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Therapie - bringt das überhaupt was?

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Killerqueen:

--- Zitat von: RaoulDuke am 14 Mai 2014, 16:35:15 ---Nach kurzer Zeit war es also für mich vorbei mit der Therapie. Gebracht hat sie höchstens den einen oder anderen Denkanstoß, aber insgesamt? Ich sehe eher die Gefahr, dass ganz normale Eigenschaften pathologisiert und dann irgendwie therapiert werden könnten, während man mit der Bewältigung der wichtigen Problemstellungen des Lebens sowieso per Definition allein dasteht. Da hilft so ein bischen Brimborium nicht weiter.

Schere ich da gerade zu viel über einen Kamm?

--- Ende Zitat ---
Für mich stellt es sich nach Deiner Beschreibung eher so dar, dass Dir die Therapie sogar hervorragend geholfen hat.
Die Therapie ist nämlich eigentlich nur die Initialzündung und dazu da, Dir die Denkanstöße für die Eigenbewältigung zu liefern. Die wirkliche Genesung beginnt erst nach der Therapie, dauert sehr lange und ist eine reine Eigenleistung des Patienten, denn heilen kann man sich nur selbst. Das provokante pathologisieren von normalen Eigenschaften kann da durchaus Mittel zum Zweck sein, um bei Dir eine andere Haltung zu Dir selbst zu provozieren.
So gesehen, habe ich den Eindruck, die Therapie hat genau das bezweckt, was sie sollte. ;-)

Alte Pizza:
@ Black Russiab

Naja, wenn Therapeuten von emotionaler Gewalt keine Ahnung haben bzw. mir von ihren eigenen Traumatas/Störungen erzählen.

Wenn Ärzte/Therapeuten innerhalb 10 bis 50 Minuten diagnostizieren dürfen ohne richgiges Diagnoseverfahren einzuesetzen.

schwarze Katze:
Wenn man sich entscheidet, die Krankheit zu tragender Säule der Identität zu machen, dann bleibt jeder Therapeut machtlos.

Alte Pizza:
Willst Du mir damit sagen, dass ich selber Schuld habe?

Jack_N:
Ich glaub so war das nicht gemeint. Sondern eher so, dass wenn man über lange Zeit unter einer Sache leidet, und dort auch keine Linderung erfährt (ganz gleich obs jetzt etwas gesundheitliches ist, was einfach nie diagnostiziert wird und alle Ärzte die "psychosomatisch"-Karte ziehen, oder obs eben eine andere, unaufgearbeitete Geschichte ist) sich das eigene Bewusstsein an die - verzeih die überzogene Formulierung - "Opferrolle" gewöhnt. Und gegebenenfalls wenn es tatsächlich Möglichkeiten gäbe sich aus dieser zu lösen unterbewusst dagegen ankämpft, denn wenn man nicht mehr das Opfer ist, und nach Jahren oder Jahrzehnten mit Einschränkungen auf einmal anders, "normaler" leben könnte - was ist man dann? Wofür hat man dann die ganze Zeit gelitten?

Ich muss da gerade an eine Person denken, die mehrere Kinder hat, eines davon entwicklungstechnisch behindert. Sie definiert sich nicht als "Mutter mehrerer Kinder" sondern "die Person, die sich um ihre behindertes Kind kümmern muss". Immer, wenn sie irgendetwas alltägliches nicht hinbekommt, wird genau das dann als Entschuldigung genommen. Umgekehrt gehts teilweise sogar so weit, dass gewisse Dinge gar nicht mehr in Angriff genommen werden, und sie Verständnis von ihrem gesamten Umfeld dafür verlangt, denn sie KANN sich ja um einiges nicht oder nicht so schnell kümmern, das geht ja gar nicht, denn SIE HAT JA EIN BEHINDERTES KIND.

Ich will damit nicht sagen, dass das nicht ein erheblicher zusätzlicher Aufwand wäre. Nur wenn es Dinge gibt, die eben - einmal gemacht - langfristig Stress und Ärger sparen könnten, diese aber auf die lange Bank geschoben werden, dann wirds insgesamt nicht besser. Erinnert mich immer an das "this is fine"-meme , genau so sieht es für einige Personen mit dem Mindset irgendwann aus: Sie sitzen im brennenden Haus, rund um sie herum fällt alles zusammen, aber das wird komplett ausgeblendet dank der Selbstdefinition.
Wenn die Grundlage für diese dann auf einmal fehlt, dann müsste man aber den ganzen Scherbenhaufen, der über die Zeit entstanden ist, konfrontieren und auch aufräumen. Von daher ists eventuell auch eine unterbewusste Schutzfunktion des Hirns, sich an den Status Quo zu klammern, damit eben diese Konfrontation ausbleibt.

Gibt aber noch tausende andere möglichkeiten. Gerade psychische Leiden und ihre Ursachen sind ein weites, vielfältiges Feld, da kann man eh schlecht verallgemeinern.

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