Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: 9/11 2004-Tränen am Ground Zero  (Gelesen 15009 mal)

Jinx

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9/11 2004-Tränen am Ground Zero
« Antwort #30 am: 13 September 2004, 13:25:18 »

Nachtrag: die meisten meiner Verwandten sind Amerikaner (leider, wie peinlich) (oder Australier, aber letztere spielen hier keine Rolle): wie haben mich deren tränenreiche Anrufe nach dem WTC angekotzt (wohlbemerkt: keiner von denen kannte eines der Opfer persönlich), als davon gesprochen wurde, dass man jetzt zusammenrücken müsse im glorreichen Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Als ich antwortete: ja, macht mal, aber ich geh' jetzt mal gegen den Angriff auf den Irak demonstrieren, da mir die Argumentation doch etwas löcherig erscheint, hieß es nur "George Bush - we agree with him". Dann haben die den Kontakt abgebrochen, da ich eine gefährliche Anarchistin bin, die in ebenso gefährlicher Nähe zu den Terroristen stehen muss, da sie ja für selbige demonstrieren geht. Dass ich als Pazifistin prinzipiell nicht für Terroristen demonstriere, sondern für das irakische Volk, das nicht aus Terroristen, sondern aus Leuten besteht, die ihre Ruhe wollen, macht ja nichts.  Naja, dass der Irak eigenartig befreit von Bin Laden, Connections zum 9.11. und Giftgaswaffen ist, machte im Nachhinein auch nichts.
Es ist mir bewußt, dass längst nicht alle Amerikaner hinter Bushs Kriegstreiberei stehen (es wurden ja auch schon Syrien, Nordkorea und der  Iran als mögliche Ziele ausgedeutet, denn wenn man schon mal dabei ist, nicht wahr?) DAS haben die Opfer des WTC-Anschlags nicht verdient.
Mein Bedauern gilt auch den Amerikanern, die nicht hinter Bush und seinen Machenschaften stehen.

Die USA säen bloß, was sie geerntet haben: als in Afghanistan das kommunistische Regime bekämpft wurde, gab es diverse Gruppen, von denen keine die Vormachtstellung erringen konnte. Auf einmal tauchten die Taliban auf und überrannten alles. Ich habe damals die Ereignisse durchaus verfolgt, aber von denen hatte ich noch nie gehört. Später kam ich dann auf den Trichter, dass die nicht vom Mars angelandet waren, sondern dass es sich um irgendwelche Viehtreiber und Bergbauern aus den ganz hinteren Bergregionen handelte, die in Pakistan mit den Geldern der USA ausgebildet wurden. Jo, die verwandelten ein entwickeltes, zivilisiertes Land in den Hort der Barbarei, mit Unterstützung der USA. Sie etablierten ihre kranke Auffassung von Islam und diskreditierten damit die überwiegend friedlichen Anhänger dieser Religion letztendlich weltweit- zusammen mit den Leuten, die heute Terroristen sind und eine ebenso kranke Auffassung dieser Religion verbreiten. Danke, Amerika. Bin Laden ist auch so was: der war nämlich der Liebling der USA, hatte die Unterstützung des CIA, bis der aus dem Ruder lief.  Jetzt ist er der Böse und seine frühere Verflechtung mit eben diesem Land fällt unter den Teppich, ist ja auch unangenehm.

Fazit: die Opfer des WTC können nichts für diese Sachen. Sie können auch nichts dafür, dass sie jetzt von einem verbrecherischen Regime instrumentalisiert werden, das ganze Völker irgendwelchen Irren, die politisch kommod erscheinen, ausliefert, weil die vorherige Regierung nicht paßt. Oder das - falls das nicht ausreicht - diese Völker gleich noch mit Krieg überzieht, die Länder verwüstet und der Rest der WEltgemeinschaft darf das zahlen, da das ja so teuer ist für die USA, das müssen wir verstehen, nicht wahr? Und manche Leute fallen darauf auch noch rein. Unglaublich.

