Schwarzes Hamburg > Politik & Gesellschaft -Archiv-
Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
Eisbär:
Kenaz:
Du hast aber schon gelesen, daß Red Janet extra erwähnte, aus Zeitmangel nur kurz darauf einzugehen?
Kenaz:
--- Zitat von: Eisbär am 09 Mai 2012, 16:50:11 ---Kenaz:
Du hast aber schon gelesen, daß Red Janet extra erwähnte, aus Zeitmangel nur kurz darauf einzugehen?
--- Ende Zitat ---
- Klar hab' ich das gelesen. Das ändert aber nichts daran, dass sie Punkte am fraglichen Text kritisiert, die dieser nicht hergibt. Und das lässt sich selbst durch den schönste Zeitmangel nicht rechtfertigen, denn: Wenn man nicht über die nötige Zeit verfügt, einen Text richtig zu lesen und/oder seine Kritik daran adäquat zu formulieren, sollte man es besser bleiben lassen. Sonst kommt eben genau das heraus, was man anderen so gerne ankreidet: BILD-Zeitungs-Niveau.
CubistVowel:
Dem Text von Kenaz habe ich nicht viel hinzuzufügen.
--- Zitat von: RedJanet am 08 Mai 2012, 23:45:03 ---Außerdem habe ich mich gerade länger mit Gruner + Jahr und deshalb auch mit Bertelsmann (und am Rande mit Springer) befasst. [...] Dass ich diese Verschwörungstheorie nicht ernst nehme, hat nichts damit zu tun, dass ich Redakteurin bin. Im Gegenteil - ich arbeite weder für Bertelsmann noch für Springer und war bisher immer in kleinen, unabhängigen Verlagen tätig. Aber Bertelsmann ist nun wirklich nicht der einzige Konzern, der politische Macht hat. Und davon hat er längst nicht so viel, wie der Autor uns glauben lassen möchte.
--- Ende Zitat ---
Ich nehme mal ganz arglos an, dein "Befassen" mit Bertelsmann geschah im Zuge deiner Bewerbungen und somit - nimm's mir bitte nicht übel - unter gänzlich anderer Schwerpunktsetzung als der in dem (von dir zwar nicht vollständig gelesenen, aber trotzdem vehement kritisierten) Text. Ich finde es sehr verständlich, wenn man sich dann eher auf die positiven Aspekte konzentriert.
--- Zitat von: RedJanet am 09 Mai 2012, 15:31:26 ---Ich meine ja auch gar nicht, dass alles Blödsinn ist, was in diesem Text steht - aber man sollte ihn vielleicht mit ein wenig Vorsicht genießen.
--- Ende Zitat ---
Da gebe ich dir recht; das sollte grundsätzlich für jeden Text gelten. ;)
CubistVowel:
Der Publizist Albrecht Müller hat den Entwurf seiner Rede vom 5. Mai d. J. auf den Nachdenkseiten eingestellt:
"Für einen Pakt aller Demokraten gegen Finanz-Zyniker und Spekulanten"
Er versucht, Gemeinsamkeiten zwischen der demokratischen Linken und den Konservativen darzustellen, die angesichts der seit einigen Jahrzehnten eingeschlagenen Richtung der herrschenden Politik, die er als Bedrohung der Demokratie begreift, wichtiger sein sollten als die angeblich unüberbrückbaren Unterschiede.
Ich wollte den Link zunächst nicht posten, da mir die anmaßende Wortwahl überhaupt nicht gefällt ("Ein kluger Konservativer weiß...", "In konservativen Kreisen müsste eigentlich weit verbreitet sein...", "Anständige Konservative..." etc.), aber davon abgesehen finde ich den Text und die Grundidee der Rede lesenswert: Abkehrung von ideologischen "Alternativlosigkeiten", zurück zu Inhalten und Sachlichkeit. Klingt doch simpel, oder? ;)
Zitate aus der Rede:
"Ein Pakt aller Werte schaffenden und an Werten orientierten Bürgerinnen und Bürger ist vonnöten. Er reicht von Wertkonservativen bis zur demokratischen Linken. Manch Konservativer fragt da ziemlich empört: Was soll ich mit Linken? Was soll ich mit den roten Socken? So ist die Welt heute. Geprägt von aggressiven Schlagworten und Kampagnen. – Linke fragen: Was wollen wir mit Konservativen anfangen? Ihnen verdanken wir doch die unsoziale Entwicklung in unserem Land.
