Schwarzes Hamburg

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Wie schätzt du dein Essverhalten ein?

Ich esse ganz normal, mein Gewicht interessiert mich nicht
- 26 (56.5%)
weiss nicht
- 5 (10.9%)
ich bin/war magersüchtig
- 1 (2.2%)
ich bin/war bulemisch
- 4 (8.7%)
ich bin/war bulemisch und anorektisch (=magersüchtig)
- 2 (4.3%)
ich bin/war adipös
- 8 (17.4%)

Stimmen insgesamt: 41


Autor Thema: (Ess-)Süchtig?  (Gelesen 38425 mal)

Thomas

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Re: (Ess-)Süchtig?
« Antwort #30 am: 18 Juni 2007, 16:19:28 »

Zitat von: Jinx
Und eins ist sicher: Jeder trägt in erster Linie die Verantwortung für sich selbst, nicht jeden Mode- und Diätblödsinn mitzumachen, sich vernünftige Rollenvorbilder zu suchen,...
Eben.Ich werde doch auch täglich in der Werbung, im Fernsehen, etc. mit irgendwelchen erfolgreichen, mercedesfahrenden, jungdynamischen Management-Yuppies konfrontiert, und trotzdem hatte ich noch nie das Gefühl mein relativ bequemes Leben, in dem die Gelderwerbstätigkeit auch nicht ausartet, in besagte Richtung verändern zu müssen.
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schwarze Katze

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Re: (Ess-)Süchtig?
« Antwort #31 am: 18 Juni 2007, 16:57:10 »

Ich war bulimisch (übrigens heisst das bulimisch und nicht bulemisch), da ich nach der Ende von einer Beziehung sehr stark zugenommen habe. Meine Eltern sind beide übergewichtig, und wenn es bei meine Mutter nur paar Kilos mehr sind, ist es bei meinem Vater schon krankhaft. Und irgendwie ist es bei mir in Genen und noch dazu bin ich Frustfresserin, also landete ich bei 77 Kilo, fühlte sich mies, trug teilweise Klamotten von meiner Mutter, da ich in meine nicht passte und mir keine neue in Grosse 46 kaufen wollte.
Dann habe ich mit Diät angefangen, habe sie 3 Tage gehalten und bin dann auf einem Geburtstag schwach geworden und viel gegessen, auch Torte. So kam es erste mal, dass ich Date mit dem Klo hatte.
Irgendwann wurde es zu Normalität, paar Tage diszipliniert essen, dann Fressattake und Kotzorgie, ich nahm sehr gut ab, alle lobten mich. "Mensch Sandra, du hast ja so toll abgenommen!" Wenn sie nur wussten :(

So ging es gute 3 Jahre, heimlich esse, kotzen, versuchen es von anderen zu verstecken, sogar auf die Arbeit, igrendwann war ich 47 Kilo, die Junkies am Hauptbahnhof fragten mich ganz locker: "Brauchst du h?", eigentlich ein Alarmzeichen, hallo Sandra, du siehst wie eine Junkiebraut aus..aber ich merkte es nicht.

Und nein, dass kam bei mir nicht durch dürre Models, ich hatte damals nicht mal TV zu Hause, ich fand dicke Körper einfach ekelig, ich hatte das Gefühl, dass meine wahre "ich" in einem fetten Körper gefangen ist..ich wollte es befreien

Meine Haare wurden dünner, ich fror ständig, irgendwann war ich aufgrund von einer Erkältung zum Arzt und der hat mich zuerst durchgescheckt, sogar HIV-Test (warscheinlich sah ich wie AIDS-Kranke aus, ich war schon bei 45 Kilo) und danach, wo er organische Schaden ausschloss, fragte er mich, ob ich ES habe.
Lange Rede, kurze Sinn - ich habe mit Hilfe von Selbsthilfegruppe mich wieder gefangen, weiss aber, dass Rückfallgefahr immer bleibt, gerade dann, wenn ich ein bißchen molliger bin und eine Diät mache.

