Ich gebe Dir aber Recht, dass das Versprechen, die Lohnnebenkosten zu senken, vermutlich viele Menschen mit kleinem oder mittleren Einkommen mit dazu bewogen hat, ihre Stimme der Spaß-BigBrother-Partei zu geben - wenngleich eine Senkung der Lohnnebenkosten natürlich nachteilig für sie gewesen wäre, da dies letztlich ja nichts anderes ist als eine Lohnkürzung. Die Senkung der Lohnnebenkosten bedeutet ja nicht nur "mehr netto vom brutto" für den Arbeitnehmer, sondern auch und gerade für die Arbeitgeberseite eine gewaltige Einsparung. (Das von Dir oben skizzierte Ideal, nachdem die Arbeitgeber die Bruttolöhne beim Wegfall des Arbeitgeberanteils der Lohnnebenkosten aus freien Stücken entsprechend anheben würden, ist ja an Naivität kaum zu überbieten - sie werden die Einsparungen natürlich *nicht* an die Arbeitnehmer ausschütten - warum denn auch?) Da die laufenden Kosten der Solidarsysteme aber nicht sinken, sondern irgendwie finanziert werden wollen, dürfte wohl klar sein, an wem die Kosten dann zukünftig alleine hängenblieben. (Tipp: es sind nicht die Arbeitgeber.)
Mehrwert- bzw. Konsumsteuern (das haben übrigens sogar die linken Piraten bereits angedacht).
Lieber Colourize,
Dazu kommt, dass Unternehmensneugründungen attraktiver werden und weniger Unternehmen aufgrund mangelnder Rentabilität Arbeitsplätze abbauen bzw. ins Ausland verlagern oder gleich in die Insolvenz gehen.
Es entsteht auch mehr Spielraum nach oben bei Löhnen und Gehältern (die auch dadurch steigen, dass die Ressource Arbeitskraft aufgrund der erhöhten Nachfrage knapper wird).
Naiv scheint mir eher das immer wieder heraufbeschworene Klischee vom bösartigen, ausbeuterischen Unternehmer und dem edlen, geknechteten Arbeitnehmer.
[...]
Schon aus persönlicher Erfahrung (mein global aufgestellter Arbeitgeber ist einer der Weltmarktführer im Bereich Elektronik) kann ich dir aus 1. Hand sagen, dass das, was Du sagst, nicht stimmt.
Deutschlandradio Kultur: Herr Baum, braucht Deutschland eine liberale Partei?Gerhart Baum: Ja, dieser Meinung bin ich in der Tat. Und es wäre eine Verarmung des Parteienspektrums, wenn wir keine mehr hätten. Denn die anderen Parteien, das war immer so, haben partielle Elemente liberaler Grundauffassungen - es wäre ja schlimm in diesem Lande, wenn das nicht so wäre. Aber ich stelle mir eine liberale Partei vor, die konsequent liberal ist, auf allen Feldern der Politik, das heißt, ihr liberales Lebensgefühl überall zeigt, also, sozusagen ein ganzheitlicher Liberalismus. [...]
Gerhart Baum: [...] Das Schlimmste war, dass sie sich verengt hat, dass sie ihre Breite, politische Themenbreite nicht mehr gepflegt hat. Sie ist verkümmert. Sie ist vertrocknet - und das trotz guter Wahlerfolge. Die Zeit des Vorsitzenden Westerwelle war ja geprägt von Wahlerfolgen. Und das hat die Partei auch darüber hinweg getäuscht, wie ihr eigentlicher Zustand eigentlich war.