Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Die Sexismus-Debatte  (Gelesen 31788 mal)

PlumBum

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #45 am: 30 Januar 2013, 09:32:37 »

Ich bin als Mann total genervt davon, dass man von einigen Frauen schon als potentieller Vergewaltiger gehandelt wird, wenn man nur nach Uhrzeit oder Weg fragt. Eigentlich am meisten davon, dass eine Debatte wie diese nötig ist. Politiker und Journalistinnen mal als Sonderfälle betrachtet (den Berichten traue ich keine 2 Zentimeter weit) - man kann den Hornochsen da draußen Einfühlungsvermögen, Taktgefühl und Empathie wohl kaum einprügeln. Da bleibt einem  nur, auf seinen eigenen Teller zu gucken, seine Mitmenschen wie eben solche zu behandeln und besonders nervige Leute gegebenenfalls zur Raison zu bringen...

Ich bin jedenfalls stinksauer auf zwanghafte Platt-Baggerer und Tumbe-Sprüche-Klopfer (und auch nicht allein mit dieser Ansicht), weil diese Leute schon so manches schöne Gepräch verhindert haben und so manchen Flirt torpediert, und uns Männer in einer Art verbalem Minenfeld platziert haben, in dem man eben noch mehr Empathie braucht als sonst schon, um sich von solchen Leuten abzugrenzen. Dafür, dass solche Spinner vermutlich selten ihr Ziel erreichen, ist der Preis, den die anderen Männer "zahlen", echt hoch.
Da stimme ich erst einmal weitestgehend zu. Ganz großes Problem ist jedoch meiner Meinung nach, das erstaunlich oft die plattesten und dümmsten anmachen sogar zum Ziel führen. Der charmante, empathische, freundliche Durchschnittsmann schneidet leider all zu oft schlechter ab, als der platte, eingebildete Oberproll mit Mut, Dreistigkeit, Selbstüberschätzung und nem dicken Auto. Also ein Fazit was ich daraus ziehe ist, Frauen bekommen nun einmal was Frauen wollen.

Ganz tolles Beispiel dazu finde ich, ist auch dieser spotted Trend. Da liest man dann erstaunlich oft von Frauen die es hinterher bereuen, dem niedlichen, schüchternen Typen einen blöden Spruch rein gedrückt zu haben, anstatt ihm ihre Nummer zu geben.
Klar, es fühlt sich gut an, wenn man mal der große, böse, starke und mächtige sein kann. Einfach weil man es geschafft hat jemanden nieder zu machen, der gerade seinen ganzen Mut zusammen genommen hat um einen vorsichtig anzusprechen.
Wenn jetzt der Sonnenbank gebräunte Fitness Macho zur Frau seiner Wahl sagt: "Nummer her!" wird sie sich kaum trauen ihm Paroli zu bieten. Ja, es grenzt an belästigung/ nötigung. Aber der Erfolg gibt ihm letztendlich recht.
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messie

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #46 am: 30 Januar 2013, 09:39:08 »

Zitat
Während andere zB. einen Handkuss als besondere "Gentleman-like" Höflichkeitsform empfinden, würtde ich pers. das übrigens schon als Belästigung empfinden. Trotzdem gab es mal eine Zeit, da gehörte das zum guten Ton, bzw. war besonders höflich.

So wie ich die Kommentare jener Dame, die sie später zu Protokoll gab, verstehe ist das deren eigentliche Intention gewesen: Dass da jemand nun bei der FDP ganz oben steht, der "aus der Zeit gefallen" ist, der noch ganz altmodisch ist und sie sich darüber mokierte. Man mag zwar nicht immer glauben was da nun kolportiert wird, aber das macht für mich auf jeden Fall mehr einen Sinn als dass es ihr um Sexismus gegangen wäre.
Ich denke auch dass es für ihn völlig normal war, Komplimente dieser Art (die, da verstehen wir uns hier auch alle, ziemlich dämlich sind) inklusive eines Handkusses zu geben, für sie aber nicht mehr. Problem daran ist dass es aus seiner Perspektive als sogar sehr höflich geplant gewesen sein könnte. Würde mich nicht wundern dass ihn ihre Reaktion dann sehr überrascht hätte (so denn alles so stimmt, ist ja nicht auszuschließen, dass sich die Dame ein Jahr später auch verkehrt erinnert ;) ).