Die Berührungsängste sind verständlich. Aber die Auffassungsunterschiede zwischen anständigen Wertkonservativen und demokratischen Linken sind angesichts der gegenwärtigen Bedrohung gering. Wir kommen mit der jetzigen politischen Konstellation nicht weiter. [...]
Im Interesse der Finanzwirtschaft sind wichtige gesellschaftliche Einrichtungen zerstört worden bzw. werden noch zerstört:
Öffentliche Unternehmen und öffentliche Einrichtungen werden privatisiert; Wasserwerke, Kliniken, kommunale Wohnungen, Eisenbahnen, immer mehr auch Schulen und Universitäten – über all lässt man Aktionäre mit verdienen. Zulasten der Allgemeinheit, zulasten der Kommunen, der Mieter und zulasten der Arbeitnehmerschaft.
Die öffentlich organisierte Altersvorsorge wird stückweise durch private Vorsorge ergänzt und entwertet – weil die Versicherungswirtschaft und die Banken das so wollen, nicht aus sachlichen Gründen. Der Ruf der Gesetzlichen Rente wurde absichtlich ruiniert, um den Verkäufern der Privatvorsorge das Feld zu bereiten. Zudem werden die privaten Versicherungsprodukte, die Riester-Rente und die Rürup-Rente auch noch mit Steuergeldern subventioniert. [...]
Ob ein Produkt oder eine Dienstleistung öffentlich oder privat produziert wird, ist eine Frage sachlicher Abwägung und nicht eine ideologisch zu beantwortende Frage. Dabei gibt es ein paar hilfreiche Kriterien: Welche Art der Produktion ist effizienter? Ist Wettbewerb bei Privatisierung wirklich möglich? Es macht ja keinen Sinn, ein öffentliches Oligopol oder Monopol durch ein privates zu ersetzen. Das geschieht aber am laufenden Band. Diese Tendenz müsste auch an der Sache orientierten Konservativen die Haare zu Berge stehen lassen."
CubistVowel:
Ein interessantes Gespräch mit dem frankfurter Soziologieprofessor Sighard Neckel über den in den letzten Jahren entstandenen Geldadel und die zunehmende Undurchlässigkeit der sozialen Schichtung:
Die Herkunft spielt eine immer größere Rolle beim sozialen Aufstieg - auch als DRadio-Audiodatei.
Mit Feudalisierung ist hier die Übernahme der politischen Entscheidungen durch den Wirtschafts- und Geldadel gemeint. Dass dieser "Adel" gern unter sich bleibt, ist nicht neu, neu ist aber die zunehmende Ausrichtung der Politik nach den Bedürfnissen vor allem der Hochfinanz (unschlagbares Stichwort: "marktkonforme Demokratie") - zu Lasten der Demokratie, wie man kürzlich beispielsweise in Frankfurt betrachten konnte.
Die Medien spielten dabei auch mal wieder ihre unrühmliche Rolle. Bei n-tv hieß es sinngemäß: "Die Polizei konnte viele Busse voller gewaltbereiter Demonstranten bereits vorher abfangen." Da wird man schnell wieder daran erinnert, dass die meisten Medien den Nutznießern dieses Systems gehören. (Im Fall n-tv siehe zum Beispiel RTL-Group: Bertelsmann.) Klar, dass lieber pauschal sämtliche systemkritischen Demonstranten kriminalisiert wurden als über die Gründe zu berichten, warum eigentlich die Polizei die Bänker vor dem Volk, diesem gemeinen Mob, schützen muss... ::)
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln