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Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
Inverted:
--- Zitat von: CubistVowel am 08 Mai 2012, 22:53:10 ---@ Inverted
Mein Eindruck ist eher, dass sich der Herr Doktor lieber im echten Leben ein bisschen umgeschaut hat und seine eigenen Eindrücke verarbeitet und aufgeschrieben hat, anstelle sich mit Wirtschaftstheorien zu beschäftigen (was er selbst auch zugegeben hat, o Prinz des Durchblicks), die eben genau das sind: Theorien. Manche Leute bilden sich eben ihre Meinung aufgrund ihrer eigenen Erfahrung, statt vorgefertigte Theorien wiederzukäuen - von denen sich viele sowieso inzwischen als obsolet bis falsch erwiesen haben, ja: "tot" sind.
Genau deswegen finde ich den Text bemerkenswert: weil ihn nicht ein bezahlter und erfahrener Schreiberling verfasst hat, sondern ein "Normalmensch". Wenn man das dem Text anmerkt: um so besser. Die simple Schreibweise ändert jedoch nichts am Wahrheitsgehalt. Wenn du dem nur mit toten Theorien begegnen kannst: nur zu. Stell dir dann aber auch die Frage, wer hier eigentlich der Romantiker ohne Realitätssinn ist.
(Egal... mit dem Herrn Durchblicker zu diskutieren hat in etwa so viel Sinn, wie in einen alten Sportschuh hinein zu sprechen; Argumentationszugänglichkeit und Kognition dürften sich auf ähnlichem Level befinden, und zurück kommt doch nur heiße, stinkige Luft.)
--- Ende Zitat ---
Beleidigt, weil ich mich dem Mitspielen beim linken Ringelpiez mit Anfassen verweigere?
CubistVowel:
--- Zitat von: RedJanet am 08 Mai 2012, 23:00:56 ---Zum Fertiglesen konnte mich der Text nicht animieren, da ich gleich über etliche Punkte gestolpert bin. Da lässt sich ein frustrierter Arzt über das System aus - und wirft nur so mit Begriffen um sich, die er offenbar selbst nicht versteht.
--- Ende Zitat ---
Über welche Punkte bist du denn gleich gestolpert? (Von der etwas naiven Schreibweise bitte mal abgesehen.) Welche falschen Schlüsse zieht er deiner Meinung nach aus seinen Erfahrungen? Ehrlich gesagt, ich würde mich gern davon überzeugen lassen, dass er Unrecht hat, wenn er von der Reduzierung des Menschen auf seinen ökonomischen Wert spricht, vom Lobbyismus und "Leihbeamtentum", vom Verfall der Demokratie etc. Ich würde lieber in einer Gesellschaft leben, in der das nicht so ist. Aber machen Frust und schlechter Schreibstil diese Dinge unwahr?
--- Zitat von: Inverted am 08 Mai 2012, 23:21:50 ---Beleidigt, weil ich mich dem Mitspielen beim linken Ringelpiez mit Anfassen verweigere?
--- Ende Zitat ---
Mich beleidigen oder mir sonst in irgendeiner Form zu nahe treten - das können nur Menschen, die mir etwas bedeuten (oder deren Meinung mir etwas wert ist.)
RedJanet:
Gestolpert bin ich über z. B. über folgende Formulierung: "Alle Gesundheitsreformen der letzten Jahre hatten nur ein Ziel, nämlich die gesamten Leistungserbringer derart in finanzielle Misslage zu bringen, dass man sich förmlich nach einem Heilsbringer in Form eines professionellen Großbetriebes sehnt, der einem die Last der stetigen Existenzbedrohung von den Schultern nimmt. Durch die Reformen wurde sicherlich auch Geld für die Krankenkassen gespart, aber das war nur der nachrangige Sinn, in Wahrheit wurde hier die komplette Privatisierung der gesamten Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung vorbereitet." Das halte ich für ziemlichen Humbug, zumal die Privaten Krankenkassen immer weiter absterben und sich wieder mehr Menschen freiwillig gesetzlich versichern.
Außerdem habe ich mich gerade länger mit Gruner + Jahr und deshalb auch mit Bertelsmann (und am Rande mit Springer) befasst. Man muss wirklich kein Bertelsmann- oder Springer-Fan sein, um das, was der Autor da äußert, als Schmähkritik zu erkennen.
Sicher ist an einigen Punkten etwas Wahres dran, aber das Ganze ist so überzogen formuliert und mit Halbwahrheiten gespickt (BILD-Niveau!), dass ich es nicht ernst nehmen kann.
CubistVowel:
--- Zitat von: RedJanet am 08 Mai 2012, 23:45:03 ---Gestolpert bin ich über z. B. über folgende Formulierung: "Alle Gesundheitsreformen der letzten Jahre hatten nur ein Ziel, nämlich die gesamten Leistungserbringer derart in finanzielle Misslage zu bringen, dass man sich förmlich nach einem Heilsbringer in Form eines professionellen Großbetriebes sehnt, der einem die Last der stetigen Existenzbedrohung von den Schultern nimmt. Durch die Reformen wurde sicherlich auch Geld für die Krankenkassen gespart, aber das war nur der nachrangige Sinn, in Wahrheit wurde hier die komplette Privatisierung der gesamten Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung vorbereitet." Das halte ich für ziemlichen Humbug, zumal die Privaten Krankenkassen immer weiter absterben und sich wieder mehr Menschen freiwillig gesetzlich versichern.
--- Ende Zitat ---
Vielleicht hättest du doch mal etwas genauer lesen sollen? ;) Er spricht nämlich nicht von Privaten Krankenkassen, sondern von privaten Klinikbetreibern (wie Asklepios oder Rhön) und MVZs, die von diesen großen Konzernen aufgekauft werden. Meiner Meinung nach würde eine private Monopolisierung im Krankenhausbereich durchaus gesellschaftliche Probleme aufwerfen.
--- Zitat ---Außerdem habe ich mich gerade länger mit Gruner + Jahr und deshalb auch mit Bertelsmann (und am Rande mit Springer) befasst. Man muss wirklich kein Bertelsmann- oder Springer-Fan sein, um das, was der Autor da äußert, als Schmähkritik zu erkennen.
--- Ende Zitat ---
Sehe ich anders. Ich verstehe aber deinen Standpunkt als Redakteurin...^^ Die zahlreichen Verflechtungen der Bertelsmann-AG mit der Politik (und der Autor zählt längst nicht alle auf) sind aber trotzdem nicht von der Hand zu weisen. Das als "Schmähkritik" zu bezeichnen, halte ich für ziemlich leichtfertig.
edit:
--- Zitat ---Sicher ist an einigen Punkten etwas Wahres dran, aber das Ganze ist so überzogen formuliert und mit Halbwahrheiten gespickt (BILD-Niveau!), dass ich es nicht ernst nehmen kann.
--- Ende Zitat ---
Ich hoffe, du hast recht; dass das Ganze überzogen ist und man es nicht ernst nehmen muss. Ich hoffe es wirklich.
CubistVowel:
--- Zitat von: messie am 08 Mai 2012, 13:40:14 ---Dass sie schon längst nicht mehr regiert sondern die Lobbyisten machen lässt die die Gesetze zu ihren Gunsten schreiben und sie dann nur abnicken lassen, das halten viele für eine krude Verschwörungstheorie. Ich hingegen glaube genau das.
--- Ende Zitat ---
Das glaubst du zurecht, Messie. Zur weiteren Vertiefung des Themas empfehle ich dir Seiten wie Lobbycontrol und Lobbypedia. Leider erhält man keine absolut "objektiven" Informationen zum Thema, schließlich haben selbstverständlich weder die jeweiligen Regierungen noch die Interessenverbände und Konzerne ein Interesse daran, dass diese Einflussnahme größeren Bevölkerungsschichten bewusst wird.
Erst in den letzten Jahren konnte nach und nach das Ausmaß wenigstens halbwegs publik gemacht werden. Anhand dieser Daten und Fakten kann man längst nicht mehr von einer Verschwörungstheorie sprechen. Tatsache ist: Vertreter der Privatwirtschaft sitzen seit längerer Zeit in den Ministerien und wirken bei der Gestaltung von Gesetzen und Verordnungen mit. Dabei erhalten sie ihr Gehalt von den jeweiligen Privatfirmen/Interessengruppen weiter - von "objektiver Beratertätigkeit" kann daher also keine Rede sein. In Veröffentlichungen der Bundesregierung werden diese Lobbyisten (laut Wiki) als Externe Mitarbeiter, Entsendung oder Abordnung bezeichnet - wenn sie überhaupt genannt werden.
Ich halte diese Vorgänge - gerade in diesen Dimensionen und wegen der versuchten Verschleierung - für eine Aushöhlung der Demokratie. Wenn sich überspitzt formuliert jeder "Reiche" - unabhängig von der jeweiligen Regierung - seine eigenen Gesetze formulieren kann, hat eine Wahl dann überhaupt noch Sinn? Wenn der Ausgang der Wahlen für die Gesetzgebung sowieso keine Konsequenzen hat, da die "externen Mitarbeiter" ja dieselben bleiben?
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