Aber mittlereweile fühle ich mich eigentlich wohl mit meinem Gewicht, solange es nicht über 65 Kilo geht: ich bin viel stärker körperlich, friere viel weniger, bin viel seltener krank.
Wenn nicht die alte Klamotten wären, in die Grosse 34, sie liegen immer noch im Schrank, ich qucke sie manchmal an und seufze. "Ach, damals war ich sooo schlank"

Und nein, das kam nicht durch dürre Models, ich habe damals nicht mal TV, ich fand dicke Körper einfach ekelhaft, der Bauch, die Beine, alles..ich hatte den Gefühl, dass meine wahre "ich" in einer Fettschicht gefangen ist..ich wollte diese Fettschicht vernichten.
 Das ich mich dabei auch selbst vernichtete, kam mir nicht in Sinn
« Letzte Änderung: 18 Juni 2007, 17:13:48 von Black Russian »
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messie

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Re: (Ess-)Süchtig?
« Antwort #32 am: 18 Juni 2007, 17:22:23 »

Hmm - ich bin jetzt mal so frech und behaupte, dass die Annahme des Schlankheitswahn bei Frau zur Hälfte Erziehung und zur Hälfte biologisch bedingt ist.

Man sehe sich doch mal die Werbung genauer an: Da kommen "normal gebaute" Frauen und Männer zu kurz.
Wenn es danach ginge, müsste sich eine Horde an Männern für ihr Bäuchlein zu Tode schämen. Tun sie aber merkwürdigerweise nicht oder zumindest sehr selten.

Nun wird aber -egal in welchen Lebensbereichen- eben hauptsächlich von der schönen Frau geredet. Selbst bei den Griechen wird ja die Schönheit des weiblichen Körpers besungen, und ich kann mich an so manch Plastik in Rom erinnern, die genau das zum Thema hat.
Aber ist das ein Wunder? Das entspricht doch genau dem Bild, das seit Urzeiten in uns von Geburt an verwurzelt ist: Frau verführt Mann durch ihre Schönheit, und Mann durch Kraft oder ein Aussehen, das Ausdauer verheißt.

Das heißt dann eben: Frau möchte von sich aus bereits schön sein. Und verwechselt generelle Schönheit dann auch mal mit "schlank muss sein".
Die Werbung jedenfalls propagiert das nicht ausschließlich. Sie sagt nicht: "Du mußt schlank sein!" Sie sagt nur: "Du musst schön sein."
Denn z.B. in der Werbung für Gesichtscreme etc. sieht man ja oftmals nicht einmal den weiblichen Körper.

Kurz gesagt: Der Werbung die Schuld zu geben, dass sie triggern würde, macht die Dinge umgekehrt auch viel zu einfach.


Es gibt eine einzige Kleinigkeit, wo politische Forderungen angebracht sind, nämlich in der Tat in der Modelszene.
Aber nicht, was die Frauen allgemein angeht. Lediglich für diesen Beruf selbst.
Wie war das? Es darf mittlerweile keine Frau mehr auf den Laufsteg, wenn sie unter 45kg wiegt? Was für ein Fortschritt ...  ::)
Da ist der Einwand höchst berechtigt. Weil er jede Frau, die modeln möchte, dazu zwingt, ein Gewicht halten zu müssen, das Essstörungen sehr fördert.

Ansonsten aber sehe ich die Medien als verschwindend geringe Ursache für Essstörungen an.

Ach, und, @jinx: sehr schöner Beitrag.  :)
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Re: (Ess-)Süchtig?
« Antwort #33 am: 18 Juni 2007, 17:29:19 »

Ich denke auch nicht, dass es ausschliesslich an Medein und Gesellschaft liegt, die Anzahl von Magersüchtigen in Iran ist genauso hoch wie im Westen, obwohl dort keine halbnackte und halbverhugerte Models rumlaufen und Frauen sich verhüllen müssen.

Für meine Tail, also bei mir, lag Grund für meine Esstörung auch im Leistungssport, ich habeEiskunst gemacht und musste schlank sein, der Trainer schrie manchmal, wenn der Sprung nicht klappte. "Du fette Kuh, du krigt dein Arsch nicht hoch" Ich war zu diesem Zeitpunk so 12 Jahre alt ungefähr. Schon damals hatte ich einige bulimische Episoden, ohne zu wissen, dass es Bulimie ist (Esstörungen gab es in Sowjetunion nicht, genauso wie Drogensucht ;) )
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Jinx

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Re: (Ess-)Süchtig?
« Antwort #34 am: 18 Juni 2007, 17:45:01 »

Ich denke auch nicht, dass es ausschliesslich an Medein und Gesellschaft liegt, die Anzahl von Magersüchtigen in Iran ist genauso hoch wie im Westen, obwohl dort keine halbnackte und halbverhugerte Models rumlaufen und Frauen sich verhüllen müssen.


