Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: DJ zu sein wird teurer  (Gelesen 8300 mal)

nightnurse

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Re: DJ zu sein wird teurer
« Antwort #15 am: 03 März 2013, 13:29:40 »

Ja, gewisse von anderen Diskussionsteilnehmern schon angesprochene Parties bezeugen das auch sehr eindrucksvoll... ;) - und das ist dann eher ne Befürchtung als ne Hoffnung.
Mit a und b und der Folge hast Du sicherlich recht, aber wollen wir mal abwarten, ob das nicht auf das hinausläuft, was messie weiter oben sagt. Vielleicht sagt der Kneipier sowas wie "He Mr. DJ, ich zahl dir die Jahresgebühren für 500 Stücke, aber mal ehrlich, das reicht dann auch!".

Der wohlsortierte Hobby-DJ, der gegen Spesen oder ehrenamtlich ein paar Mal im Jahr Nischenparties beschallt, wird es vermutlich ziemlich schwer haben.

Ob gemafreie Musik eine Lösung sein könnte, weiss ich nicht; dazu fehlt mir schlicht das Wissen, was es da eigentlich so gibt - wir sind nun mal eine Szene, in deren Discotheken man nicht einfach geht, um mal 2 Stunden zu tanzen, sondern, um auf bestimmte Lieder zu tanzen. Ob Parties aussichtsreich wären, die unter dem Motto liefen "Heute zeigen wir Euch mal tolle gemafreie Musik, die kein Arsch kennt, damit Ihr Euch dran gewöhnt"...ich bin skeptisch.
Aber das bin ich natürlich immer  8).
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colourize

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Re: DJ zu sein wird teurer
« Antwort #16 am: 03 März 2013, 13:44:40 »

Der wohlsortierte Hobby-DJ, der gegen Spesen oder ehrenamtlich ein paar Mal im Jahr Nischenparties beschallt, wird es vermutlich ziemlich schwer haben.

Ob gemafreie Musik eine Lösung sein könnte, weiss ich nicht; dazu fehlt mir schlicht das Wissen, was es da eigentlich so gibt - wir sind nun mal eine Szene, in deren Discotheken man nicht einfach geht, um mal 2 Stunden zu tanzen, sondern, um auf bestimmte Lieder zu tanzen. Ob Parties aussichtsreich wären, die unter dem Motto liefen "Heute zeigen wir Euch mal tolle gemafreie Musik, die kein Arsch kennt, damit Ihr Euch dran gewöhnt"...ich bin skeptisch.
Aber das bin ich natürlich immer  8).
Skepsis ist natürlich immer gut, aber ich bin eben auch (und sogar besonders) skeptisch, wenn Clubbetreiber ihre Gäste gegen die GEMA instrumentalisieren. Die Überlegung "Cui bono?" führt nämlich schnell zu der Erkenntnis, dass höhere GEMA-Gebühren zuallererst sinkende Profite für die Clubbetreiber bedeuten, und nicht direkt das große Clubsterben, die weitere Verflachung von Playlisten oder den spontanen Tod des Hamburger Nachtlebens mit der Folge, dass einsame Grufties zukünftig ihre Samstagnacht bei Aldi-Rotwein auf dem Ohlsdorfer Friedhof zubringen müssen. Fakt ist, dass sinkende Einnahmen vielleicht den ein oder anderen (schon jetzt schlecht wirtschaftenden) Schankwirt zur Geschäftsaufgabe zwingen könnten. Aber dafür wird ein Neuer nachkommen. Und zwar so lange, bis die Nachfrage gesättigt erscheint oder es keine freien und anmietbaren Lokalitäten in begehrter Lage mehr gibt. Was uns schlimmstenfalls blüht ist ein Euro mehr für den Eintritt oder eine Erhöhung der Getränkepreise. Aber keine Sorge, das kommt so oder so: Der Wirt wird nämlich das von seinen Gästen nehmen, was die zu zahlen bereit sind. Und je weniger davon an Steuern, GEMA, Personalkosten, Energiepreise oder Raummiete draufgeht, desto mehr bleibt beim Betreiber hängen.

Zum Thema "GEMA-freie Musik": Heute sind noch viele (auch kleinere Acts) GEMA-Mitglied. Wenn die aber - wie von messie prognostiziert - zukünftig nicht mehr in Clubs gespielt werden weil der Wirt nur für eine Songauswahl von 200 Tracks bezahlt hat, dann wird sich das mit der GEMA-Mitgliedschaft unbekannterer Künstler ganz schnell ändern.

Btw. habe ich persönlich rein garnichts gegen "Musik, die kein Arsch kennt" - ganz im Gegenteil. Bedeutet für den DJ natürlich mehr Arbeit, die wirklich guten Sachen rauszusuchen und aufzulegen. Mit dem "Jede Woche dasselbe Gästewunsch-Programm abspulen" ist dann natürlich Essig.

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nightnurse

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Re: DJ zu sein wird teurer
« Antwort #17 am: 03 März 2013, 14:16:35 »

Das ist alles richtig und mir durchaus auch schon ein- und aufgefallen, aber ich spreche hier in meiner Eigenschaft als begeisterte Besucherin besagter Nischenparties.
Um das Kir und die GF mache ich mir wenig Sorgen; bei der Return mit ihren vielen und nicht-residenten DJs mag ich mir kein Urteil erlauben.
Und ich habe auch nichts dagegen, unbekannte Musik kennenzulernen.
Allerdings beschränkt sich das nicht auf neue Musik. Ich fänds, sagen wir: Extrem lästig, wenn man wg Gema auf Parties den gesamten Backkatalog obskurer Musik aus dem Programm fallen lassen müsste, weil der DJ sich nicht leisten kann, die mit sich zu führen.

Die Frage war übrigens nicht nach der Arbeit, die "Musik, die kein Arsch kennt" für den DJ bedeutet, sondern nach der Publikumswirksamkeit von "Musik, die kein Arsch kennt" als Partymotto (Lost Places, wo es überwiegend Musik gibt, die kaum ein Arsch kennt - und ich geh da gerne hin :-*-, hatte just die bisher erfolgreichste Veranstaltung mit 50 zahlenden Gästen).

Vielleicht kann sich ja nun wirklich mal jemand aus der auflegenden Fraktion zu Wort melden...falls eine/r guckt.
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messie

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Re: DJ zu sein wird teurer
« Antwort #18 am: 03 März 2013, 18:52:08 »

Zitat
Ich halte das Geheule von Clubbetreibern und DJs für Panikmache. Ich glaube kaum dass Clubs wegen diesem GEMA Krams zumachen werden, aber wir werden ja sehen.

Ich denke, dass die GEMA sich nun die DJs statt die Clubs schnappt, weil die Clubs eine wohl doch bessere Lobby haben als von der GEMA ursprünglich vermutet. Also nehmen sie halt nicht mehr die Clubs, sondern die DJs in die Pflicht, in der Hoffnung, dass jene es nicht geschissen kriegen, ebenso massiven Widerstand zu organisieren wie es ja dann offenbar den Clubs gelungen ist.
Mehr steckt da, denke ich, nicht dahinter. Die GEMA betreibt schlicht Gewinnmaximierung und sucht sich das schwächste Glied der "Gegner", um diese hinzubekommen.

