Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Die Türkei in der EU?  (Gelesen 9289 mal)

Der Uhu

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Die Türkei in der EU?
« am: 19 August 2004, 14:01:56 »

Wie ist eure Meinung? Sollte die Türkei in die EU aufgenommen werden oder nicht? Oder gibt es abseits der zur Zeit geführten Ja-Nein-Debatte auch andere Möglichkeiten, die Türkei an Europa heranzuführen?
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Bombe

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Die Türkei in der EU?
« Antwort #1 am: 19 August 2004, 14:05:45 »

Solange die die Menschrechtsverletzungen nicht im Griff haben: Klares Nein.
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Manchmal fragt man sich, ob sich die Rettungsversuche überhaupt lohnen. Lohnt es sich, die Menschheit zu retten? So wie ich die Sache sehe, ist die Intelligenz bereits ausgerottet, und es leben nur noch die Idioten.

sober

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Die Türkei in der EU?
« Antwort #2 am: 19 August 2004, 14:06:31 »

*bombezustimm*
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Programming today is a race between software engineers striving to build bigger and better idiot-proof programs, and the Universe trying to produce bigger and better idiots. So far, the Universe is winning!



Leider kann man Gehirn nicht bei Ebay kaufen...

Jinx

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Die Türkei in der EU?
« Antwort #3 am: 19 August 2004, 14:08:19 »

*auchzustimm*
Sobald die Bedingungen in diesem Punkt sich geändert haben: sofort und jederzeit.
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Das Leben sollte keine Reise mit dem Ziel sein, attraktiv und mit einem guterhaltenen Körper unter die Erde zu kommen. Wir sollten lieber seitlich hineinrutschen, Schokolade in einer Hand, Absinth in der anderen, unser Körper total verbraucht und dabei schreiend "Wow, was für eine Fahrt!"
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Bombe

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Die Türkei in der EU?
« Antwort #4 am: 19 August 2004, 14:10:00 »

Hey, cool, ich kann auch nochmal zustimmen. *jinx zustimm*
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Manchmal fragt man sich, ob sich die Rettungsversuche überhaupt lohnen. Lohnt es sich, die Menschheit zu retten? So wie ich die Sache sehe, ist die Intelligenz bereits ausgerottet, und es leben nur noch die Idioten.

Candide

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Die Türkei in der EU?
« Antwort #5 am: 19 August 2004, 14:17:10 »

Naja, einerseits erfüllt die Türkei weder die wirtschaftlichen noch politischen Vorraussetzungen, andererseits kann und darf der diplomatische Eiertanz des christlichen Klubs EU so natürlich nicht weitergehen - das ist eine Ohrfeige für alle Türken. Eine Diskussion über die geografische/ kulturelle Zugehörigkeit erübrigt sich - Europa ist nicht nur das christliche Abendland...

Hauptprobleme sind damit einerseits Menschenrechtsfragen, und natürlich der wirtschaftliche Aspekt - hätte die Türkei überhaupt etwas davon, jetzt beizutreten?

Die EU ist gerad jetzt an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt, mit 25 Staaten, die konkurrieren, können schwächere Mitglieder nur aufgrund massivster Subventionen in der EU überleben. Die Türkei wäre größter Staat der EU, und würde schnell zu einem Faß ohne Boden. Weder die EU noch die Türkei würden davon profitieren, und das sollte man auch so aussprechen, statt weiter rumzustottern.
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colourize

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Die Türkei in der EU?
« Antwort #6 am: 19 August 2004, 14:35:43 »

Menschenrechtsfragen sind überhaupt kein Grund, diese werden zwar offiziell immer vorgeschoben, aber in Wirklichkeit gehts doch um was ganz anderes. Die Menschenrechtslage ist jedenfalls in der Türkei nicht schlechter als in anderen EU-Staaten. Die ungelöste Kurdenfrage oder der immer noch offene Zypern-Konflikt sind schlechte Beispiele, da könnte man genausogut die ungelöste Nordirlandfrage als Gegenargument für die EU Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs anführen oder Spanien aufgrund der separatistischen Basken ausschließen wollen. Und ob es wesentlich angenehmer ist in einem griechischen Knast zu sitzen oder in einem türkischen wage ich ernsthaft zu bezweifeln.

Meiner Ansicht nach wird die Türkei aus genau zwei Gründen so bald nicht in die EU kommen:

1.) Es gibt zu viele Türken. Die Sache ist zu teuer.

2.) Das sind alles Muslime. Und die EU ist i.W. ein christlich-abendländisches Konstrukt, dessen ideologisches Fundament auf einer vorgeblich "ähnlichen Werteordnung" basiert. Nachdem völkisch-rassische Konstrukte immer weniger zur Identitätenbildung nationaler oder supranationaler Einheiten taugen, stellt sich für Staaten bzw. Staatenbünde die Legitimationsfrage. Diese wird immer häufiger über das Konstrukt einer angeblich mehr oder weniger homogenen Werteordnung kommuniziert. Wenn man hinter diese Fassade blickt, stellt man schnell fest dass es mit dem zur Schau getragenen Laizismus europäischer Staaten nicht weit her ist - diese angeblich "homogene Werteordnung" Europas ist leicht zu enttarnen als eine Verklausulierung christlicher Normen und Traditionen.

