Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: schwarzes altwerden.  (Gelesen 48234 mal)

messie

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Re: schwarzes altwerden.
« Antwort #90 am: 11 Februar 2012, 00:28:15 »

(...)

Tja, nicht so einfach mehr, das Internet von heute ... ;)

Ach menno, Ihr könnt einem auch den ganzen Spaß verderben...  :(

Wieso? Der neue Avatar ist doch schick! lottemann vor Hamburger Schmuddelwetter, wenn das nix ist, dann weiß ich's nicht.  ;D
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Re: schwarzes altwerden.
« Antwort #91 am: 08 März 2012, 07:06:10 »

Also ich für meinen Teil kann auch nur sagen dass ich seit über 10 Jahren in der Szene bin und ich kann es mir auch gar nicht mehr richtig vorstellen nicht mehr "Goth" zu sein.
Es ist halt ein Lebensgefühl und es hieß natürlich immer von Freunden und Familie dass das nur ne Phase sei, aber ich glaub die Hoffnung darauf wurde vermutlich schon aufgegeben. Ich glaub es ist auch unwichtig geworden.
Ich kann mir gut vorstellen dass ich in 10 oder 20 Jahren immernoch schwarz gekleidet durch die Gegend laufe.
Und in der UNI hab auch ich nur 2 Leute gesehen die der Szene wohl auch richtig verbunden waren. Leute für die es nur eine Modeerscheinung war hab ich nur ab und an mal beim Duisburger Brunnentreffen gesehen, aber die Kindergrufties wie wir sie nannten, die auch gar nicht zu wissen schienen dass hinter dem Schwarztragen noch mehr steckt als "böse auszusehen und zu provozieren", lösten sich bald wieder auf.
Im Gegensatz zu den Emos, die haben sich erstaunlich lange gehalten. -.-
Ich bin ja ganz froh zu sehen dass es hier schon ältere Semester-Grufties gibt! Vielleicht der Vorteil einer so großen Stadt.  ;D
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Black Ronin

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Re: schwarzes altwerden.
« Antwort #92 am: 08 März 2012, 11:06:57 »

aber die Kindergrufties wie wir sie nannten, die auch gar nicht zu wissen schienen dass hinter dem Schwarztragen noch mehr steckt als "böse auszusehen und zu provozieren", lösten sich bald wieder auf.


Ach... :o Was denn noch, ansonsten ?
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K-Ninchen

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Re: schwarzes altwerden.
« Antwort #93 am: 08 März 2012, 14:37:09 »

Bei mir hat es sich eher zu einem "alternativen Stil" gewandelt. Ganz schwarz bin ich kaum noch, meist ist irgendein Lila-ton dabei.
Ehrlich gesagt fällt es mir auch immer schwerer, mich mit der Szene zu identifizieren. Mit der Musik kann ich kaum noch was anfangen und vielleicht ist da auch die Idee, nicht unbedingt in der Schublade zu landen, die die Musik hören, die ich nicht höre, nur auf Grund des äußeren. Für die meisten ist ja die Musik ein ganz zentraler Punkt, was die Zugehörigkeit betrifft. Aber gerade der trifft bei mir nicht mehr wirklich zu. Dabei liebe ich insgesamt den Gothic-Stil total, aber er steht längst nicht mehr für das, wofür es vor 10 Jahren mal gestanden hat oder ich es gehalten habe, die Faszination ist eigentlich dahin. Zumindest komme ich mit Leuten, die der Szene nahe stehen besser zurecht als mit vielen anderen. Ansonsten stelle ich immer mehr fest, dass meine eigene "Vision" da gar nicht wirklich hineinpasst, also habe ich es irgendwann mal davon abgespalten und schaue einfach, wie es sich so weiterentwickelt. Mein Stil wird wohl mein Leben lang so ähnlich bleiben, ich werde nicht plötzlich Businessklamotten oder Oma-Klamotten anziehen. Aber wahrscheinlich wird man mich nicht sofort "der Szene" zuordnen, sondern höchstens denken (Was auch eher erwünscht ist), "typisch Nina"
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Black Ronin

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Re: schwarzes altwerden.
« Antwort #94 am: 08 März 2012, 15:02:28 »

Sehr schönes Statement. Mir geht es da ganz ähnlich. Besonders dieses für etwas gehalten werden, was mna gar nicht ist, nur wegen der Klamotten. Von wegen du siehst so aus, als ob du das und das hörst usw und das gar nicht überein stimmt.
Ja, doch kann ich so unterschreiben.
Bis auf die Lila-Töne ;)
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Chapta

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Re: schwarzes altwerden.
« Antwort #95 am: 24 März 2012, 11:15:05 »

Ich war etwa 25 als ich dachte, ich müsste verflucht nochmal erwachsen werden, mich anpassen... vom verhalten her genauso wie vom aussehen...
Also entfärbte ich nach und nach meine Haare, wurde wieder blond.. Trug "Normalo"-Klamotten und versuchte mich wie jeder depp zu verhalten... 
Nun, was soll ich dazu sagen? -> Wattn scheiß!
Ich fühlte mich ewig nicht wohl, absolut fehl am platze... Meine klamotten blieben zwar "normal".. aber sie wurden schwarz.. schwarz .. schwarz..  Verschlimmert wurde diese Situation als ich nach Hamburg kam und in einer Drogeriekette arbeitete... Meine schmachtenden Blicke auf jeden Goth der reinkam taten sicher schon weh :P Wobei man ja doch erkennt, obs tatsächlich Grufties waren, oder die kurzzeit ausgeburten von Oomph! und Unheilig die plötzlich einen auf Kommerz machten und alle 14 jährigen dazu aufrief, in zerrissenen strumpfhosen die Welt unsicher zu machen.

 Heute, mit 31, habe ich erkannt, daß es nichts bringt sich zu verstellen. Wem die Szene fremd wird, ok! Es gibt genügend Szenen.. Eine davon passt sicher auch zu Dir :)
Wie schon einmal gut erkannt wurde, trifft es bei mir wie arsch auf Eimer: Einmal Gruftie -> immer Gruftie! OK, ich bin immer noch blond.. klamotten muss ich mir erst nach und nach wieder anschaffen, ABER..  Ich werde mit 70 noch durch die Gegend schieben und an meinem Rollator werden Handschellen hängen :D





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Macht man eigentlich noch per SMS Schluss oder reicht es wenn man seinen Beziehungsstatus bei Facebook ändert?


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Kallisti

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Re: schwarzes altwerden.
« Antwort #96 am: 24 März 2012, 11:39:22 »

... Hm ja. Und heute, ich, mit meinen 38 Jahren ;) kann nur sagen, dass ich mich also tatsächlich immer weiter davon entferne, überhaupt noch verstehen zu können, warum man sich einer "Szene", einer Subkultur zugehörig fühlen möchte (!) und was eigentlich genau mit "mainstream" und "Normalos" gemeint ist, weil sich diese Begriffe bzw. was hinter ihnen (vermeintlich, angeblich) steht (was immer auch ja auf den jeweiligen eigenen Standpunkt/Blickwinkel ankommt: wer das wie interpretiert) je älter ich werde, umso mehr relativieren, fast auflösen.

Statt mehr Klarheit und Gewissheit, Einfachheit, Übersichtlichkeit ... also eher immer weniger - und immer mehr "Hinterfragen" und Relativieren. ;)


Man kommt doch zumeist irgendwann zu dem Schluss, dass man einerseits ein Individuum ist und als solches letztlich immer auf sich selbst alleine zurückgeworfen (auch wenn man mit anderen Gemeinsamkeiten teilt, ähnlich eingestellt ist ...).

Dass man andererseits aber letztlich auch immer nur ein winzig kleiner "Jemand" von Milliarden ist - die aktuell über den Erdball laufen ... und es zuvor bereits taten (als man selbst noch nicht da war) und es sehr wahrscheinlich auch noch viele geben wird, die es nach einem (nach dem eigenen Ableben) tun werden.

Und dass sich da so unglaublich viel wiederholt ... ... ... !

Ja, vielleicht ist das also schon ein bisschen die "Abgeklärtheit des Alters" lol. Vielleicht ist es die Erfahrungssumme, die "Routine", die "Gewöhnung", die Menge/Masse (an sich wiederholenden Eindrücken, Begegnungen, Erlebnissen, Erfahrungen, Beobachtungen, geschichtlichen Abläufen, gesellschaftlichen Vorkommnissen ...).

Vielleicht ist einfach auch die jugendliche Begeisterung/Euphorie wie auch "Entdeckungs-/Eroberungslust" mit den Jahren auf der Strecke geblieben. ?
Jedenfalls der Begeisterung, dem Interesse an anderen Dingen, Themen gewichen, die nun stärker im Vordergrund stehen als die Beschäftigung damit, ob, warum, wie (gut oder schlecht oder individuell oder kompatibel) man in eine bestimmte "Szene" oder "Subkultur" integriert ist, dazu gehört, Teil ist, "echt ist", anerkannt ist usw. und was diese eigene Zugehörigkeit ausmacht, prägt, worin sie sich manifestiert ...

Man sieht es vlt. mehr unter dem Aspekt, dass das nicht mehr so relevant ist - für einen selbst, im eigenen Leben.

Soll doch einfach jeder machen, wie er möchte, aussehen, wie er möchte etc. - so lange er andere damit nicht "belästigt", schädigt, unterdrückt ...

Was spielt es für eine Rolle, wer zu welcher Szene gehört:

Wenn sich doch innerhalb der "Kulturen" auch so vieles verändert, relativert - wenn also schon genannte "Spießigkeit" auch dort auffindbar ist, wenn Klamotten- und Musikgeschmack sich verändern (was ich eigentlich doch zumeist als ein Zeichen von einfach persönlicher "Entwicklung", Veränderung interpretiere - also als eigentlich positiv: dass man sich Anderem mehr öffnet, dass man Neues an sich heran und zulässt, dass man entdeckt, dass einem auch ganz Anderes doch "gefallen" ... kann, dass man auch mit Leuten aus anderen "Szenen" ... Gemeinsamkeiten hat usw.).


Wozu braucht oder will man denn dann aber die "Szenezugehörigkeit" noch bzw. wofür nützt oder "hilft" (?) sie einem, wofür steht sie, was macht sie eigentlich überhaupt (noch) aus? ??
« Letzte Änderung: 24 März 2012, 11:41:15 von Kallisti »
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Black Ronin

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Re: schwarzes altwerden.
« Antwort #97 am: 24 März 2012, 14:42:29 »

Und wat willste dann eigentlich hier... Jeden Tag?
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Kallisti

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Re: schwarzes altwerden.
« Antwort #98 am: 24 März 2012, 22:08:04 »

Kannst du die Frage bitte mal etwas präzisieren? Ich sehe da nämlich grade keinen Zusammenhang zu meinem letzten post?
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RaoulDuke

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Re: schwarzes altwerden.
« Antwort #99 am: 25 März 2012, 10:39:34 »

... Hm ja. Und heute, ich, mit meinen 38 Jahren ;) kann nur sagen, dass ich mich also tatsächlich immer weiter davon entferne, überhaupt noch verstehen zu können, warum man sich einer "Szene", einer Subkultur zugehörig fühlen möchte (!) und was eigentlich genau mit "mainstream" und "Normalos" gemeint ist, weil sich diese Begriffe bzw. was hinter ihnen (vermeintlich, angeblich) steht (was immer auch ja auf den jeweiligen eigenen Standpunkt/Blickwinkel ankommt: wer das wie interpretiert) je älter ich werde, umso mehr relativieren, fast auflösen.

Das scheint eine reine Standpunktfrage zu sein, Kallisti. Es bezieht sich nicht einmal auf irgendeine "Szene" - in so ein paar bin ich ja schon gelegentlich unterwegs, ohne mich jedoch einer davon mit Haut und Haar zu überschreiben - aber für mich wird der Abstand zu Mainstream und Normalos rapide größer und immer wahrnehmbarer. Damit ist allerdings der Abstand von mir als Person zu beidem gemeint.

Insofern ist es schön zu sehen, dass es da draußen noch mehr Menschen gibt, die weniger wie der Durchschnitt sind (Durchschnitt nicht einmal abwertend gemeint), sondern irgendwie anders, und manchmal eben mehr wie man selbst.
« Letzte Änderung: 25 März 2012, 10:45:51 von RaoulDuke »
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Simia

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Re: schwarzes altwerden.
« Antwort #100 am: 25 März 2012, 10:52:52 »

Insofern ist es schön zu sehen, dass es da draußen noch mehr Menschen gibt, die weniger wie der Durchschnitt sind (Durchschnitt nicht einmal abwertend gemeint), sondern irgendwie anders, und manchmal eben mehr wie man selbst.

Oder die sich lediglich so geben, sich in Muster fügen, um diesen Eindruck zu erwecken und wo nix dahinter steckt, wogegen man - Du wirst mir sicher zustimmen - unter den "Normalos" auch viele Goldstücke findet und je nach Bezugspunkt mehr einer von denen ist als einer von "denen".

@ Kallisti: Ich glaube, da rennst Du bei den meisten offene Türen ein. Das Konzept "Subkultur" funktioniert in diesen Zeiten nicht mehr so wie früher. Es ist durch die gesellschaftliche Entwicklung zwangsläufig in alle Richtungen durchlässig. Erst recht wenn man wie "bei uns" von einer Zeitspanne von über 30 Jahren spricht und wo Bezüge vom Mittelalter bis in die Gegenwart aufgegriffen und im "echten Leben" kaum vereinbare Weltanschauungen wie Romantik und Realismus, Spiritualität und skeptischer Atheismus etc. gelebt werden und wo man hinsichtlich Mode und Musik einen Stilmix vorfindet, wie es ihn wohl kein zweites Mal in der Welt gibt. Mal ganz zu schweigen von der Motivation: Angefangen von dejenigen, die alles gerade neu entdecken und ihre Eltern provozieren wollen über diejenigen, die einfach die Musik schätzen bis zu denen, die schon mehr als nur die ersten grauen Haare haben und da immer noch gern "abhängen", wo sie in Jugendzeiten ihre "Offenbarung" erlebt haben (was, wie ich glaube, nur menschlich ist).

Außerdem haben wir alle unsere "Abgeklärtheit" erfahren. Dementsprechend dürfte den meisten hier bewusst sein, dass "Normalo" nur ein Konstrukt ist und weniger ideologisch als, ich sag mal "situativ" bzw. kontextabhängig zu verstehen ist.
« Letzte Änderung: 25 März 2012, 11:02:09 von Simia »
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Wenn du feststellst, dass das Pferd das du reitest tot ist, steig ab.

vivere militare est
(Seneca) 8)

Kallisti

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Re: schwarzes altwerden.
« Antwort #101 am: 25 März 2012, 11:15:36 »

Zitat
Dementsprechend dürfte den meisten hier bewusst sein, dass "Normalo" nur ein Konstrukt ist und weniger ideologisch als, ich sag mal "situativ" bzw. kontextabhängig zu verstehen ist.
Simia

Ja, ok, damit kann ich auch eher was anfangen. :)


Zitat
Das Konzept "Subkultur" funktioniert in diesen Zeiten nicht mehr so wie früher. Es ist durch die gesellschaftliche Entwicklung zwangsläufig in alle Richtungen durchlässig. Erst recht wenn man wie "bei uns" von einer Zeitspanne von über 30 Jahren spricht und wo Bezüge vom Mittelalter bis in die Gegenwart aufgegriffen und im "echten Leben" kaum vereinbare Weltanschauungen wie Romantik und Realismus, Spiritualität und skeptischer Atheismus etc. gelebt werden und wo man hinsichtlich Mode und Musik einen Stilmix vorfindet, wie es ihn wohl kein zweites Mal in der Welt gibt. Mal ganz zu schweigen von der Motivation: Angefangen von dejenigen, die alles gerade neu entdecken und ihre Eltern provozieren wollen über diejenigen, die einfach die Musik schätzen bis zu denen, die schon mehr als nur die ersten grauen Haare haben und da immer noch gern "abhängen", wo sie in Jugendzeiten ihre "Offenbarung" erlebt haben (was, wie ich glaube, nur menschlich ist).
Simia


Ja. Eben. Genau!  :)
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RaoulDuke

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Re: schwarzes altwerden.
« Antwort #102 am: 25 März 2012, 20:04:26 »

Insofern ist es schön zu sehen, dass es da draußen noch mehr Menschen gibt, die weniger wie der Durchschnitt sind (Durchschnitt nicht einmal abwertend gemeint), sondern irgendwie anders, und manchmal eben mehr wie man selbst.

Oder die sich lediglich so geben, sich in Muster fügen, um diesen Eindruck zu erwecken und wo nix dahinter steckt, wogegen man - Du wirst mir sicher zustimmen - unter den "Normalos" auch viele Goldstücke findet und je nach Bezugspunkt mehr einer von denen ist als einer von "denen".

Das ist natürlich vollkommen richtig. Ob jemand ein Goldstück ist oder ein falscher Taler hängt nicht mit irgendetwas anderem zusammen als der Person selbst. Was ich mit meinem Kommentar auch nur zum Ausdruck bringen wollte ist, dass ich zu meiner eigenen Überraschung immer mehr zur Kenntnis nehmen muss, dass meine eigenen Bezugspunkte in zumindest mehreren Bereichen sich immer weiter von dem zu entfernen scheinen, was die Mehrheitsmeinung ist. Das hat eigentlich überhaupt nichts mit Subkulturen oder den Mustern zu tun, in die sich Leute begeben um irgendeinen Eindruck zu erwecken, sondern einfach mit mir. Und da es ist manchmal einfach schön, dass es eben auch noch andere gibt, die sich für vieles nicht interessieren, wofür sich viele andere interessieren, aber für einiges interessieren, wofür sich nur wenige interessieren. Ich glaube, ob man seltene Musik, seltenen Lebenswandel, einen seltenen Beruf oder obskure Modelleisenbahnen mag, wenn man sich ernsthaft für etwas interessiert, was nicht der Massengeschmack ist, ist es manchmal einfach gut, Leute zu sehen, die das auch tun.

Und deswegen, Kallisti, wird sich der Abstand zu den "Normalos" bei manchen Menschen auch nicht auflösen, selbst wenn sie irgendwann merken, dass sie nur einer von Milliarden sind. Diese eine Person, das sind sie dann nämlich auch.
« Letzte Änderung: 25 März 2012, 20:21:24 von RaoulDuke »
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rotkehlchen

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Re: schwarzes altwerden.
« Antwort #103 am: 01 April 2012, 14:15:25 »

Hallo zusammen,

ich bin nun 24 und muss sagen, dass ich "die schwarze Szene" für mich persönlich als "Panoptikum" verstanden hatte, in dem jeder seinen individuellen Freiraum pflegen kann. D.h. es gibt gewisse Interessengebiete/Neigungen/Kleidungsstile, denen gegenüber ich in der "schwarzen Szene" einfach größtmögliche Akzeptanz/Toleranz wahrnehmen konnte. Hier konnte ich mich an der Kunst von Salvador Dali, Trevor Brown, Zenith uvm. interessiert zeigen, ohne mich dafür rechtfertigen zu müssen, als sei es ein Krankheitsbild. Sei es das Interesse an Entwicklungspsychologie, Literatur, die Lust am Morbiden, Freude am makaberen Humor - die Wahrscheinlichkeit, unter "Schwarzen" dafür befremdende Blicke zu ernten ist deutlich geringer. Ich glaube nicht, dass ich "anders" bin, aber ich weiß, dass es Menschen gibt, die mich als "anders" wahrnehmen. Genaugenommen ist jeder in seiner Art einzigartig, ob "Schwarz", "Punk", "Stino" oder wie auch immer bezeichnet - jeder ist ein einzigartiger Persönlichkeits(re)mix. Es gibt allerdings auch Menschen, die gerade in Subkulturen nach Wegen der Persönlichkeitsbildung suchen (besonders im Jugendalter - größte Gefahr: Identitätsdiffusion), doch ein Klischee (der ritzende, dauer-depressive Goth) kann keine gesunde Persönlichkeitsbildung ersetzen. Entsprechende "Cliquen" sind sicherlich einigen von euch aus der Jugendzeit bekannt   ::)

Was das Auftragen bestimmter Kleidungsstücke angeht nehme ich insgesamt eine gesteigerte Toleranz wahr, wobei es natürlich darauf ankommt, wen man gerade vor sich hat.

Daher sehe ich für mich gute Chancen, mein Naturell auch in Zukunft pflegen und leben zu können, ohne dass dies dem würdevollen Altern widerspricht. Ganz im Gegenteil, ich glaube, ich werde - zumindest außerhalb meines Berufs - immer wieder Wege finden, meine Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Bestimmt werden einige der Dinge, die ich heute beispielsweise als ästhetisch empfinde, irgendwann durch etwas Neues ersetzt werden - vielleicht. Wer kann das schon so genau sagen? Ich denke, dass es bedeutsam ist, sich nichts durch eine Subkultur diktieren zu lassen, sondern sich den Rahmen herauszupicken, der zu einem passt und wo man, sofern man möchte, erhöhte Chancen hat, auf Gleichgesinnte zu treffen  ;)  (wenn ich mich über Suspension unterhalten möchte, gehe ich ja auch eher auf eine Body-Mod Messe und nicht auf den nächsten Poetry-Slam  ;D )

Auch gelungener Erziehung steht m.M.n nichts im Wege, wenn ich mein Wesen beibehalte und mich nicht "anpasse, damit die Frucht meines Leibes nach Möglichkeit exakt der gesellschaftlichen Norm entspricht". Ganz im Gegenteil, ich empfinde es als bereichernd, wenn Menschen - ganz gleich welcher Haltung und Vorlieben - authentisch bleiben können.

Liebe Grüße

rotkehlchen

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t_g

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Re: schwarzes altwerden.
« Antwort #104 am: 01 April 2012, 15:29:28 »

Ich denke, dass es bedeutsam ist, sich nichts durch eine Subkultur diktieren zu lassen, sondern sich den Rahmen herauszupicken, der zu einem passt und wo man, sofern man möchte, erhöhte Chancen hat, auf Gleichgesinnte zu treffen  ;)
yeah! That's the spirit! Endlich mal eine Aussage in diesem Thread, der ich mich vorbehaltlos anschließen kann! :D
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