Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Migration, Eu-Flüchtlingspolitik, Völkerwanderungen  (Gelesen 17487 mal)

Kallisti

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Gibt es schon einen thread mit dieser Thematik? Habe jetzt nicht gesucht.   ::)


Ich bin nicht gut informiert, das gleich vorweg. Vielleicht sehe ich alles auch etwas naiv, also bitte ich um Aufklärung. ;)

Für mich sieht es so aus:

Flüchtlinge aus bspw. Afrika werden gewaltsam aus Europa ferngehalten - man nimmt tausende Tote (Menschen!) nicht nur in Kauf, man sieht ihnen sogar beim Sterben zu - man lässt sie (auf See) krepieren.

Flüchtlinge sind Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen - aus ihrer vertrauten Umgebung, Kultur, Sprache, von ihren Familien und Freunden, weil:

sie Hunger leiden oder unter menschenunwürdigen Bedingungen (in Armut, in Slums ...) existieren müssen (was sie nicht unbedingt selbst verursacht haben - schon gar nicht die einzelnen Individuen, sondern ihre und unsere Regierungen - seit Jahrzehnten bzw. noch weiter zurückreichend - Kolonialisierung ...)

sie politisch verfolgt und vom Tode bedroht sind - oder von Folter, Verschleppung, Zwangsarbeit ...

sie wegen ihrer Abstammung oder ihres Geschlechts diskriminiert, misshandelt, gefoltert, verfolgt und/oder getötet werden (würden)

sie in Kriegsgebieten leben (Kriege, die auch die Einzelnen nicht verursacht haben - schon gar nicht Frauen und Kinder, aber darunter leiden müssen - auch: mit dem Tod rechnen ...)

sie keinen oder kaum Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung haben, sich ein "lebenswerteres" Leben/Lebensbedingungen für sich und ihre Familien, ihre Kinder wünschen



Die Liste ist sicher unvollständig. Was ich nur sagen wollte:

Sind all diese Gründe nicht nachvollziehbar ? - Jeder einzelne für sich alleine?!

Wenn ihr von Hunger, Folter, Tod, extremer Armut (und damit zwangsläufig: Mangelernährung, schweren Krankheiten, letztlich frühem qualvollen Tod), Krieg, Freiheitsberaubung, Diktatur/Willkürherrschaft, schweren (gewissen) Naturkatastrophen (regelmäßige "Tsunamis" bzw. schwere Überschwemmungen, Erdbeben ... - die eure Existenzgrundlage und vlt. auch eure Existenz selbst zunichte machen) ... bedroht wärt und keinen Weg sähet, daran selbst in eurer Heimat auf absehbare Zeit etwas verändern zu können und auch keine Hilfe/Unterstützung (von eurem Staat) erhieltet bzw. erhaltet

- was würdet ihr tun? Würdet ihr nicht auch aus diesen Verhältnissen "fliehen", flüchten (wollen)?


Und gab es nicht seit es Menschen gibt schon immer Wanderungsbewegungen - aus ähnlichen Gründen: um anderswo besser leben zu können, nicht hungern, nicht erfrieren zu müssen ... bessere Lebensbedingungen zu haben: sicherere, verlässlichere, friedlichere ... ?!?


Haben wir "im Westen" (Westeuropa, USA) nicht selbst dazu beigetragen, dass es diesen Menschen in sogen. "Entwicklungsländern" so schlecht geht - haben wir sie nicht über lange Zeiträume unterdrückt, von uns abhängig gemacht - hier gibt es sicher so einige Leute, die das noch weit besser, detaillierter erläutern können als ich (politische und historische Hintergründe) ;) ?!?


Mit welchem Recht drängen wir deren "Nachkommen", "Nachfahren" jetzt so grausam zurück?!?

Und selbst wenn uns an deren Situation keine oder wenig "Schuld" trifft, haben wir schon aus Gründen der Menschlichkeit nicht die Pflicht und die Verantwortung anderen notleidenden Menschen zu helfen?!??

