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Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?

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Spambot:

--- Zitat von: Kallisti am 02 Mai 2012, 13:31:58 ---Spambot

ich finde keine solche Unterscheidung zwischen FAS und FASD wie du sie vornimmst - hast du da mal einen deutschen Link zu? ;)

--- Ende Zitat ---

 Hier wird auf die verschiedenen Begriffe eingegangen. Auf das Problem, dass FASD nicht durch die WHO definiert ist, wird allerdings nicht eingegangen.


--- Zitat von: Kallisti am 02 Mai 2012, 13:31:58 ---Ja, wenn das mal so einfach laufen würde: erst Entgiftung, dann "Reha" ... Also bis man nach der Entgiftung einen Platz kriegt für die "eigentliche" Therapie ... da darf man schon mal mindestens ein halbes Jahr warten - und WAS IS IN DIESER ZEIT?!? ? ? ?

Das is doch die totale Verarsche!  >:(

Und dann hat sich doch auch gezeigt, dass der ganze stationäre Quatsch meistens sowieso nicht dauerhaft/langfristig Erfolg hat - irgendwo anders im Forum hatte ich diese spezielle ambulante Therapieart mal eingestellt, die aber nur ein Projekt war oder so und nicht mehr bezuschusst wird und daher da auch nicht mehr weiter geforscht werden kann oder so (Langzeitwirkung ...). Wahrscheinlich im "Alkohol"-thread. Oder im Sucht-thread. ?

--- Ende Zitat ---

Normalerweise erfolgt die Entwöhnung (also die Reha) unmittelbar nach der Entgiftung. Zumindest sollte das so geplant werden und ein entsprechender Reha-Platz reserviert sein. In Großstädten gibt es sowohl ambulante Tageskliniken als auch stationäre Einrichtungen. Je nach individueller Lage oder Präferenz kann dann ein entsprechendes Angebot genutzt werden (wenn die DRV zahlt). Patienten mit besonders komplexem Störungsbild (z.B. komorbide Persönlichkeitsstörung) werden tendenziell eher stationär behandelt. Gleiches gilt für Süchtige mit suchtförderndem Umfeld (z.B. süchtiger Partner), Personen im Maßregelvollzug und Obdachlose.


--- Zitat von: Kallisti am 02 Mai 2012, 13:31:58 ---Was statt stationär also hilfreicher wäre: Wenn die Leute in ihrem Umfeld bleiben (da wo sie wohnen - erst mal, geht auch oft nicht anders) und da lernen - in ihrem Alltag - klarzukommen - also halt mit "nur" ambulanter Hilfe, die aber eben niederschwellisonst guggn, wo der Link is. Da war das alles erklärt.

--- Ende Zitat ---

Die Einbindung in das reale Alltagsleben ist sicherlich vorteilhaft. Zumindest, wenn es sich um funktionale soziale Beziehungen handelt. Bei stabilem sozialen Umfeld und einem Mindestmaß an Selbstständigkeit kann auch in einer Tagesklinik entwöhnt werden.


--- Zitat von: Kallisti am 02 Mai 2012, 13:31:58 ---Ich weiß, das funktionierte halt auch mit diesem Medikament, das zu Übelkeit ... führt, wenn man dann doch was trinkt ... - das hattest du, soweit ich es erinnere, damals kritisiert, Spambot. ?

--- Ende Zitat ---
Du meinst das hier.



--- Zitat von: Black Russian am 02 Mai 2012, 10:13:31 ---@Spambot

Alles klar, aber wie verhielt es sich mit Psychose und Sucht?
Dabei meine ich nicht die drogenindizierte Psychose, sondern die primäre Psychose-Erkrankung mit dazu gekommen Sucht. (habe gelesen, dass z. B. Opiate antipsychotisch wirken und deswegen von einige Psychotiker konsumiert werden)
Soweit ich weiss, werden während des Enzugs die Psychosesymptome schlimmer und damit wäre es doch logisch, beide gleichzeitig zu behandeln.

--- Ende Zitat ---

Auf dem Gebiet kenne ich mich nicht besonders gut aus. Bestätigen kann ich auf jeden Fall, dass Psychosen ein großes Problem während der Entzugsphase sind. Selbstmedikation mit illegalen Drogen ist für viele Substanzabhängige völlig normal. Da wird beispielsweise gekifft, um nach dem Koksen wieder schlafen zu können oder um die Zeit bis zum nächsten Koks-Event zu überbrücken (Suchtdruck dämpfen). Daher kann ich mir gut vorstellen, dass es auch Selbstmedikationsversuche gegen Psychosen gibt.

Kallisti:

--- Zitat von: Spambot am 02 Mai 2012, 20:05:23 ---
 Hier wird auf die verschiedenen Begriffe eingegangen. Auf das Problem, dass FASD nicht durch die WHO definiert ist, wird allerdings nicht eingegangen.

