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Autor Thema: FDP aus dem Bundestag gefegt - was nun?  (Gelesen 18682 mal)

Inverted

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Antw:FDP aus dem Bundestag gefegt - was nun?
« Antwort #45 am: 27 September 2013, 12:25:27 »

Ich gebe Dir aber Recht, dass das Versprechen, die Lohnnebenkosten zu senken, vermutlich viele Menschen mit kleinem oder mittleren Einkommen mit dazu bewogen hat, ihre Stimme der Spaß-BigBrother-Partei zu geben - wenngleich eine Senkung der Lohnnebenkosten natürlich nachteilig für sie gewesen wäre, da dies letztlich ja nichts anderes ist als eine Lohnkürzung. Die Senkung der Lohnnebenkosten bedeutet ja nicht nur "mehr netto vom brutto" für den Arbeitnehmer, sondern auch und gerade für die Arbeitgeberseite eine gewaltige Einsparung. (Das von Dir oben skizzierte Ideal, nachdem die Arbeitgeber die Bruttolöhne beim Wegfall des Arbeitgeberanteils der Lohnnebenkosten aus freien Stücken entsprechend anheben würden, ist ja an Naivität kaum zu überbieten - sie werden die Einsparungen natürlich *nicht* an die Arbeitnehmer ausschütten - warum denn auch?) Da die laufenden Kosten der Solidarsysteme aber nicht sinken, sondern irgendwie finanziert werden wollen, dürfte wohl klar sein, an wem die Kosten dann zukünftig alleine hängenblieben. (Tipp: es sind nicht die Arbeitgeber.)
Lieber Colourize,

wenn die Beiträge der Arbeitgeber sinken, ermöglicht die höhere Rentabilität den Unternehmen mehr Investitionen und die Schaffung neuer und den Erhalt bestehender Arbeitsplätze. Dazu kommt, dass Unternehmensneugründungen attraktiver werden und weniger Unternehmen aufgrund mangelnder Rentabilität Arbeitsplätze abbauen bzw. ins Ausland verlagern oder gleich in die Insolvenz gehen. Es entsteht auch mehr Spielraum nach oben bei Löhnen und Gehältern (die auch dadurch steigen, dass die Ressource Arbeitskraft aufgrund der erhöhten Nachfrage knapper wird). All diese Faktoren führen dann dazu, dass dadurch, dass Arbeit für alle Beteiligten attraktiver wird, und somit als Folge mehr Steuern und Abgaben in die öffentlichen Kassen kommen.

Für Unternehmer, Arbeitnehmer (und auch arbeitswillige Arbeitslose) in der freien Wirtschaft war 2009 Zweitstimme FDP von daher ganz klar die beste Wahl.

Naiv scheint mir eher das immer wieder heraufbeschworene Klischee vom bösartigen, ausbeuterischen Unternehmer und dem edlen, geknechteten Arbeitnehmer.
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Eisbär

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Antw:FDP aus dem Bundestag gefegt - was nun?
« Antwort #46 am: 27 September 2013, 12:27:27 »

Mehrwert- bzw. Konsumsteuern (das haben übrigens sogar die linken Piraten bereits angedacht).
Ah, wir machen also den Einkauf teurer, was dazu führt, dass alle, auch die, die so wenig haben, dass sie nicht mal Steuern zahlen, mehr zahlen müssen.

Schön weiter mit der Umverteilung von unten nach oben...
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colourize

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Antw:FDP aus dem Bundestag gefegt - was nun?
« Antwort #47 am: 27 September 2013, 16:34:04 »

Lieber Colourize,
Wenns Dir nicht all zu viel ausmacht, wäre ich Dir dankbar wenn Du Dir die generöse Anrede sparen könntest. Danke.
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l3xi

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Antw:FDP aus dem Bundestag gefegt - was nun?
« Antwort #48 am: 27 September 2013, 22:40:13 »

Achja... die Mähr von der Schaffung von Arbeitsplätzen, wenn die Beitragsanteile sinken... wird das nicht langweilig auf Dauer? Hm...offensichtlich wohl nicht.