Genau das ist auch das Problem! Ab wann ist's Belästigung / Sexismus, ab wann noch nicht? Darf man ein Kompliment über die Figur einer Frau machen oder nicht? Und: Wenn eine Dame z.B. einen sehr tiefen Ausschnitt trägt, sind dann immer noch Komplimente über ihre Brüste tabu - oder gibt es Frauen, die sich darüber dann auch freuen?
Auf Letzteres möchte die Autorin des Artikels auch hinaus: Wenn eine Frau bestimmte Körperpartien betont, warum ist es dann Sexismus, wenn jemand genau über diese dann ein Kompliment macht? Das will mir nicht in den Kopf.
Umgekehrt gilt das doch auch: Wenn ein Mann sich so kleidet dass bestimmte Körperpartien besonders gut zu sehen sind, dann kann er doch auch nicht daherkommen und sagen "ich fühle mich beleidigt, auf meinen Körper reduziert", wenn eine Frau dann nur ein Kompliment zu genau diesen Körperteilen macht.

Ich bin mir dessen bewusst, dass der Ton die Musik macht. Nur ist genau in solchen Situationen, in einer Flirtsituation in Bar / Disco / Nachtclub, das gar nicht so einfach auseinanderzuklamüsern. Sind Komplimente, die den Körper betreffen, grundsätzlich sexistisch? Ja, wirklich? Das macht die Kommunikation miteinander dann nicht eben einfacher.
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messie

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #47 am: 30 Januar 2013, 09:51:38 »

Zitat
Das sollte mann in solcher Diskussion als "Hintergrund" also bitte auch mal berücksichtigen (...)

Finde ich nicht. Wir leben im 21. Jahrhundert, im Hier und Heute, und wenn ich in einer Bar stehe, dann rezitiere ich nicht die Geschichte der Emanzipation und denke schon gar nicht daran, wie Frauen in anderen Ländern unterdrückt werden. Schließlich stehe ich in Deutschland an der Bar, im Hier und Jetzt. Und wenn ich einer Frau begegne die ich attraktiv finde, dann möchte ich ihr das bittesehr auch sagen dürfen, möchte ihr Komplimente machen dürfen wenn das, was sie an hat, ihr sehr gut steht, und dann nicht gleich in die Proll-Ecke gestellt werden. Ich möchte nicht das abkriegen was andere Typen vor mir angestellt haben sondern als derjenige bewertet werden der nun vor der Dame steht und auch ehrliche Antworten erhalten.

Die Emanzipation der Frau ist noch nicht so lange her. Stimmt. Und? Die Generation U40, U30 erst recht, wird ja wohl emanzipiert genug heutzutage sein um auch selbst zu bemerken, wann etwas als Kompliment gedacht ist und wann es nur eine plumpe Anmache ist. Vor allem sollte doch da mal eine Grenze geklärt werden!

Also, gebt doch mal selbst Beispiele, was für euch Frauen ein Kompliment ist über das ihr euch freut und -vor allem- was für euch genau an der Grenze liegt. Bislang kamen ja hauptsächlich Beispiele aus der ganz plumpen Ecke, jener der alleruntersten Schublade. Um die es hier aber gar nicht geht, denn "unterste Schublade" der Sorte "ey Schnecke, lass mal die Nummer rüberwachsen" oder "geile Titten, ey!" waren Brüderles Äußerung ebengerade nicht.
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sYntiq

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #48 am: 30 Januar 2013, 09:55:05 »

[...]
Im ernst... ich bin sehr froh darüber, das bei meinem momentanen Arbeitgeber doch ein sehr lockeres Betriebsklima herrscht.
Ich habe irgendwann letzte Woche einen Artikel gelesen (Ich glaube es war bei Spiegel Online), was derzeit alles als (sexuelle) Belästigung am Arbeitsplatz ausgelegt werden könnte. Dementsprechend wäre ich dann vor Beschwerden diesbezüglich nur halbwegs sicher wenn ich morgens, sobald ich mich dem Firmengebäude nähere, mir die Augenverbinde und mich dann blind zu meinem Arbeitsplatz zu bewegen (natürlich, ohne etwas sehen zu können, jedem mir entgegenkommenden oder herumstehenden Menschen ausweichen um niemanden versehentlich zu berühren.)Dort dann NUR noch direkt auf den Monitor starren und bloss nichts sagen und mich mit niemandem unterhalten. Mailverkehr auch nur noch aus irgendwelchen standard-Textbausteinen zusamenbasteln (sofern email denn überhaupt wirklich sien muss!). Zum Feierabend dann wieder Augen verbinden und weg vom Firmengelände.

Etwas überspitzt, aber trotzdem das sicherste, will man sich nicht gleich zu Hause einschliessen.
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PlumBum

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #49 am: 30 Januar 2013, 10:07:40 »


(...) Ganz großes Problem ist jedoch meiner Meinung nach, das erstaunlich oft die plattesten und dümmsten anmachen sogar zum Ziel führen. Der charmante, empathische, freundliche Durchschnittsmann schneidet leider all zu oft schlechter ab, als der platte, eingebildete Oberproll mit Mut, Dreistigkeit, Selbstüberschätzung und nem dicken Auto. Also ein Fazit was ich daraus ziehe ist, Frauen bekommen nun einmal was Frauen wollen.

Ganz tolles Beispiel dazu finde ich, ist auch dieser spotted Trend. Da liest man dann erstaunlich oft von Frauen die es hinterher bereuen, dem niedlichen, schüchternen Typen einen blöden Spruch rein gedrückt zu haben, anstatt ihm ihre Nummer zu geben.
Klar, es fühlt sich gut an, wenn man mal der große, böse, starke und mächtige sein kann. Einfach weil man es geschafft hat jemanden nieder zu machen, der gerade seinen ganzen Mut zusammen genommen hat um einen vorsichtig anzusprechen.
Wenn jetzt der Sonnenbank gebräunte Fitness Macho zur Frau seiner Wahl sagt: "Nummer her!" wird sie sich kaum trauen ihm Paroli zu bieten. Ja, es grenzt an belästigung/ nötigung. Aber der Erfolg gibt ihm letztendlich recht.


 :o  was kennst du denn für Frauen? Muss ich jez mal genauso platt rückfragen. Pardon, aber: ich kenne wirklich keine einzige Frau, die derart eingestellt wäre oder sich so verhielte. ^^ Ehrlich nicht.
guck einfach mal auf den einschlägigen spotted Seiten herum.
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PlumBum

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #50 am: 30 Januar 2013, 10:09:50 »

Und ich weiß, das ich Kallisti niemals ein Kompliment machen werde! Nichts was man auch nur annähernd in die Richtung verstehen könnte.
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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #51 am: 30 Januar 2013, 10:26:06 »

Zitat von: Kallisti
Moahhh - weil es platt ist! Weil es tutti completti schmierig, langweilig, OFFENSICHTLICH und vollumfänglich EINFALLSLOS ist

Du, da gebe ich dir sogar recht, es ist einfallslos und platt. Aber ist es auch gleichzeitig sexistisch? Das ist doch der casus knaxus hier. Denn dass Brüderles Spruch platt und einfallslos war, da sind wir uns absolut einig, du! Wo ich ihm aber nicht so recht den Schuh anziehen möchte ist dass er sexistisch war, vor allem dass es auch sexistisch (also sie abwertend, das ist schließlich die eigentliche Bedeutung von Sexismus) gemeint war.

Und nicht alles, was Komplimente die Kleidung betrifft, wird als platt und einfallslos wahrgenommen. Jedenfalls habe ich noch nie mitbekommen dass sich eine Frau nicht über z.B. "Das Korsett das du an hast steht dir!" gefreut hätte. Oder geht das für dich auch schon als platt und einfallslos durch?  :o
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banquo

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #52 am: 30 Januar 2013, 10:54:11 »

Ich zitiere da mal die bezaubernde Svendra: man muss ja auch nicht an jedem Weltuntergang teilnehmen.

Ein paar Sachen, die ich gestern Abend schon in die Shoutbox geschrieben habe möchte ich aber doch noch sortieren:

1. ) wenn ich noch einmal lese, dass twitter relevant für irgendwas sei, dann kotze ich.
Das ist aber unabhängig von diesem Thema.

