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RaoulDuke:

--- Zitat von: käx am 17 Mai 2021, 10:21:19 ---[...] wie das langfristig
aussieht weiß ich nicht, zumal der "Betroffene" nicht sehr ordentlich ist und um den Wagen
herum alles zumüllt. Aber auch dort helfen Leute ihm und entsorgen mit ihm gemeinsam regelmäßig
den ganzen Messieplunder.

--- Ende Zitat ---

Das sind aber tolle Leute. Ungewöhnlich, und in dieser kalten Welt eigentlich nicht zu erwarten.

käx:

--- Zitat von: RaoulDuke am 17 Mai 2021, 10:45:12 --- Das ist ungefährlich, fühlte sich aber teils schäbig und herablassend an.

--- Ende Zitat ---

Ich finde das hängt davon ab, wie man das gestaltet.
Ich war vor einiger Zeit mal frühmorgens in der Innenstadt. Da lag bei dem Donutladen
zwischen Spitalerstrasse und Mönckebergstr. ein Obdachloser frierend in seinem Schlafsack.
Er hatte grad ein Auge geöffnet und ich ging auf ihn zu und meinte "Zimmerservice! was darf es sein ? Kaffee mit oder ohne Milch/Zucker und vllt einen Schokodonut oder lieber einer mit Perlen?"
Der dachte erst ich will ihn verarschen, aber so sicher war er dann doch nicht und gab seine Bestellung auf. Bin dann die paar Meter weiter zum Donutstand und hab 2 Donuts und einen Kaffee gekauft.
Danach habe ich mich noch eine halbe Stunde mit ihm unterhalten, das war eine total nette Situation. Er war total angetan, dass er nicht nur normal sondern extra zuvorkommend behandelt wurde, das hatte er wohl sehr lange nicht erlebt.
An diesem Tag waren 2 Menschen ziemlich glücklich.  :)

Was ich sagen will: Alles was von Herzen kommt, kann eigentlich nicht schäbig oder herablassend sein oder wirken.

RaoulDuke:
:D

BaerndME:

--- Zitat von: RaoulDuke am 17 Mai 2021, 10:45:12 ---...
Andererseits: Es gibt in Deutschland eine sehr große Zahl von Hilfsangeboten, man kann Wohnungen und Essen vom Staat bekommen, ein Heer von Sozialarbeitern ist aktiv. War das nicht also freiwillig?
...

--- Ende Zitat ---

Das ist schwierig.
Zugegeben: Ich weiß darüber nicht viel. Wie oben schon angedeutet: Ich gebe und spende da auch nichts, weil ich auch denke, dass in Deutschland eigentlich keiner sterben muss an Armut, auch, wenn Armut auch hier immer scheiße ist und ich nach wie vor selbst richtig Angst davor habe. Ich gebe dann lieber was für Menschen in Ländern, wo man an Armut auch einfach verdursten kann.

Wovor ich noch mehr Angst habe, als vor der Armut an sich, ist das Sozialamt und die Hartz-4-Mühle. Die macht psychisch krank, setzt dich unter Druck und ist das genaue Gegenteil von irgendetwas wie Freiheit. Du musst ALLES offenlegen, wenn du diese Hilfe möchtest, nachweisen, dass du dich um Dinge kümmerst, ins Arbeitsleben willst u.s.w..
Es klingt jetzt komisch, aber: Nicht jeder Mensch kann das. Für manche ist es schlicht unmöglich (psychisch).
Ich weiß da nicht so richtig Bescheid, wie das bei Obdachlosen so ist... Aber Raoul, so als Idee. Wenn du mal wieder einem einen Kaffee spendierst und Lust hast, dich mit ihm zu unterhalten, frag ihn doch mal so nach dam Motto "Hey, ich möchte gerne verstehen, was Gründe sein können, dass das soziale Netz in Deutschland nicht greift und dazu führt, dass einzelne Personen auf der Straße landen. Magst du mir erzählen, wie das bei dir so ist?". Da kommen bestimmt interessante Dinge zutage.

RaoulDuke:

--- Zitat von: BaerndME am 17 Mai 2021, 14:15:45 ---Wovor ich noch mehr Angst habe, als vor der Armut an sich, ist das Sozialamt und die Hartz-4-Mühle. Die macht psychisch krank, setzt dich unter Druck und ist das genaue Gegenteil von irgendetwas wie Freiheit. Du musst ALLES offenlegen, wenn du diese Hilfe möchtest, nachweisen, dass du dich um Dinge kümmerst, ins Arbeitsleben willst u.s.w..
--- Ende Zitat ---

Ich finde, das ist ein komplett unwürdiges System, das Menschen nicht nur degradiert, sondern auch zu Untertanen erzieht. Hier zeigt sich, dass der Staat eigentlich die falsche Instanz ist, um Vorsorge zu betreiben: Eine Absicherung im Falle von Arbeitslosigkeit, Privatinsolvenz oder anderen potentiellen Auslösern von Not sollte privatwirtschaftlich organisiert sein. Dann wäre man Kunde und nicht ein rechtloser Befehlsempfänger. Es gäbe Konkurrenzunternehmen und man könnte verschiedene Service-Level wählen...

