Ich habe - bis auf ein einziges - noch nie ein Auto für mehr als 5000€ gekauft.
Ich glaube, was Ronin damit ausdrücken wollte war etwa "NEEERD!"Und da hat er ja auch voll Recht mit. :-D
Joah, ihr müsst ja mächtig viel Zeit haben, in einen Forum das nur eine Handvoll Leute lesen solche Abhandlungen zu schreiben. Ich fahr lieber ne Runde mit dem Rad. Das kostet noch nicht mal was.
Wobei man sagen muss dass bereits vor der Pandemie die Gebrauchtfahrzeugpreise angestiegen sind. Vielleicht auch nur für die Modelle, die mich interessieren - aber die "alten Gurken" für nen Tausi die einfach noch fahren gibts kaum noch.Beim MX5 ists klar, die NA und NB die schlecht waren sind weggerostet - oder wurden mit viel Arbeits- oder Geldaufwand gerettet, was die Leute bezahlt haben wollen. Startpreis für brauchbare Exemplare sind jetzt eher 3000€ (brauchbar, nicht hübsch). Der Volvo 480 ist inzwischen superrar, die Ersatzteile sind allesamt nicht mehr verfügbar oder im Preis gestiegen. Was man noch bekommt sind abgebrochene Restaurationen oder Schlachtwagen - oder eben Wagen ab 4000-5000€ aufwärts, die dann aber immernoch Arbeit (oft kosmetisch) brauchen. Preisbeispiel für Teile: Die Schiebeknöpfe für die Lüftung kosteten vor 15 Jahren noch 70 cent/Stück beim Händler. Jetzt 14 Euro/Stück. Au.Beim Volvo 850 T5 ists genauso, die T5-R und 850R sind selten geworden, dementsprechend suchen sich viele einen "normalen" T5 der quasi dieselbe Leistung bringt, bzw. mit Tuning exakt dieselbe. Zudem waren die R-Modelle mit Neupreisen von 85.000DM auch nicht gerade günstig, die Zeiten wo man solche gebraucht für 3000€ bekam sind dementsprechend weg. Dafür bekommt man jetzt mit Glück einen T5, in den man an Ersatzteilen gleich mal dasselbe reinbuttern kann.Mein zweites richtiges Auto, ein Fiesta XR2i 16V mit 130PS, ist heute "unobtainium". Knappe 3000 wurden nur gebaut mit dem Motor, heute noch einen unverbastelten zu bekommen ist unmöglich.Das ich mal Offerten für nen Mercedes 600 SL R129 für 7000€, und einen BMW 850 für 6000€ hatte... ich könnte mir heute in den Arsch beißen, dass ich die nicht gekauft und weggestellt hab.
Aber die Zeit geht eben weiter. Leider sind die Fahrzeuge, die später auf den Markt kamen, nicht unbedingt das, was meinen Geschmack trifft. Und viele werden einfach nicht günstiger, den Nissan GT-R R35 gibts z.B. seit gefühlten Ewigkeiten, und er wurde über die Jahre immer weiter verfeinert. Aber selbst die frühen Exemplare mit weniger Leistung und veraltetem Innenraum gehen immernoch für sehr viel Geld weg, wesentlich wertstatbiler als westliche Sportwagen.Man sieht es auch an der Explosion der Gebrauchtpreise für andere Exoten, und ich frage mich allen Ernstes: Wer kann sich sowas leisten?
Und dazu die Frage: Orientieren sich jetzt alle Hersteller an diesen Preisen?Dazu hab ich mir mal die Preise für einen VW Golf im Verhältnis zum Jahresverdienst im Durchschnitt in Deutschland angeguckt. Und ich muss sagen: über alle Generationen ist das Basismodell (also Nullausstatter mit kleinstem Motor) im Verhältnis zum Gehaltsdurchschnitt in D nicht teurer geworden. Sieht also erstmal gut aus.Aber, jetzt kommen die Knackpunkte: Die Lebenshaltungskosten sind seit Ende der 70er deutlich gestiegen, gleichzeitig hat sich aber der Gehaltsdurchschnitt immer weiter von der breiten Masse weg verschoben, da die Spitzengehälter überproportional angezogen haben (vor allem ab Ende der 90er).
Mal gucken wie das in Zukunft aussehen wird.
Da die Innenstädte für Leute mit hohem Einkommen grundsätzlich zunehmend unattraktiver werden - die Infrastruktur wird weniger relevant, Einkaufen kann man halt auch online und Job mit hohem Qualifikationsniveau lassen sich überproportional leicht auf home office umstellen - wird der Anteil der Menschen mit unterdurchschnittlichem EInkommen in den Städten steigen. Weder sollen noch können die Leute in Städten sich dann Autos leisten. Wer es sich leisten kann, zieht weg aus der Stadt, arbeitet remote, kann weiter Auto fahren und lädt eben zu Hause.
Derzeit ist zu beobachten, dass es gerade die jungen Familien der (gehobenen) Mittelschicht sind, die in zentrumsnahen Neubauvierteln wie z.B. der "Neuen Mitte Alton" wohnen wollen - und das, obwohl dort der Stellplatzschlüssel so niedrig angesetzt wurde, dass auf eine Wohnung nur 0,4 PKW-Stellplätze kommen. Ein Großteil der Haushalte kann also schon aus logistischen Gründen gar kein eigenes Auto haben. Und das wird wohl akzeptiert, denn die Mieten betragen dort zwischen 15 und 18 Euro kalt, Kaufpreise pro QM Wohnfläche lagen 2020 dort bei € 5.300.
Bei entsprechender infrastruktureller Anpassung der innenstadtnahen Wohnquartiere werden auch andere Teile der Stadt nicht an Attraktivität für die Mittelschichten verlieren, wenn die Mobilitätswende mit Suffizienzzumutungen daher kommt. Die "autogerechte Stadt" ist halt über Dekaden gefördert und gebaut worden. Der nötige Stadtumbau ist natürlich eine Herausforderung, die nicht von heute auf morgen gelingt, sondern viele einzelne Bausteine braucht: Rückbau mehrspuriger Straßen und Ausweisung von protected Bike Lanes, Bau von Radschnellwegen, flächendeckendes Anwohnerparken, Ausbau des ÖPNV, Kostensenkung des ÖPNV (Quersubventionierung durch City Maut), Rückbau von Parkplätzen, Parkraumbewirtschaftung, Dezentralisierung relevanter Versorgungsinfrastruktur (mehr Quartiersläden anstelle von Verbrauchermärkten auf der "Grünen Wiese") etc.Ich denke, die Städter werden sich dieser Entwicklung anpassen und bleiben. Nicht zuletzt, da ja die Aufenthaltsqualität in den zentral gelegenen Quartieren eher steigen als sinken wird. Ich glaube nicht, dass die Reurbanisierung am Ende ist, nur weil der Mobilitätswandel stadtpolitisch angegangen wird.