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Liebe?

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Kallisti:
Wir hatten "das mit der Liebe" sicher schon mehrmals als Thema im Forum. Es ist ja auch eine ausgetretene, abgelatschte, durchgenudelte, abgegriffene ... - man möchte fast sagen: verstaubte (altbackene?! ;) ) Banalität.

Dennoch ist Liebe das wohl doch gerade nicht - oder soll es zumindest nicht sein, weil Mensch will, dass Liebe etwas Besonderes ist.


Also zum Punkt: Ich möchte wissen, was/wie "Liebe" für euch ist - eure Definition von Liebe. ?


So ganz einfach lässt sich das wahrscheinlich nicht sagen. Gilt "die" Liebe ja auch als ein Mysterium. ? Und auch ein sogen. Abstraktum. Aber ist Liebe wirklich (nur) (so) abstrakt?

Lässt sich Liebe nur durch eine Aufzählung von anderen Begriffen erklären - als Summe dieser anderen Zustände, Verhältnisse, Gefühle?
So in etwa: Liebe beinhaltet (auch) Sympathie, Hingezogensein, Wertschätzung (von jemandem), Respekt, Akzeptanz, Toleranz, Humor, Verständnis, Verantwortung, Fürsorge bzw. Fürsorglichkeit, Zuwendung usw. - das ließe sich noch ziemlich lange so fortsetzen.

Und wie verhält es sich mit den unterschiedlichen "Arten" (??) von Liebe - Liebe zwischen Erwachsenen/Partner, Elternliebe, kindliche Liebe, Tierliebe, Naturliebe ... - was ist diesen verschiedenen Weisen/Arten zu lieben evtl. doch gemein/was haben diese Arten der Liebe gemeinsam?

Oder lässt sich Liebe eher durch Negation definieren - was sie also alles nicht ist oder nicht sein soll(te)?

Oder aber nur durch den Konjunktiv - was Liebe sein kann bzw. sein könnte?

Ist Liebe ("nur") ein Gefühl bzw. ein Zustand?

Was meinen Menschen genau, wenn sie zu jemand anderem sagen "Ich liebe dich"? - Beinhaltet dieser Satz nicht vielleicht auch ein Versprechen? Soll es (dieser Satz) nicht etwas "Verbindliches", zumindest aber Dauerndes, Verlässliches und nicht Beliebiges ausdrücken?


Ja, jetzt soll ich bestimmt wieder mit gutem und persönlichem Beispiel vorangehen ;) - aber wie soll ich, wenn es um eine (allgemeine/objektive - jajaja -wie immer!) Definition eines Begriffes geht, persönlich werden?

Eine sichere, unumstößliche Definition habe ich leider selber (noch?) nicht. Eine Idee, eine Vorstellung vielleicht. Wie so oft findet man diese schon anhand meiner obigen Fragen ein wenig (etwas verschüttet vielleicht).


Was ich aber habe, ist eine Motivation, einen Grund, zu fragen: Einfach, weil immer wieder überall davon die Rede ist - von Liebe. Weil so viele Menschen so oft und oft auch so leichtfertig diesen Satz (Ich liebe dich) über die Lippen bringen - und sich dabei offenbar doch so wenig fragen, so wenig (selbst) sicher sind, was genau er eigentlich bedeutet, aussagt, beinhaltet - was sie eigentlich damit meinen oder sagen wollen!

Das ist es, das mich - so oft - stört - dass man etwas sagt, über das man sich selbst nicht im Klaren ist - dass es so "selbstverständlich" ist, dabei aber doch so ungenau, undeutlich - eben: undefiniert.


Vielleicht sollte man noch anmerken, dass Liebe nicht zu allen Zeiten gleich verstanden wurde. Bei meiner Frage interessiert mich natürlich das heutige Verständnis von Liebe - von dieser "romantischen" Liebe, wie es sie eben noch nicht allzu lange gibt. Oder ist unser aktuelles Verständnis von Liebe gar kein romantisches mehr?!

Jedenfalls bin ich der Meinung, man sollte, bevor (!) man jemdandem diesen viel zitierten Satz sagt, doch erst einmal selbst genau wissen, was man da sagt, was man damit meint - was man selbst unter Liebe(n) eigentlich versteht! ??




PlayingTheAngel:
Liebe ist das warme Gefühl im Herzen, wenn man an eine schöne oder lustige Situation, die man mit einem lieb gewonnen Menschen erlebt hat zurück denkt, oder an eine liebenswerte Eigenheit eines solchen Menschen denkt.

Liebe ist die Sicherheit die Einen im Leben vor dem Absturz in schwierigen Lebenslagen bewahrt, die Garantie für Hoffnung, daß es weiter geht. Liebe ist eine warme Decke in einer Welt in der manchmal ein eisiger Wind bläst.

Liebe ist das schöne Gefühl daß Jemand an Einen denkt.

Und vieles mehr :)

Warum so viele Menschen leichtfertig Ich liebe sich sagen ? Wahrscheinlich weil sie den Unterschied zwischen verknallt sein und wirklich verliebt sein nicht kennen, nicht selbst reflektiert genug sind, oder ihre Gefühle einfach nicht einordnen können.

messie:
Ich habe mir mal einen Satz einer Zitatesammlung (das Zitat stammt von Unbekannt) gemerkt:

"Lieben heißt, nicht mehr zu vergleichen."

Was konkret bedeutet: Sobald du den Menschen, zu dem du dich hingezogen fühlst, nicht mehr auch nur mit irgendwem vergleichst, auch nicht mit deinen vorigen Partnern, sondern ihn einfach so magst wie er ist, dann ist es Liebe. Also eine körperliche (!) Hingezogenheit zu einem Menschen in seiner Einzigartigkeit, und nicht in seinem "der hat die und die Eigenschaft, die ich an dem anderen auch so sehr mochte".

Weiterhin gibt's bei mir die Satzanfänge, die den Gegensatz zwischen Verliebtsein und Liebe für mich sehr schön klärten:

"Verliebt sein heißt jemanden zu begehren, weil."
"Lieben heißt jemanden zu begehren, trotzdem."

Mit "trotzdem" ist gemeint: Trotz der Fehler, die man alle entdeckt hat an dem anderen, nachdem die Verliebtheitsphase vorbei ist. Also nach der Erkenntnis (die zweifellos bitter ist!), dass man nicht den perfekten Menschen vor sich hat, sondern einen verdammt unperfekten - und man spürt, dass man ihn trotz allem weiterhin begehrt und mit im Idealfall den Rest seines Lebens (bzw. so lange der eigene Zukunftshorizont reicht) verbringen möchte.

Kallisti:
@PlayingThe Angel und messie


... naja, dass (erwachsene) Menschen zwischen Verliebtsein und Liebe unterscheiden (können), habe ich mal stillschweigend vorausgesetzt/unterstellt! Das versteht sich doch eigentlich von selbst oder? - Ich unterscheide auch noch zwischen Verknalltsein, Verliebtsein und Schwärmen.


Klar, Liebe ist ... (lol) wenn man ohne Wenn und Aber zu jemandem "Ja" sagt - wenn man ihn auch mit seinen Schwächen annimmt (aber nicht unbedingt gerader wegen oder trotz dieser - das sehe ich anders). Aber erklärt das alleine (auch wenn das schon "viel ist") wirklich Liebe (allumfassend, vollständig)?

Und ist Liebe wirklich (so) bedingungslos? Das denke ich ganz und gar nicht! Die einzige Liebe, die bedingungslos sein sollte und im besten Fall auch ist, ist doch im Grunde die Elternliebe (die Liebe von Eltern zu ihren/für ihre Kinder).


Liebe hat nach meiner Auffassung vor allem aber doch mit Geben zu tun, damit, dass man jemandem gerne, aus einem Gefühl der Zuneigung, aus einem "Antrieb" heraus etwas gibt (damit ist logischerweise nicht nur oder überwiegend Materielles gemeint, klar). Dass man sich freut, wenn der andere Mensch sich freut, dass man (mit-) leidet, wenn der andere (geliebte?) Mensch leidet, es ihm schlecht geht, dass man dann auch das Bedürfnis hat, das Leid von ihm abzuwenden und es auch schon vorsorglich von ihm fernzuhalten, dass man seine Bedürfnisse nicht über, auch nicht unter, sondern "neben" die des Anderen stellt, dass man versucht, offen für den Anderen zu sein, zu bleiben - ihn nicht (irgendwann) aburteilt, in Schubladen packt - glaubt, alles über ihn zu wissen, ihn so "auswendig" zu kennen, dass keine Überraschungen mehr möglich sind bzw. man denkt, man könne den Anderen komplett einschätzen...

usw.

... aber eben: das sind alles doch nur Aufzählungen, einzelne Aspekte - die so für sich nicht "ausreichen", um von Liebe zu sprechen - oder? Oder ist es eben doch (nur) die Summe all dessen?

Oder liegt das (Definitions-) Problem einfach doch darin, dass man so hohe Ansprüche (und Erwartungen) an "die" Liebe hat - dass sie einfach so mystifiziert wird? !?

Und: Ist das Gegenteil von Liebe denn Hass - oder Gleichgültigkeit? Oder etwas ganz anderes? - Und warum lässt sich bspw. Hass so viel leichter definieren als Liebe (eben, weil Hass nicht mit hohen Erwartungen beladen und nicht mystifiziert ist/wird?)?


Und wie verhält es sich mit Freundschaft und Liebe - ist nicht die Basis jeder Liebe (auch) Freundschaft? !? - Dazu müsste man Freundschaft vlt. erst wieder definieren. ;)




--- Zitat ---Sobald du den Menschen, zu dem du dich hingezogen fühlst, nicht mehr auch nur mit irgendwem vergleichst, auch nicht mit deinen vorigen Partnern, sondern ihn einfach so magst wie er ist, dann ist es Liebe. Also eine körperliche (!) Hingezogenheit zu einem Menschen in seiner Einzigartigkeit, und nicht in seinem "der hat die und die Eigenschaft, die ich an dem anderen auch so sehr mochte".

--- Ende Zitat ---
(messie)

Das verstehe ich nicht - wieso ist das, was du in diesem (dem ersten) Satz beschreibst, ausgerechnet eine körperliche Hingezogenheit??

messie:
Körperliche Hingezogenheit im Sinne von Begehren. Ohne körperliches Begehren ist es keine Liebe, sondern höchstens eine intensive Freundschaft, die da entsteht oder entstanden ist.
Ich rede da von der Liebe zwischen zwei Liebespartnern und nicht von der Liebe zwischen Eltern/Kindern, das ist 'was Anderes, aber da halte ich mich 'raus, weil ich kein Papa bin. ;)


--- Zitat von: Kallisti ---... naja, dass (erwachsene) Menschen zwischen Verliebtsein und Liebe unterscheiden (können), habe ich mal stillschweigend vorausgesetzt/unterstellt!
--- Ende Zitat ---

Oh, täusche dich da mal nicht. Da die Grenzen zwischen beidem sehr fließend sind, will ich nicht beurteilen müssen, ob ein Pärchen noch in der Verliebtheitsphase ist oder schon weiter oder gar keins von beidem mehr da ist ...

Was ist die Basis einer Liebe? Ich sage es ganz kurz: Vertrauen, Respekt und Gemeinsamkeiten.

Wie wichtig alles drei ist, merkt man, wenn eines davon fehlt:
Ist Misstrauen geboren worden, dann ist das meist der Anfang vom Ende einer Beziehung.
Ist der Respekt voreinander nicht (mehr) da, dann lässt sich eine ebenso selten retten.
Und wenn keinerlei Gemeinsamkeiten herrschen, wenn man wirklich nichts außer der Liebe gemeinsam hat, dann habe ich es noch nie erlebt, dass sich eine Beziehung längerfristig hielt. Der Lebensrhythmus lässt sich so einfach nicht auf Dauer aufeinander abstimmen.

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