--- Ende Zitat ---

Ja, das ist der Text, aus dem ich oben zitierte. ;) Also einen Auszug daraus findet man auf der Seite von fas-world ja auch. ;)

Hervorheben möchte ich daraus nochmal Folgendes:


--- Zitat ---Die Diagnose FASD bei Kindern und bei Adoleszenten
zu stellen, ist für viele Ärzte in der Praxis offensichtlich
noch schwierig, sodass zahlreiche Betroffene unentdeckt
bleiben.
--- Ende Zitat ---


--- Zitat ---Insgesamt kommen in Deutschland also jährlich circa 3 000 bis
4 000 Neugeborene mit einem FASD zur Welt. Dies ist
eine enorm hohe Zahl und die unentdeckten Fälle sind sicher
weit in der Überzahl.
--- Ende Zitat ---

                                                  !



--- Zitat ---Mit dem Heranwachsen sind die betroffenen
Kinder mit bis zu 60 % ungewöhnlich häufig hyperaktiv,
--- Ende Zitat ---



--- Zitat ---sodass
neben der Intelligenzminderung eine Aufmerksamkeitsdefizit-
Hyperaktivitätsstörung die am häufigsten zu
diagnostizierende Störung ist (14, 15, e1). Wenngleich
äußerlich oft wenig auffällig, sind Jugendliche mit
FASD möglicherweise aggressiv oder auch depressiv
und auf verschiedenste Weise in ihrer Entwicklung beeinträchtigt.
So verstehen sie trotz guter Sprachkompetenz
auch einfache und vor allem aber komplexe Zusammenhänge
nicht, leiden an ihrer fehlenden Bindungsfähigkeit
und ihrer Außenseiterrolle
--- Ende Zitat ---

(fett: von mir - weil: ist ein wichtiger Aspekt!)



--- Zitat ---Das Schicksal der
betroffenen Adoleszenten und erwachsenen FAS-Patienten
ist allerdings bisher unter Ärzten nur ungenügend
bekannt (21, 22).
--- Ende Zitat ---



--- Zitat ---Bei 90 % der Erwachsenen hatten psychische und
andere Gesundheitsprobleme vorgelegen (bei
61 % vorwiegend in Form von ADHS im Kindesund
Jugendalter und bei den Erwachsenen in circa
50 % der Fälle als Depression).
 Schulunterbrechungen oder ein vorzeitiger Schulabbruch
wegen Lern- oder Verhaltensstörungen
hatten in 60 % der Fälle bestanden.
 Bei 60 % der Betroffenen war es zu Konflikten
mit dem Gesetz gekommen.
 50 % der Erwachsenen hatten einen Freiheitsentzug
erlitten ( 23 % wegen psychischer Störungen,
15 % durch stationäre Entzüge bei Alkohol-/Drogenabhängigkeit
und 35 % wurden wegen krimineller
Straftaten inhaftiert).
 80 % der über 21-Jährigen benötigten personelle
Unterstützung in der Lebensführung. Die erwachsenen
FAS-Patienten hatten große Probleme
mit der Erwebstätigkeit und waren zu 70 % arbeitslos
und unselbstständig in ihrer Lebensführung
--- Ende Zitat ---




--- Zitat ---Zusammenfassend belegen die Langzeitstudien die
verheerenden Folgen der intrauterinen Alkoholexposition
bis in das Erwachsenenalter. Sie sind unabhängig
von der primären phänomenologischen Diagnose
in der Kindheit und begrenzen die Möglichkeiten einer
selbstständigen Lebensführung für die Betroffenen.
Somit sind Fetale Alkohol-Spektrum-Störungen
eine lebenslange Diagnose, deren Bedeutung im ärztlichen
Bewusstsein hinlänglich verankert werden
muss, um den Betroffenenen bei ihren zahlreichen
Problemen die gebotenen Hilfen zukommen zu lassen.
Im Sinne dieser Forderung müssen vor allem Hausärzte,
Gynäkologen und Geburtshelfer sowie Kinderund
Jugendärzte in Zusammenarbeit mit Kinder- und
Jugendpsychiatern und klinischen Psychologen für
die Früherkennung und weitere Behandlung der betroffenen
Patienten sorgen.
--- Ende Zitat ---



--- Zitat ---Schließlich ist eine breite Information nicht nur
der Schwangeren, sondern der allgemeinen Öffentlichkeit
über die schädlichen Auswirkungen des Alkoholkonsums
speziell während der Schwangerschaft zu
leisten, zumal eine definitive und wirksame Prävention
nur auf diesem Wege geleistet werden kann.
--- Ende Zitat ---


Danke Spambot für diesen tollen Link. :)



--- Zitat ---Normalerweise erfolgt die Entwöhnung (also die Reha) unmittelbar nach der Entgiftung. Zumindest sollte das so geplant werden und ein entsprechender Reha-Platz reserviert sein.
--- Ende Zitat ---
Spambot

Tja, sollte ... Da diese Menschen aber eben sehr unselbständig und nicht wirklich fähig zu planvollem Handeln/Organisation sind, wird da meistens so nix draus.



