Schwarzes Hamburg

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Unter welcher Bedingung sollte das Wahlrecht vergeben werden?

Wahlrecht mit Grundschuleintritt wär' noch besser ...
- 0 (0%)
Wahlrecht mit 16 - tolle Idee!
- 4 (44.4%)
Wahlrecht mit 18 - bitte beibehalten
- 2 (22.2%)
Wahlrecht auf 21 anheben
- 0 (0%)
Wahlrecht an Prüfung koppeln
- 3 (33.3%)

Stimmen insgesamt: 6


Autor Thema: Wahlrecht mit 16?  (Gelesen 6902 mal)

Kenaz

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Wahlrecht mit 16?
« am: 20 Juli 2012, 11:41:02 »

Nachdem man es in letzter Zeit immer häufiger liest, wollte ich das hier mal zur Diskussion gestellt haben: In weiten Kreisen von SPD und Grünen wird ja immer eifriger darüber nachgedacht, ob es nicht eine prima Idee wäre, das Wahlrecht von 18 auf 16 Jahre abzusenken. Nun würde mich doch mal interessieren, wie man in diesem unserem schnuckeligen, kleinen Forum so zu dieser Frage steht ...

Es wird wohl kaum jemanden wundern, dass ich für meinen Teil dieses Ansinnen rundweg ablehne und stattdessen eher für eine Anhebung des Wahlrechts von 18 auf 21, besser noch auf 30 Jahre plädieren würde. Oder, noch besser: Man entkoppelt es komplett vom Alter (denn das schützt bekanntlich kein bisschen vor Torheit) und macht es stattdessen von einer Prüfung abhängig, in der der Aspirant erst mal unter Beweis stellen muss, dass er bis drei zählen und eine Minimalbildung aufweisen kann, die eine halbwegs vernunftgesteuerte Meinungsbildung überhaupt erst möglich macht. Ich meine, hallo: für jeden Mumpitz muss man in diesem Land eine Prüfung ablegen, aber wählen - und damit über unser aller Schicksal bestimmen - darf jeder Vollhonk, nur weil er 18 Jahre alt ist?! - Kann ja wohl nicht angeh'n ...!?
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sYntiq

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Re: Wahlrecht mit 16?
« Antwort #1 am: 20 Juli 2012, 11:44:14 »

Man entkoppelt es komplett vom Alter (denn das schützt bekanntlich kein bisschen vor Torheit) und macht es stattdessen von einer Prüfung abhängig, in der der Aspirant erst mal unter Beweis stellen muss, dass er bis drei zählen und eine Minimalbildung aufweisen kann, die eine halbwegs vernunftgesteuerte Meinungsbildung überhaupt erst möglich macht.
Dann liegt ja "unser aller Schicksal" in den Händen einer max. 2stelligen Anzahl von Menschen /o\ Im Grunde könnte man dann Wahlen direkt abschaffen und jeder der die Prüfung besteht wird dann halt automatisch "gewählter Politiker"
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Kenaz

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Re: Wahlrecht mit 16?
« Antwort #2 am: 20 Juli 2012, 11:49:21 »

Dann liegt ja "unser aller Schicksal" in den Händen einer max. 2stelligen Anzahl von Menschen [...]

- sYntiq, ich bin begeistert! Du bist ja ein noch größerer Pessimist als ich - und das will echt was heißen ...  ;D
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Kallisti

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Re: Wahlrecht mit 16?
« Antwort #3 am: 20 Juli 2012, 11:53:11 »

Dann liegt ja "unser aller Schicksal" in den Händen einer max. 2stelligen Anzahl von Menschen [...]

- sYntiq, ich bin begeistert! Du bist ja ein noch größerer Pessimist als ich - und das will echt was heißen ...  ;D

Realist. Würde ich sagen.  8)
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Ookami

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Re: Wahlrecht mit 16?
« Antwort #4 am: 20 Juli 2012, 11:54:06 »

"Wahlrecht an Prüfung koppeln"
Und zwar unabhängig vom Alter, alle zwei Jahre.
Ausserdem das Wahlrecht zur Wahlpflicht machen.
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Kallisti

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Re: Wahlrecht mit 16?
« Antwort #5 am: 20 Juli 2012, 11:59:18 »