Ich denke, es ist auch ein Problem der Überflussgesellschaft. Man wird dauernd mit Werbung für irgendwelche Fressalien bombardiert, und man kann sie sich meist auch leisten. In Gesellschaften, in denen der Lebensunterhalt für das tägliche Auskommen reicht, aber nicht für Extras, wird es so etwas wie Essstörungen weniger geben (Gebiete, in denen Hunger herrscht, lassen wir mal außen vor). Ich denke z. B. auch an Mitteleuropa zur Jahrhundertwende (19./20. Jahrhundert). Jemand, der normal für seinen Lebensunterhalt arbeiten musste, konnte sich nicht viel leisten, es reichte einfach nicht. Fleisch gab es ein Mal die Woche (wenn überhaupt), und die "Leerlaufzeiten" im Alltag waren kürzer (längere Arbeitszeiten, aufwändigere Hausarbeit). Da ist wenig Raum für Essstörungen. Bei den Arbeitern sah es so aus, dass der Lohn für den täglichen Bedarf nicht reichte, weswegen Unterernährung und Mangelkrankheiten an der Tagesordnung waren.

Wenn man sich Modefotos aus den fünfziger Jahren ansieht, dann würde keines der damaligen Models heute auch nur einen Job für einen Versandhauskatalog kriegen, da sie zwar schlank, aber eher weiblich geformt waren. In der Wirtschaftswunderzeit, als es auf einmal alles gab und man es sich auch leisten konnte, nahmen die Leute in Mitteleuropa und vor allem Deutschland sehr stark zu. Mir ist nicht bekannt, dass Frauen besonders unter Essstörungen litten, auch wenn es das sicher gegeben hat: Niemand konnte mehr Unterernährte sehen, man hatte die Kriegs- und Nachkriegszeit hinter sich, und man war froh, dass man nicht mehr so zwangsdürr war. Menschen, die diese Zeit erlebt haben, finden Unterernährte oft abstoßend, da es sie an ihre eigenen Erfahrungen erinnert, sie bevorzugen in optischer Hinsicht Menschen, die eher "normal" proportioniert sind. Es ist eben auch eine Frage der Sichtweise - nur ist unsere eine andere. Ich glaube übrigens nicht, dass Menschen, die in einem Umfeld des dauernden Mangels leben müssen und unter Unterernährung leiden, unsere Models so sonderlich schön finden. Da wird man eine normal proportionierte Figur eher mit Wohlstand und Wohlergehen assoziieren.
Das Wohlergehen ist übrigens ein wichtiger Punkt: Niemandem, der unter einer Essstörung leidet, wird man unterstellen, dass es ihm gut geht. Aber Wohlergehen ist nunmal eine Voraussetzung für Schönheit. Schönheit ist mehr als Titten, Ärsche und Kleidergröße XXXS. Das ist Fassade. Schon mal die Gesichter von Essgestörten genau betrachtet? Es fehlt an Ausstrahlung, bzw. ist das, was ausgestrahlt wird, nicht sonderlich anziehend und erstrebenswert.
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Re: (Ess-)Süchtig?
« Antwort #35 am: 18 Juni 2007, 18:00:35 »


Das Wohlergehen ist übrigens ein wichtiger Punkt: Niemandem, der unter einer Essstörung leidet, wird man unterstellen, dass es ihm gut geht. Aber Wohlergehen ist nunmal eine Voraussetzung für Schönheit. Schönheit ist mehr als Titten, Ärsche und Kleidergröße XXXS. Das ist Fassade. Schon mal die Gesichter von Essgestörten genau betrachtet? Es fehlt an Ausstrahlung, bzw. ist das, was ausgestrahlt wird, nicht sonderlich anziehend und erstrebenswert.

