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Autor Thema: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit  (Gelesen 83141 mal)

Eisbär

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #105 am: 13 Oktober 2010, 14:49:10 »

Aber haben nicht auch viele Discounter und Supermärkte inzwischen eine Bioecke bzw. Bioprodukte? Zumindest kauf ich die zum Teil da.

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messie

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #106 am: 13 Oktober 2010, 15:07:17 »

Naja, Bio ist nicht gleich Bio ... durch den Urwald da steigen, welches Bio was bedeutet, ist wahrlich nicht einfach.

Die Kernfrage ist, denke ich, eine andere: Wo hört "sich ungesund ernähren" auf und wo fängt "übermäßig gesund ernähren" an?
Die Idee hinter dem Warenkorb ist ja nicht, die Leute optimal zu ernähren, sondern "nur" gesund, zumindest nicht ungesund.

Würde man von einem optimalgesunden Warenkorb ausgehen, der natürlich auch deutlich teurer ist (Waren höchster Qualität wie echte Bioprodukte etc.), dann käme die Regierung in Erklärungsnöte, wieso sich jene, die gar nicht arbeiten, die teuersten Lebensmittel leisten können sollen und jene, die ihre 800 bis 900€ netto monatlich in die Kasse kriegen, aber eine 40-Stunden-Woche haben, dies nicht können, weil's für sie zu teuer ist.
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Simia

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #107 am: 13 Oktober 2010, 15:56:31 »

Naja, Bio ist nicht gleich Bio ... durch den Urwald da steigen, welches Bio was bedeutet, ist wahrlich nicht einfach.

So schwer ist das gar nicht. Die Siegel sind eigentlich festgelegt und theoretisch wird sich auch dran gehalten (eventuelle Verfehlungen zu entlarven wäre jetzt eine völlig andere Geschichte), die privaten Siegel wie Naturland gehen nach Art einer FSK meist sogar noch darüber hinaus (wer weniger an Anforderungen reinpackt und trotzdem "bio" rüberkommen will, verpasst sich erfahrungsgemäß höchstens Pseudo-Siegel bzw. betreibt entsprechende Kosmetik auf den Verpackungen).

Ansonsten Zustimmung zum Beitrag. Leider (Bio für alle! ;D).
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Kallisti

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #108 am: 13 Oktober 2010, 21:44:13 »

Ja, ist halt so ne Sache mit dem "BIO"-Siegel ... Kann ich Simia nur beipflichten.

Wirklich verlässlich und zu fast 100% "Bio" ist, wo Naturland, Bioland und sowieso Demeter "draufsteht" ... (gibt noch ein paar andere, aber das führt jetzt zu weit, hier auch außen vor gelassen: die Bio-Siegel für Kosmetik).

Aber "Bio" ist ein umfangreiches Thema für sich.

Ich kauf auch gern auf´m Markt (bio) - auch, wenn der Bauer "bio" anbietet und noch dazu "super regional" (weil eben aus der nahen Umgebung: seine Äcker, sein Gemüse...). :)

Aus finanziellen Gründen kaufe ich auch nicht alles immer bio (Nudeln z.B. nicht). Aber eigentlich das meiste.

Grade bei bestimmtem Obst und Gemüse (Erdbeeren, Paprika, Weintrauben) ist das ätzend mit den Pestizidmengen und - arten.

Und bei Fleisch is bio auch noch aus ethischen Gründen, sowieso aus gesundheitlichen, eigentlich ein Muss (für mich).


Nudeln sind btw nicht "gesund", sondern nur Sattmacher (reine Kohlenhydrate - ohne jegliche Vitamine, Mineralstoffe, sekundären Pflanzenstoffe oder Spurenelemente - und logischerweise auch ohne Eiweiß).


Und nur weil da Dosentomaten rumstehen (Discounter) heißt das nicht, dass es sonst viel Gesundes dort zu erwerben gibt.

Im Discounter wie auch im Supermarkt finden sich überwiegend abgepackte Industrie-Chemie-Kunst-Produkte - Tütensuppen, Dosenfraß, Fertigsoßen und sonstige Fertiggerichte, Süßigkeiten und Knabberzeug mit jeder Menge Farb-, Aromastoffen, Geschmacksverstärkern und zehn verschiedenen Zuckerarten usw.