Zur Ausgangsfrage: mir persönlich ist das eigentlich scheissegal.
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Jinx

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Die Türkei in der EU?
« Antwort #7 am: 19 August 2004, 14:41:03 »

was die wirtschaftliche Seite angeht: so richtig reif waren die ehemaligen Ostblockstaaten, die jetzt aufgenommen wurden ,auch nicht alle. ;)
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Die Türkei in der EU?
« Antwort #8 am: 19 August 2004, 14:43:10 »

Wohl wahr. Und: Halleluja!
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Drachenkind

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Die Türkei in der EU?
« Antwort #9 am: 19 August 2004, 14:51:52 »

Also ich muss Colourize mal massiv widersprechen.
Die Menschenrechtslage in der Türkei wird besser, grad unter der jetztigen Regierung. Aber nicht schlechter als in der Rest EU? Da hast dich glaub ich etwas vergallopiert.
Bei der Zypernfrage liegt das wohl eher daran, das dies ein Konflikt der letzten 50 Jahre ist, Nordirland, Baskenland hingegen "Erwerbungen" aus der Prä-EG Zeit sind. Nicht schön, aber wohl so zirka die Richtung.

Klar ist,
die EU hat Beitrittskandidaten Status bekommen.
Klar ist,
damit gilt, keine Bevorzugung oder Benachteiligung.

Zu dem Christlich,
naja, das ist Glaub ich eher in Deutschland so, vielleicht noch hier und da
(Spanien). Wobei ich da keine Umfrage zu gesehen hab bis jetzt.
Die Türken teilen viel mit uns, ob Geschichte oder Kultur.
Mag manchen falsch vorkommen, aber sie sind die Eroberer Byzanz's und Teil des islamischen Kulturraumes mit Okzidentalen Einfluss, gerade seit Atta Türk.
Sicher oft auf der anderen Seite, aber das war ja bei Franzosen und Deutschen auch recht lange so.

Die wirtschaftlichen Gründe sind sicher nicht ohne, aber auch das 66 Millionen Leute das Stimmengewicht in der EU verändert. Zusätzlich zu den Stimmen die einige Millionen Exil-Türken bringen.
Mal ein paar Daten.

Türkei:
Fläche: 779 452 km²
Bevölkerung: 66,230 Mio. davon 80 % Türken, 20 % Kurden
Bev.dichte: 86 Einw./km² Bev.wachstum: 1,42 % Fruchtbarkeitsrate: 2,4 Geb./Frau

POLITISCHES SYSTEM
Republik, letzte Verfassung von 1982. Wahlrecht ab 18 J. Einkammerpar-lament (Türkische Große Nationalversammlung) mit 550 Mitgl. Wahl alle 5 J. Das Staatsoberhaupt wird vom Parlament für 7 J. gewählt. Wiederwahl nicht zulässig.
Staatsoberhaupt: Ahmet Necdet Sezer (seit Mai 2000)
Regierungschef: Recep Tayyip Erdogan (seit März 2003)
Außenminister: Abdullah Gül
 

PARTEIEN
Die wichtigsten Parteien seit dem Verbot der islamistischen Wohlfahrtspartei/RP des ehemaligen Regierungschefs Erbakan im Januar 1998:
Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung/ AKP (islamisch-konservativ)
Republikanische Volkspartei/CHP (sozialdemokratisch)
Demokratische Linkspartei/DSP (sozialdemokratisch)
Partei der Nationalistischen Bewegung/MHP (nationalistisch-faschistisch)
Tugendpartei/FP (islamistisch; verboten am 22. Juni 2001)
Glückspartei/SP (islamistisch; gegründet am 20. Juli 2001)
Mutterlandpartei/Anap (konserv.)
Partei des Rechten Wegs/DYP (konservativ)
Partei der Großen Einheit/BBP (islamistisch-nationalistisch)


Arbeitslosenquote: 8,3 %
Inflationsrate: 54,4 % (!!!)
Staatseinnahmen: 52,890 Mrd. US$
Auslandsschulden: 115,118 Mrd. US$
Schuldendienst (am BSP): 15,3 %

Quelle:
http://www.spiegel.de/jahrbuch/0,1518,TUR,00.html
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egliche Rechtschreibfehler sind Ausdruck meiner Rebellion gegen die Regeln des Esteblishment.

colourize

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Die Türkei in der EU?
« Antwort #10 am: 19 August 2004, 15:07:26 »

@Dachenkind: Das mit der Menschenrechtslage hab ich wohl überspitzt dargestellt. Mag sein dass die Standards in der Türkei noch schlechter sind als in der restlichen EU - ich halte aber das Argument, was (wie auch hier) ja immer als erstes angeführt wird, für vorgeschoben bzw. ein Scheinargument, um nicht die Wahrheit sagen zu müssen: Der Beitritt wäre zu teuer, und die Türken haben die falsche Religion.

