinen Auswucherungen ist - und der ist weit, WEIT davon entfernt, irgendetwas für irgendjemanden einfach zu machen. Im Gegenteil - die aktuelle Entwicklung fördert das Entstehen von gesellschaftlichen Meta-Strukturen, Werteketten, Sozialdarwinismus, etc.

Und als heutiger stinknormaler (read: strunzendummer) Jugendlicher ist man in dem Moment, in dem einem auffällt, dass Klingeltöne und Yvonne Catterfeld nicht alles im Leben sein können, von der schieren Masse und Komplexität und damit Verantwortung, die plötzlich auf einen einstürmt, komplett überfordert.

Kein Wunder, dass man dann bewusst oder unbewusst nach Lösungen sucht, die einen NICHT überfordern sondern einem stattdessen sogar noch Last und Leid abnehmen können. Das hatten wir vor über 60 Jahren schon mal, nur dass a) wir schon daraus gelernt haben, dass es nicht so schnell wieder passert (aber seitdem hatten wir zwei (!) komplette Generationswechsel, und das ist gefährlich) und b) deswegen "Die Juden sind schuld" nicht mehr so richtig fashionable ist.

Und da ist Extrem-Christentum doch perfekt. Es ist nicht nur voll gesellschaftlich anerkannt, sondern in Amerika machen das doch auch ganz viele so, und das ist toll. Es bietet einem einfache Lösungen, es sagt, was man tun soll, es erklärt einem alles, was man sich sonst nicht erklären  kann ("Weil Gott es so will"), es distanziert sich (vordergründig) ausdrücklich von all der Gewalt und den Kriegen und den ganzen anderen doofen Sachen, es wertet einen moralisch total supi auf, und vor allem hat es sich seit tausenden von Jahren so sehr als System etabliert und vor jeder Hinterfragung geschützt, dass da ja definitiv was dran sein muss.

Und mein Gott, wären diese sektenhaften Massen-Indoktrinationsversuche und die totale Intoleranz gegenüber jedem andern Glaubens- und Lebensmodell nicht, würd ich sogar sagen: "Lass sie doch machen, wenn sie damit glücklich sind". Aber so, da muss ich zustimmen, könnte es zu einer Gefahr werden, v.a. durch die bereits oben erwähnte gesellschaftliche Akzeptanz; und dass diese eigentlich nur die "gemäßigten" Formen des Christentums betrifft, weiss die Gesellschaft ja glücklicherweise nicht.

Insofern, ja, es stehen der Menschheit eventuell wieder dunkle Zeiten bevor (zusammen mit dem Riesenaufschwung von China kann man sich da lustige Zukunftsmodelle bauen ;), aber warum verdammt noch mal auch nicht - der Mensch hat eh bewiesen, dass er mit Freiheit nicht umzugehen weiss. All die Gründer der ganzen freiheitlichen Staatsordnungen wussten, warum sie es taten - aber sie waren vorher unfrei. "Wir" dagegen sind frei geboren, leben einigermaßen frei, und haben keinen blassen Schimmer, was wir damit anfangen sollen und sehnen uns nach einer einfacheren Welt, in die wir uns einkuscheln können. Die meisten schaffen das immerhin irgendwie mit Alkohol und Drogen.

Nur dafür "beten", dass sie alle vernünftig werden? Warum - sie wollen es definitiv nicht.
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Nevyn

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Christliche Fundamentalisten (The Call)
« Antwort #7 am: 18 November 2005, 15:35:09 »

Ich möchte Gehirnwäsche und Gratisbibeln für alle :\o/:
Außerdem bekommen die ersten 100 Anrufer einen Ablassbrief auf Lebenszeit...

