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Autor Thema: Nieder mit den Gewerkschaften?!  (Gelesen 9453 mal)

CommanderChaos

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Nieder mit den Gewerkschaften?!
« am: 03 November 2014, 13:40:34 »

Die GDL bekommt seit Wochen, fast Monaten mächtig Feuer. Warum? Und wie kann es sein, dass die Bevölkerung sich tatsächlich von der Propaganda verführen lässt, Gewerkschaften seien der Gesellschaft zum Schaden? Wo soll das enden?!

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Black Ronin

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Antw:Nieder mit den Gewerkschaften?!
« Antwort #1 am: 03 November 2014, 15:15:31 »

Was hat ein Lokführer eigentlich für einen durchschnittlichen Stundenlohn ( ohne Zuschläge)
Bei welcher Wochenarbeitszeit?
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CommanderChaos

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Antw:Nieder mit den Gewerkschaften?!
« Antwort #2 am: 04 November 2014, 08:26:59 »

Was hat ein Lokführer eigentlich für einen durchschnittlichen Stundenlohn ( ohne Zuschläge)
Bei welcher Wochenarbeitszeit?
Ohne Zuschläge? 8-9€ bei 40-45h. Mit Zuschlägen so 10-11. Im Vertrag stehen übrigens nur 39 Stunden, das passiert aber nie.
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Black Ronin

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Antw:Nieder mit den Gewerkschaften?!
« Antwort #3 am: 04 November 2014, 09:55:13 »

Was hat ein Lokführer eigentlich für einen durchschnittlichen Stundenlohn ( ohne Zuschläge)
Bei welcher Wochenarbeitszeit?
Ohne Zuschläge? 8-9€ bei 40-45h. Mit Zuschlägen so 10-11. Im Vertrag stehen übrigens nur 39 Stunden, das passiert aber nie.
Ja siehste! Das ist der Presse nämlich nicht zu entnehmen. Zumindest habe ich da nichts gefunden.
Kann mir auch denken warum.
Da hätten die Leute ja Verständniss.  Für die Lokführer mein ich.
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CommanderChaos

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Antw:Nieder mit den Gewerkschaften?!
« Antwort #4 am: 04 November 2014, 10:48:44 »

Also, das war jetzt netto.
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nightnurse

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Antw:Nieder mit den Gewerkschaften?!
« Antwort #5 am: 04 November 2014, 12:15:42 »

Also, das war jetzt netto.

Ein Glück :-X
Find ich erschütternd. Ich verdiene mehr und finde mich für die Verantwortung, die mein Beruf mit sich bringt, grade so lala bezahlt. Und so´n Lokführer hat mehr Menschen auf einmal in der Hand als ne Krankenschwester, der darf schon gerne was verdienen. Und das Arbeitszeitgesetz einhalten dürfen ::)

Mir ist auch aufgefallen, daß die Geduld der Presse mit der GdL grade zuende zu sein scheint, habe das aber jetzt nicht als auf "die Gewerkschaften" generalisiert empfunden.
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CommanderChaos

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Antw:Nieder mit den Gewerkschaften?!
« Antwort #6 am: 04 November 2014, 13:50:38 »

Mir ist auch aufgefallen, daß die Geduld der Presse mit der GdL grade zuende zu sein scheint, habe das aber jetzt nicht als auf "die Gewerkschaften" generalisiert empfunden.

Noch nicht. Aber die Forderung, das Streikrecht einzuschränken und die Tarifpluralität abzuschaffen ist bereits laut geworden. Offiziell um die GDL daran zu hindern, das Land lahmzulegen, tatsächlich zielt es aber auf ALLE Gewerkschaften. Ob absichtlich oder als akzeptierter Kollateralschaden müssen wohl Verschwörungsexperten entscheiden. In jedem Fall widerspricht es dem Grundgesetz. Wenn tatsächlich der Bundestag über etwas Derartiges abstimmen sollte, würde ich von allen ehrlichen Gewerkschaftsfunktionären ein Bündnis zum (gesetzeswidrigen, aber meiner Meinung nach in solchen Fällen trotzdem gerechtfertigten) Generalstreik erwarten. Gut, dass es den DGB gibt, wir müssen also keine Angst haben, dass das passiert. ;D
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Antw:Nieder mit den Gewerkschaften?!
« Antwort #7 am: 04 November 2014, 20:49:01 »

