Für spannende, kontroverse Diskussionen ist FB nur begrenzt geeignet. Das liegt an der Struktur von "Freundeslisten" sowie der "Timeline":*Entweder* man eröffnet eine Diskussion in der eigenen Timeline. Dann diskutiert man mit der eigenen Filterbubble, wo oft wenig befruchtender Disput zu erwarten ist. Diejenigen, die sich da zu Wort melden, sind ja von einem selbst als "Freunde" ausgewählt worden. Aufgrund von Homophilie haben die halt i.d.R. recht ähnliche Werte, inhalteliche Positionen und Backgrounds. Klar, das trifft nicht auf alle "Facebook-Freunde" zu, aber wenn zu einem in der eigenen Timeline diskutierten Thema erstmal drei, vier Leute mit ähnlichen Positionen gute Beiträge geliefert haben, wird es für einen Einzelnen mit abweichender Meinung ja tendenziell schwerer bzw. unangenehmer, dagegenzuhalten. Folge: advanced Bubble-Bildung. Wer eine abweichende Sicht auf die Dinge hat, schweigt eher. Und kappt ggf. irgendwann, wenn es zu nervig wird, die Freundschaft. In Folge dessen sind dann irgendwann - um das mit einem Beispiel zu unterlegen ?? - in der eigenen FB-Freundesliste dann z.B. die Veganer derart überrepräsentiert, dass eine angestoßene Diskussion um das Thema Fleischkonsum ins Leere laufen dürfte: die wenigen noch in der Freundesliste verbliebenen Fleischesser werden sich zu diesem Thema dann nicht mehr zu Wort melden, weil sie in der klaren Minderheit sind (und zudem auch von einem ethisch schwierigeren Ausgangspunkt her argumentieren müssten). Folge: Schweigen im Facebook-Walde.*Oder* - wenn man den Bubble-Effekt vermeiden will - man diskutiert in öffentlichen Bereichen, z.B. in Kommentarspalten von öffentlichen Medienangeboten. Jeder, der das schon mal ausprobiert hat, wird die Erfahrung gemacht haben, dass das frustrierend, nervig und müßig ist. Man setzt sich dem Kreuzfeuer von AfD-Trollen, Bots und ad-hominem-Schwachmaten aus und bekommt für seine Mühen, ein Argument zu führen genau GARNICHTS. Außer natürlich einen Kübel Mist in die eigene Timeline. Da die eigenen Facebook-Freunde aber die öffentlichen Kommentare, die man selbst abgegeben hat (sowie die Antworten der Trolle, Bots und Ad-Hominem-Schwachmaten) leider auch ausgespielt bekommen, ist man tendenziell gefordert, dann wieder auf Postings von Idioten zu reagieren. Das ist lästig und frustrierend.Hier liegt m.E. auch der zentrale Unterschied zu Foren. Neben schon genannten Usability-Faktoren, wie dem Umstand, dass durch das Timeline-Konzept ein eine Woche alter Diskussionsstrang quasi nicht mehr aufzufinden ist, ist der wichtigste Unterschied zu Diskussionsforen das Verhälntnis von Öffentlichkeit (jeder kann rumtrollen) zu Privatheit (nur diejenigen aus der eigenen Freundesliste, die einem selbst ähnlich sind, reagieren - meist irgendwie zustimmend). In Foren kann ich mit Leuten diskutieren, ohne mit denen "befreundet" sein zu müssen. Das wirkt dem Bubble-Effekt, der social media langweilig macht, zumindest entgegen.Das "Schwarze Hamburg" Forum gibt es übrigens immer noch. Klar, auch dort gibt es ein paar Trolls, aber "Nightnurse" hält den angestaubten Laden einigermaßen clean. Vielleicht wäre es Zeit für eine Renaissance der Forenkultur. Empfehlen würde ich aber in jedem Fall - krass ausgedrückt - das Vermeiden von "Inzest-Foren" (d.h. nur Freunde ins Diskussionsforum nehmen bedeutet auch, immer nur im eigenen Saft zu schwimmen; das "Schwarze Humbug"(1) war daher auch nie wirklich voll mein Ding, auch wenn ich da angemeldet war. Es war eine Bubble mit Ansage).tl;rd - FB eignet sich nicht (mehr?) für interessante Diskussionen, sondern nur für Belanglosigkeiten und einem eher oberflächlichen "stay in contact" wie Fotos von Ausflügen, Teilen von lustigen Memes und süßen Tierbildern.
Zitat Klar, auch dort gibt es ein paar Trolls, aber "Nightnurse" hält den angestaubten Laden einigermaßen clean.
Klar, auch dort gibt es ein paar Trolls, aber "Nightnurse" hält den angestaubten Laden einigermaßen clean.
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