Esstörung macht einsam, innerlich einsam. Mit keinem darüber reden können, weil man sich dafür schämt, dass man kotzt. Zahnpasta in die Tasche tragen, damit man nicht nach Erbrochenen riecht. Treffen absagen, weil man dort auf engem Raum essen muss und nicht unbemerkt auf die Klo verschwinden kann. Wenn man doch mit Freunden im Lokal sitzt, erstmals abschecken, wo sich das Klo befindet.
« Letzte Änderung: 18 Juni 2007, 18:28:31 von Black Russian »
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Succubus

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Re: (Ess-)Süchtig?
« Antwort #36 am: 18 Juni 2007, 18:33:04 »

Also ich kann frank und frei von mir behaupten keine Eßprobleme zu haben, geschweige denn gehabt zu haben.
Ich bin wie ich bin und fühle mich zum größten Teil wohl so. Und darauf bin ich auch verdammt stolz!
Selbst wenn sich mal das eine oder andere Bauchröllchen zeigt geht davon nicht die Welt unter.
Ist ja irgendwie auch weiblich und der Lauf der Dinge daß Frauen oft mit zunehmendem Alter ein paar Pölsterchen an gewissen Stellen haben *find*
Dennoch merk auch ich immer mehr, wie einem Dinge von Außen immer mehr versuchen einen Stempel aufzudrücken und einem ein schlechtes Gewissen einreden wollen.
Sei es dadurch daß alle behaupten sie wögen ja nur sooo wenig Minikilos obwohl sie ebenso gebaut aussehen wie ich (da denkt man manchmal schon überhaupt über das Thema Gewicht nach), daß ich auf einmal Buxen in L-XL kaufen muß damit sie mir überhaupt passen wo ich früher mit selber Figur in S-M paßte und daß man überhaupt überall immer mit dem Thema konfrontiert wird.
Ebenso hat man wirklich heutzutage mehr Zeit sich grübelnderweise über solch Themen Gedanken zu machen und alles was es da so leckeres gibt in sich reinzustopfen als früher.


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Re: (Ess-)Süchtig?
« Antwort #37 am: 18 Juni 2007, 18:49:15 »

Ich kann da nichts ankreuzen.

Ich esse ganz normal, was aber nicht bedeutet, das mein Gewicht mich nicht interessiert.
Es würde mir schon was ausmachen, wenn ich innerhalb von 3 Monaten 20 kg zunehmen würde ;).

Ich bin ein "Klappergestell" von Natur aus, das war ich schon als Kind und das werde ich wohl auch immer bleiben. Ich kann grosse Mengen essen, bei denen andere dick und rund werden würden... Bin halt ein schlechter Futterverwerter, was solls.

Man sagt mir öfter mal nach, ich sei zu dünn, naja, vom BMI her bin ich noch so gerade an der Grenze des unteren normalen Bereichs.
Aber aus welchem Grund sollte ich zunehmen wollen (was mit täglichen Massen an Süssigkeiten -vermutlich- möglich wäre)? Damit würde ich mir Speckrollen anfressen, die ungesund sind und nicht schön aussehen... Macht für mich keinen Sinn. Daher bleibe ich wie ich bin, esse normal und gut ist.
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Killerqueen

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Re: (Ess-)Süchtig?
« Antwort #38 am: 18 Juni 2007, 19:14:56 »

Was meinst du mit einem "Erziehungsfehler"?
Puh, das ist verdammt komplex und es müssen schon mehrere Faktoren zusammenkommen, aber ich picke mal ein relativ typisches Beispiel heraus:

Anorektiker müssen/mussten sich in ihrer Jugend sehr häufig ihre Autonomie, Identität, Selbst-Respekt und Selbstkontrolle hart erkämpfen. Die Familien dieser Patienten sind häufig überprotektiv, streng, unfähig Konflikte zu lösen, sprechen dem Betroffenen jegliche Entscheidungsfähigkeit ab und belasten ihn/sie mit einem unglaublichen Leistungs- und Erfolgsdruck.

Dazu kommt oft noch die Angst vor dem Erwachsenwerden.
Die kann beispielsweise daraus resultieren, dass die Eltern jüngeren Geschwistern nach deren Geburt alle Aufmerksamkeit widmen, während das ältere Geschwisterteil lediglich zum Leistungserbringer verkommt. Aufmerksamkeit gibt es nur noch gegen Leistung. Ein Lob ist selten, denn es hätte immer noch ein bißchen besser sein können.  Das (bis dahin noch) Kind "lernt", dass man nur geliebt wird, wenn man ein kleines Kind ist (wie die Geschwister), also sträubt es sich innerlich dagegen, erwachsen zu werden.

Das ist ein relativ typisches Fallbeispiel. Deshalb ist extremer Ehrgeiz auch eines dieser "Erkennungszeichen", die man zur Diagnose von Essstörungen nutzt.

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Re: (Ess-)Süchtig?
« Antwort #39 am: 18 Juni 2007, 19:32:17 »

Nicht zu unterschätzen ist die Rolle von Mobbing, viele Kinder, die aufgrund von ihre Fülle gemobbt wurden, entwickeln eine Esstörung: entweder fressen sie den Frust und Hänseleien in sich hinein und werden Adipös, oder sie werden Magersuchtig oder Bulimisch.

Ich habe zum Beispiel so eine junge Frau kennengelernt, die hatte panische Angst davon, zuzunehmen, obwohl ihre BMI bei 16,5 lag, sie sagte: "Wenn ich zunehme, werden sie mich wieder fertig machen"
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Re: (Ess-)Süchtig?
« Antwort #40 am: 18 Juni 2007, 21:17:50 »

Und Frauen sind den Männern doch psychisch nicht unterlegen. Warum solltet Ihr also anfälliger dafür sein?

Weil unsere Sexualpartner vor Bildern mit Frauen onanieren, die komplett anders aussehen als wir? Und weil Männer nunmal die ungenügende sexuelle Attraktion an erster Stelle als Argument benutzen, um dauerhafte Beziehungen zu beenden?
Dann solltest Du mal ein ernstes Wörtchen mit Deinem Sexualpartner reden!

Ich jedenfalls schlaf mehr als 100 mal lieber mit meiner Freundin, als mir vor irgendwelchen Fotos einen runterzuholen. Und die Bilder würde ich auch nicht nach dem Bauchumfang aussuchen.
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Donnerstag, 15. bis Sonntag 18. August 2024

Infos: www.nofuba.de

Lilyanar

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Re: (Ess-)Süchtig?
« Antwort #41 am: 18 Juni 2007, 23:06:06 »

[...]Die Betroffenen müssen den eigenständigen Beschluss fassen, sich helfen zu lassen bzw. die Krankheit zu überwinden. Wenn hier die Einsicht für die Notwendigkeit bzw. der Entschluss fehlt, gibt es keine wirkliche Hilfe.

Das sehe ich ganz genauso. Ich wollte hiermit auch kein Opfer-Täter-Dichotomien eröffnen, weil ich denke, das solche wenig hilfreich sind. Jedoch sollte man gewisse Dinge kontextualisieren, damit der Rahmen ersichtlich wird und gewisse Dinge allumfassender durchdrungen werden können. Denn ich denke durchaus, dass politisch auch etwas zu einem anderen Bewußtsein beigetragen werden könnte, auch wenn dies nur ein kleiner Teil der "Lösung" ist und sicherlich nicht auf jeden/jede zutrifft. Es wäre eben ein Zeichen von Seiten der Öffentlichkeit/Politik. Ein Zeichen, das die Auseinandersetzung und mit diesem Thema verdeutlicht.

Nachtrag: Ich stelle mir eben die Frage, inwieweit es Komponenten innerhalb unserer Kultur gibt, die Esstörungen stützen. Dass es nicht die Models allein sind, ist mir auch klar. Es muss doch eine Antwort oder von mir aus auch mehrere für den eklatanten Anstieg von Essstörungen in den letzten Jahren/Jahrzenten geben. Und das dies niemals auf einen Faktor zurückzuführen ist auch klar. Ich stelle mir eben die Frage warum ich so einen Hass gegen meinen eigenen Körper entwickeln konnte. Und da spielten Erfahrungen mit Gewalt eine sehr große Rolle, aber auch Autonomie und Emanzipation in Bezug auf das soziale Umfeld.
Eine Art Perfektionsschutzschild versuchte ich mir mit meiner Körperkontrolle(?) aufzubauen - da stellt sich doch die Frage, wie es zu meinem Bild von Perfektion kam, oder nicht? Und dies wird neben Erziehung und Erfahrungen im Alltag, die das mitprägen auch durch die Medien transportiert oder gestützt.
Man kann sich allerdings erst an einem gewissen Alter sein soziales Umfeld selbst aussuchen, seine Familien kann man sich eben leider nicht aussuchen. Deswegen greift deine "Schuldabweisung" erst ab einem gewissen Alter. Aber gut, ansonsten Zustimmung.
« Letzte Änderung: 18 Juni 2007, 23:35:09 von Lilyanar »
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Lilyanar

