Schwarzes Hamburg > Schwarze Szene -Archiv-
schwarzes altwerden.
Simia:
--- Zitat von: RaoulDuke am 25 März 2012, 10:39:34 ---Insofern ist es schön zu sehen, dass es da draußen noch mehr Menschen gibt, die weniger wie der Durchschnitt sind (Durchschnitt nicht einmal abwertend gemeint), sondern irgendwie anders, und manchmal eben mehr wie man selbst.
--- Ende Zitat ---
Oder die sich lediglich so geben, sich in Muster fügen, um diesen Eindruck zu erwecken und wo nix dahinter steckt, wogegen man - Du wirst mir sicher zustimmen - unter den "Normalos" auch viele Goldstücke findet und je nach Bezugspunkt mehr einer von denen ist als einer von "denen".
@ Kallisti: Ich glaube, da rennst Du bei den meisten offene Türen ein. Das Konzept "Subkultur" funktioniert in diesen Zeiten nicht mehr so wie früher. Es ist durch die gesellschaftliche Entwicklung zwangsläufig in alle Richtungen durchlässig. Erst recht wenn man wie "bei uns" von einer Zeitspanne von über 30 Jahren spricht und wo Bezüge vom Mittelalter bis in die Gegenwart aufgegriffen und im "echten Leben" kaum vereinbare Weltanschauungen wie Romantik und Realismus, Spiritualität und skeptischer Atheismus etc. gelebt werden und wo man hinsichtlich Mode und Musik einen Stilmix vorfindet, wie es ihn wohl kein zweites Mal in der Welt gibt. Mal ganz zu schweigen von der Motivation: Angefangen von dejenigen, die alles gerade neu entdecken und ihre Eltern provozieren wollen über diejenigen, die einfach die Musik schätzen bis zu denen, die schon mehr als nur die ersten grauen Haare haben und da immer noch gern "abhängen", wo sie in Jugendzeiten ihre "Offenbarung" erlebt haben (was, wie ich glaube, nur menschlich ist).
Außerdem haben wir alle unsere "Abgeklärtheit" erfahren. Dementsprechend dürfte den meisten hier bewusst sein, dass "Normalo" nur ein Konstrukt ist und weniger ideologisch als, ich sag mal "situativ" bzw. kontextabhängig zu verstehen ist.
Kallisti:
--- Zitat ---Dementsprechend dürfte den meisten hier bewusst sein, dass "Normalo" nur ein Konstrukt ist und weniger ideologisch als, ich sag mal "situativ" bzw. kontextabhängig zu verstehen ist.
--- Ende Zitat ---
Simia
Ja, ok, damit kann ich auch eher was anfangen. :)
--- Zitat ---Das Konzept "Subkultur" funktioniert in diesen Zeiten nicht mehr so wie früher. Es ist durch die gesellschaftliche Entwicklung zwangsläufig in alle Richtungen durchlässig. Erst recht wenn man wie "bei uns" von einer Zeitspanne von über 30 Jahren spricht und wo Bezüge vom Mittelalter bis in die Gegenwart aufgegriffen und im "echten Leben" kaum vereinbare Weltanschauungen wie Romantik und Realismus, Spiritualität und skeptischer Atheismus etc. gelebt werden und wo man hinsichtlich Mode und Musik einen Stilmix vorfindet, wie es ihn wohl kein zweites Mal in der Welt gibt. Mal ganz zu schweigen von der Motivation: Angefangen von dejenigen, die alles gerade neu entdecken und ihre Eltern provozieren wollen über diejenigen, die einfach die Musik schätzen bis zu denen, die schon mehr als nur die ersten grauen Haare haben und da immer noch gern "abhängen", wo sie in Jugendzeiten ihre "Offenbarung" erlebt haben (was, wie ich glaube, nur menschlich ist).
--- Ende Zitat ---
Simia
Ja. Eben. Genau! :)
RaoulDuke:
--- Zitat von: Simia am 25 März 2012, 10:52:52 ---
--- Zitat von: RaoulDuke am 25 März 2012, 10:39:34 ---Insofern ist es schön zu sehen, dass es da draußen noch mehr Menschen gibt, die weniger wie der Durchschnitt sind (Durchschnitt nicht einmal abwertend gemeint), sondern irgendwie anders, und manchmal eben mehr wie man selbst.
--- Ende Zitat ---
Oder die sich lediglich so geben, sich in Muster fügen, um diesen Eindruck zu erwecken und wo nix dahinter steckt, wogegen man - Du wirst mir sicher zustimmen - unter den "Normalos" auch viele Goldstücke findet und je nach Bezugspunkt mehr einer von denen ist als einer von "denen".
--- Ende Zitat ---
Das ist natürlich vollkommen richtig. Ob jemand ein Goldstück ist oder ein falscher Taler hängt nicht mit irgendetwas anderem zusammen als der Person selbst. Was ich mit meinem Kommentar auch nur zum Ausdruck bringen wollte ist, dass ich zu meiner eigenen Überraschung immer mehr zur Kenntnis nehmen muss, dass meine eigenen Bezugspunkte in zumindest mehreren Bereichen sich immer weiter von dem zu entfernen scheinen, was die Mehrheitsmeinung ist. Das hat eigentlich überhaupt nichts mit Subkulturen oder den Mustern zu tun, in die sich Leute begeben um irgendeinen Eindruck zu erwecken, sondern einfach mit mir. Und da es ist manchmal einfach schön, dass es eben auch noch andere gibt, die sich für vieles nicht interessieren, wofür sich viele andere interessieren, aber für einiges interessieren, wofür sich nur wenige interessieren. Ich glaube, ob man seltene Musik, seltenen Lebenswandel, einen seltenen Beruf oder obskure Modelleisenbahnen mag, wenn man sich ernsthaft für etwas interessiert, was nicht der Massengeschmack ist, ist es manchmal einfach gut, Leute zu sehen, die das auch tun.
Und deswegen, Kallisti, wird sich der Abstand zu den "Normalos" bei manchen Menschen auch nicht auflösen, selbst wenn sie irgendwann merken, dass sie nur einer von Milliarden sind. Diese eine Person, das sind sie dann nämlich auch.
rotkehlchen:
Hallo zusammen,
ich bin nun 24 und muss sagen, dass ich "die schwarze Szene" für mich persönlich als "Panoptikum" verstanden hatte, in dem jeder seinen individuellen Freiraum pflegen kann. D.h. es gibt gewisse Interessengebiete/Neigungen/Kleidungsstile, denen gegenüber ich in der "schwarzen Szene" einfach größtmögliche Akzeptanz/Toleranz wahrnehmen konnte. Hier konnte ich mich an der Kunst von Salvador Dali, Trevor Brown, Zenith uvm. interessiert zeigen, ohne mich dafür rechtfertigen zu müssen, als sei es ein Krankheitsbild. Sei es das Interesse an Entwicklungspsychologie, Literatur, die Lust am Morbiden, Freude am makaberen Humor - die Wahrscheinlichkeit, unter "Schwarzen" dafür befremdende Blicke zu ernten ist deutlich geringer. Ich glaube nicht, dass ich "anders" bin, aber ich weiß, dass es Menschen gibt, die mich als "anders" wahrnehmen. Genaugenommen ist jeder in seiner Art einzigartig, ob "Schwarz", "Punk", "Stino" oder wie auch immer bezeichnet - jeder ist ein einzigartiger Persönlichkeits(re)mix. Es gibt allerdings auch Menschen, die gerade in Subkulturen nach Wegen der Persönlichkeitsbildung suchen (besonders im Jugendalter - größte Gefahr: Identitätsdiffusion), doch ein Klischee (der ritzende, dauer-depressive Goth) kann keine gesunde Persönlichkeitsbildung ersetzen. Entsprechende "Cliquen" sind sicherlich einigen von euch aus der Jugendzeit bekannt ::)
Was das Auftragen bestimmter Kleidungsstücke angeht nehme ich insgesamt eine gesteigerte Toleranz wahr, wobei es natürlich darauf ankommt, wen man gerade vor sich hat.
Daher sehe ich für mich gute Chancen, mein Naturell auch in Zukunft pflegen und leben zu können, ohne dass dies dem würdevollen Altern widerspricht. Ganz im Gegenteil, ich glaube, ich werde - zumindest außerhalb meines Berufs - immer wieder Wege finden, meine Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Bestimmt werden einige der Dinge, die ich heute beispielsweise als ästhetisch empfinde, irgendwann durch etwas Neues ersetzt werden - vielleicht. Wer kann das schon so genau sagen? Ich denke, dass es bedeutsam ist, sich nichts durch eine Subkultur diktieren zu lassen, sondern sich den Rahmen herauszupicken, der zu einem passt und wo man, sofern man möchte, erhöhte Chancen hat, auf Gleichgesinnte zu treffen ;) (wenn ich mich über Suspension unterhalten möchte, gehe ich ja auch eher auf eine Body-Mod Messe und nicht auf den nächsten Poetry-Slam ;D )
Auch gelungener Erziehung steht m.M.n nichts im Wege, wenn ich mein Wesen beibehalte und mich nicht "anpasse, damit die Frucht meines Leibes nach Möglichkeit exakt der gesellschaftlichen Norm entspricht". Ganz im Gegenteil, ich empfinde es als bereichernd, wenn Menschen - ganz gleich welcher Haltung und Vorlieben - authentisch bleiben können.
Liebe Grüße
rotkehlchen
t_g:
--- Zitat von: rotkehlchen am 01 April 2012, 14:15:25 ---Ich denke, dass es bedeutsam ist, sich nichts durch eine Subkultur diktieren zu lassen, sondern sich den Rahmen herauszupicken, der zu einem passt und wo man, sofern man möchte, erhöhte Chancen hat, auf Gleichgesinnte zu treffen ;)
--- Ende Zitat ---
yeah! That's the spirit! Endlich mal eine Aussage in diesem Thread, der ich mich vorbehaltlos anschließen kann! :D
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