Dass ein Land alleine das nicht leisten kann, ist mir klar - aber ist hier nicht Europa als Ganzes gefragt!?? - Nein, ich habe keine Patentlösung, dazu bin ich mit dem Thema auch viel zu wenig vertraut, befasst gewesen (bisher). Ich weiß aber mit Gewissheit, dass das, was aktuell (schon seit so vielen Jahren!) passiert (mit Flüchtlingen), eine bestialische Vorgehensweise ist - beschämend, erschütternd --- UNMÖGLICH! - Ja, ich sehe das "emotional" - und das ist gut so!: Denn Menschen sind keine Gegenstände, über die man irgendwie entscheidet, die man aber genau so behandelt (als seien es Gegenstände und keine Lebewesen, die denken, fühlen, Schmerz und Leid empfinden ...), die man "weg-rationalisiert" (in doppeltem Wortsinne) und die man einfach "verrotten" lassen kann/darf. - Und dabei noch zusieht und es noch fördert! Stichwort: FRONTEX !


Hintergrundinfos siehe bspw. hier:

http://www.borderline-europe.de/


oder auch hier:


http://www.tagesschau.de/ausland/interviewbierdel100.html
« Letzte Änderung: 15 Mai 2011, 14:11:50 von Kallisti »
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Re: Migration, Eu-Flüchtlingspolitik, Völkerwanderungen
« Antwort #1 am: 15 Mai 2011, 14:47:37 »

Mir scheint (!), daß da mit zweierlei Maß gemessen wird. Ein gut ausgebildeter Facharbeiter, der sich in einem anderen Land Arbeit sucht, wird als jemand angesehen, der was erreichen will, der weiterkommen will. Ein armer Mensch ist ein "Wirtschaftsflüchtling", der anderen auf der Tasche liegen will.

Die ganze, umfassende Thematik ist sicher schwierig. Ich kenne einige Menschen persönlich, die aus verschiedenen Gründen aus anderen Ländern nach Deutschland gekommen sind. Die armen will keiner wirklich "durchfüttern" (was aber auch Hartz IV-Empfängern bekannt sein könnte)... Und natürlich leiden die meisten darunter, ihre Heimat zurückzulassen, auch wenn die Lebensumstände dort noch so schwierig waren.
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qIj-qul

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Re: Migration, Eu-Flüchtlingspolitik, Völkerwanderungen
« Antwort #2 am: 15 Mai 2011, 18:32:10 »

Es gibt sicher Gründe warum Menschen flüchten, selbst wenn sie nicht gejagt werden. Aber wenn Europa alle die aufnehmen wollen würde, die wegen Krieg/Bürgerkrieg flüchten, würde Europa aus allen Nähten platzen. Ich bin durchaus bereit, für etwas Geld, den Menschen Hilfe zu geben, also mein Wissen weitergeben, so das sie sich selbst helfen können und bleiben wo ihr Zuhause ist.   Nicht alle ALG2 Bezieher sind Schmarotzer, viele wollen arbeiten, bekommen nix, auch wenn sie noch so sehr sich bemühen. Aber Menschen die immigriert sind, ohne wirklich was gelernt zu haben, machen Arbeiten in Deutschland, die kaum ein deutscher ALG2 Empfänger bereit ist zu tun (bei TEREG sprechen meist nur die Vorarbeiter Deutsch als Beispiel), oder aber sie arbeiten nicht, weil sie nix können was hier gesucht wird und kaum bis gar nicht Deutsch können. Beides Vorraussetzung um hier Arbeit zu finden.   Sie werden also vorraussichtlich unserem Steuer- und Sozialsystem immer auf der Tasche liegen und von denen durchgefüttert werden, die arbeiten. Aber wozu? Tragen sie wirklich was zu unsere System, zu unserer Kultur bei? OK, sie sterben nicht jung, weil sie hier leben. Aber sonst?  Müssen wir sie unbedingt alle aufnehmen, nur weil unsere Urgroßeltern Fehler gemacht haben?

Ich kenne Flüchtlinge aus Afghanistan, die sind hier zur Schule gegangen, haben eine Ausbildung gemacht und arbeiten hier. Es sind Kinder von Eltern, denen es wichtig war, dass sie Deutsch lernen, sogar dazu noch weitere Sprachen und auch sonst was aus sich machen und sich integrieren. Sie haben sich in ihrer Freizeit nicht nur mit ihresgleichen umgeben, sondern wollten das die Kids auch Kontakt zu anderen Deutschen haben. Das hat auch funktioniert.  Mit solchen Immigranten habe ich kein Problem! Hatte ich als Freunde gehabt. Sprechen besser deutsch und Englisch als ich selbst... und ich bin hier aufgewachsen, meine Eltern waren sehr gebildet und mein Vater hatte einen super guten sehr hoch bezahlten Job...

Aus Mitleid alle aufnehmen? Wer ist denn bereit seinen eigenen Lebensstandard noch niedriger als ALG2 zu schrauben, damit die Immigranten es alle hier gut haben? halb Afrika wäre hier bei uns dann...  Nä, sorry, geht nicht!

ja, ich will selbst flüchten!  ich kann fließend Englisch und habe mehrere Jobs gelernt, die ich auch gut in z.B. Kanada ausüben kann. das ist eine Option und die Grundvorraussetzungen erfülle ich auch. Bissle Arbeit und Vorbereitung und in ca. 2 bis 3 Jahren kann ich mit Frau auswandern.  Aber wie viele Immigranten kommen in das Shengen-Country ohne Vorbereitung? Sie wissen nicht mal was Deutschland ist, können kein Piep Deutsch und zahlen an Schleusern eine Menge Geld, werden übers Ohr gehauen und auf untauglichen Nussschalen übers Mittelmeer geschoben. Viele überleben es nicht, weil ihnen schon die Vorbildung fehlt um solch einen Tripp so zu machen, dass das Immigrieren auch klappt. Wer es doch schafft, lernt schnell, das hier nicht alles so schön ist wie sie dachten. Dann bleiben sie zusammen, weil sie eben kein Deutsch können. Nix von Eingliederung und Anpassung.  Ich habe Englisch auch nur optimal gelernt, weil ich in den USA war für längere Zeit und um mich herum kein Wort Deutsch mehr hörte. Ich habe freiwillig mich dem ausgesetzt um mich herum nur noch Englisch zu haben. das ist von Schulenglisch als Basis nicht einfach, aber es geht!  Also kleiner Deutschkurs reicht nicht, wenn daheim dennoch in der Muttersprache gequatscht wird! Es sollte den Schülern unter Strafe verboten sein in der Schule sich in ihrer Muttersprache zu unterhalten, sondern nur auf Deutsch.  ja, ich bin da rigoros! Wer flüchtet, weil in der Birne nur Vakuum vorherrscht und irgendwer mal erzählt wie geil das Schengen-Land ist, bekommt meine Hilfe nicht! Nicht wegen Mitleid!
Jedes andere Land, USA, England, Kanada, Australien, Südafrika, nur um einige zu nennen, nehmen keine Flüchtlinge so einfach auf und die Immigrationsauflagen sind enorm bis kaum zu erreichen. Mit gutem Grund!

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Kallisti

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Re: Migration, Eu-Flüchtlingspolitik, Völkerwanderungen
« Antwort #3 am: 15 Mai 2011, 22:17:50 »

@qIj-qul


... ja, Leistung ist alles - ein Menschenleben ist nichts (wert).


Aber wie ist das - ist es unser Verdienst (?!?), hier, in Deutschland geboren zu sein, hier leben zu können?
Und ist es "deren" "Schuld"/Unfähigkeit/"Leistungsunwille", dass sie (diese Menschen, diese Flüchtlinge) in Afrika, Indien, Bangladesh ... geboren und aufgewachsen sind und unter dortigen Bedingungen dort leben müssen?

Ich dachte immer, das sei irgendwie "Glück" bzw. "Pech" und Zufall. - Und daher dachte ich auch, dass ich mich halt freuen kann, Glück gehabt zu haben, da es mir aber eben deutlich besser geht als vielen anderen Menschen (global gesehen), dachte ich, ich sei irgendwie einfach in der Pflicht, diesen anderen "zu helfen", soweit es mir möglich ist.

Gibt es nicht ein Recht auf Migration - sollte es ein solches nicht geben - eben vor dem Hintergrund und der Tatsache, dass Menschen schon immer "gewandert" sind (siehe mein Eingangstext) ?

Dazu habe ich erfreulicherweise etwas gefunden, das meine Auffassung wiederspiegelt/bestätigt:

Zitat
(...)
ZEIT online: Sie wollen die Grenzen öffnen?
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Ulrich Beck: Zunächst muss man bedenken, dass wir einen großen Teil der Migrationsprobleme selbst schaffen. Nicht die Migranten erzeugen die Probleme, wir produzieren sie selbst mit unserem eigenen eng gefassten Grenzregime.

ZEIT online: Das freilich eine lange Geschichte hat.

Beck: Ja, das ist in unseren Nationalstaaten tief verwurzelt. In deren Rahmen versuchen wir allerdings, die Menschen mobil zu machen. Flexibilität und Mobilität – die Bereitschaft, sich zu verändern – wird hoch bewertet. Doch die Bereitschaft, sich dorthin zu bewegen, wo es einem besser geht, wo man bessere Lebenschancen vermutet, wird in dem Moment, wo sie über Grenzen hinweg greift, von uns kriminalisiert – weil es nicht mehr Mobilität, sondern Migration ist und gegen unser Grenzregime verstößt.

ZEIT online: Sollen die Grenzen also fallen?

Beck: Der Kern des Problem ist: In einer hochmobilen Welt ist Migration normal. Migration ist vielleicht sogar ein Menschenrecht, jedenfalls aber kein krimineller Akt, zu dem ihn das territoriale Denken in Grenzen und nationalstaatlichen Containern macht. Das haben die Kirchen bei uns besser begriffen als die politischen Parteien und die Gewerkschaften. Migranten sind keine potenziellen Verbrecher, sondern Menschen, die auf der Suche nach einem besseren Leben bereit sind, Risiken auf sich zu nehmen.

ZEIT online: Die Migration als Menschenrecht anzuerkennen würde erhebliches Umdenken erfordern.

Beck: In unserer mobilen Welt haben wir inzwischen die globale Mobilität des Kapitals. Dementsprechend handeln Kapitalisten selbstverständlich über Grenzen hinweg, Informationen sind längst grenzenlos. Aber wenn Menschen Grenzen überschreiten wollen, gibt es enorme Spannungen und Konflikte. Auf der einen Seite haben wir uns besonders im Westen dafür eingesetzt, die Menschenrechte anzuerkennen und ernst zu nehmen. Auf der anderen Seite greifen wir mit dem Stoppsignal ein, wenn Menschen auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen – oder Überlebensbedingungen – aufbrechen und Grenzen überschreiten wollen. Sobald sie das Stoppsignal missachten, werden sie kriminalisiert, in die Illegalität gedrängt. Wieso können wir uns nicht mit der Frage auseinander setzen, dass transnationale Migration wie die binnenstaatliche Mobilität etwas Normales ist?

ZEIT online: Soll die Zuwanderung ungeregelt verlaufen?

Beck: Wir haben eine Situation, in der die Migration zur Aufrechterhaltung geradezu verteufelt wird. Damit will man Zuwanderung verhindern. Das gelingt aber nicht. Wir haben uns in Europa darauf eingelassen, uns mit härteren Gesetzen und immer höheren Außenmauern dagegen zu schützen. Trotzdem gibt es illegale Immigration und wir wissen, dass wir ohne sie viele soziale Dienste gar nicht aufrechterhalten könnten. Die Frage ist also: Wie können wir einen legalen Weg finden für Menschen, die mit unternehmerischer Energie ein besseres Leben für sich aufbauen wollen?

ZEIT online: Einen Weg gibt es ja: die EU-Erweiterung.

Beck: Das ist richtig. Damit wurde das Grenzregime für ganze Staaten aufgehoben. Das ist „Ländermigration“. Europa hat es damit geschafft, eine neue Durchlässigkeit zu schaffen, wie man sie lange nicht für möglich gehalten hat. Aber darüber hinaus sollten wir prüfen, ob wir Migration – die wir ja brauchen – nicht rechtlich zulassen und praktisch steuern können. Die Einführung einer Migrationssteuer würde das möglich machen.

(...)
Quelle:

http://www.zeit.de/online/2007/18/migration-beck

(Hervorhebungen von mir.)
« Letzte Änderung: 15 Mai 2011, 22:19:49 von Kallisti »
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Re: Migration, Eu-Flüchtlingspolitik, Völkerwanderungen
« Antwort #4 am: 15 Mai 2011, 22:24:19 »

ja, ich will selbst flüchten!
Wovor willst oder mußt Du "flüchten"?


Ich dachte immer, das sei irgendwie "Glück" bzw. "Pech" und Zufall.
So sehe ich es auch. Ich kann ja nichts dafür, hier geboren zu sein. Zumindest glaube ich nicht an Wiedergeburt. Ich hab also "Glück gehabt".
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Re: Migration, Eu-Flüchtlingspolitik, Völkerwanderungen
« Antwort #5 am: 16 Mai 2011, 08:12:15 »

Warum will ich weg aus Deutschland? Ich hab da so ein paar Gründe. Ich bin wie ein Europäer aufgezogen worden und habe durch viele Auslandsaufenthalte andere Kulturen kennen und lieben gelernt. Ich kenne die Unterschiede zu unserer deutschen Kultur.  Die deutsche Kultur engt mich ein. Der negativ gelebte Neid, der bis rein ins Mobbing geht, z.B. ist typisch deutsch und mir total zuwider.  Viele Deutsche sind nicht in der Lage über ihre Nasenspitze hinweg weiter zu denken. Sie sind unflexibel: "das ist gut so wie es ist, es war schon immer so!" Zu viele sind verbohrt in ihren Ansichten und unwillig zu reflektieren und in Frage zu stellen, umzudenken. So auch auf dem Berufs-Arbeitsmarkt ist zu wenig Flexibilität zu finden, zu wenige die sich trauen neue Wege zu gehen. Die Arbeitsschutzgesetze sind zu starr. das Kündigungsschutzgesetz bringt Arbeitgeber dazu sehr sehr genau zu gucken wen sie einstellen, denn schafft er/sie es über die Probezeit, so wird man den Arbeitnehmer nur schwer wieder los. Und wer als Firma innovative Produkte und Dienstleistungen hat, hat es sehr sehr schwer diese an große Firmen zu bringen. Die Barrieren in den Führungsköpfen vor Innovation ist zu groß und die Eigenständigkeit und abgesteckte Kompetenzgrenzen von Abteilungsleitern in großen Firmen ist zu stark eingeschränkt. Und Zeugnisse sind wichtiger als wirkliches Können. Der Wille in flachen Hirarchien zu denken und zu handeln ist in vielen Firmen zu gering. Die Meinungen von allen beteiligten Mitarbeiter eines Projekts mit in die Projektplanung einzubeziehen vom Chef und sich als Chef weniger hervorzutun, wäre auch untypisch für deutsche Firmen und Chefs.

Das sind, nur grob umschrieben, meine Erfahrungen und Erkenntnisse mit ein paar wenigen Beispielen abgesteckt, die mich flüchten lassen.
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Re: Migration, Eu-Flüchtlingspolitik, Völkerwanderungen
« Antwort #6 am: 16 Mai 2011, 08:17:55 »

Findest Du dafür das Wort "flüchten" nicht etwas übertrieben?  ;)
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Re: Migration, Eu-Flüchtlingspolitik, Völkerwanderungen
« Antwort #7 am: 16 Mai 2011, 09:19:52 »

Jup, ist übertrieben. Daher bevorzuge ich ja Auswandern oder Exmigrieren als Gegenteil zum Immigrieren.

Flüchten ist eher die Aktion Hals-über-Kopf grad die nötigsten Sachen packen und schnell den Weg raus aus dem Land suchen und sich weg machen.

Aber Flucht ist auch ein Begriff der Unzufriedenheit und aus dieser den Weg raus zu suchen. Man fühlt sich nicht mehr wohl hier und man fühlt den Drang aus der Situation herauszukommen, zu flüchten. Ob nun in Eile oder geplant, es ist und bleibt eine Flucht aus den gegebenen Umständen/Zuständen in eine andere neue Umgebung.
« Letzte Änderung: 16 Mai 2011, 09:23:40 von qIj-qul »
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Re: Migration, Eu-Flüchtlingspolitik, Völkerwanderungen
« Antwort #8 am: 17 Mai 2011, 11:19:51 »

@ Kallisti
Es lässt sich relativ leicht erklären, warum sich alle EU Staaten einig sind, den Zustrom von Flüchtlingen aus Afrika und Asien stark zu begrenzen.
Durch die Globalisierung ist die Nachfrage nach Arbeit mit niedriger Qualifikation in den Industriestaaten stark gesunken. Es würde für Flüchtlinge mit niedriger beruflicher Qualifikation also gar keine Arbeit geben. Hinzu kommt das Problem, dass unsere Sozialsysteme (Krankenkassen, Rentenkassen, Grundsicherung) durch den demographischen Wandel zunehmend belastet werden. Würde man nun einen starken Zustrom an Menschen mit niedriger beruflicher Qualifikation in unseren Wirtschaftsraum zulassen, käme es zu einer deutlichen zusätzlichen Belastung der Sozialsysteme ohne Steigerung des Bruttoinlandprodukts. Menschen, die niemals in die Systeme eingezahlt haben, würden diese übermäßig stark belasten. Anfangs würde es nur zu höheren Beiträgen für die Sozialsysteme kommen. Wenn dies nicht mehr ausreicht, werden die Leistungen der Sozialsysteme drastisch reduziert, um sie weiterhin finanzieren zu können. Diese deutlich höheren Abgaben bei niedrigerer Gegenleistung machen die Industrieländer weniger attraktiv für Investoren. Durch die Verlagerung von Arbeitsplätzen in attraktivere Länder mit geringeren Abgaben käme es zu einer verstäkten Arbeitslosigkeit. Menschen mit hoher Qualifikation würden zudem das Land verlassen, da sie in anderen Ländern wesentlich mehr Geld verdienen würden. Diese Entwicklung würde die Sozialsysteme zusätzlich belasten. Am Ende einer derartigen Entwicklung bleibt der Gesellschaft nur die Möglichkeit die Notbremse zu ziehen und die Sozialsysteme auf ein Gerippe zu verkleinern, dass lediglich das Verhungern von Menschen verhindert. Statt Hartz4 gäbe es dann für Menschen in wirtschaftlicher Not einen Teller Suppe und einen Pappkarton.
Es gibt noch einige Faktoren die diese Entwicklung verschärfen könnten (aber nicht müssen): Migration innerhalb der EU, Rezessionen durch geringere Investitionen, Investitionen in die gesellschaftliche Eingliederung von Migranten, soziale Konflikte, erhöhte Ausgaben für Schulbildung etc.

Kurz gesagt, eine nicht gesteuerte Zuwanderung würde unser Wirtschafts- und Sozialsystem sehr stark belasten und im schlimmsten Fall sogar implodieren lassen. Daher bleibt der EU nur die Option, den Menschen vor Ort zu helfen und die Migration in die EU zu steuern.
« Letzte Änderung: 17 Mai 2011, 11:21:25 von Spambot »
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Re: Migration, Eu-Flüchtlingspolitik, Völkerwanderungen
« Antwort #9 am: 17 Mai 2011, 11:32:23 »

@Spambot

sehr nüchtern und hart, aber trifft gerade den Punkt.

Europa kann sich nicht erlauben, alle Flüchtende rein zu holen sondt tritt die verhängnissvolle Kette, die du beschrieben hast. Am Ende stärkt es die rechtsradikale Kräfte enorm.
« Letzte Änderung: 17 Mai 2011, 11:49:07 von Black Russian »
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Re: Migration, Eu-Flüchtlingspolitik, Völkerwanderungen
« Antwort #10 am: 17 Mai 2011, 11:38:49 »

Kurz gesagt, eine nicht gesteuerte Zuwanderung würde unser Wirtschafts- und Sozialsystem sehr stark belasten und im schlimmsten Fall sogar implodieren lassen. Daher bleibt der EU nur die Option, den Menschen vor Ort zu helfen und die Migration in die EU zu steuern.
(Ogott, mir wird dabei ganz flau, aber) ich muss Spambot tatsächlich mal zustimmen.

Dennoch: "Migration steuern" sagt sich so leicht, gibt es denn ein einziges Land in der EU mit einer funktionierenden Immigrationsregelung? Meines Wissens ist auch eine EU-einheitliche Regelung noch in weiter Ferne; das zeigt sich jetzt gerade wieder in der geplanten Aufweichung des Schengen-Abkommens, sprich der geplanten Wiedereinführung von Grenzkontrollen.

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Re: Migration, Eu-Flüchtlingspolitik, Völkerwanderungen
« Antwort #11 am: 17 Mai 2011, 12:07:23 »

Dennoch: "Migration steuern" sagt sich so leicht, gibt es denn ein einziges Land in der EU mit einer funktionierenden Immigrationsregelung? Meines Wissens ist auch eine EU-einheitliche Regelung noch in weiter Ferne; das zeigt sich jetzt gerade wieder in der geplanten Aufweichung des Schengen-Abkommens, sprich der geplanten Wiedereinführung von Grenzkontrollen.

Ich sehe da ebenfalls große Defizite bei den Steuerungsmechanismen. Der Übergang vom traditionellen Abschottungsdenken hin zu einer funktionierenden, gesteuerten Einwanderungspolitik scheint unsere politische "Elite" in Europa offensichtlich ein wenig zu überfordern.
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Kallisti

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Re: Migration, Eu-Flüchtlingspolitik, Völkerwanderungen
« Antwort #12 am: 17 Mai 2011, 12:15:40 »

Spambot


also erstmal ist "Migration in die EU steuern" ja mehr als beschönigend ausgedrückt - ich möchte hier nochmals auf die widerwärtigen Vorgehensweisen von Frontex hinweisen: den Leuten wird eben NICHT geholfen, die da völlig fertig in Schlauchbooten ankommen - jedes Boot (!) wird gesehen - aber es wird nicht geholfen, die Leute werden nicht ärztlich versorgt etc. - Infos hierzu: siehe mein Link zu "borderline europe" weiter oben.

Dann sollte doch erwähnt werden, dass man diesen Flüchtlingen erst mal helfen muss, was also nicht passiert.
Auch sollte erwähnt werden, dass nicht alle für immer kommen (wollen), sondern vor aktuellen Umständen fliehen - wenn sich in ihrem Land die Verhältnisse bessern, gehen viele auch wieder zurück!

Und dann ganz grundsätzlich:

Ja, nach dem System wie es derzeit läuft, hast du sicher völlig recht mit all deinen Einwänden. Die Frage ist nur: Muss das genau so laufen? Wie ist es dazu gekommen, dass es so läuft? Wäre nicht eine Alternative denkbar?! Und ist es nicht Aufgabe der Politik, solche Alternativen bzw. Lösungen zu finden, damit man mit Menschen menschlich umgeht, umgehen kann?!?
Also alles, das du da so nanntest: Steigerung des Bruttoinlandsproduktes, Beschaffenheit von Sozialsystemen, Verlagerung von Produktion in Länder, in denen sie günstiger ist etc.
(Das kann so nicht bleiben, ist der falsche Weg - zu einseitig - unser Wohlstand auf Kosten anderer Menschenleben ...)


Wie gesagt: im Detail interessiert mich das ganz ehrlich nicht (politische Ebene) - ich bin keine Politikerin und es ist nicht mein Job, ich bin dazu mit dieser Thematik auch viel zu wenig befasst, ja. Aber ich sehe es eher aus der "Meta-Ebene" (aus ethischem Blickwinkel) - siehe meine Eingangsfragen:

Sollte es nicht ein Recht auf Migration geben (weltweit - für alle Menschen)?!? - Sollte man hierfür nicht Lösungen finden, Verhältnisse schaffen ?!?
Wäre das nicht einfach: realistisch/realitätsbezogen! ? !
Nicht nur in Anbetracht der zahlreichen Kriegs-/Krisengebiets- und Wirtschaftsflüchtlinge, sondern auch der (künftig zunehmenden!?!) "Umwelt"-Flüchtlinge (Stichwort: Klimaveränderungen, Anstieg des Meeresspiegels, Zunahme von Überschwemmungen, Verwüstungen, Tsunamis etc.) ? ? ?

Und nochmal die Frage:

Was würdets du ganz persönlich tun, wenn du in einer solchen (ausweglosen) Lage wärst - du kannst dir selbst in deinem Land nicht helfen und an deiner korrupten Regierung, an Bürgerkriegen, Missernten, Hunger auch nichts in absehbarer Zeit verändern ... (siehe all meine Punkte/Aufzählung oben) - was würdest du tun (wollen) ?

Was würdest du dir wünschen, das passieren soll(te), damit du LEBEN (überleben) kannst?

Und was tun wir hier (Europa) wirklich konkret dafür, diesen Ländern zu helfen, sie wirklcih zu unterstützen, statt ihnen etwas aufzuzwängen, nach unseren Vorstellungen?

Auf welche Weise helfen wir wirklich (so, dass die Menschen in ihrer Heimat bleiben können und wollen) ? ? ?

Und haben wir nicht in der Vergangenheit erheblich dazu beigetragen, dass die Verhältnisse jetzt so sind wie sie sind (Stichwort/Beispiel: falsche "Entwicklungshilfe", Handelsabkommen, politische Entscheidungen ...) ? ? ?

Können wir es uns dann jetzt wirklich so leicht machen, die von uns selbst (großen Teils) geschaffenen Missverhältnisse jetzt als Abwehrungs-/Ablehnungs-/"Verteidigungs"gründe heranzuziehen - statt die Suppe, die wir anderen eingebrockt haben und die ihnen nicht schmeckt, weil sie nicht nur ungenießbar, sondern vergiftet ist, auch selbst wieder auszulöffeln ? ! ?

« Letzte Änderung: 17 Mai 2011, 12:20:17 von Kallisti »
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Re: Migration, Eu-Flüchtlingspolitik, Völkerwanderungen
« Antwort #13 am: 17 Mai 2011, 12:49:57 »

Man kann das Thema nicht losgelöst von den wirtschaftlichen Zusammenhängen betrachten.
Ich sehe keinen Sinn darin, mir über utopische Migrationszenarien den Kopf zu zerbrechen. Sinnvoller wäre es sich Gedanken über eine effektive Entwicklungshilfe zu machen, die den Menschen vor Ort nachhaltig hilft.

Vielleicht solltest du weniger Fragen stellen und stattdessen ein paar Lösungen vorschlagen. Dann wirst du merken, dass es leider keine einfachen Lösungen für dieses komplexe Problem gibt.

Die Schuldfrage würde ich als äußerst nachrangig ansehen. Darüber können sich die Historiker streiten. Was nützt es mir heute, wenn ich weiß, ob die wirtschaftliche, soziale und politische Situation in Afrika tatsächlich eine Folge der Kolonialisierung sind? Signifikante Reparationszahlungen (mit denen sich die Diktatoren dann neue Golfplätze bauen) wird es sicherlich niemals geben.



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Re: Migration, Eu-Flüchtlingspolitik, Völkerwanderungen
« Antwort #14 am: 17 Mai 2011, 13:21:53 »

Spambot - meine Zustimmung!

Angenommen hier in Deutschland gibt's einen AKW GAU und wir müssen flüchten aus Hamburg, sogar aus Deutschland um nicht verstrahlt zu werden.  Viele Deutsche haben so eine verdammt gute Bildung und Ausbildung, wir würde fast überall in anderen Ländern einen Platz finden. Also so extrem viele würden nicht als Flüchtlinge abgelehnt werden, da wir Wissen, Bildung, Fachwissen und Fähigkeiten mit rein nehmen würden.

Aber nun betrachten wir andere Länder, von wo Flüchtlinge aller Motivationen zu uns nach Europa, nach Deutschland wollen. Hmm, hast du schon mal sehr gut gebildete Polen oder Russen/Ukrainer hier getroffen in Massen? Wer in seinem eigenem Land (nicht zwingend jetzt Lybien oder Tunesien gemeint) wirklich was auf der Pfanne hat, hat es nicht sooo schwer und hat keinen Grund zu flüchten. Ich spreche nicht von politischen Flüchtlinge. Echte wahre rein politisch verfolgte gibt es weit weniger die bei uns rein wollen als Wirtschaftsflüchtlinge.   Kroaten, Serben etc. sind viele wieder zurück. Wer als Kind hierher kam und hier eine Ausbildung machte etc. spricht oft besser Deutsch als ich selbst. Viele dürfen daher bleiben, weil sie so super gut integriert sind. Aber viele gehen wieder. Wie viele Türken bleiben denn hier, sprechen aber bereits in der dritten Generation nur schlechtes Deutsch? Nur als Beispiel.  

ja, es ist super tragisch. Bevor in Nord-Afrika der Pank losging, waren es meist Menschen aus südlicheren Ländern aus Afrika die nach Europa zogen - meist tatsächlich Wirtschaftsflüchtlinge. Frankreich hat wegen seinen ehemaligen Kolonien da echt ein Problem mit!   Es ist super tragisch, dass all den Menschen in den Nusschalen nicht geholfen wird. Warum nicht? Na, weil Italien, Spanien und Frankreich einfach nicht die Mittel hat allen denen umfangreich zu helfen. Und ja, wir sollten mal eher schauen was wir tun können um ihnen in ihrem eigenen Land zu helfen, damit sie dort bleiben können. Also ich wäre bereit, für etwas Geld, halt so das ich Miete und Ernährung weiter auch ohne ALG1 zahlen kann, dort vor Ort zu helfen und denen beibringen wie sie sich selbst helfen können. Nur deren eigenes politisch-wirtschaftliches System ist zusammen gebrochen. Schnelle Lösungen gibt es dafür nicht. Und da hilft es nicht sie alle bei uns aufzunehmen!

Wenn Italien und CO umfangreich allen helfen würde, würde das ein Zeichen setzen und noch viel mehr würden sich in Bewegung setzen mit dem Ziel EUROPA! Wir hätten eine riesige Auswanderunsgwelle zu befürchten, die Europa auf keinen Fall stemmen könnte!
« Letzte Änderung: 17 Mai 2011, 13:25:18 von qIj-qul »
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