Was ich in dem Zusammenhang seltsam finde: Die Angst der Menschen vor Hartz IV ist sehr sehr unterschiedlich stark ausgeprägt und nicht nur von den materiellen Verhältnissen abhängig. Ich kenne einen Ingenieur, der mir sagte, dass es für ihn bei der Wahl einer Wohnung wichtig sei, dass diese "im Notfall auch vom Amt bezahlt" werden würde, obwohl das Risiko für ihn sehr gering war. Andere interessiert das Null, auch bei niedrigem Einkommen und kostenintensivem Lebenswandel. Woher kommt nur diese unterschiedliche Einstellung dazu?

Meine Furcht vor Hartz IV ist auch recht gering. Ich selbst male mir dann aus, dass bei einer wirtschaftlichen Notsituation vielleicht Schlangen vor den Sozialämtern entstehen würden, von Menschen, die auf die Bearbeitung irgendwelcher unsinnigen, kafkaesken Anträge warten würden. In meiner Vorstellung würde ich dann da mit einem Bauchladen rumtingeln und Würstchen verkaufen, vielleicht auch Kaffee, in der zweiten Ausbaustufe vielleicht sogar Bier. Das könnte man mit mehr Leuten sicher besser organisieren und über Städtegrenzen hinweg dann als Franchise-Unternehmen aufziehen. Mit den steigenden Abnahmemengen an Würtschen und Bauchläden würden die Einkaufspreise sinken und die Margen steigen. Irgendwann, wenn die Sozialamts-Würstchen dann im ganzen Land eine bekannte Marke sind, wäre vielleicht an einen Börsengang zu denken... OK, kleiner Scherz. ;)

Mal scherzfrei: Gegen solche Strukturen, wie sie das Hartz IV-System schafft, sollte man sich wehren. Da könnte es doch eigentlich mal eine Allianz zwischen finsteren Kapitalisten und ununterbrochen die Internationale-singenden Superlinken geben, auch wenn der Börsengang der Sozialamts-Würstchen dann leider ausfällt.


--- Zitat von: BaerndME am 17 Mai 2021, 14:15:45 ---Es klingt jetzt komisch, aber: Nicht jeder Mensch kann das. Für manche ist es schlicht unmöglich (psychisch).
--- Ende Zitat ---

Ich weiss nicht, woran es liegt, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich mich und die Meinen schon über Wasser halten kann, zumindest solange Eigeninitiative noch eine Rolle spielt. Wenn wir in einer sozialistischen Mangelwirtschaft leben, ist das natürlich vorbei - aber dann braucht auch keiner Hartz IV mehr, weil sowieso alle extrem arm sind.


--- Zitat von: BaerndME am 17 Mai 2021, 14:15:45 ---Ich weiß da nicht so richtig Bescheid, wie das bei Obdachlosen so ist... Aber Raoul, so als Idee. Wenn du mal wieder einem einen Kaffee spendierst und Lust hast, dich mit ihm zu unterhalten, frag ihn doch mal so nach dam Motto "Hey, ich möchte gerne verstehen, was Gründe sein können, dass das soziale Netz in Deutschland nicht greift und dazu führt, dass einzelne Personen auf der Straße landen. Magst du mir erzählen, wie das bei dir so ist?". Da kommen bestimmt interessante Dinge zutage.

--- Ende Zitat ---

Ich weiss ja nicht... Ist das die Message, die ich geben will? Dass es einen Grund gibt, dass es nicht funktioniert hat mit der Sicherung, dass ist ja offensichtlich. Mir ist es da gar nicht so wichtig, welcher das genau war. Denn wenn ich es wüsste, was könnte ich ändern?

Lieber würde ich vorschlagen, etwas analoges zu den Sozialamts-Würstchen zu machen. Losgehen, bei Firmen klingeln, ob Botendienste zu erledigen sind. Ob ein bestimmtes Gebäude vielleicht nachts im Blick behalten werden sollte. Ob ein Vorgarten-Rasen gemäht werden soll. Ob jemand Hilfe beim Einkaufen braucht. Ob ob ob... Denn der Heiland kommt ja nicht, die Situation zu retten, und der Staat sowieso nicht, denn der will einen nur zum Sklaven machen - siehe Hartz IV...

Aber damit fängt man nicht eines Dienstags in der Mittagspause an. Ich will ja nicht belehren. Ich will nicht fordern. Ich will achten, und vielleicht kann ich ja eine Idee pflanzen. Das ist aber ein nettes Extra, es geht auch ohne.

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