Und wenn man einfach in den Schulen bisschen mehr politische Bildung vermittelte? Altersgerecht, vor allem also: interessant!
Dann müsste man sich allerdings auch für ein früheres Wahlrecht aussprechen, denn die wollen dann ja auch ihr "Wissen anwenden" und mitmischen und nicht irgendwelchen trockenen Stoff lernen, der mit ihrer Lebenspraxis (noch) überhaupt nichts zu tun hat.
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Kenaz

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Re: Wahlrecht mit 16?
« Antwort #6 am: 20 Juli 2012, 12:06:11 »

Dann liegt ja "unser aller Schicksal" in den Händen einer max. 2stelligen Anzahl von Menschen /o\ Im Grunde könnte man dann Wahlen direkt abschaffen und jeder der die Prüfung besteht wird dann halt automatisch "gewählter Politiker"

- Was mir grad noch einfällt: Deine "Einsicht" impliziert freilich, dass außer den fraglichen, maximal 99 Personen kein Bundesbürger in der Lage ist, bis drei zu zählen und die fragliche Mindestbildung aufzuweisen, ab der eine vernunftgesteuerte Wahl überhaupt möglich wäre. Wenn dem wirklich so ist, könnten wir eigentlich auch alle paar Jahre die Regierung per Zufallsprinzip bestimmen ...

Denkbar wäre etwa ein großes TV-Event, das sich an der Ziehung der Lottozahlen orientiert, freilich mit größerem medialen Brimborium drumherum. Die Moderation würde ich Dieter Bohlen, Oliver Pocher und/oder Detlef D! Soost anvertrauen, damit ein Mindestmaß an Seriosität gewahrt bleibt ...  ;D
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nightnurse

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Re: Wahlrecht mit 16?
« Antwort #7 am: 20 Juli 2012, 12:12:09 »

Das Alter senken? Nee, bloß nicht...bestimmt gibt es da draußen ganz viele total reflektierte 16jährige, die dem Ideal des mündigen Bürgers entsprechen. Aber das dürfte kaum die Mehrzahl sein. Ist ja nichtmal die Mehrzahl der Ü18jährigen *räusper*.
Prüfung...hmja...wie sYntiq schon sagt, ne...

Mehr politische Bildung an Schulen wäre sicher wünschenswert, aber ich bin nicht der Ansicht, daß das Wahlrechtsalter deshalb gesenkt werden müsste (am Ende kommt noch jemand darauf, das Wahlrecht an die Note im entsprechenden Schulfach zu binden, unter 2- wird nicht gewählt...). Im Gegenteil. Das soll erstmal sacken bis mindestens zum 18.  ;).


(Kenaz, Du klingst grad etwas nach "Staship Troopers", also, dem Buch. Hat das irgendwer hier mal gelesen? Der gute Herr Heinlein koppelt da das Wahlrecht an den Willen zur Verteidigung der Demokratie mit Waffen und wirft auch sonst allerhand problematische Vorschläge in den Raum.)
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Kenaz

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Re: Wahlrecht mit 16?
« Antwort #8 am: 20 Juli 2012, 12:25:54 »

Kenaz, Du klingst grad etwas nach "Staship Troopers", also, dem Buch. Hat das irgendwer hier mal gelesen? Der gute Herr Heinlein koppelt da das Wahlrecht an den Willen zur Verteidigung der Demokratie mit Waffen und wirft auch sonst allerhand problematische Vorschläge in den Raum.

- Nö, hab' ich nicht gelesen - ich hab's nicht so mit SciFi auf Literaturebene (und das ist nicht wertend gemeint!).

"Problematisch" finde ich meinen Vorschlag kein bisschen, denn mir geht es - im Unterschied zu Herrn Heinlein - lediglich um die Fähigkeit und den Willen, eigenständig zu denken - das scheint mir denn doch ein bisschen basaler zu sein, als sich auf die Bereitschaft zu kaprizieren, die "Demokratie" zu "verteidigen" ...  ;)
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sYntiq

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Re: Wahlrecht mit 16?
« Antwort #9 am: 20 Juli 2012, 12:41:52 »

Denkbar wäre etwa ein großes TV-Event, das sich an der Ziehung der Lottozahlen orientiert, freilich mit größerem medialen Brimborium drumherum. Die Moderation würde ich Dieter Bohlen, Oliver Pocher und/oder Detlef D! Soost anvertrauen, damit ein Mindestmaß an Seriosität gewahrt bleibt ...  ;D
Deutshcland sucht die Superregierung?