All dieses Zeug macht über Jahrzehnte einfach nur fett und/oder krank. (Beispiel: Weichmacher in Plastikverpackungen, die östrogenähnlich wirken oder Azofarbstoffe, dann die Pestizide auf dem Gemüse und Obst, außerdem Süßstoffe, die Mästmittel und/oder Abführmittel sind, Geschmacksverstärker wie Natriumglutamat - die neuerdings als "Hefezusatz" oder so ähnlich getarnt werden und ebenfalls "spannende Nebenwirkungen" haben können, dann noch die Lüge mit "weniger Zucker", bei der Haushaltszucker einfach getarnt wird - indem dann statt Saccharose halt Maltodextrin, Oligofruktose, Fruktose, Lactose, Dextrose oder Glukosesirup ... draufsteht - alles auch Zuckerarten usw. - herrlicher Giftcocktail - mnjamnjam!)


Aber bitte - ein Thema für sich, wie gesagt.  ;D


Jedenfalls messie

Zitat
Die Idee hinter dem Warenkorb ist ja nicht, die Leute optimal zu ernähren, sondern "nur" gesund, zumindest nicht ungesund.

is das ne seltsame Theorie. Gesund ist (gleich) optimal! Was nicht optimal und damit nicht gesund ist, ist: ungesund. Ab und zu mal n Fertiggericht oder Knabberzeug oder Süßkram, macht niemanden krank, aber regelmäßig über Jahre bzw. Jahrzehnte den Fraß: halt schon.

Fruchtzucker z.B. ist gerade für Diabetiker nicht gut und macht auf Dauer dick. (Gab da kürzlich wieder n "Quarks &  Co." zum Thema - Zucker außerdem also doch in der Wirkung vergleichbar mit anderen "richtigen" Drogen - macht also doch süchtig!!) Außerdem ne Fettleber, wenn man Pech hat.

Und die ganzen gehärteten Fette in Chips etc. sind auch einfach nur Dreck.

Tiefkühlkost ist übrigens auch nicht "optimal", wenngleich vlt. besser als Dosenfutter.


Am besten is tatsächlich: frisch (vom Feld, vom Strauch, vom Baum). :)


Und von all den Gesundheitsaspekten abgesehen: schmeckt bio meistens (fast immer) auch besser. Einfach mal testen (lassen) (nicht wissen, was konventionell und was bio ist - ggf. mit verbundenen Augen, wenn die Optik auch noch ausgeschaltet werden soll *g*).

Und Tiere fressen auch lieber bio - wenn sie die Wahl haben. Und die wissen von dem theoretischen Überbau mal gar nix.

Wer Jahre lang nur Labor-Fraß konsumiert hat, schmeckt natürlich nicht(s) mehr.  ;D

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messie

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #109 am: 14 Oktober 2010, 01:14:23 »

Zitat
Gesund ist (gleich) optimal! Was nicht optimal und damit nicht gesund ist, ist: ungesund.

Wie ich diese Pauschalisierungen liebe ...  ::)

Also, ich finde ein eigengekochtes Gericht mit Nicht-Bio-Paprika, frischen Nicht-Biopilzen und günstigen (also Nicht-Safran) Gewürzen immer noch um Längen gesünder als ein Fertiggericht, bei dem das Gemüse weggelassen wird, Pilze 5. Wahl drin sind und statt Gewürzen haufenweise E-s drin verarbeitet sind.
Und du?  8)

Natürlich könnte man auch Biopaprika, Biopilze, Safran und noch so einiges anderes verarbeiten, damit es optimal gesund und ausgewogen ist. Aber wenn sich das Niedriglöhner nicht leisten können, wieso sollte man das dann Arbeitslosen finanzieren?
Das macht in meinen Augen einfach keinen Sinn. "Nicht ungesund" sollte und muss in meinen Augen drin sein, "100% gesund" ist angesichts dessen, dass sich das nicht mal Niedriglöhner leisten können, für mein Verständnis völlig überzogen und unangemessen.
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Eisbär

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #110 am: 14 Oktober 2010, 08:52:49 »

messie:
Du hast es nicht kapiert. Bei Aldi gibt es nur Chips und Schokolade ::)


Kallisti:
Keiner zwingt Dich beim Discounter die entsprechenden Fertiggerichte zu kaufen. Aber Du bekommst bei jedem Discounter auch frisches Obst und Gemüse und einfaches gekühltes Fleisch ohne irgendwelche Zusätze. Und wie messie schon schrieb: Selbst wenn Du bei Aldi mal auf Fertiggerichte zurückgreifst, sind die qualitativ oft sehr hochwertig. Eben ohne die entsprechenden Aroma-, Konservierungs- oder anderen Zusätze.
Ein Paradebeispiel finde ich die Nürnberger Würstchen von Aldi. Finde mal woanders eine Bratwurst, die zu 95% und mehr aus Fleisch besteht und sonst nur aus Gewürzen. Anderswo ist da gerade mal 65% Fleisch drin.

Und wenn ich mir mit Paprika, Tomaten, Hähnchenbrust, Mais und Peperoni und Kartoffeln eine mexikanische Hähnchenpfanne mache, kann ich das vollständig mit frischen Zutaten vom Discounter, ohne daß irgendwo irgendwas drin ist.
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Kallisti

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #111 am: 14 Oktober 2010, 12:11:42 »

Eisbär

... mag sein, dass du also mit Aldi richtig liegst, aber bei anderen Discountern sieht das offensichtlich nicht so gut aus:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,387290,00.html


Und wie oben schon gesagt: Bio ist nicht gleich Bio!

Außerdem ist meine Kritik an Discountern und Supermärkten einfach diese, dass es dort überwiegend ungesundes Zeugs zu kaufen gibt - frisches (Bio-) Obst und Gemüse macht da einen sehr geringen Prozentsatz aus. Ich finde es einfach geradezu pervers, dass da Regale stehen vollgestopft mit 10 Sorten Senf, 30 Sorten bzw. Marken Marmelade, 25 verschiedenen Nudelpaketen usw.! - Nichts gegen Vielfalt, Abwechslung, Auswahl - aber: das meiste davon ist

1. vollgemüllt mit überflüssigen, krankmachenden Zusätzen (!) und
2. schlicht nicht nötig, um sich gesund, abwechslungsreich und genussvoll/schmackhaft ernähren zu können.

Außerdem gibt es tatsächlich Leute, die dieses Riesen-"Angebot" auch verwirrt.

Ja, in Anbetracht der Tatsache, dass weltweit jede Menge Menschen hungern und dadurch sterben, finde ich unsere Supermarkt-"Vielfalt" PERVERS (und nicht mehr nur dekadent).
Und wie gesagt: Es tut uns selbst nicht mal gut!! Das ist das Groteske daran.


@messie


Zitat
Natürlich könnte man auch Biopaprika, Biopilze, Safran und noch so einiges anderes verarbeiten, damit es optimal gesund und ausgewogen ist. Aber wenn sich das Niedriglöhner nicht leisten können, wieso sollte man das dann Arbeitslosen finanzieren?
Das macht in meinen Augen einfach keinen Sinn. "Nicht ungesund" sollte und muss in meinen Augen drin sein, "100% gesund" ist angesichts dessen, dass sich das nicht mal Niedriglöhner leisten können, für mein Verständnis völlig überzogen und unangemessen.


... Schlimm diese Unterteilung/Hierarchisierung/Diskriminierung - oder?  ;)    >:(   

HALLO?!?!??? - Es geht darum, dass grundsätzlich ALLE Menschen (in einem Land wie unserem) die Möglichkeit haben sollten, sich gesund ernähren zu können, dass dies ein Grundbedürfnis (des Menschen: weltweit!) ist!

Und dass ich es daher auch einfach kriminell finde, dass auch in einem Land wie unserem es überhaupt möglich ist, solchen DRECK legitim (Azofarbstoffe, Pestizide, sonstige krankmachende Zusatzstoffe, s.o.) als/in Nahrungsmittel (n)verkaufen zu können/zu dürfen! Und das wider besseren Wissens bzw. mit dem Wissen um die krankmachenden Wirkungen ... !!!

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Kaffeebohne

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #112 am: 14 Oktober 2010, 12:34:34 »

Das Thema Ernährung und Lebensmittelindustrie ist schon interessant! Man kann allerdings Lebensmittelindustrie und Supermärkte nicht allein anprangern. Denn wenn das Zeugs keiner kaufen würde, stünde es dort nicht im Regal.

Informieren kann man sich zum Glück ganz gut, und dann soll sich jeder selbst entscheiden, was er essen möchte und was nicht. Aber grundsätzlich stimme ich dem zu, daß JEDER sich gesund ernähren können sollte. Und ich denke, das ist auch machbar. Vielleicht nicht immer unbedingt Bio, aber doch gesund.
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messie

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #113 am: 14 Oktober 2010, 12:49:55 »

Zitat
HALLO?!?!??? - Es geht darum, dass grundsätzlich ALLE Menschen (in einem Land wie unserem) die Möglichkeit haben sollten, sich gesund ernähren zu können, dass dies ein Grundbedürfnis (des Menschen: weltweit!) ist!

Ja. Gesund. Aber wirklich optimalgesund, also das Optimum bezahlen für jene, die nix dafür tun, dass das Ganze überhaupt bezahlbar ist?
Der Staat würde pleite gehen (gut, ist er ja schon. ;) ), wenn er das tun würde.
Irgendwo muss eine Grenze sein und man auch die Realitäten sehen.

Die beste Lösung wäre im Prinzip, wenn der Staat die optimalgesunden Waren extrem subventionieren und ein Gesetz veranlassen würde, dass die gesunkenen Kosten zu einem Großteil an den Kunden weitergegeben werden müssen. Dann wären nämlich just jene günstiger als der Rest, und dreimal darfst du raten, was dann jene tun, die kaum bis kein Geld monatlich zur Verfügung haben. ;)

Allerdings stellt sich hier das Problem, dass optimalgesund in den Mengen, wie wir Deutschen konsumieren, gar nicht für alle herstellbar ist.
Das betrifft nun aber ziemlich komplizierte marktwirtschaftliche Mechanismen: Wenn etwas knapp ist, wird es teurer. Wenn es aber nicht teurer werden darf, weil es so festgeschrieben ist, dann greift der Staat massiv in die Marktwirtschaft ein. Welche Effekte das hat? - Sicher viele. Ich bin dafür aber nicht Wirtschaftswissenschaftler um nun konkret sagen zu können, was da alles beachtet werden müsste. Klar ist mir nur, dass es eine ziemlich komplizierte Kiste wäre, so etwas durchzusetzen und marktwirtschaftlich überhaupt irgendwie lebensfähig zu machen.

Ein vergleichbares Beispiel wäre auch Zahnersatz: Man könnte auch sagen, dass jeder Bundesbürger das Recht dazu haben sollte, die optimalen Zähne zu haben! Dummerweise ist Zahnersatz sehr teuer. Also wird gegenüber ALGII-Empfängern ein Mittelweg beschritten: Dort wo es sichtbar ist, wird es anstandslos bezahlt (schließlich fördert das ja auch die Arbeitsvermittelbarkeit), ansonsten ist es Verhandlungssache mit den Krankenkassen.

Nichts anderes ist der Warenkorb für Lebensmittel: Es stehen ausdrücklich gesunde Waren 'drin, aber zu einem Preis der klar macht, dass nicht die hochwertigsten Produkte dafür gekauft werden können, wohl aber bessere als so richtig ungesundes Zeug. Mehr ist einfach nicht finanzierbar und -ich sagte es schon- wäre eine Ungleichbehandlung jener, die sich das Beste ebenfalls nicht leisten können.
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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #114 am: 19 Oktober 2010, 08:21:08 »

Zitat
Was ist aber bei den "Wohnungsinstandhaltungskosten" mit all den Dingen, die kaputt gehen (können)?

Ich zitiere mich da mal selbst:

Zitat
Innenausstattung, Haushaltsgeräte und -gegenstände: 27,41 Euro - Spannender Posten! Wie oft gehen solche Geräte kaputt? Ich vermute, dass da einiges abgewohnt werden muss, damit dieser Betrag dauerhaft ausreicht. Aber gut, dafür müssen die Leute auch nicht arbeiten, um es sich dann später leisten zu können.

;)
Oder geht bei dir jeden Monat etwas für knapp 30 Euro kaputt ...?  8)

Ehrlich gesagt, Messie, über diese lapidare Antwort habe ich mich geärgert. Es reicht, wenn hin und wieder etwas Größeres kaputt geht (oder ein Bedarf entsteht), ein Handwerker nötig wird, was weiß ich. Dann ist das Budget schnell mal für Monate bzw. Jahre einfach weg - natürlich nur, wenn man solange abzahlen darf, wenn also eine Ratenzahlung über einen sehr geringen monatlichen Betrag möglich ist. Aber welche Firma, welcher Handwerker lässt sich schon auf so lange Ratenzahlung ein?

Also wird entweder nichts mehr ersetzt, nichts mehr angeschafft, nicht renoviert - und die Wohnung verfällt, das Leben besteht aus mehr und mehr Provisorien. (So ist das inzwischen bei mir, alles fällt irgendwie auseinander, und ich empfinde das als sehr belastend. Auch weil man ständig Angst hat, dass noch mehr kaputt geht. Bei mir bezieht sich das Nicht-Kaufen/Nicht-Ersetzen genauso auf den Uralt-PC wie auf die längst nötige Brille.)

Oder man ersetzt/kauft oder veranlasst das Nötigste und zahlt dann eben einfach nicht. Eine "Lösung", die nicht nur die betroffenen Firmen, sondern auch (normalerweise) das eigene Gewissen belastet und üble Konsequenzen nach sich ziehen kann. (Ich rede jetzt nicht von den Leuten, die sich die fetten Riesenfernseher auf den neuen Wohnzimmerschrank stellen, die man so oft in den Medien sieht - sondern von denen, die etwas Notwendiges kaufen und zahlen wollen, aber nicht können. Trotz häufigerer Medienpräsenz der ersten Gruppe dürfte letztere in der Mehrzahl sein.)

Auch wenn ich mich wiederhole (und es hier auch noch nicht direkt bestritten wurde), vom ALG2-Satz/Sozialgeld kann man für eine kurze Zeit leben, ein oder zwei Jahre, aber dann? Ich selbst, ganz persönlich, habe einen Riesenhorror, wenn ich daran denke, wie meine (finanzielle) Zukunft aussehen wird. Es bleiben einem auch privat nur sehr eingeschränkte Gestaltungsmöglichkeiten, man darf ja beispielsweise nicht mal ohne Genehmigung umziehen.


Aber haben nicht auch viele Discounter und Supermärkte inzwischen eine Bioecke bzw. Bioprodukte? Zumindest kauf ich die zum Teil da.
Kallisti hat recht, wirklich verlassen kann man sich nur auf wenige Bio-Siegel. Meines Wissens ist die EU-Norm, die EG-Öko-Verordnung zum biologischen Anbau nur ein fauler Kompromiss mit Vorschriften auf allerkleinstem Nenner - was diese EU-/Öko-Siegel völlig verwässert und eigentlich ziemlich bedeutungslos macht. Daher auch die Masse an "Bio"-Produkten. Also ein Gemüse, das z. B. auf ehemaligem, extra abgeholztem Regenwaldgebiet angebaut und mit dem Flugzeug eingeflogen wurde, ist meiner Meinung nach alles andere als "Bio".
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messie

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #115 am: 19 Oktober 2010, 10:06:52 »

Zitat
Es reicht, wenn hin und wieder etwas Größeres kaputt geht (oder ein Bedarf entsteht), ein Handwerker nötig wird, was weiß ich. Dann ist das Budget schnell mal für Monate bzw. Jahre einfach weg - natürlich nur, wenn man solange abzahlen darf, wenn also eine Ratenzahlung über einen sehr geringen monatlichen Betrag möglich ist. Aber welche Firma, welcher Handwerker lässt sich schon auf so lange Ratenzahlung ein?

Ich gebe ja nur die Rechnung der Bundesregierung wieder, mehr nicht. Wenn es nach ihr geht, sollte jeder ALGII-Empfänger die knapp 30€ ansparen, wenn den Monat über nix kaputt geht. So gesehen ist dann schon recht viel Geld da, immerhin knapp 360 Euro im Jahr. Da kann dann einmal im Jahr mal was kaputtgehen, was ja an und für sich auch durchaus realistisch ist.

Das Problem ist, dass das Geld nicht ansparbar ist, weil's bei den restlichen Posten hakt und man deswegen diesen "Notgroschen" erst gar nicht hat. Etwa, weil das Geld für mehr Strom als veranschlagt ausgegeben wird, oder weil Versicherungen nicht enthalten sind (obwohl immer wieder dringend geraten wird, sich Hausrat- und Haftpflichtversicherung zuzulegen) oder oder oder ...
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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #116 am: 19 Oktober 2010, 12:02:41 »

Naja, es klang so komisch nach "Bei mir geht nicht dauernd was für 30 € kaputt, warum also bei euch" ;)

Aber es geht bei "Instandhaltung" nach meinem Verständnis auch nicht nur darum teure kaputte Großgeräte oder Möbel zu ersetzen, sondern auch um die Kleinigkeiten des täglichen Lebens; Glühlampen, Staubsaugerbeutel, Fahrradersatzteile, mal ein neuer Duschvorhang, Bettwäsche oder eine neue Gardine oder Decke, ein Eimer Farbe, Ersatzschlüssel, ein neuer Duschkopf, Fliegenklatschen, Gemüsehobel, Batterien, eine neue Wanduhr, Telefon, ein Wäschekorb... alles Kleinkram, den man nicht dauernd neu kauft, aber derartige Dinge "läppern" sich auch bei günstigem Preis über den Monat oder übers Jahr ganz schön.
« Letzte Änderung: 19 Oktober 2010, 12:08:57 von CubistVowel »
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messie

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #117 am: 19 Oktober 2010, 12:14:59 »

Ich bin mir recht sicher, dass "von oben" dann käme: Wozu brauchst du Ersatzschlüssel, einen Eimer Farbe, Fliegenklatschen, ein Telefon (wenn das andere nicht kaputtgegangen ist), einen Wäschekorb (wenn der alte nicht kaputt ist)?

Das ist ja das Perfide an der ganzen Angelegenheit: Du hast durchaus recht damit, dass der ALGII-Satz Langfristigkeit nicht mit einkalkuliert. Man geht einfach nicht davon aus, dass es ein Dauerzustand ist, weil es keiner sein soll. Dass sich auch so banale Dinge wie Stühle, Möbel oder auch "nur" ein altes Telefon "abwohnen" können, das wird nicht einkalkuliert. Ich vermute: Bewusst.

Weswegen dein Einwand weiter oben berechtigt ist, dass man zwischen jenen, die ALGII beziehen und theoretisch arbeiten können (qua Regierung: Dann auch sollen) anders vergütet werden sollten als jene, denen diese Möglichkeit nicht mehr gegeben ist (dazu zähle ich inzwischen 55+ durchaus dazu, wer nimmt die denn noch ...! Auch wenn's böse klingt ...).
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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #118 am: 19 Oktober 2010, 13:13:07 »

(...)dazu zähle ich inzwischen 55+ durchaus dazu, wer nimmt die denn noch ...! (...)
Ältere Arbeitnehmer haben es schwer, aber sie sind durchaus nicht uninteressant für den Arbeitsmarkt. Im Gegensatz zu jüngeren haben sie Erfahrung und die Familienplanung ist abgeschlossen.
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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #119 am: 20 Oktober 2010, 07:47:52 »

Ich bin mir recht sicher, dass "von oben" dann käme: Wozu brauchst du Ersatzschlüssel, einen Eimer Farbe, Fliegenklatschen, ein Telefon (wenn das andere nicht kaputtgegangen ist), einen Wäschekorb (wenn der alte nicht kaputt ist)?
Ja, was man zum Leben braucht, ist eigentlich nur Brot und Wasser. Alles andere wird einfach zum Luxusgut erklärt. Das bisschen Zeitungspapier zum Zudecken und den Karton zum Wohnen findet man schließlich im Altpapier. ;)

(...)dazu zähle ich inzwischen 55+ durchaus dazu, wer nimmt die denn noch ...! (...)
Ältere Arbeitnehmer haben es schwer, aber sie sind durchaus nicht uninteressant für den Arbeitsmarkt. Im Gegensatz zu jüngeren haben sie Erfahrung und die Familienplanung ist abgeschlossen.

Das ist die Theorie. Die Praxis sieht leider immer noch anders aus, auch wenn es angeblich bei der Beschäftigung dieser Altersgruppe eine leichte Verbesserung gegeben haben soll.

Es wird lieber weiter lauthals über Fachkräftemangel gejammert. Fachkräftemangel, wie außerordentlich überraschend und ungeahnt nach Jahrzehnten des massiven Stellen- und Ausbildungsplatzabbaus... ::)
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