Bildungsfern wird i.A. genannt, wer keinen Bildungsabschluß hat.
Und nur weil jemand einen Hochschulabschluss in der Tasche hat, ist er nicht zwangsläufig "gebildet" - er kann durchaus ein Fachidiot sein - oder reicht das als "gehobene Bildung" ?
Tante Wiki sagt, "Bildungsfern" sei jeder, der "keine Kenntnis des Lehrstoffs besitzt, der an Fachhochschulen und Hochschulen gelehrt wird", was sYntiqs und Eisbärs Aussage stützen würde. Je nach dem wie viel "credit" man Tante Wiki zugestehen möchte. "Kinder aus Bildungsfernen Schichten" sind demnach folgerichtig die Kinder un-studierter Eltern -- mehr erst mal nicht. [...]
Abgesehen von der reinen Wortbedeutung hat das Wort aber einen, wie soll ich sagen, "Ruch" bekommen. Es wird immer mehr zum Euphemismus für "verblödeter, prolliger, fauler Sozialballast"... Kann mich da auch täuschen, aber ich glaube, das ist es, was die Bildungsnahen eigentlich denken, wenn sie das Wort benutzen...
Ferner ist es eine rhetorische Figur der Oberschicht, die zwar selbst nicht auf Bildung angewiesen ist (ob deren Kinder nachher gebildet sind ist für das Weiterbestehen der Kapitaldynastie unerheblich), sondern den Wert der "Bildung" nur als zweites Bewertungsraster zur Sortierung ihrer Welt benötigt, damit das im Kapitalismus unangefochten wichtigste Raster, das Verfügen über Geld, nicht ganz so unanständig wirkt.
- dialektfreie Sprache auf hohem rhetorischen Niveau
- die Fähigkeit, andere ausreden zu lassen
- Kenntnis von Kunstepochen, Künstlern und ihren Werken
- Wissen um historische sowie aktuelle politische Ereignisse
- die Fähigkeit, bei Kontroversen Pro- und Kontraargumente zu sortieren und zu bewerten
Es ist keine vollständige Liste, sondern lediglich der Versuch, exemplarisch einige Dimensionen zu benennen, um die es geht. Es müssen auch nicht alle Punkte zutreffen, um Bildungsnähe zu verkörpern (ich glaube z.B., dass das mir nicht unbedingt schlecht gelingt, obwohl meine Frisur nicht zu jedem Zeitpunkt mittelschichtskompatibel ist).
Von daher kommt es nicht auf Künstler A oder die historische Epoche B an. Der Punkt ist eher, dass man sich beim "gebildeten Smalltalk" blamiert, wenn man nicht weiß, ob die Französische Revolution vor oder nach dem Dreißigjährigen Krieg war.
(...) der Oberschicht, die zwar selbst nicht auf Bildung angewiesen ist (ob deren Kinder nachher gebildet sind ist für das Weiterbestehen der Kapitaldynastie unerheblich), sondern den Wert der "Bildung" nur als zweites Bewertungsraster zur Sortierung ihrer Welt benötigt, damit das im Kapitalismus unangefochten wichtigste Raster, das Verfügen über Geld, nicht ganz so unanständig wirkt.