Auch als Betroffener habe ich vollstes Verständniss für die Streiks der GDL. Letztendlich muss die Bahn jetzt ausbaden, was ein Herr Mehdorn mit seinem Versuch der Privatisierung kaputt gespart hat. Die meisten anderen Gewerkschaften haben heute doch gar nicht mehr "die Eier" mal richtig zu streiken und damit spreche ich hauptsächlich auf die größten Gewerkschaften (ver.di in meinem Fall) an. Ich frage mich ernsthaft auch, ob eine zu große Gewerkschaft überhaupt noch das Recht für sich beanspruchen für eine bestimmte Zielgruppe zu sprechen. (auch auf ver.di bezogen, denn letztendlich sind Dienstleistungen im Prinzip der gesamt tertiäre Sektor und die darin gelebten Arbeitsbedingungen unterscheiden sich bisweilen mindestens genauso stark wie die Aufgaben.) *durchatme*

Die Forderung, das Streikrecht und die Tarifpluralität abzuschaffen, kommt eigentlich jedes Mal wenn die Lokführer streiken. In den Medien wird dann immer das Bild von machtgierigen Gewerkschaftsfunktionären gezeichnet, welche aus eigenen düsteren Machtgelüsten ein ganzen Land als Geisel nehmen...
... erschreckend nur wie eine Vielzahl der Medien in die gleiche Kerbe haut.

Und wenn ich mir jetzt die Wochenarbeitszeit, das für erhaltene Geld, die menschliche und wirtschaftliche Verantwortung ansehe, dann ist es nur gerechtfertig... Die Bahn sollte sich nicht wundern, warum sie Nachwuchsprobleme hat, wenn sie so schlecht zahlt.
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Antw:Nieder mit den Gewerkschaften?!
« Antwort #8 am: 05 November 2014, 09:38:44 »

Ich finde es ebenfalls erschreckend, wie die Medien über die GDL berichten. Da werden wieder mal Meinungen als Fakten dargestellt, wie so oft, besonders in letzter Zeit. Dass das Streikrecht ein wesentlicher Teil der Arbeitnehmerrechte ist und genauer betrachtet auch das einzige Mittel, um Forderungen gegen den Arbeitgeber durchzusetzen, wird zurzeit einfach beiseite getreten. Klar trifft es viele Menschen - also bitte nur streiken, wenn es keiner merkt und keinen trifft? Wäre so nachts zwischen 3 und 4 Uhr genehm? Sorry, aber die Mainstream-Medien haben für mich schon lange höchstens noch einen gewissen Unterhaltungswert.

Ich finde es auch ärgerlich, wenn meine Bahnen nicht fahren, und mir tun natürlich alle Leute leid, die jetzt umdisponieren müssen. Trotzdem befürworte ich den Streik. Auch wenn es jetzt nicht mehr nur um Tarifbestimmungen geht, sondern offenbar auch noch darum, welche Gewerkschaft zukünftig die Bahnangestellten vertreten wird. Ehrlich gesagt verstehe ich die Mitglieder der EVG nicht; laut mir zugänglicher Info (die übrigens auch durchaus falsch sein kann) steckt die EVG ziemlich tief im Arsch der DB und kümmerte sich bisher entsprechend wenig um die Belange ihrer Mitglieder. Ganz im Gegensatz zur GDL (von der sich meines Wissens inzwischen übrigens auch andere Bahnangestellte vertreten lassen.)

Und gerade die SPD führt wieder mal die Forderung nach weniger Rechten für die Gewerkschaften (und somit ihr ureigenes Klientel, die Arbeitnehmer) an. Ekelhaft zuzusehen, wie diese Partei sich selbst überflüssig macht.

