Was die seelische Robustheit der vorherigen Generationen aber angeht, so fürchte ich ist dort viel mehr unter den Teppich gekehrt worden und mit anderen Begriffen verklärt worden. Die Personen, die mental nicht so stabil waren, wurden in der Gesellschaft oft derart geächtet, dass sie nach außen hin sich immer weiter abgekapselt haben. Und oft waren das dann die Leute, vor denen man im Dorf gewarnt wurde, die die weiter draußen wohnen mussten und "etwas anders" waren. Teils geduldet wegen ihres handwerklichen Geschicks oder Wissen, aber halt trotzdem Außenseiter.Wie viel ich erst nach Jahrzehnten über Familienangehörige gehört hab lässt mich da nur immer wieder den Kopf schütteln.
Wenn ich so die Kriegskindergeneration von meiner Mutter sehe ,waren sie viel stabilere und bodenständigere Menschen, mit viel realistischeren und gesünderem Einstellung zum Leben. Keine ihre Schulfreundinnen hatte "geritzt" (ich musste die aufklären, was das ist und sie fragte mich dann: "Wozu machen sie das?"), keine spätere Kommilitonen von meiner Eltern (alle Baujahr 36-38, also Kriegsgeneration) wurden Rauschgiftabhängig, Magersüchtig oder Bulimisch.Von meiner wohlstandverwöhnter Generation kann ich das nicht behaupten.Ich bewundere die seelische Robustheit meiner Eltern und das ist in deren Fall keine Verdrängung, sondern echt
Spielzeug bestand aus alten Sahne-CO2-kapseln, Eisstäbchen, kleinen Plastiklupen, Haarklammern und was weiss ich - alles in einem "Agentenkoffer" (ein Plastik-Sortimentskasten zum Aufklappen), und damit wurde die Umgebung unsicher gemacht. Pfeil und Bogen waren selbstgebaut. Brettspiele waren strategisch auf die Familien verteilt - bei einem wurde Risiko gespielt, beim anderen Spiel des Lebens oder Spiel des Wissens, der nächste hatte das Börsenspiel oder Shogun usw... so traf man sich überall mal, je nachdem worauf man Bock hatte.
Ach weisst Du, ich denk ja auch oft an das "hätte ich mal"... "was wäre wenn"... "warum hab ich nicht"...
Rückblickend sag ich aber, dass alle Entscheidungen, die ich getroffen hab, mich im Endeffekt zum jetzigen Punkt im Leben geführt haben. Und ich habe weiter vor in Zukunft Entscheidungen zu treffen anstatt alles um mich herum mein Leben für mich bestimmen zu lassen.
Wir sind Stand heute sowohl was Songtexte, Filminhalte, oder unsere allgemeine Lebensumgebung angeht in einer Tristesse angekommen, die ich mir persönlich nicht erklären kann. Wenn alles was ich mache damit etwas MIR gefällt prompt von dritten danach bewertet/abgewertet wird, wie dies den Wiederverkaufswert eines Möbelstücks/eines Autos/einer Immobilie senkt - ja verdammt nochmal wo leben wir denn dann?Ich mach das doch für MICH, nicht für andere? Wenn ich immer nur beim Erwerb einer Sache daran denke was irgendwann mal später der maximale Profit ist den ich da wieder rausziehen kann - ja sorry, dann packt mich bitte gleich in die Kiste. Aber das ist wohl auch ein Spiegelbild unserer Miet-/Leasinggesellschaft. Alles auf Pump, alles auf Zeit, nichts mehr für die Ewigkeit.
Auf der einen Seite hab ich schon mit der Stirn gerunzelt, als mein Patenonkel vor ein paar Jahren verstarb und das alte Haus meiner Großeltern, in dem er wohnte, mit großem Grundstück für eine Witzsumme wegging - noch fünfstellig, mit renoviertem Dach und nicht allzu alter Heizung. Ja, innen hätte man alles renovieren/Sanieren müssen, aber hey, das hätt man im Trockenen erledigen können.
Gleichzeitig üben die Leute, die sowas machen, aber auch Verzicht. Und da ist der Knackpunkt:Viele Menschen, mit denen ich gesprochen habe, wären nicht bereit z.B. für ein eigenes Haus auf Dinge wie Urlaubsreisen, neue teure Möbel, neue Autos usw... zu verzichten. Da muss mindestens einmal für zwei Wochen im Jahr verreist werden, besser zweimal. Und das sind dann oft auch die Leute, die es eigentlich nicht wirklich dicke haben. Dort ist aber die Anspruchshaltung am höchsten, und das Jammern gegen ungerechte Belastung durch den Staat ebenso - gleichzeitig soll der Staat aber für alles aufkommen. Ja wie denn, wenn ihr da keine Kohle reinbuttern wollt, von was soll der das denn bezahlen wenn das alle so machen?