Zitat von: "Jinx"
was die wirtschaftliche Seite angeht: so richtig reif waren die ehemaligen Ostblockstaaten, die jetzt aufgenommen wurden ,auch nicht alle. ;)

Das stimmt... aber es waren 10 Staaten, die eine sehr heterogene Struktur mit sich brachten, was für die Wirtschaft der EU ideal ist. Zudem muss man sich vergegenwärtigen, dass die Türkei alleine fast so viele neue EU-Bürger mit sich bringen würde, wie alle 10 neuen EU-Staaten der letzten Aufnahmerunde zusammen:

Staat /         EW (Mio.)
___________________
Estland   1,4
Lettland   2,4
Litauen   3,7
Malta             0,38
Polen          38,6
Slowakei   5,4
Slowenien   1,9
Tschechei   10,3
Ungarn   10
Zypern   0,76
--------------------------   
Summe:    74,84


Zudem hat die Türkei einen niedrigen Urbanisierungsgrad: Etwa die Hälfte der Einwohner leben auf dem Land, sind schlecht ausgebildet und werden in einem EU-Wettbewerb das Nachsehen haben. Zudem ist der Geburtenzuwachs in der Türkei im EU-Vergleich mit den von Drachenkind angegebenen 1,42% jährlich sehr hoch, mal abgesehen davon dass mir dieser Wert zu niedrig angegeben zu sein scheint, d.h. geschönt ist. (1,42% klingt zunächst mal nicht sehr hoch, bedeutet aber eine Bevölkerungsverdoppelung in 50 Jahren.)
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Die Türkei in der EU?
« Antwort #11 am: 19 August 2004, 15:11:47 »

Zitat von: "colourize"
ich halte aber das Argument, was (wie auch hier) ja immer als erstes angeführt wird, für vorgeschoben bzw. ein Scheinargument, um nicht die Wahrheit sagen zu müssen: Der Beitritt wäre zu teuer, und die Türken haben die falsche Religion.

Öh? Ach, so ist das. Als Scheinargument empfinde ich das nicht, weil es für mich eigentlich das einzige ist, was zählt. Denn über die finanzielle Seite habe ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht, es wird sowieso alles immer teurer, und das immer schneller, ich werde eh keine Rente mehr haben, da ist mir das scheißegal. Wie im Übrigen auch deren Religion.
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colourize

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Die Türkei in der EU?
« Antwort #12 am: 19 August 2004, 15:17:35 »

Dir persönlich mag das mit der Religion scheissegal sein... für die ideologische Legitimation der EU ist Religion aber von großer Bedeutung.

Und dass für Dich persönlich die Menschenrechte das einzige Argument sind was zählt, ehrt Dich vielleicht - aber in der politischen Praxis sind Menschenrechte nur eine "gute Begründung" um Dinge zu tun (Kriege gegen Irak oder Afghanistan) oder zu unterlassen (EU-Aufnahme der Türkei.
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Nachtmensch

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Die Türkei in der EU?
« Antwort #13 am: 19 August 2004, 16:59:21 »

Hmm...

Zitat von: "colourize"
Dir persönlich mag das mit der Religion scheissegal sein... für die ideologische Legitimation der EU ist Religion aber von großer Bedeutung.


Wer legitimiert die EU ideologisch vor wem? Die Politikier legitimieren ihre EU mit religiösen Argumenten? Neneneee...

Mir ist der Beitritt nicht besonders recht. Aus diversen oben genannten Gründen und der Tatsache, dass die Vereinigten Staaten das so laut fordern.. *ggg*

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Die Türkei in der EU?
« Antwort #14 am: 19 August 2004, 17:23:14 »

Ja, die USA haben noch nicht geschnallt, daß die EU mehr ist, wie ein blosses Staatenbündnis oder ihre komische Pseudo-freihandelszone NAFTA. Die EU ist eine staatenähnliche Institution mit Regierung, Parlament, Gerichten, gemeinsamer Währung und Verfassung und quasi ohne Grenzen. Die EU basiert auf Kooperation auf allen Ebenen.  Das können die Amis mit ihrem Dominanzdenken nicht ganz nachvollziehen. Und in einer solchen Gemeinschaft, die fast alle Bereiche der Politik betrifft, muss man schon gut überlegen, wen man aufnimmt und wen nicht. Wer mein Nachbar oder mein Arbeitskollege ist, ist mir nicht so wichtig solange ich einigermaßen mit ihm auskomme. Aber wer mit mir in einem Bett pennt suche ich mir genau aus!
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