Schwarzes Hamburg > Kunst und Kultur
Erdichtetes
Julya:
--- Zitat von: Multivac am 01 Oktober 2013, 22:36:11 ---Es war einmal ein Schneiderlein,
das trank in jeder Pause Wein.
Und schließlich, ja da trank es gar,
wenn keine Arbeitspause war.
Doch einmal fiel ihm um das Glas,
da war die Nähmaschine nass.
Da schrie vor Schreck das Schneiderlein:
"Das gibts in keinem Kino,
in `Veritas`ist Vino!"
(unbekannter Verfasser, DDR)
man muß dazu wissen, daß es eine ostmarke einer nähmaschine gab, die "veritas" hieß
--- Ende Zitat ---
Ohh, das muss ich mir merken. :)
Meine erste Nähmaschine war sogar ne Veritas... ♥
Alceste Molière:
--- Zitat von: RaoulDuke am 01 Oktober 2013, 17:11:05 ---Mondnacht
--- Ende Zitat ---
Das ist wunderbar!
Ein weiteres von ihm schätze ich ebenfalls sehr...
In einem kühlen Grunde (Das zerbrochene Ringlein)
[Die Klage]
In einem kühlen Grunde
da geht ein Mühlenrad;
Mein' Liebste ist verschwunden,
Die dort gewohnet hat.
Sie hat mir Treu versprochen,
Gab mir ein'n Ring dabei;
Sie hat die Treu gebrochen,
Mein Ringlein sprang entzwei.
Ich möcht als Spielmann reisen
Weit in die Welt hinaus
Und singen meine Weisen
Und gehn von Haus zu Haus.
Ich möcht als Reiter fliegen
Wohl in die blutge Schlacht,
Um stille Feuer liegen
Im Feld bei dunkler Nacht.
Hör ich das Mühlrad gehen,
Ich weiß nicht, was ich will,
Ich möcht am liebsten sterben,
Da wär's auf einmal still.
Joseph von Eichendorff (1807/08)
RaoulDuke:
Adonis' Totenfeier
Wehe! daß der Gott auf Erden
Sterblich mußt gebohren werden!
Alles Dasein, alles Leben
Ist mit ihm dem Tod gegeben.
Alles wandelt und vergehet,
Morgen sinkt was heute stehet;
Was jetzt schön und herrlich steiget,
Bald sich hin zum Staube neiget;
Dauer ist nicht zu erwerben,
Wandeln ist unsterblich Sterben.
Wehe! daß der Gott auf Erden
Sterblich mußt gebohren werden!
Alle sind dem Tod verfallen,
Sterben ist das Loos von allen.
Viele doch sind die nicht wissen,
Wie der Gott hat sterben müssen;
Blinde sind es, die nicht sehen,
Nicht den tiefen Schmerz verstehen,
Nicht der Göttin Klag und Sehnen,
Ihre ungezählten Thränen,
Daß der süße Leib des Schönen
Muß dem kargen Tode fröhnen.
Laßt die Klage uns erneuern!
Rufet zu geheimen Feyern,
Die Adonis heilig nennen,
Seine Gottheit anerkennen,
Die die Weihen sich erworben,
Denen auch der Gott gestorben.
Brecht die dunkle Anemone,
Sie, die ihre Blätterkrone
Sinnend still herunter beuget,
Leise sich zur Tiefe neiget,
Forschend ob der Gott auf Erden
Wieder soll gebohren werden!
Brechet Rosen; jede Blume
Sei verehrt im Heiligthume,
Forscht in ihren Kindermienen,
Denn es schläft der Gott in ihnen;
Uns ist er durch sie erstanden
Aus des dumpfen Grabes Banden.
Wie sie leis hervor sich drängen,
Und des Hügels Decke sprengen,
Ringet aus des Grabes Engen
Sich empor verschloßnes Leben;
Tod den Raub muß wiedergeben,
Leben wiederkehrt zum Leben.
Also ist der Gott erstanden
Aus des dumpfen Grabes Banden.
Karoline von Günderrode (1906)
Alceste Molière:
Nachtfeier
Decket Schlaf die weite Runde,
Muß ich oft am Fenster lauschen,
Wie die Ströme unten rauschen,
Räder sausen kühl im Grunde,
Und mir ist so wohl zur Stunde;
Denn hinab vom Felsenrande
Spür‘ ich Freiheit, uralt Sehnen,
Fromm zerbrechend alle Bande,
Über Wälder, Strom und Lande
Keck die großen Flügel dehnen.
Was je Großes brach die Schranken,
Seh‘ ich durch die Stille gehen,
Helden auf den Wolken stehen,
Ernsten Blickes, ohne Wanken,
Und es wollen die Gedanken
Mit den guten Alten hausen,
Sich in ihr Gespräch vermischen,
Das da kommt in Waldesbrausen.
Manchem füllt‘s die Brust mit Grausen,
Mich soll‘s laben und erfrischen!
Tag und Regung war entflohen,
Übern See nur kam Geläute
Durch die mondenhelle Weite,
Und rings brannten auf den hohen
Alpen still die bleichen Lohen,
Ew‘ge Wächter echter Weihe,
Als, erhoben vom Verderben
Und vom Jammer, da die dreie
Einsam traten in das Freie,
Frei zu leben und zu sterben.
Und so wachen heute viele
Einsam über ihrem Kummer;
Unerquickt von falschem Schlummer,
Aus des Wechsels wildem Spiele
Schauend fromm nach einem Ziele.
Durch die öde, stumme Leere
Fühl‘ ich mich euch still verbündet;
Ob der Tag das Recht verkehre,
Ewig strahlt der Stern der Ehre,
Kühn in heil‘ger Nacht entzündet.
Joseph von Eichendorff (1810)
Multivac:
ich find stefan george toll
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln