Schwarzes Hamburg > Gedankenaustausch
Haben wir eine Seele?
Eisbär:
Die Frage ist doch weniger, ob unsere Hardware (Gehirn) neben der der normalen Software (Geist) auch ein BIOS (Seele) hat.
Die Frage ist, wie sehr die Existenz dieser Seele mit der Zerstörung der Hardware noch gewährleistet ist.
Mir fällt dazu ein schönes Zitat von Captain Picard zu ein (hey, ich finde Star Trek ist das bedeutenste, was an Philosophie die letzten 50 Jahre entstanden ist! - sorry, Kenaz!):
"Bedenkt man die wunderbare Komplexität des Universums, seine Perfektion, seine Ausgewogenheit in allen Dingen – Materie, Energie, Gravitation, Zeit, Dimension – muss ich einfach annehmen, dass unsere Existenz viel mehr ist, als Philosophie in ihr sieht. Das was wir sind, übertrifft alle Maßstäbe, die wir uns mit unserem mathematischen Denken vorstellen können. Unser Dasein ist Teil eines Ganzen, das wir mit unserem Verstand, unserer Erfahrung nicht erfassen können."
Kenaz:
--- Zitat von: nightnurse am 04 Dezember 2012, 22:12:38 ---Das fände ich nun schon ziemlich kompliziert.
--- Ende Zitat ---
- Das kann ich gut verstehen, aber das liegt an Deinen Fragestellungen. Die, die Du hier formulierst, haben auf der Ebene, auf der der Körper Funktion des Geistes ist, nicht allzuviel verloren. Das ist ja das Problem: Die meisten können sich heute überhaupt nicht mehr vorstellen, auch noch auf Basis anderer als rein naturwissenschaftlich ausgerichteter Paradigmen zu denken. DAS Thema sprengt unter den gegebenen Voraussetzungen aber defintitiv den Vermittlungsrahmen einer Forendiskussion. - Darüber können wir ja mal bei größeren Mengen Alkohol auf einer Tanzveranstaltung weiterdiskutieren. ;)
nightnurse:
Ach du je. Mir schwanen plötzlich verschiedene Dinge zum Körper als Funktion des Geistes.
Nix gegen Alkohol auf Tanzveranstaltungen, aber dabei noch (womöglich ernsthaft) zu diskutieren, über (womöglich ernsthafte) Metaphysik, erscheint mir nicht unbedingt ratsam.
Kenaz:
--- Zitat von: nightnurse am 04 Dezember 2012, 23:40:10 ---Nix gegen Alkohol auf Tanzveranstaltungen, aber dabei noch (womöglich ernsthaft) zu diskutieren, über (womöglich ernsthafte) Metaphysik, erscheint mir nicht unbedingt ratsam.
--- Ende Zitat ---
- Alkohol ist dem metaphysischen Disput durchaus förderlich, was meinst Du, warum in mitelalterlichen Klöstern so viel gebraut wurde!?! ;D Problematischer erscheint mir da schon übliche Gebollere, das mir nach 'ner gewissen Zeit so auf die Nerven geht, dass es nur noch für blanken Nihilismus reicht ...
RaoulDuke:
--- Zitat von: colourize am 04 Dezember 2012, 21:02:14 ---
--- Zitat von: Kenaz am 04 Dezember 2012, 20:33:59 ---Aus einem je einem anderen Blickwinkel kann jede Antwort die gleiche Plausibilität beanspruchen: Der Körper ist Funktion des Geistes, insofern der Geist die Basis eines Wahrnehmens/Denkens/Sprechens darstellt, das die Frage nach dem "Körper" überhaupt möglich macht; der Geist ist Funktion des Körpers, insofern wir ihn auf materieller Ebene im Bereich der Körperlichkeit lokalisieren und niemals losgelöst von Biofunktionen antreffen. Beide Positionen haben ihre Berechtigung. Ich finde es etwas fanatisch, sich so exklusiv nur auf das eine oder andere zu kaprizieren.
--- Ende Zitat ---
Mag sein, aber nicht beide Positionen sind gleich wahrscheinlich. Zumindest gibt es offenkundig für die eine mehr empirische Evidenzen und zudem nicht gerade wenige theoretische Argumente.
--- Ende Zitat ---
Fasst man diese beiden Postulate als unterschiedliche (und sich widersprechende) Axiome auf, so ist es ex definitionem nicht möglich, eine Aussage über Wahrscheinlichkeiten zu treffen oder sinnvoll Empirie zu betreiben.
--- Zitat von: Kenaz am 04 Dezember 2012, 21:34:29 ---
--- Zitat von: colourize am 04 Dezember 2012, 21:02:14 ---In diesem Kontext wüsste ich mal gerne den Grund Deiner immer wieder zu Tage tretenden Abneigung gegen naturwissenschaftlich fundierte Deutungsmuster. Steht da ein wissenschaftstheoretisches Argument (wie die Ablehnung der Positivismus) dahinter oder fußt Deine Zurückweisung der Naturwissenschaften ausschließlich auf Deiner eigenen Ethik?
--- Ende Zitat ---
- Du hast da was ziemlich falsch verstanden. Es kann von meiner Seite keine Rede sein von einer "Zurückweisung der Naturwissenschaften". Es geht mir lediglich um eine Relativierung ihres, immer totalitärer um sich greifenden Anspruches auf absolute Deutungshoheit in einfach allen Bereichen. Dass die Naturwissenschaften auf der Ebene die ihnen zukommt, durchaus nützlich und erhellend sind, wollte & will ich mit keiner Silbe bestritten haben. Ich hege lediglich eine ausgeprägte Aversion gegen absolute Machtansprüche. ;)
--- Ende Zitat ---
Natürwissenschaften leiden zudem m.E. unter dem Problem, dass sie nur zur Beantwortung einer Teilgruppe aller Fragen relevante Antworten haben. Selbst wenn man akzeptiert, daß sich überraschend viele oder vielleicht sogar alle Sachverhalte beispielsweise durch mittels mathematischer Methoden erfassbarer Gesetzmäßigkeiten erklären lassen, so bleibt man bei der Beantwortung der Frage, WARUM dem denn so ist, mit diesem Methodenset vollkommen blank.
Sind Naturwissenschaften damit überhaupt mehr als ein Set von Werkzeugen? Wenn das nicht zutrifft, hat zumindest aus meinem subjektiven Empfinden heraus die Fraktion, die den Körper als eine Funktion des Geistes ansieht, gerade einen Punkt gemacht. Schließlich hat die andere Seite damit als Hauptargument nur so etwas wie einen besonders schönen, blankgeputzten Schraubendreher in der Hand. :)
Und weil mir gerade nach verstörenden Ideen ist und jemand Wahrscheinlichkeitrechnung erwähnte:
Nehmen wir einmal an, der Geist sei eine Funktion des Körpers und damit annahmegemäß innerhalb eines Computers reproduzierbar. Die Wahrscheinlichkeit dafür, daß dieses innerhalb unserer Lebensspanne gelingt, und wir damit erfolgreich ein vollständiges Backup unseres Wesens durchführen können, sei größer Null. Die Anzahl der simulierten Leben, die wir duchführen können, wenn wir uns im Zeitraum nach Anfertigen des Backups bzw. der Kopie befinden, sei unendlich groß. Es sei uns nach dem Backup bzw. der Kopie möglich, das real gelebte Leben einfach zu wiederholen, und die ex post-Wahrscheinlichkeit der Durchführung einer solchen Wiederholungssituation größer Null (ok, das erfordert strenggenommen eine Begrenzung der Anzahl der möglichen Simulationsszenarien).... Aber...
Wie hoch ist dann die Wahrscheinlichkeit, daß wir bereits jetzt in einer Simulation leben? :o
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