Germany´s next Top Politics?

- Was mir grad noch einfällt: Deine "Einsicht" impliziert freilich, dass außer den fraglichen, maximal 99 Personen kein Bundesbürger in der Lage ist, bis drei zu zählen und die fragliche Mindestbildung aufzuweisen, ab der eine vernunftgesteuerte Wahl überhaupt möglich wäre. Wenn dem wirklich so ist, könnten wir eigentlich auch alle paar Jahre die Regierung per Zufallsprinzip bestimmen ...

Naja, "Mindestbildung" und "bis 3 zählen" reicht meiner Meinugn nach bei weitem nicht aus um vernünftig wählen zu können. Ich hatte bei der Überlegung gleich noch einiges mehr im Hinterkopf.

ZB:
- vorrausschauendes Denken. Nicht wenige Politiker und Menschen denken einfach nur an das jetzt und hier. Was hilft mir jetzt. Was bringt mich/uns jetzt weiter? Wie lösen wir die jetzigen Probleme? Dabei wird sehr gern ausser Acht gelassen was die jeweilige Lösugn auf lange Sicht bedeuten könnte. Ob die Lösung des derzeitigen Problems evtl. in 20 Jahren neue und viel grössere Probleme schafft usw. "Nach mir die Sinflut" bzw. "Na, sobald es soweit ist leb ich eh nicht mehr, also ist mir das doch egal"

- neutrales Denken/Egoismuslosigkeit (Gibt es da ein Wort für?). Derjenige der wählen darf müsste neutral&/deutschlandweit denken.  Was bringt Deutschland als ganzes vorran? Was hilft allen am ehesten. Ganz unabhängig von Eigeninteressen oder persönlichen Vorlieben. Jemand der eine Menge Geld hat, würde derzeit wohl so wählen, dass es ihm etwas nützt und Hartz IVler usw. im Endeffekt nur noch mehr zu leiden hätten.
Das klappt doch schon in so einem kleinen Kreis wie diesem Forum so gar nicht. Bei welcher Diskussion gab es denn zuletzt mal ein "Ich bin zwar eigentlich komplett anderer Meinung, kann deinen Standpunkt aber nachvollziehen und wäre aus der Sicht wohl auch der gleichen Meinung wie du".


Du musst die Prüfungskriterien also noch viel detailierter festlegen, bzw. um weitere Punkte/Anforderungen ergänzen. Und damit reduziert sich die Gruppe der "Wahlfähigen" auch wieder ganz drastisch.
Jemand der zwar bis 3 zählen kann und (politisches) Mindestwissen besitzt bringt uns "Deutschlandweit" nichts, wenn er letzten Endes doch nur in seine Tasche und zu seinem Vorteil wirtschaftet. Dann ist das Ergebnis doch im Grunde das gleiche als wenn Person "ääh..1..hmm...2...hmm..7 Parteien gibt es, oder so, vieleicht auch mehr. 5 evtl. Ich wähle Partei X, weil mir die Logofarben so gut gefallen" wählen geht. Dann könnte man also die Prüfung auch gleich weglassen.

Allerdings: Wenn man via Prüfung genau die Personen herausdestiliert hat, die neutral denken, persönliche Interessen zurückstellen, wählen was deutshclandweit das Beste ist, egal ob sie pers. evtl dadurch irgendwie zu "leiden" hätten, dann hätten wir im Grunde auch gleich die idealen Politiker, was die Wahl wieder überflüssig machen würde. ;)
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Re: Wahlrecht mit 16?
« Antwort #10 am: 20 Juli 2012, 12:44:17 »

Ich sagte ja auch "etwas"  :)

Und das Problem mit dem eigenständigen Denken und der Fähigkeit dazu sehe ich seit Jahren auch.
Ich halte mich nun selbst nicht für die bestinformierte Person im Bundesgebiet und frage mich manchmal, wie ich wohl zu diesem oder jenem Thema zu einer Meinung kommen soll. Wenn ich mich dann umgucke, aus welchen Gründen wer wen wählt, dann gruselt es mich immer.
Ich fürchte aber, daß das keine Altersfrage ist.