Von daher.... falls mal jemand Lust auf Technotanzen gehen hat, sagt Bescheid
Was ich nicht verstehen kann: Nach was jammern die Leute genau?Ich hör immer wieder "früher war alles besser, früher war alles billiger".
....Würden schlagartig günstige Immobilienkredite für eine breite Masse verfügbar, würden die Immobilienpreise SOFORT einen Sprung nach oben machen. Trotzdem gäbe es Möglichkeiten, die gibt es IMMER wenn man etwas wirklich will.
Wohnraum und "Sozialismus" (da kam jetzt was dazwischen): Ich wäre dafür, dass jeder Mensch mit einer deutschen Staatsbürgerschaft ab 18 Jahren eine Wohneinheit auf deutschem Boden besitzen darf. Alle anderen Wohneinheiten kommen in Wohnungsgenossenschaften (derzeit die vernünftigste Form von Mieter-/Vermietertum, wie ich finde). Das würde fast alle Probleme mit einem Schlag lösen. Keine Airbnb-Wohnungsleichen, keine ausländischen Investoren, die in unseren großen Städten Wohlstand "absaugen", keine Skandinavier, die in bester Lage eine Wohnung in Berlin besitzen, die sie 3 Wochen pro Jahr bewohnen, ...Aber das wäre ja zu radikal (und zu vernünftig) für Deutschland.
Ich selbst bin ein totales Watte-Kind. Mama Arzt, Papa Orchestermusiker (erfolgreich), wirtschaftlich gesehen hat es mir nie an was gefehlt, mein Problem waren eher Eltern, die nie Zeit und Nerven für ihre Kinder hatten, aus Karrieregründen. Aber sonst...? Scheiß auf Bananen, die braucht man nicht, um glücklich zu sein. Trabantersatzteile waren auch kein Problem, Papa hatte Käfer (alte reparaturanfällige Dinger, er hat da vermutlich mehr drunter gelegen als unter meine Mama) und DDR-Spielzeug war teilweise gar nicht so schlecht. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es wieder ein bisschen in die Richtung geht. Richtung DDR. Ein paar Gedanken für mögliche Veränderungen: - Wir können es uns nicht mehr leisten, 40-50% der Lebensmittel, die in der Kaufhalle liegen, wegzuwerfen, weil sie ablaufen, daher wird die Produktpalette ausgedünnt, es gibt mehr gefrostetes oder lange haltbares Zeug und wir kaufen den Käse, der da ist, nicht den, auf den wir gerade einen Tick mehr Bock haben, genauso wie die Wurst. Vegetarische oder vegane Ernährung wird wieder ein bisschen mehr "Oldschool". - Wir behalten das Internet und das Mobilfunknetz, aber die technische Entwicklung geht nicht mehr so rasant weiter und wir begnügen uns eher mit älteren Geräten. Langlebige Produkte wie das Fairphone bekommen Aufwind- Derzeit haben wir ein riesengroßes neues Kulturangebot, Menschen wie Gronkh oder Rezo verdienen ihren Lebensunterhalt mit Twitch und Youtube. Ich könnte mir vorstellen, dass diese wahnsinnige bunte Vielfalt an Content wieder zurück geht, weil nur noch die größten davon leben können. Die anderen werden vielleicht "Fachkräfte" oder als andere Arbeitskräfte freigesetzt. An Kultur wird in Krisenzeiten als erstes gespart, und es bleibt nur noch übrig, wer das größte Sendungsbewusstsein hat. - Das Wachstum der Automobilbranche geht krachen. Statt Elektroautos fahren wir alte, restaurierte Kisten mit Verbrennermotor und sehen aber zu, dass wir unsere Mobilität auf's nötigste einschränken (Ich bin Softwareentwickler, also eine "angesagte" Berufsgruppe, aber schon jetzt werde ich mir mit meinem aktuellen Gehalt NIE einen ordentlichen Neuwagen leisten können, der meinen Anforderungen entspricht. Das wird nur noch schlimmer werden).Also alles in allem eine ganze Menge "Luxus", den wir momentan haben aber vielleicht schon gar nicht mehr als solchen wahr nehmen, wird uns abhanden kommen. Das meine ich mit dem "deutschen Wohlstand". Aber ob es zwangsläufig ein schlechteres Leben wird?