--- Zitat ---Quote from: Kallisti on 02 Mai 2012, 13:31:58

    Ich weiß, das funktionierte halt auch mit diesem Medikament, das zu Übelkeit ... führt, wenn man dann doch was trinkt ... - das hattest du, soweit ich es erinnere, damals kritisiert, Spambot. ?

Du meinst das hier.
--- Ende Zitat ---
Spambot

Nein, ich meinte das hier:

http://www.alita-olita.de/de/index_de.html

(ursprünglich eingestellt in "Therapierungswahn, Pathologisierungswut ..."). ;)

Spambot:

--- Zitat von: Kallisti am 03 Mai 2012, 03:10:44 ---
--- Zitat ---Normalerweise erfolgt die Entwöhnung (also die Reha) unmittelbar nach der Entgiftung. Zumindest sollte das so geplant werden und ein entsprechender Reha-Platz reserviert sein.
--- Ende Zitat ---
Spambot

Tja, sollte ... Da diese Menschen aber eben sehr unselbständig und nicht wirklich fähig zu planvollem Handeln/Organisation sind, wird da meistens so nix draus.

--- Ende Zitat ---

Falls nötig übernehmen das die Mitarbeiter (z.B. Sozialarbeiter) in der Beratungsstelle mit der zuerst Kontakt aufgenommen worden ist. Zumindest, wenn ein glaubhafter Abstinenzwunsch zu erkennen ist.


--- Zitat von: Kallisti am 03 Mai 2012, 03:10:44 ---Nein, ich meinte das hier:

http://www.alita-olita.de/de/index_de.html

(ursprünglich eingestellt in "Therapierungswahn, Pathologisierungswut ..."). ;)

--- Ende Zitat ---

Interessantes Therapiekonzept. Stellt sich nur die Frage wie erfolgreich es in der Praxis ist. Ich könnte mir vorstellen, dass die DRV als Kostenträger der meisten Rehas durchaus Interesse an dem Konzept hat. Allerdings dürften die meisten existierenden Reha-Kliniken gar kein Interesse daran haben, nur noch "Franchisenehmer" in einem sehr stark von oben gesteuerten und strukturierten Verfahren zu sein. Insbesondere Anhänger der psychodynamischen Verfahren werden da sicher nicht mitmachen wollen.

Kallisti:

--- Zitat von: Spambot am 03 Mai 2012, 18:53:47 ---wenn ein glaubhafter Abstinenzwunsch zu erkennen ist.

--- Ende Zitat ---

 :-\



--- Zitat von: Spambot am 03 Mai 2012, 18:53:47 ---
Interessantes Therapiekonzept. Stellt sich nur die Frage wie erfolgreich es in der Praxis ist. Ich könnte mir vorstellen, dass die DRV als Kostenträger der meisten Rehas durchaus Interesse an dem Konzept hat. Allerdings dürften die meisten existierenden Reha-Kliniken gar kein Interesse daran haben, nur noch "Franchisenehmer" in einem sehr stark von oben gesteuerten und strukturierten Verfahren zu sein. Insbesondere Anhänger der psychodynamischen Verfahren werden da sicher nicht mitmachen wollen.

--- Ende Zitat ---

Wie meinen?

Spambot:

--- Zitat von: Kallisti am 03 Mai 2012, 20:56:33 ---Wie meinen?

--- Ende Zitat ---

Das von dir verlinkte Therapiekonzept dürfte, selbst wenn es derzeitigen Verfahren tatsächlich überlegen sein sollte (was noch durch externe Studien zu belegen wäre), auf Ablehnung bei den etablierten Kliniken und Therapeuten stoßen. Alles was dort unter der Überschrift Franchise steht und die extrem stark manualisierte Form der Therapie wird wahrscheinlich kaum Freunde unter Praktikern finden. Normalerweise stellen die Entwickler eines therapeutischen Programmes ihre Erkenntnisse mehr oder weniger (kostenpflichtige Weiterbildungskurse, Bücher) gratis zur Verfügung. Nunja, bei Rehas entscheidet letztlich der Kostenträger (also gewöhlich die Rentenversicherung) über die Finanzierung von Kliniken und Programmen. Über den Umweg könnte das Konzept dann den Kliniken aufgezwungen werden, wenn es denn besonders effektiv und auf lange Sicht kostensparend ist.

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