Was letztlich passieren wird, weiß jetzt natürlich noch niemand. Vielleicht kommt es so wie von mir befürchtet, dass es nur noch die 500 gleichen Clubhits pro Party künftig gibt, vielleicht geschieht aber auch das genaue Gegenteil, dass man nur noch 50 Clubhits im Jahr auf der Party hört, während der Rest dann GEMA-freie Musik ist.
Vielleicht geschieht ja beides: Ersteres bei großen Parties wie der GSN, Letzteres bei kleinen wie der angesprochenen Lost Places.
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Alceste Molière

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Antw:DJ zu sein wird teurer
« Antwort #19 am: 13 April 2013, 19:19:48 »

Hier ein Diskussionszusammenschnitt der Fb-Seite “GEMAdialog” vom März: http://www.amsterben.de/2013/03/18/die-gema-gibt-den-ton-an/
Für einige ist sicherlich  die Frage nach den "Kontrollrechten" am Ende des Blog-Eintrags ganz spannend...
Wer prüft bzw. räumt eine einzelvertragliche DJ-Rechner Überprüfung wohl ein? Wie und in welchem Zeitraum soll dies geschehen?

Welche Sanktionen sind möglich? http://www.gesetze-im-internet.de/urhg/BJNR012730965.html
Das im Online-Dialog angeführte §§ 106ff UrhG besagt z.B. im § 111a Bußgeldvorschriften:
"Die Ordnungswidrigkeit kann in den Fällen des Absatzes 1 Nr. 1 und 2 mit einer Geldbuße bis zu fünfzigtausend Euro und in den übrigen Fällen mit einer Geldbuße bis zu zehntausend Euro geahndet werden."

Können denn eigentlich die Fristen eingehalten werden?
Voraussetzung ist im Urheberrecht (Deutschland) unter "Strafrechtliche Folgen": http://de.wikipedia.org/wiki/Urheberrecht_%28Deutschland%29
Siehe: Die Frist für den Antrag beträgt drei Monate ab Kenntnis des Berechtigten von Tat und Täter (§ 77b) StGB.

Komplexes Thema unter der Berücksichtigung, dass es sich bei Musik nicht ausschließlich um deutsches sondern internationales, daher variierendes Urheberrecht handeln kann - oder um neue Musik, die noch nirgends erfasst ist...
Ob da für die Belegschaft vom Schierenberg gegenüber der Generaldirektion Berlin noch plausibel erklären kann, warum es betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, eine kleine Underground-Party im Sinne einer Ordnungswidrigkeit juristisch zu belangen? Kann ja unter Umständen eine Menge an Arbeitsaufwand nach sich ziehen und finanziell wenig bei rumkommen!
Wer kann wohl Bußgeld-Forderungen in dieser Größenordnung im nicht-kommerziellen Veranstaltungsbereich überhaupt begleichen kann bzw. falls es erste Präzedenzfälle geben sollte, wer wird noch weiter auflegen wollen? Da drängt sich der Eindruck eines kalkulierten Szenarios mit der Zielsetzung: "Abschreckung" auf, um Lizensierungsgebühren im Vorfeld leichter einfordern zu können!

Hier können Veranstalter und DJ's im Tarifrechner unverbindlich prüfen, welche Gebühren anfallen: https://www.gema.de/nc/de/services.html

Interessant, wie die GEMA wohl ihre Kapazitäten bündeln will, hinsichtlich Kontrolle Ihrer eigenen Regularien. Jedenfalls bleibt ein juristisches Intervenieren im Falle einer Ordnungswidrigkeit aufwendig, wie auch die Aussicht auf eine erfolgreiche gerichtliche Durchsetzung, sollte sich der Angemahnte tatsächlich wehren. (Technische Prüfung unter Einhaltung der Persönlichkeitsrechte und Wahrung der Fristen / variables Urheberrecht in verschiedenen Ländern (!)).

Kann denn jemand bereits von seinen Erfahrungen bzgl. Lizensierung von Musik seit April berichten - Sanktionen werden noch keine angedroht worden sein; gehe ich mal schwer von aus! ;D
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Schattenwurf

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Antw:Re: DJ zu sein wird teurer
« Antwort #20 am: 14 April 2013, 09:09:13 »

... , dass einsame Grufties zukünftig ihre Samstagnacht bei Aldi-Rotwein auf dem Ohlsdorfer Friedhof zubringen müssen.
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