Ja, Religion ist ein komplexes Thema, doch für manche ist es einfach eine Entschuldigung dafür, sich nicht selber Gedanken machen zu müssen oder sich für das eigene Handeln zu verantworten...
Der Wille Gottes...
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danutpa

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Christliche Fundamentalisten (The Call)
« Antwort #8 am: 19 November 2005, 12:08:32 »

Den Bericht habe ich auch gesehen. Am schlimmsten war jedoch die Aussage :" Wir wollen keine religiöse Politik, sondern lehen die Trennung zwischen Staat und Christentum ab."

Waren die im Taliban-Kamp und ist da was schiefgelaufen? ANGST :shock: !

Und wie schön, dass sich der ´mächtigste Mann der Welt` gerade von diesen Leuten unterstützen und beinflussen lässt. Die Intelligenz hat gesiegt!
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Julimond

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Christliche Fundamentalisten (The Call)
« Antwort #9 am: 19 November 2005, 12:18:21 »

Mir fällt auch grad noch ein, daß da irgendjemand gesagt hat, daß die Naturkatastrophen eine gerechte Strafe für die vielen Abtreibungen in diesen Städten sei...
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Mentallo

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Christliche Fundamentalisten (The Call)
« Antwort #10 am: 19 November 2005, 12:30:39 »

"Jesus befiehl, wir folgen!"

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Ich bin schon immer gerne Leitbildern hinterhergelaufen! HALLELUHJA! :\o/:

Oh, und die Olympischen Spiele waren `36, aber das ist wahrscheinlich schon zu hintergründig. :biglaugh:
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lisseth

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Christliche Fundamentalisten (The Call)
« Antwort #11 am: 19 November 2005, 12:32:41 »

Ich habe den Bericht nicht gesehen und weiß daher nicht, wie er auf mich gewirkt hätte.

Aber wenn ich hier Eure Berichte so lese, dann habe ich bestimmt keine Angst vor diesen Spinnern.
Ein paar Tausend mag sich ja viel anhören, aber man sollte doch bedenken, daß in Deutschland 80 Millionen Leute leben und tausend eine sehr kleine Zahl dagegen ist.
Es mag ja sein, daß Viele rekrutiert werden, aber die Meisten haben doch noch einen gesunden Menschenverstand und werden den Rekrutierern den Vogel zeigen.

Ich meine nicht, daß solche Dinge nicht erschreckend sind, einfach weil sie möglich sind. Aber jetzt Angst vor denen zu haben, finde ich ein bißchen albern.
Die meisten Toten gibt es in Deutschland immer noch durch Verkehrsunfälle in,  habt Ihr jetzt Angst vor Autos?
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olli

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Christliche Fundamentalisten (The Call)
« Antwort #12 am: 19 November 2005, 13:18:53 »

Zitat von: "lisseth"
Ein paar Tausend mag sich ja viel anhören, aber man sollte doch bedenken, daß in Deutschland 80 Millionen Leute leben und tausend eine sehr kleine Zahl dagegen ist.

laut einer stern-umfrage glauben 66% der bundesbürger an die evolutionstheorie, 34% an etwas anderes. das sind 34% von 80 millionen, die offensichtlich zu dumm zum kacken sind. das finde ich schon beängstigend!
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Akira

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Christliche Fundamentalisten (The Call)
« Antwort #13 am: 19 November 2005, 16:48:56 »

Ich hab echt angst

die wollen nackte haut an frauen verbieten :'(
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DyingAngel

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Christliche Fundamentalisten (The Call)
« Antwort #14 am: 19 November 2005, 17:05:41 »

gruselig *wechlauf*  :shock:

dann werd ich doch echt lieber für ne satanistin gehalten *schauder*

immer diese leute die anderen was aufzwingen wollen  :x
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~Was du getan hast wird nicht verziehen~

Now I will suffer not much longer!!

We had no time to say goodbye ...

All I wish is to dream again...

Es gibt nur noch Rache für deinen Betrug.
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Wir werden dich suchen mit Engelsgeduld.
Wir werden dich finden. Du zahlst die Schuld!

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