"Die Anstalt" bringt es mal wieder auf den Punkt: Max Uthoff über die Lokführer

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CommanderChaos

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Antw:Nieder mit den Gewerkschaften?!
« Antwort #9 am: 05 November 2014, 11:41:58 »

[...L]aut mir zugänglicher Info (die übrigens auch durchaus falsch sein kann) steckt die EVG ziemlich tief im Arsch der DB und kümmerte sich bisher entsprechend wenig um die Belange ihrer Mitglieder. Ganz im Gegensatz zur GDL (von der sich meines Wissens inzwischen übrigens auch andere Bahnangestellte vertreten lassen.)

Deine Info ist korrekt. Die letzte große Errungenschaft der EVG/Transnet war die Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden, was dann mit mühsamen Arbeitskämpfen der GDL wieder rückgängig gemacht wurde.
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CubistVowel

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Antw:Nieder mit den Gewerkschaften?!
« Antwort #10 am: 05 November 2014, 12:16:10 »

Kann man heute bei den Fernsehberichten über den geplanten Streik direkt in Tränen des Mitleids für die Bahn ausbrechen, ist hier doch auch ein Artikel erschienen, der sich eindeutig (und leicht überzogen) auf die Seite der Streikenden stellt:

http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-11/lokfuehrer-streik-gdl-kommentar
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CommanderChaos

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Antw:Nieder mit den Gewerkschaften?!
« Antwort #11 am: 06 November 2014, 09:12:28 »

Stimmt, die Zeit ist relativ freundlich geworden. Ansonsten hab ich hier mal ein bisschen geraget:

https://strikeslipvault.flnet.org/wordpress/?p=58 (Selbstsigniertes SSL-Zertifikat, nicht erschrecken.)
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RaoulDuke

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Antw:Nieder mit den Gewerkschaften?!
« Antwort #12 am: 06 November 2014, 20:52:16 »

Ich weiss ja nicht. Ich bekomme bei Kartellen oft den Eindruck, dass es sich da einige wenige auf Kosten vieler anderer gut gehen lassen - also sollte ich einem Arbeits-Angebots-Kartell wie einer Gewerkschaft wohl kritisch gegenüberstehen.

Andererseits, so lange es Arbeitgeberverbände gibt (auch ein Kartell) wäre es dumm, auf ein eigenes zu verzichten. Zumal es sich um eines handelt, das auch per geschickter politischer Lobbyarbeit (ich weiss nicht, ob der Begriff "Korruption" zu weit führen würde) auch noch auf die Mithilfe einer staatlichen Unterdrückungsmaschinerie wie des Hartz IV-Systems zurückgreifen kann.

Was passiert, wenn Kartelle agieren, kann man allerdings in jedem Handbuch der Wirtschaftswissenschaften, das sich der Mikroökonomie widmet, nachlesen - ein Preis oberhalb des Gleichgewichts und eine geringere umgesetzte Menge. Übersetzt in die wirkliche Welt tragen Gewerkschaften (und Arbeitsgeberverbände) also zur Arbeitslosigkeit und zur steigenden Ungleichheit in der Bevölkerung bei. Dazu kommt noch die "Insider-Outsider"-Problematik, da es keine Gewerkschaft der Arbeitslosen gibt und die bestehenden Gewerkschaften nur im Interesse der jeweils organisierten Beschäftigten handeln...
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Antw:Nieder mit den Gewerkschaften?!
« Antwort #13 am: 11 November 2014, 23:52:49 »

Was hat ein Lokführer eigentlich für einen durchschnittlichen Stundenlohn ( ohne Zuschläge)
Bei welcher Wochenarbeitszeit?
Ohne Zuschläge? 8-9€ bei 40-45h. Mit Zuschlägen so 10-11. Im Vertrag stehen übrigens nur 39 Stunden, das passiert aber nie.
Lohnsteuerklasse 6 ohne Zuschläge?

Meines Wissens verdienen Lokführer um die 3000,- € brutto plus mehrere Hundert Euro Zulagen (teilweise bzw. größtenteils steierfrei?).

