Schwarzes Hamburg > Schall & Rauch -Archiv-
Ich wundere mich gerade ...
RaoulDuke:
Dass der Bahnhof "Stuttgart 21" fast 7 Milliarden Euro kosten wird.
Bei so großen Zahlen verschwimmt oftmals die Relation. Daher mal der Vergleich:
Die erwähnten 6,8 Mrd. Euro sind 6.800 Millionen Euro. Für 240 Millionen Euro bekommt man schon sowas hier, das neueste Riesen-Bürohochhaus in FFM, das heisst man bekommt etwas mehr als 28 sehr coole Hochhäuser in Frankfurts Innenstadt für das Geld von Stuttgart 21. So viele entsprechende Hochhäuser stehen in Frankfurt bisher gar nicht. Wenn man etwa 300 Mio. Euro ausgeben möchte, kann man dafür ein riesiges Einkaufszentrum mit 43.000 Quadratmetern im Zentrum Berlins bekommen, hier im Beispiel das "Alexa" am Alexanderplatz. Für die Kohle von Stuttgart 21 könnte man über 22 Stück davon kaufen und damit etwa EINE MILLION QUADRATMETER Einkaufsfläche im Zentrum Berlins erwerben. Wer sich das schwer vorstellen kann, kann sich ein Einkaufszentrum von zweihundert Metern Breite vorstellen - und einer Länge von 5 Kilometern.
Bei den Zahlen wird mir irgendwie nicht klar, warum man so viel Geld für einen Bahnhof ausgeben sollte. Aber vielleicht verstehe ich einfach zu wenig von solchen Dingen.
messie:
Ich denke, dass sich Landesregierungen von den Auftragnehmern da gerne mal über den Tisch ziehen lassen, denn zahlen müssen sie ja sowieso, tun sie auch, weil ist ja nicht deren, sondern des Steuerzahlers Geld.
Zwar sind Projekte unter Tage immer was teurer als welche über Tage, aber 7 Milliarden? Das geht mir auch nicht in den Kopf.
Ich vermute mal dass sie da die Gerichtskosten einfach mal sozialisiert haben - die Anwälte der Bahn wurden insofern dann halt vom Steuerzahler bezahlt, oder besser: Vom Obdachlosen, für dessen Notunterkunft halt das Geld fehlte. So ein Pech aber auch. ::)
Ach ja, apropos: Von 6 800 000 000 Euro könnte man jeder Menge Menschen 1000 Euro monatlich fünfundzwanzig Jahre lang bezahlen - und zwar 22 666 davon. Oder anders gesagt: Man könnte jedem Einwohner Harburgs diese 25 Jahre lang jeden Monat 1000 Euro schenken!
CubistVowel:
--- Zitat von: RaoulDuke am 05 Februar 2013, 14:46:05 ---Bei den Zahlen wird mir irgendwie nicht klar, warum man so viel Geld für einen Bahnhof ausgeben sollte. Aber vielleicht verstehe ich einfach zu wenig von solchen Dingen.
--- Ende Zitat ---
Ich studierte Geologie in Stuttgart, als zum ersten Mal Gerüchte über S21 auftauchten. Damals hielten wir das einfach nur für den Hirnfurz eines Profilsüchtigen. Allein schon deswegen, weil die geologische Lage Stuttgarts (Keuper) nicht gerade für Tunnelbau (oder genauer genommen, überhaupt Bau :D ) geeignet ist: zwischen einigen halbwegs stabilen Sandsteinen liegen hauptsächlich Mergel, das ist ein bröckeliger Ton-Kalk-Dreck, sowie Anhydrit und Gips; alles recht unsicherer Untergrund. Besonders dann, wenn durch Anbohrungen erstmals Wasser in die Schichten eintritt.
Zudem scheinen auch die jetzt genannten Mehrkosten noch nicht zu genügen, glaubt man diesem Artikel: "Da die Mehrkosten "nur teilweise belastbar und keineswegs abschließend" berechnet seien, könnte der Bund auf dieser Grundlage keine weiteren Milliarden freigeben."
Tja, es ist nicht immer schön, Recht gehabt zu haben mit seinen Zweifeln. Ich finde es schade, dass der schöne Park hinter dem Bahnhof zerstört wurde. Auch den Bahnhof selbst fand ich schön - jedenfalls innen. Ich habe mir übrigens tatsächlich einen Teil der Schlichtungsgespräche angetan und war auch hinterher nicht überzeugt, sondern fand - wie viele Andere auch - den Alternativvorschlag eines Ausbaus des Bahnhofs nach wie vor ausreichend.
Ich war nicht prinzipiell gegen S21 und bin auch nicht grundsätzlich gegen den Bau sogenannter Prestigeobjekte. Aber aufgrund der Tatsache, dass viele andere Bahnhöfe regelrecht verrotten und Strecken als "unrentabel" stillgelegt werden, finde ich die Dimensionen in Stuttgart schlicht überproportioniert. Ungerecht. Zudem war ganz offensichtlich eine Menge Korruption im Spiel. Dagegen können auch echte Argumente nichts ausrichten...
NoName:
--- Zitat von: CubistVowel am 06 Februar 2013, 12:06:04 ---... Zudem war ganz offensichtlich eine Menge Korruption im Spiel. Dagegen können auch echte Argumente nichts ausrichten...
--- Ende Zitat ---
Die Gleichung lautet:
Je mehr Geld im Spiel ist, desto größer die Betrügereien.
messie:
--- Zitat ---Zudem war ganz offensichtlich eine Menge Korruption im Spiel. Dagegen können auch echte Argumente nichts ausrichten...
--- Ende Zitat ---
Ich muss zugeben, von den tatsächlichen Kosten von Bauprojekten auch nicht wirklich viel zu verstehen.
Auf der anderen Seite frage ich mich dann aber trotzdem, wofür diese Unsummen eigentlich drauf gehen? Sind es die Materialkosten? Denn bei diesem riesigen Betrag kann ich mir kaum vorstellen, dass der Hauptanteil für die Vergütung der Arbeitsstunden draufgeht. Denn rechnen wir doch mal schön großzügig und gehen von einem Gehalt von 60 000 Euro pro Mann pro Jahr aus, zehn Jahre lang, bedeutet 600 000 Euro pro Arbeiter insgesamt. Wenn man nun nur die Hälfte dieser Unsumme, also 3,4 Milliarden Euro, dafür veranschlagt, dann wären es über 5600 (!) Menschen, die an dieser Baustelle das ganze Jahr ausschließlich damit beschäftigt wären.
Den gebrachten Vergleich mit anderen Großprojekten finde ich dann auch gar nicht so schlecht! Wenn S21 tatsächlich "normale Kosten" sein sollten, für was sind denn dann die anderen draufgegangen? Waren das Dumpingpreise oder was? Hm.
Die Baukosten für die vierte Elbtunnelröhre beispielsweise betrugen 511 Millionen Euro. Das bedeutet, für den Preis von S21 könnte man theoretisch drei Elbtunnel bauen und es wäre immer noch Geld übrig ...
Die Köhlbrandbrücke hat 160 Millionen Mark gekostet. Sagen wir mal, mit Inflation wären das heute 160 Millionen Euro. Dafür packen die Arbeiter für S21 doch nicht mal die Werkzeuge aus ... ;)
Es geht schlicht über meinen Verstand.
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