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Ist Streaming bald am Ende?
RaoulDuke:
--- Zitat von: banquo am 08 Februar 2022, 16:12:34 ---Joe Rogan hat sich im letzten Wahlkampf für Bernie Sanders ausgesprochen und hatte Tulsi Gabbard in seiner Sendung zu Gast - die waren beide Präsidentskandidaten der Demokraten, haben aber beim innerparteilichen Machtkampf leider den Kürzeren gezogen.
--- Ende Zitat ---
Hm, nachdem sich mein Gemüt wieder beruhigt hat (vermutlich hatte eine arbeitsbedingt extrem geringe Menge Schlaf ihren Anteil an meiner Stimmung), finde ich ist das die spannendste Info des Threads.
Ein glühender, ultrarechtsradikaler Hitler-Verehrer, der scharf auf Menschen schießen will und Tausende absichtlich durch Corona-Fehlinformationen in den Tod treiben, vermutlich lachend mit Zigarre und Maschinengewehr vor der US-Flagge posierend und "white supremacy forever" schreiend, hat die Wahl von Bernie Sanders empfohlen?
Da passt etwas nicht zusammen. Vermutlich ist mein hier in der Diskussion entstandenes Bild von Joe Rogan irgendwie unrichtig. Wie gesagt, ich kenne den Typen nicht, anscheinend ist er hier aber bei allen wohlbekannt. Diese Informationslücke werde ich schließen und mir einfach mal eine Folge anhören. Er hat Quentin Tarantino in der Show gehabt. Vielleicht ist das ein guter Start.
--- edit:
Und noch ein Nachschlag:
Ich bin gerade in einem Schnarch-Meeting, nur als Zuhörer und mit Kamera aus, und das Thema lässt mich nicht los. Weniger wegen der Figur Joe Rogan, sondern weil es langsam zum Krimi wird und ich wissen möchte, wie gut ich mit meinen Prognosen lag. Denn was auch kommt, Joe Rogan wird mir vermutlich egal bleiben, aber ob meine Eingangsthesen zum Tragen kommen oder nicht, das will ich einfach wisssen. Will, nicht möchte. ;)
Ich schrieb, dass wir zwei Bonbonschachteln bekommen werden. Es ist noch nicht klar, ob Mr. Rogan von Spotify-Plattform gekickt wird, aber die Konkurrenz kommt schon: Der Youtube-Konkurrent Rumble bietet Joe Rogan das gleiche Geld wie Spotify (USD 100 Mio.!), wenn er rüberwechselt. Rumble, an der NASDAQ notiert unter unter der ISIN US12521J1034 (Kursverlauf hier, wegen eines SPAC-Deals heissen die noch CF Acquisition Corp. VI), nutzt die Chance, sich als Konkurrent zu positionieren. Natürlich wird die Plattform sofort rechtsradikal genannt, was auch sonst? Das ging schließlich allen Plattformen so, die sich gegen die Silicon Valley-basierten Titelverteidiger aufgestellt haben...
Warum Podcasts schauen, wenn die Realität so spannend ist? ;)
BaerndME:
--- Zitat von: RaoulDuke am 09 Februar 2022, 09:59:53 ---Ein glühender, ultrarechtsradikaler Hitler-Verehrer, der scharf auf Menschen schießen will und Tausende absichtlich durch Corona-Fehlinformationen in den Tod treiben, vermutlich lachend mit Zigarre und Maschinengewehr vor der US-Flagge posierend und "white supremacy forever" schreiend, hat die Wahl von Bernie Sanders empfohlen?
--- Ende Zitat ---
Ich bitte um Entschuldigung für die lange Wartezeit, was meine Antwort betrifft (ich sehe mich hier in gewissem Maße adressiert). Situationen passieren. Sie kennen das.
Weiter oben habe ich schon versucht, herauszustellen, dass Coronaleugner und Rechte schon 2 verschiedene Dinge sind, auch, wenn sie gerne Hand in Hand marschieren dieser Tage. Aber den Kontext habe ich nicht klar gemacht, deswegen wirfst du es noch zusammen.
Nein, ich möchte nicht sagen, dass Joe Rogan ein Rechter oder Rechtsradikaler ist.
Es ging mir um etwas Anderes.
Die neue Rechte ist der gesellschaftliche Gegenspieler der "Political Correctness".
Du hast eine Analyse zu Gewinnern und Verlierern der Spotify-Affäre aufgeschrieben, die ich sehr treffend fand, bis zu einem gewissen Punkt.
--- Zitat von: RaoulDuke am 08 Februar 2022, 12:29:08 ---Gewinner auf ganz, ganz lange Sicht: Politische Korrektheit. Empörungsmobs sind eine mächtige Waffe für den, der sie zu instrumentalisieren weiß. Ich bin gespannt, was oder wer als nächstes zerrissen wird. Man hat sich vor kurzem an Quentin Tarantino versucht, ist aber bisher abgeprallt. Es bleibt spannend.
Verlierer auf ganz, ganz lange Sicht: Wir alle.
--- Ende Zitat ---
Natürlich garantiert niemand, dass die Empörungsmobs der politischen Korrektheit immer fair sind, und niemand schließt eine Instrumentalisierung aus, nein, wie denn auch? Aber meistens haben diese Mobs einen lobenswerten Grund oder Anlass, sich zu bilden, und sind das Ergebnis einer gesellschaftlichen Dynamik.
Es gibt eine ganz einfache Möglichkeit, ihnen zu entgehen: Sei einfach nicht scheiße.
Bist du es doch, und der Mob kommt dich heimsuchen, dann bist du sehr, sehr oft in einen Fettnapf getreten, der der neuen Rechten irgendwie in die Hände spielt. Du hast dich sexistisch, rassistisch oder irgendwie anders verachtend, verletzend oder gesellschaftsschädigend geäußert.
Was ich sagen möchte: In einer Welt, in der nicht nur jeder seine Meinung frei sagen darf, sondern auch die Möglichkeit hat, diese mit einem Minimum an Aufwand Millionen von Menschen mitzuteilen, brauchen wir ein Korrektiv, das von der Masse getragen wird. Und auch, wenn diese Mobs nicht wirklich "schön" sind (Ich hab bei diesem Hass immer einen dicken Kloß im Hals): Sie sind manchmal der letzte Gegenspieler, nicht nur zu Coronaleugnern, der coronaleugnenden neuen Rechten, sondern auch der neuen Rechten, die an der Grenze auf Menschen schießen lassen will, sich aber in ein bürgerliches Gewand zu kleiden sucht.
Das ist der Grund für meine pseudo-Godwinisierung hier im Thread (pseudo, weil ich nicht vergleichen, sondern nur referenzieren will).
_________________________
Was deine persönlichen politischen Standpunkte betrifft: Zum Einen ist es so, dass du in einer Art und Weise diskutierst, die mir persönlich Spaß (und den einen oder anderen Aufschluß und "Klick") bringt und dass ich lieber mit jemandem aus einem "anderen politischen Lager" diskutiere als mit so manchem Linken, der meint, ich sei zu links oder nicht links genug oder whatever, also alles cool, zum Anderen ist es so, dass ich dich nicht in der rechten Ecke einsortieren würde, sondern in der liberalen, eventuell sogar liberal-radikalen.
Wir haben hier ein Kategorisierungsproblem. Rechts und Links kann zum Einen bedeuten, dass man entweder Juden vergasen und Syrer erschießen möchte oder dass man ein Mensch ist, der das mit allen Mitteln verhindern und durchsetzen möchte, dass alle Menschen als gleichwertig angesehen werden. Zum Anderen gibt es aber noch die politisch konservative (rechts), die sozalistisch-kommunistische (linke) und die freiheitliche und neoliberale Ecke, die eigentlich ein Dreieck bilden und mit der ersten Dimension gar nicht viel zu tun haben.
In erster Kategorie sehe ich dich gar nicht positioniert, da du dich dazu in der Regel nicht äußerst, in zweiterer auf der liberalen Ecke.
Damit kannst du leben, oder?
Eisbär:
--- Zitat von: BaerndME am 16 Februar 2022, 16:54:21 ---Wir haben hier ein Kategorisierungsproblem. Rechts und Links kann zum Einen bedeuten, dass man entweder Juden vergasen und Syrer erschießen möchte oder dass man ein Mensch ist, der das mit allen Mitteln verhindern und durchsetzen möchte, dass alle Menschen als gleichwertig angesehen werden. Zum Anderen gibt es aber noch die politisch konservative (rechts), die sozalistisch-kommunistische (linke) und die freiheitliche und neoliberale Ecke, die eigentlich ein Dreieck bilden und mit der ersten Dimension gar nicht viel zu tun haben.