Eine Prüfung...nun, dem Nachwuchs kann man die nötige Bildung (und die geht m.E über "bis 3 zählen" sehr weit hinaus, die "nötige Minimalbildung") in der Schule aufdrücken, aber wie will man die Chancen, eine solche Prüfung zu bestehen, bei den jetzt schon Erwachsenen nachteilsfrei verteilen? Da gibt es nun mal verschiedene Bildungslevel (und *im Flüsterton* verschiedene Intelligenzlevel), die Möglichkeiten, sich zu informieren und weiterzubilden sind auch durch Dinge wie Beruf und Familie und Geldbeutel eingeschränkt.
Da sehe ich Deinen Vorschlag problematisch werden, in der Umsetzung.

(Nun könnte man sagen, wenn alle, die zu faul sind, sich auf eine Prüfung vorzubereiten, das Wahlrecht abgäben, hätten wir schonmal was gewonnen. Aber das wäre mir zu zynisch und zu einfach.)
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colourize

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Re: Wahlrecht mit 16?
« Antwort #11 am: 20 Juli 2012, 12:50:36 »

Das Wahlrecht nur an Menschen zu vergeben, die eine wie auch immer geartete "Prüfung" bestanden haben, würde bedeuten den demokratischen Grundgedanken aufzugeben. Dieser besagt nämlich nicht, dass die Teilnahme an einer Wahl an Voraussetzungen gekoppelt ist, sondern vielmehr, dass alle Mitglieder eines Volkes ("Demos" heißt genau das) die Macht ausüben ("kratos" = Macht). Mal von der Frage, was denn da bitte geprüft werden sollte um die "Eignung zur Wahlteilnahme" festzustellen, mal völlig abgesehen... - bis drei zu zählen ja vermutlich nicht.

Nein, *wenn* wir Demokratie als Herrschaftssystem wollen, dann kann es nur so gehen, dass das Wahlrecht nicht an Voraussetzungen gekoppelt ist. Vor diesem Hintergrund ist an sich schon die Einführung einer Altersgrenze problematisch (und wird ja aufgrund dessen auch diskutiert). Nun liegt es nahe, dass man einen Stift halten können muss um seine Meinung durch ein gezieltes Kreuzchen zu dokumentieren, und ja, idealer Weise brauchts auch gewissen kognitiven Fähigkeiten. Ab welchem Alter diese Fähigkeiten erreicht sind ist natürlich individuell verschieden. Bei manchen mit 16, bei anderen vielleicht mit 18 und sicher auch bei einigen Menschen niemals. Bei den senilen Insassen der Pflegeheime, die nicht selten allesamt für ein und dieselbe Partei stimmen (meistens für die, die der Heimleiter am besten findet), stellt sich die Frage ob sie diese Fähigkeiten NOCH besitzen....

Die Frage ist also: was bringt das demokratische System mehr in Gefahr? Dass demente Altenheiminsassen, 19-jährige Prollkids, RTL-Gucker und Erdbeerkäse-Nadine gleichsam Wahlrecht haben? Oder dass das Wahlrecht an eine dubiose "Eignungsprüfung" gekoppelt wird, über deren Gegenstand mit Sicherheit niemals ein Konsens zu erreichen wäre und der zudem die Demokratie de facto in eine Aristokratie überführte?

Davon vollkommen abgesehen sehe ich unser politisches System, das sich Demokratie nennt, nicht dadurch in Gefahr dass jeder im Volk eine Stimme hat - ganz gleich wie doof er auch sein mag. Erstens gerät unser System derzeit dadurch in Gefahr, dass die Macht da facto nicht vom Parlament ausgeht, sondern von unserem Wirtschaftsystem, Rating Agenturen und dem Bankenwesen. Diese geben die notwendigen politischen Entscheidungen vor, die dann - als "alternativlos" dargestellt - im Parlament legitimiert werden. Eine Opposition, die eine Handlungsalternative vorschlägt, gibt es doch de facto nicht - siehe die Abstimmung zu den Krediten für spanische Banken gestern im Bundestag. Wenn es aber keine Alternativen gibt, dann sind auch Wahlen ziemlich sinnlos.

Zweitens gerät das demokratische System durch die Beschleunigung sämtlicher Entscheidungen in Gefahr. Wenn andauernd heute über etwas entschieden werden muss, was gerade mal gestern passiert ist ("Keine Kredite mehr für Spanien!", "Fukushima!" etc.), dann bleibt keine Zeit zum Nachdenken mit kühlem Kopf und kluge Beratungen. Ein Panik-Parlament winkt blind Gesetze durch - welche Typen ins Parlament gewählt wurden erscheint da eher als Nebensache.