Dazu kommt, dass der Beruf keine allzu hohen Einstiegsvoraussetzungen hat und die Tätigkeit eigentlich ziemlich chillig ist. Insbesondere im Vergleich mit dem klar stressigeren und schlechter bezahlten Job als S-/U-Bahnführer. Und eine noch härtere Tätigkeit haben die Busfahrer, dren Lohn noch weiter unten auf der Skala liegt.
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« Antwort #14 am: 12 November 2014, 08:47:14 »

Ohne Zuschläge? 8-9€ bei 40-45h. Mit Zuschlägen so 10-11. Im Vertrag stehen übrigens nur 39 Stunden, das passiert aber nie.
Lohnsteuerklasse 6 ohne Zuschläge?

Meines Wissens verdienen Lokführer um die 3000,- € brutto plus mehrere Hundert Euro Zulagen (teilweise bzw. größtenteils steierfrei?).

Dazu kommt, dass der Beruf keine allzu hohen Einstiegsvoraussetzungen hat und die Tätigkeit eigentlich ziemlich chillig ist. Insbesondere im Vergleich mit dem klar stressigeren und schlechter bezahlten Job als S-/U-Bahnführer. Und eine noch härtere Tätigkeit haben die Busfahrer, dren Lohn noch weiter unten auf der Skala liegt.

Steuerklasse 1.
Das was du sagst, stimmt vielleicht für Beamte. Ich habe in Vollzeit 1800€ Netto bekommen inkl. Zulagen. Durch ständige unausgeglichene Überstunden kommen da dann etwas weniger als 10€/Stunde raus. Inzwischen arbeite ich nur noch 13,5h/Woche und bekomme nun etwa 15€/h, das finde ich fair, aber das geht halt nur mit dem reduzierten Steuersatz dank niedriger Einkünfte.
Mit den Einstiegsvoraussetzungen hast du zwar Recht, die Ausbildung kann man auch mit Hauptschulabschluss anfangen, aber die Ausbildung erfordert, sehr viele Richtlinien auswendig zu lernen und auch im Beruf jederzeit wörtlich zu kennen. Ich hab da so einige Azubis scheitern sehen.

Immer diese Leute, die sagen, Lokführer sei doch total easy.. noch besser ist nur "ihr drückt doch sowieso nur auf Knöpfe". Im Normalfall ist der Job oberflächlich betrachtet chillig, im Störungsfall hat man aber sehr schnell alle Hände voll zu tun. Und chillig heißt nicht unbedingt entspannt: zwar muss man nicht viel denken, aber man ist die ganze Schicht (also durchschnittlich 9, im Extremfall bis zu 13 Stunden) mit Ausnahme der Pause voll konzentriert. Das ist in Kombination mit der relativ monotonen Tätigkeit extrem anstrengend. Es ist eintönig genug, um ständig mit den Gedanken woanders sein zu wollen, aber nur für wenige Sekunden unaufmerksam zu sein kann einem ziemlich den Tag verderben (Haltestelle verpasst, Signal überfahren etc.). Das zusammenzubringen erfordert zumindest für mich relativ viel Kraft und am Ende des Tages gibts eigentlich nur noch Essen und Bett, Freizeit fällt aus (wenn überhaupt mal die Schichten so kurz und so günstig gelegen sind, dass etwas vom Tag übrig bleibt). Dazu noch hohe körperliche Belastung, ob nun im Personenverkehr durch die Sitzhaltung oder im Rangierbetrieb durch körperliche Arbeit - Rückenschäden sind Berufskrankheit, verfrühte Berufsunfähigkeit ist keine Seltenheit. Ich bin auch gerade dabei mir eine Physiotherapie zu organisieren.

Bitte auseinanderhalten: S-Bahn = Eisenbahn gemäß EBO -> Lokführer, U-Bahn = Straßenbahn auf getrennter Trasse gemäß BOStrab -> Fachkraft im Fahrbetrieb. Ich fahre übrigens bei der S-Bahn Hamburg.
U-Bahn- und Busfahrer werden schlechter bezahlt, das ist richtig. "Beschwer dich nicht, anderen geht es noch schlechter" ist aber kein Argument. Die sollen sich ruhig auch mal zu einer vernünftigen Gewerkschaft zusammentun.
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