--- Ende Zitat ---
Ich sehe da gar nicht so sehr ein Dreieck, mehr einen Punkt in einem Koordinatensystem.
Es gibt doch dieses schöne Koordinatensystem, in dem auf der einen Achse von politisch ganz links bis ganz rechts eingeordnet wird und auf der anderen Achse wird von progressiv bis reaktionär eingeordnet.
Jack_N:
Ich glaub die meisten Charaktere hier sind zu vielschichtig, als dass man sie in irgendwelche "Schubladen" einordnen könnte. Was ja auch gut so ist, aber natürlich für einfach denkende Außenstehende ein Problem darstellt. "Der findet Hitler und Verfolgung andersdenkender scheisse, aber er hält was auf Ordnung, findet die Ideen wie Urlaub für alle und Kindergeld aus der Nazi-Zeit gut, und mag den Schnitt der (nicht-von-Hugo-Boss-stammenden!!!) Ledermäntel von damals - ist das jetzt ein Nazi?" Oder "Der sagt er wäre links, aber will eine zwangsweise Umverteilung von Gütern von Reich nach Arm und eine Gleichmachung unter Zwang und kontrolliert vom Staat - das ist doch nicht links sondern autokratisch? Links wäre doch freiheitsliebend, ohne Restriktionen?"
Wo man halt ein wenig Acht drauf geben kann ist, mit welchen Personen man assoziiert wird, und welche Meinungen dieser Personen man (unreflektiert) widerspiegelt. Wenn man da mit etwas z.B. nur zum Teil übereinstimmt, dann sollte man das auch kennzeichnen, um Missverständnisse zu vermeiden. So a la "bis zu dem Punkt gehe ich mit der Argumentation mit, danach bin ich anderer Meinung".
Tut man das halt nicht, und lässt Aussagen unkommentiert im Raum stehen, dann wird das oft nicht so aufgefasst als ob man die eben nur unkommentiert lässt, sondern so, als ob man sich diese Aussagen zu eigen macht und sie unterstützt.
Daher find ich es auch gut, dass es hier eine Kultur des "Agree to disagree" gibt, das man halt auch mit unterschiedlichen Meinungen auseinandergehen kann ohne sich immer die Köpfe einzuhauen (nur manchmal, und auch nur ein bisschen :D ).
BaerndME:
--- Zitat von: Jack_N am 17 Februar 2022, 10:31:48 ---Ich glaub die meisten Charaktere hier sind zu vielschichtig, als dass man sie in irgendwelche "Schubladen" einordnen könnte.
...
--- Ende Zitat ---
Genau genommen ist das immer so. Siehe die von mir beschriebene Auseinandersetzung mit gewissen anderen Linken bzw. der Linken untereinander. Dass du 2 Menschen hast, die politisch so sehr auf einer Wellenlänge sind, dass sie quasi jedes Argument des anderen unterschreiben könnten, halte ich für eine absolute Seltenheit.
Dennoch sind Schubladen gut und menschlich. Wir sind so. Wenn der Tiger kommt, dann geht es rauf auf den Baum, und es wird nicht erst gefragt, ob der Tiger vielleicht satt ist, kein Menschenfleisch mag, Angst vor Menschen hat, Pazifist ist oder was weiß ich. Er kommt in die Schublade "gefährlich". Fertig aus. So denken und handeln wir und das hat auch einen Sinn.
Weniger urmenschlich gesehen denke ich, es ist nicht immer möglich, sich mit jedem Individuum en detail auseinanderzusetzen, dafür reicht die menschliche Kapazität nicht aus. Und: Wenn ich ein generelles Interesse bei einem anderen Menschen an meiner Person wecken oder einen Ausschluss erzielen möchte, ist es oft einfach auch gut, ein paar Schubladen anzuführen. Und wenn ich beispielsweise sage, dass ich eine "alte Zecke", gothic-kompatibler Metaller, Computernerd, Hobbymusiker und Motorradfahrer bin, dann sagt das keine Details über mich aus, aber mein Gegenüber kann mich erstmal ein- bzw. aussortieren.
Deshalb finde ich Schubladen gut. Nicht für den finalen, aber für den initialen Umgang miteinander.
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