2.) Schmierige alte Säcke sind schmierige alte Säcke. Bäh. Und, und aber auch:
3.) Zeitungen, die nach einem Jahr eine Situation heraus kramen, die schon damals keinen wirklich überrascht oder interessiert hat.. das ist auch schmierig, aber auf eine ganz andere Art.
Siehe auch hier: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/sexismus-debatte-prueder-in-waffen-12040794.html

Wer glaubt ernsthaft, der Stern hätte diesen Artikel über dieses Thema zufällig jetzt und nur aus dem Interesse, eine allgemeine Sexismus-Diskussion zu starten, veröffentlicht? Also ich nicht.

4.) ich bin noch nie auf eine solche Art belästigt worden wie Julya beschrieben hat, und darüber froh. Ich finde es doof, wenn Menschen belästigt werden. Das hat niemand verdient, und das muss auch keiner ertragen oder so.

5.) Ich bin nicht auf Arbeit, um mit Leuten zu flirten, sondern um zu arbeiten. Ich bin nicht mit dem ÖPNV unterwegs um zu flirten, sondern um von A nach B zu kommen. Ich bin nicht in der Bibliothek um zu flirten, sondern um ein Buch auszuleihen.

Ist da ein Muster erkennbar?

Ich schulde niemandem meine Zeit, und niemand schuldet mir seine. Die Idee, dass man ausgerechnet jetzt und hier, an diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt mit mir Kontakt aufnehmen müsse... das finde ich schon ziemlich grenzwertig.

Das ist etwas anderes, wenn ich an einen Ort gehe, der üblicherweise dafür angelegt ist, dass Menschen dort miteinander in Kontakt kommen. Nichtsdestotrotz sollte mein Gegenüber in der Lage sein, meine Reaktion - "oh, ich muss ganz dringend auf Klo." "habe ich gerade gegähnt? Ich bin wohl müde." "cool story, bro." - soweit einzuschätzen, dass er mir nicht auf die Nerven fällt. Und nein heißt nein, Punkt. Das erwarte ich aber grundsätzlich von allen Menschen. *find*

6.) Ich finde diese Verwässerung und Verallgemeinerung des Wortes "Gewalt", dass gerade auch aus der Feministenecke kommt, extrem unproduktiv. Sexismus ist etwas anderes als sexuelle Gewalt. Wenn das alles eins ist, dann bedeutet es letztlich gar nichts - wenn alles Gewalt ist, dann ist letztlich nichts Gewalt.

Siehe auch hier: http://www.fraumeike.de/2013/das-schreien-der-laemmer/
(in dem Kommentar stehen noch ein paar interessante Gedankenansätze drin, aber die drösel ich jetzt nicht alle auf.

*überleg* ich glaub, das war's, ja.
Ihr könnt jetzt aber gerne noch ein paar Stunden über die Definition einer angemessenen Anmache diskutieren. Ist bestimmt total sinnvoll, weil auch alle Frauen so und alle Männer so sind. *nicknick*
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Simia

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #53 am: 30 Januar 2013, 11:15:03 »

@Kallisti: Ja, es gibt diese Frauen.

Aber bitte, jetzt mal unter uns Männern ... Selbst wenn ich auf einen ONS aus bin, komme ich doch nicht im allerersten Satz mit solchen Sprüchen. Da muss Mann dann schon echt "Glück" oder ein unglaubliches Charisma haben und/oder die Frau besonders ausgehungert sein (außerdem soll es ohnehin den größten Erfolg versprechen, wenn Frau das Gefühl hat, sie hätte den Mann angesprochen ;D ).

Es ist wieder mal der berühmte Kontext, der den Unterschied zwischen Sexismus und plumper Einfallslosigkeit macht und wo besagte Grenze sich verschieben kann. Auf einer Party - vielleicht schon etwas Alkohol im Blut und wo mit solchen Situationen möglicherweise sogar zu rechnen ist - ist der ein oder andere Spruch plump, in einer anderen Situation durchaus sexistisch.

Und WILL ich einer Frau sagen, dass sie gut im kurzen Rock aussieht, wenn ich nicht schon eine gewisse Ebene mit ihr habe? Wenn mir auffällt, dass die Kollegin beim Friseur war, dann sag ich das. Aber weiter WILL ich überhaupt nicht gehen, warum? Irgendwie reicht mir das (auch wenn ich nicht verheiratet wäre). Da muss ich banquo auch voll zustimmen.
 
Die persönliche Schwelle zu wahren macht den Mann auch nicht gleich zum Weichei. Mann kann Selbstsicherheit, Frechheit und sogar die berühmte Arschloch-Attitüde zeigen und wissen was man will und muss trotzdem nicht rangehen wie Günni von der Autobahnbaustelle Maschener Kreuz (devote Frauen wollen auch erobert werden :D ). Kann es nicht sein, dass es Mut, Dreistigkeit bzw. Frechheit und Selbstsicherheit (nicht unbedingt -überschätzung) sind, die zum Ziel führen, aber das nicht automatisch auch der eingebildete Oberproll sein muss?

Und die Grauzone wird immer eine Grauzone bleiben, weil es nicht zuletzt auch von der Tagesform, individueller Wahrnehmung aufgrund bisheriger Erfahrungen und der Situation bzw. Intention der Frau abhängt. Da wird es nie ein gesellschaftlich verbindliches Manifest des guten Geschmacks geben. Andersrum sollten die Frauen den Männern - im Bewusstsein des Kontextes natürlich - dann auch mal Fettnäpfchen nachsehen, sprich: eine misslungene Anmache auf einer Party einfach abbügeln (ich spreche selbstverständlich nicht von der Situation vorm Kir).
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Eisbär

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #54 am: 30 Januar 2013, 11:21:22 »

Es zeigt sich einfach, dass die Grenze dessen, was als sexistisch gilt, von der jeweils betroffenen Person definiert wird.
Umso wichtiger wird es, zu kommunizieren. Mangelnde Kommunikation ist doch in so ziemlich allen Belangen das Hauptproblem, wenn Männlein und Weiblein aufeinander treffen. Insbesondere dann, wenn Mann es gar nicht weiß, dass er sich im jeweiligen Moment zuviel herausnimmt. Bei 95% der Männer würde bei irgendwelchen Sprüchen, die schlecht ankommen, reichen, wenn frau es ihnen einfach sagt, dass sie es nicht möchten.

Das Problem sind die übrigen 5%. Was die angeht, bin ich absolut bei Euch, das muss nicht sein.

Gestern war der Sexismus auch Thema einer Sat1-Reportage (Akte irgendwas), ws ich beim durchzappen sah und hängenblieb.
Wenn ich mir angucke, was eine Frau, die sich ein wenig sexy anzieht und durch eine Fußgängerzone geht, für einen Spießrutenlauf der Anzüglichkeiten über sich ergehen lassen muss, wird mir echt ganz anders. Das kann und darf einfach nicht sein. Da haben einfach viele Männer noch sehr viel Nachholbedarf, wie es scheint.
Wie man dieses Problem in den Griff bekommt, weiß ich leider auch nicht.

Ich weiß nur, wenn ich eine Situation wie die, die Julya im Bus beschrieb, oder gar die vorm KIR, mitbekomme, dass ich nicht still daneben stehen bliebe.
Oder ist es sexistisch, wenn ich als Mann da eingreife, weil ich den Eindruck habe, dass die Frau mit der Situation nicht alleine fertig wird?
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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #55 am: 30 Januar 2013, 11:36:43 »

Spiegel-Online trägt mit einem Selbsttest für Herren zur Diskussion bei:

http://www.spiegel.de/spam/satire-spiegel-online-spam-sexismus-test-a-880456.html
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Schattenwurf

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #56 am: 30 Januar 2013, 13:47:14 »

Ich fühle mich von Frauen immer auf meinen Schwanz reduziert. *malsoanmerk*
Das ist verständlich aber ekelhaft sexistisch. ^^
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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #57 am: 30 Januar 2013, 16:00:58 »

Also ich finde ja die aktuelle Pullmoll-Werbung rund um den "Lutschtyp" bis zu einem gewissen Grad sexistisch. Was aber daran liegt, das mich da bisher immer nur ein Frauenmund "anschaut" und so dumme Sprüche wie "Welcher Lutschtyp bist du" oder "Lutschtyp A: Lutschen, Genießen und das wohltuende GEfühl im Hals ist da." dabei stehen... angeblich gibt es das ganze auch mit Männermund. Aber irgendwie macht es das nicht wirklich besser.  :(
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Julya

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #58 am: 30 Januar 2013, 16:07:21 »

Ein großes *SEUFZ* mal an dieser Stelle von meiner Seite.

Ich glaube, Simia hat es als einer der wenigen (Männer) ziemlich genau verstanden, bzw kann sich ganz gut in solche Situationen hineinversetzen, über die wir hier sprechen.

Ich finde es ehrlich gesagt erschreckend, daß scheinbar immer noch dieses "Sie hat doch selber schuld, wenn sie sich SO anzieht"-Ding in den Köpfen vieler Menschen (ja, auch in denen einiger Frauen!) festzusitzen scheint. Wenn auch in abgeschwächter Form.
Simia hat das wunderbar gesagt:
Zitat
Und WILL ich einer Frau sagen, dass sie gut im kurzen Rock aussieht, wenn ich nicht schon eine gewisse Ebene mit ihr habe? Wenn mir auffällt, dass die Kollegin beim Friseur war, dann sag ich das. Aber weiter WILL ich überhaupt nicht gehen, warum?
Warum in aller Welt sollte IRGENDein fremder Mensch einem anderen fremden Menschen einen Kommentar über seinen Körper "übermitteln" (durch Sprache, Gesten, Laute, etc)!?!?!?!
Oder wie banquo auch sagte:
Zitat
Ich schulde niemandem meine Zeit, und niemand schuldet mir seine. Die Idee, dass man ausgerechnet jetzt und hier, an diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt mit mir Kontakt aufnehmen müsse... das finde ich schon ziemlich grenzwertig.
Mir sind schon Männer durch den ganzen Supermarkt gefolgt, haben mir ihre Nummer aufgedrängt, haben mich zu Gesprächen genötigt, usw. Ich bin ein freundlicher und höflicher Mensch und wenn mich jemand nett anspricht, bin ich die letzte Person, die denjenigen dann blöd auflaufen lässt. Ich sage freundlich, aber bestimmt, daß ich keinen Kontakt wünsche und das hat manN dann schlicht und ergreifend zu respektieren.

Simia hat es auch perfekt erklärt, warum man in bestimmten Situationen nicht "einfach so" rumschreit, Ohrfeigen verteilt, oder um sich tritt. Die psychische Hürde ist für einen ungeübten Menschen einfach wahnsinnig hoch. Und auch hier wieder die Frage: WARUM muss eine Frau sich WEHREN? Warum respektieren manche Männer nicht einfach deutlich sichtbare Grenzen?
Und Eisbär, selbstverständlich ist es nicht sexistisch, als Mann einer Frau seine Hilfe anzubieten. Vor allem dann nicht, wenn man mitbekommt, daß eine Situation vielleicht grad nicht mehr so harmlos aussieht. Andersrum würde ich ja auch Männern meine Hilfe anbieten.


Und Plummi, ich muss mich ja auch wundern, was für Frauen Du kennst. Ich kenne nicht eine, die sich auf ein (wie auch immer geartetes) "Nummer her!" einlassen würde. Die Frauen, die ich kenne, würden müde lächeln und sich wegdrehen, oder -je nach Temperament ;) - den Ochsen nochmal ein bisschen auf die Weide zum Üben schicken.



Mir ist dazu heute noch was eingefallen: In einem Club wie z.B. dem Catonium laufen Leute rum, die teilweise extrem sexuell "aggressiv" gekleidet oder -ohmeinGott- sogar komplett NACKT sind! Dennoch würde sich kein Mensch wagen, dies als Freifahrtschein zum blöden Angraben oder gar Antatschen aufzufassen. Ich habe selten einen derartig respektvollen Umgang erlebt wie dort. Dort reicht oft ein Blick als eindeutiges Nein aus. Und wenn nicht, dann eben ein höflich ausgesprochenes. Warum funktioniert das nicht auch im "normalen Leben"? Ist doch wahrlich nicht schwer!


Nochmal was zu Simia. Ich, so in meiner Eigenschaft als Frau (;)), würde das Wahren meiner Grenzen nie nie niemals als Weichei-Tum sehen. Ganz im Gegenteil! Eine Mischung aus Respekt, Feinfühligkeit, Freundlichkeit und vielleicht auch ein bisschen Mut finde ich persönlich am anziehendsten.
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Eisbär

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #59 am: 30 Januar 2013, 16:58:06 »

Oder wie banquo auch sagte:
Zitat
Ich schulde niemandem meine Zeit, und niemand schuldet mir seine. Die Idee, dass man ausgerechnet jetzt und hier, an diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt mit mir Kontakt aufnehmen müsse... das finde ich schon ziemlich grenzwertig.
Dann gibt es also keinerlei richtigen Zeitpunkt. Wenn alle diese Einstellung hätten, würden wir ziemlich schnell aussterben.
Das es dabei dann nicht so aussehen darf
Zitat
Mir sind schon Männer durch den ganzen Supermarkt gefolgt, haben mir ihre Nummer aufgedrängt, haben mich zu Gesprächen genötigt, usw.
ist völlig unstrittig. Ein "Nein!" oder "Kein Interesse!" muss ausreichen. Aber die erste Anfrage darf man m.E. niemanden übel nehmen, solange das nicht zu plump ist. Und selbst wenn sie grenzwertig Richtung plump ist, würde ich bereits schon mal von mir hier gepostetes Hanlon's Razor anwenden.
Zitat
Ich sage freundlich, aber bestimmt, daß ich keinen Kontakt wünsche und das hat manN dann schlicht und ergreifend zu respektieren.
100% Zustimmung.

Zitat
WARUM muss eine Frau sich WEHREN? Warum respektieren manche Männer nicht einfach deutlich sichtbare Grenzen?
Nochmal: Hanlon's Razor!
Davon ab würde ich diese Fragen nicht mal geschlechtsspezifisch stellen. Umgekehrt gilt das genauso.
Nur bei der Grenze, wo Sexismus anfängt, scheinen die Meinungen der Geschlechter auseinander zu gehen. Oder Männer sind - einfach weil sie die Position des ansprechenden eher kennen - toleranter, wenn dieses erste Ansprechen eben plump, ungeschickt oder sowas daherkommt. Vielleicht sind sie auch einfach dankbar, diesen Schritt nicht selbst machen zu müssen (so würde es mir jedenfalls gehen).

Zitat
Mir ist dazu heute noch was eingefallen: In einem Club wie z.B. dem Catonium laufen Leute rum, die teilweise extrem sexuell "aggressiv" gekleidet oder -ohmeinGott- sogar komplett NACKT sind! Dennoch würde sich kein Mensch wagen, dies als Freifahrtschein zum blöden Angraben oder gar Antatschen aufzufassen.
Doch, leider hab ich das da auch schon erlebt. Ist aber wirklich seltener.
Zitat
Warum funktioniert das nicht auch im "normalen Leben"?
Da solch Partys von vorneherein einen sexuellen Charakter haben, gelten auf denen eigentlich überall die gleichen Regeln des respektvollen Umgangs miteinander, die penibler eingehalten werden. Die Gäste dort sind deutlich reflektierter was ihre eigene Sexualität angeht als der übliche Proll auf der Straße. Ich vermute es liegt daran.
Zitat
Ist doch wahrlich nicht schwer!
Sollte man meinen...


Zitat
Ich, so in meiner Eigenschaft als Frau (;)), würde das Wahren meiner Grenzen nie nie niemals als Weichei-Tum sehen. Ganz im Gegenteil! Eine Mischung aus Respekt, Feinfühligkeit, Freundlichkeit und vielleicht auch ein bisschen Mut finde ich persönlich am anziehendsten.
Aber was die beste Mischung ist, ist eben Geschmackssache und um herauszufinden, welchen Geschmack Du hast, muss man erstmal nachfragen.



Ich hab es (soweit ich weiß) bisher geschafft, Frauen so anzusprechen, dass sie sich nicht belästigt fühlen. Ich bin aber auch heilfroh, seit längerem in einer festen Beziehung zu sein, denn wieder auf das Minenfeld des Flirtens zu gehen und auf der einen Seite allen Minen auszuweichen und auf der anderen doch selbstbewußt genug rüber zu kommen, dass mann selbst auch interessant wird, ist gar nicht so einfach. Oft genug war ich zu vorsichtig und am Ende "der gute Freund", das asexuelle Wesen.
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