Dazu kommt, dass Unternehmensneugründungen attraktiver werden und weniger Unternehmen aufgrund mangelnder Rentabilität Arbeitsplätze abbauen bzw. ins Ausland verlagern oder gleich in die Insolvenz gehen.
Was rauchst du für ein Kraut? Unternehmen gehen nicht ins Ausland, weil der Arbeitnehmer hier 10€ im Monat mehr kostet. Die gehen, wenn woanders höhere Subventionen winken, Infrastrukturen besser ausgebaut sind oder neue Märkte erschlossen werden sollen und ein Standort X das begünstigt. Nokia hat die Senkung des AG-Anteils an der Sozialversicherung mitnichten in Deutschland gehalten. Die Steuern, die Amazon in Deutschland nicht zahlen muss, sorgen nicht dafür, dass die Packer hierzulande mehr Gehalt bekommen.

Zitat
Es entsteht auch mehr Spielraum nach oben bei Löhnen und Gehältern (die auch dadurch steigen, dass die Ressource Arbeitskraft aufgrund der erhöhten Nachfrage knapper wird).
Schwachfug. Das gesparte Geld wandert idR als Gewinn in die Tasche des Unternehmers, wenn es nicht wieder investiert wird. Der Fachkräftemangel ist eine Illusion bzw. erstunken und erlogen. Das eine Putzfrau plötzlich mehr Gehalt bekommt, weil der Chef 2€ weniger Abgaben zahlen muss, ist gelinde gesagt Wunschdenken. Das bestätigen mir tagtäglich die Unterlagen der Mandanten auf Arbeit und die Berufskollegen im Bekanntenkreis.

Zitat
Naiv scheint mir eher das immer wieder heraufbeschworene Klischee vom bösartigen, ausbeuterischen Unternehmer und dem edlen, geknechteten Arbeitnehmer.
Naiv ist einzig und allein deine Annahme, der Unternehmer wird plötzlich "zum edlen Spender". Die übertriebene Ausnutzung von Kurzarbeitergeld, Leiharbeit und Werkverträgen in einer Art und Weise, wie es vom Gesetzgeber gar nicht geplant war, war natürlich rein zufällig. /facepalm
« Letzte Änderung: 27 September 2013, 22:48:03 von l3xi »
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Inverted

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Antw:FDP aus dem Bundestag gefegt - was nun?
« Antwort #49 am: 28 September 2013, 10:12:11 »

[...]
Liebe l3xi,

auch mit noch so vielen polemischen Empörungsritualen lassen sich triviale ökonomische Gesetzmässigkeiten nicht ausser Kraft setzen (bei Deiner Aufzählung hast Du übrings vergessen, die armen, geschundenen "Schlecker-Frauen" zu erwähnen - nächstes Mal bitte dran denken ^^).

Aber lassen wir diese fruchtlose Diskussion. Es bleibt aber amüsant, dass hier so viele überzeugte Linke (für die, wie gesagt, ohnehin bereits 5 (!) Parteien zur Auswahl stehen) sich bemüssigt fühlen, der FDP gute Ratschläge im Stile von "Bitte Teil der National Front werden!" zu geben. Ich käme im Traum nicht darauf, in einem ähnlichen Thread zur Linkspartei schlaue Ratschläge zu erteilen (ausser vielleicht den der Lektüre einer Einführung in die Grundlagen von Ökonomie/Volkswirtschaft ^^).

Was die inhaltliche Erneuerung der FDP angeht, teile ich natürlich - wenig überraschend - Frank Schäfflers Positionen:

"[...] Zwar müssen wir die FDP auch im Bürgerrechtsliberalismus stärken, wie z.B. das verbesserungswürdige Auftreten in der NSA-Affäre gezeigt hat. Doch im Vordergrund muss eine Lambsdorffisierung der FDP im wirtschaftlichen Bereich stehen.

Unsere Prüfsteine sind aus unserem Positionspapier bekannt: Kritik an Energiewende, Ablehnung des Mindestlohns, Reform des Sozialstaates, Steuersenkungen, Liberalisierung auf dem Feld Gesundheit und natürlich die Kritik am Weg zur europäischen Haftungsunion und in den europäischen Superstaat. [...]"
« Letzte Änderung: 29 September 2013, 13:04:33 von Inverted »
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l3xi

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Antw:FDP aus dem Bundestag gefegt - was nun?
« Antwort #50 am: 29 September 2013, 12:40:23 »