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Re: (Ess-)Süchtig?
« Antwort #42 am: 18 Juni 2007, 23:12:59 »

... (übrigens heisst das bulimisch und nicht bulemisch)

Naja, da scheiden sich die Geister.
« Letzte Änderung: 19 Juni 2007, 01:00:41 von Lilyanar »
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Re: (Ess-)Süchtig?
« Antwort #43 am: 18 Juni 2007, 23:46:16 »

Jetzt sollte ich wohl als angehende Ökotrophologin was sinnvolles sagen... nur soviel:

Seidem ich Ernährungswissenschaften studiere hab ich

1. 10 Kilo zugenommen
2. keine Lust mehr über mögliche Essstörungen zu diskutieren, weswegen ich mich
3. auf Produktentwicklung spezialisiert habe.

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Lilyanar

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Re: (Ess-)Süchtig?
« Antwort #44 am: 19 Juni 2007, 00:20:21 »

Hmm - ich bin jetzt mal so frech und behaupte, dass die Annahme des Schlankheitswahn bei Frau zur Hälfte Erziehung und zur Hälfte biologisch bedingt ist.

Man sehe sich doch mal die Werbung genauer an: Da kommen "normal gebaute" Frauen und Männer zu kurz.
Wenn es danach ginge, müsste sich eine Horde an Männern für ihr Bäuchlein zu Tode schämen. Tun sie aber merkwürdigerweise nicht oder zumindest sehr selten.

Tun sie nicht? Auch bei Männern gibt es Esstörungen, die sich allerdings zumeist in Foem einer Bulimie äußern, häufig verbunden mit dem Hang zum massivem Sport treiben. In punkto Erziehung gebe ich dir vollkommen recht, das spielt auch eine Rolle. Mit der Genetik bin ich nicht ganz einverstanden, siehe unten.

Zitat
Nun wird aber -egal in welchen Lebensbereichen- eben hauptsächlich von der schönen Frau geredet. Selbst bei den Griechen wird ja die Schönheit des weiblichen Körpers besungen, und ich kann mich an so manch Plastik in Rom erinnern, die genau das zum Thema hat.
Aber ist das ein Wunder? Das entspricht doch genau dem Bild, das seit Urzeiten in uns von Geburt an verwurzelt ist: Frau verführt Mann durch ihre Schönheit, und Mann durch Kraft oder ein Aussehen, das Ausdauer verheißt.

Das heißt dann eben: Frau möchte von sich aus bereits schön sein. Und verwechselt generelle Schönheit dann auch mal mit "schlank muss sein".
Die Werbung jedenfalls propagiert das nicht ausschließlich. Sie sagt nicht: "Du mußt schlank sein!" Sie sagt nur: "Du musst schön sein."
Denn z.B. in der Werbung für Gesichtscreme etc. sieht man ja oftmals nicht einmal den weiblichen Körper.

Kurz gesagt: Der Werbung die Schuld zu geben, dass sie triggern würde, macht die Dinge umgekehrt auch viel zu einfach.

Ja, aber genau das ist es: Was ist denn schön? Und wer definiert das? Und nun bitte nicht deinen persönlichen Geschmack. "Schön" ist eine Frage gesellschaftlicher Normierungen und Definitionen (die sich eben häufig in den Medien widerspiegeln) und resultiert deshalb keineswegs aus einer genetischen Anlage, weil sich zumeist in allen Episoden eine Art Mehrheitskonsens darüber ergab, was als schön oder nicht schön definiert wurde oder wird. Insofern finde ich eine Biologisierung des Schönheitsbegriffes fragwürdig. Oder habe ich dich gerade irgendwiegeartet mißverstanden?

Edit: Erziehung vermag auch allerlei Rollenbilder zu vermitteln, aber auch hier sollte man nicht müde werden zu fragen wie welche Bilder wann und warum entstanden sind.

« Letzte Änderung: 19 Juni 2007, 00:53:07 von Lilyanar »
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