Drittens führen uns die jüngeren Fälle ACTA, der Mappus-Notheis-Deal sowie die jüngste Novelle des Meldegesetzes eindrucksvoll vor Augen, dass unsere Parlamentarier sich von PR-Maschen genauso blenden lassen wie das angeblich so dumme Wahlvolk. Egal ob ACTA-Befürworter, Datenhandel-Fürsprecher oder Mappus: allesamt entpuppen sich als lobbyistengelenkte Marinetten, die genau die Sprüche aufsagen, die ihnen die PR-Berater der entsprechenden Interessensgruppen zuvor gesteckt haben. Leider scheint parlamentarische Kontrolle nicht stattzufinden - und wo sie droht (BaWü) werden von den höchsten Vertretern unserer Demokratie (MP Mappus) bewusst und in hinterhältiger Absicht Schleichwege begangen um die parlamentarische Demokratie auszuhebeln. Wer mag sich angesichts dessen noch über "Politikverdrossenheit" und wachsende Nichtwählerzahlen wundern?

Ich bin mir jedenfalls ganz sicher: Diese drei Punkte sind eine viel, viel stärkere Gefahr für die Zukunft unseres politischen Systems als die Frage danach, wer wählen darf und wer nicht.
« Letzte Änderung: 20 Juli 2012, 12:54:22 von colourize »
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sYntiq

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Re: Wahlrecht mit 16?
« Antwort #12 am: 20 Juli 2012, 12:52:35 »

Mehr politische Bildung an Schulen wäre sicher wünschenswert,...

Auch das sehe ich irgendwie recht zwiespältig. Generell ist mehr politische Bildung natürlich nicht verkehrt, aber wenn ich da zB. an meine Schulzeit zurückdenke...

Für unseren Lehrer in "Politik und Gemeinschaftskunde" war politisch eigentlich immer nur das richtig und vernünftig, was die FDP sagt/macht/denkt. Alle anderen Partiene machen ja im Endeffekt eh nur Müll (es sei denn es deckt sich mit dem Programm der FDP).

Was hilft einem also "mehr politische Bildung" wenn diese letzten endes doch sehr Einseitig gefärbt ist?
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Re: Wahlrecht mit 16?
« Antwort #13 am: 20 Juli 2012, 12:58:19 »


Das klappt doch schon in so einem kleinen Kreis wie diesem Forum so gar nicht. Bei welcher Diskussion gab es denn zuletzt mal ein "Ich bin zwar eigentlich komplett anderer Meinung, kann deinen Standpunkt aber nachvollziehen und wäre aus der Sicht wohl auch der gleichen Meinung wie du".

HIER! Ich kann mich colourize (´ letztem post) in allen Punkten ohne einen einzigen Einwand, Vorbehalt, Aber anschließen, zustimmen, gleicher Meinung sein - ganz ohne Flachs und Schleim.
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nightnurse

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Re: Wahlrecht mit 16?
« Antwort #14 am: 20 Juli 2012, 13:05:44 »

Erstmal Dank an colourize für die umfassende und wohlformulierte Darstellung all dessen, was mir Bauchschmerzen bereitet  :)

sYntiq: Lehrer, die politisch gefärbten Unterricht von sich geben, gehören...na, zunächst mal zur Ordnung gerufen.
Aber: Immerhin hattet Ihr ein Fach namens "Politik und Gemeinschaftskunde". Das gab es an meinem Gymnasium (wo man sehr von der Rolle als Bildungsstätte der Elite der Nation überzeugt war) gar nicht, als ich zur Schule ging. Wie die Bundesrepublik ungefähr funktioniert, kam in der Oberstufe in Geschichte mal dran.
Ich bin sicher, daß es unterrichtliche Mittel und Wege gäbe, jungen Menschen die Dinge, die Du in Deinem letzten Post geschrieben hast, näherzubringen, ohne dabei buchstäblich Partei zu ergreifen (z.B. gemeinschaftliche Analyse des Tagesgeschehens auf seine "Was heisst das wirklich, was passiert dann"-Potentiale, sowas mussten wir immer mit alten Quellen tun).
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