Schon aus persönlicher Erfahrung (mein global aufgestellter Arbeitgeber ist einer der Weltmarktführer im Bereich Elektronik) kann ich dir aus 1. Hand sagen, dass das, was Du sagst, nicht stimmt.
Dann hast du also das, was der Arbeitgeber an Steuern/SV-Beiträgen gespart hat, hinterher aufs Gehalt drauf bekommen? Glückwunsch; es ist aber nicht die Regel.
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banquo

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Antw:FDP aus dem Bundestag gefegt - was nun?
« Antwort #51 am: 29 September 2013, 17:37:28 »

Zum einen wird der Name 'Godwin' geschrieben, zum anderen bist doch eigentlich du derjenige, der andauernd  alle möglichen Leute als Faschisten bezeichnet und zum dritten: 'Geh doch nach drüben' ist ein völlig eigenes Diskussionsbeendungsargument, das hat mit den Nazis überhaupt nichts zu tun bitteschön.
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l3xi

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Antw:FDP aus dem Bundestag gefegt - was nun?
« Antwort #52 am: 30 September 2013, 16:12:01 »

Um mal ein wenig von Inverted's komischen Vorstellungen weg zu kommen;

zwar ist das Interview schon etwas älter, aber ich finde es dennoch passend zum Thema:
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/tacheles/1661857/
Aufmerksam geworden bin ich darauf hierüber: http://ad-sinistram.blogspot.de/2013/09/sie-haben-das-wort-gestohlen.html

Mal 2 Auszüge aus dem Interview:
Zitat
Deutschlandradio Kultur: Herr Baum, braucht Deutschland eine liberale Partei?

Gerhart Baum: Ja, dieser Meinung bin ich in der Tat. Und es wäre eine Verarmung des Parteienspektrums, wenn wir keine mehr hätten. Denn die anderen Parteien, das war immer so, haben partielle Elemente liberaler Grundauffassungen - es wäre ja schlimm in diesem Lande, wenn das nicht so wäre. Aber ich stelle mir eine liberale Partei vor, die konsequent liberal ist, auf allen Feldern der Politik, das heißt, ihr liberales Lebensgefühl überall zeigt, also, sozusagen ein ganzheitlicher Liberalismus. [...]
Und etwas weiter:
Zitat
Gerhart Baum: [...] Das Schlimmste war, dass sie sich verengt hat, dass sie ihre Breite, politische Themenbreite nicht mehr gepflegt hat. Sie ist verkümmert. Sie ist vertrocknet - und das trotz guter Wahlerfolge. Die Zeit des Vorsitzenden Westerwelle war ja geprägt von Wahlerfolgen. Und das hat die Partei auch darüber hinweg getäuscht, wie ihr eigentlicher Zustand eigentlich war.
« Letzte Änderung: 30 September 2013, 16:17:04 von l3xi »
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messie

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Antw:FDP aus dem Bundestag gefegt - was nun?
« Antwort #53 am: 12 Oktober 2013, 17:49:24 »

Nur kurz zur Threadfrage: Ich denke, die FDP verschwindet entweder ganz in der Versenkung, oder Kubicki gelingt es, ihr wieder Leben einzuhauchen. Kubicki ist rhetorisch sehr beschlagen und auch unter jungen Wählern durchaus beliebt. Er ist m.E. der Einzige, der einigermaßen die kaputte Politik der FDP der letzten Jahre diverse Wähler vergessen machen lässt.

Die AfD sehe ich als eine Modeerscheinung an. Gut, sie hat große Geldgeber die sicher einen langen Atem für entsprechende Kampagnen hat, aber 4 Jahre sind verdammt lang. Die Piraten wissen wovon ich da rede, in der Mitte der Legislaturperiode hätten sie 11 Prozent erhalten, davon ist bekanntlich nahezu nichts mehr übrig geblieben am Schluss.

Sehr gut vorstellen kann ich mir aber, dass eine neugegründete Partei, gegründet aus diversen FDP-Mitgliedern, in vier Jahren Chancen haben könnte. Das wäre dann sozusagen der "Linkspartei-Lafontaine-Effekt": Als Lafontaine noch Mitvorsitz der Linken war, wählten sie im Westen auch sehr, sehr viele Menschen, weil sie in ihr eine Alternative zur SPD sahen. Ähnlich könnte es hier sein.

Das "quo vadis Deutschland" als Thema lasse ich hier jetzt mal weg. Ich persönlich bin da ziemlich pessimistisch gestimmt, nachdem Miss Deutschthatcher, ähhh - Mutti Merkel erneut die Macht hat.
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