Ferner schließe ich mich KB's Trauerbekundung an: ich sehe einer Zukunft mit Iriserkennung, automatischen Scans etc. mit Grauen entgegen (so was macht mich paranoid), um auch noch den hinterletzten angeblichen Terroristen zu fangen, der versuchen könnte, als Fliege verkleidet in einen Zug Richtung irgendwo zu steigen. Ich war mehrmals in Israel, DAS ist Militär- und Polizeipräsenz da! Du kommst an überhaupt keine Sehenswürdigkeit mehr, ohne Deine Taschen zu öffnen, von Detektoren abgeprüft zu werden, inklusive Leibesvisitation. Das Volk ist darauf konditioniert, bei der kleinsten Bedrohung Laut zu geben (herrenlose Taschen, verdächtig parkende Autos etc.), sie wissen wieso. Und was nützt es? Nichts. Reihenweise werden Cafés, Autos, Busse oder sonstwas in die Luft gesprengt.

Ich wehre mich in aller Form gegen den neuesten Exportschlager der USA: die Tränendrüsigkeit, erhältlich in jedem TV-Sender, fast jeder Zeitung und in jedem guten oder nicht so guten Buchhandel. *KOTZ*
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9/11 2004-Tränen am Ground Zero
« Antwort #31 am: 13 September 2004, 13:25:33 »

Zitat von: "kb"

Biserka, mal ehrlich: Hast du um die Kinder in Russland getrauert? Hast du um den Schüler getrauert, der vor ein paar Tagen hier in .de totgeprügelt wurde? Um die Opfer aus Erfurt und Columbine? Um die Opfer aus den weggesprengten Zügen in Madrid? Um die Menschen in den zahlreichen Bussen in den letzten 1.5 Jahren, die sich von Brücken oder vor Züge geworfen haben? Um die Schülerin, die sich vor nem halben Jahr vom Michel gestürzt hat?  Um die unzähligen Israeli und Palästinenser, die seit Jahren konsequent abgeschlachtet werden? Um Jürgen Möllemann? Um Johnny Cash? Um die Hochzeitsgesellschaft, die von Bush in Afghanistan aus Versehen weggebombt wurde?

Alleine, wenn du zu einem der Punkte schon nein sagen kannst, ist es Heuchelei. Und von dem oben angesprochenen kam sogar alles noch im Fernsehen.

Trauerst Du auch, wenn du an einem Verkehrsunfall vorbeifährst? Wenn ein Haus weiter überraschend eine Wohnung frei wird, in der ein alter Mann gewohnt hat? Trauerst Du, wenn du am Friedhof Ohlsdorf vorbeifährst? Trauerst du auch, wenn du NICHT am Friedhof Ohlsdorf vorbeifährst? Wie oft trauerst du überhaupt um all die Verwandten, die du mal hattest oder nie kennengelernt hast?




Ja, ich denke ununterbrochen an alle Opfer, von denen ich tagtäglich höre und trauer dann. Sei es durch Radio, Zeitung oder Internet, Fernseher besitze ich nicht.

Es mag meinen Freunden auf den Geist gehen, jedoch schein ich die einzige zu sein die ständig einbringt "uns geht es hier viel zu gut und wer denkt an die Opfer in......". Ja, so bin ich nun mal.





Zitat von: "kb"

Aber was tagelang im Fernsehen läuft, muß ja wichtig sein. Und wahr. Ehrlich gesagt: Mich kotzt diese beschissene Idealisierung an... "aber sie sind doch für unsere Freiheit gestorben". Sicher das. Nein, diese Leute sind gestorben, weil irgendein größenwahnsinniger Terrorist zwei Flugzeuge in das Gebäude gejagt hat, in dem sich diese Leute unglücklicherweise befanden. Ich wette, KEINER von denen hätte auch nur im Traum daran gedacht, sich freiwillig für das instrumentalisieren zu lassen, was aus ihrem Tod gemacht wird.




Für mich schon, kann ja für dich oder andere Menschen unwichtig sein und bleiben. Ich trauer weiter.
Leute, ihr wiederholt euch, wie die US-Amerikanische Politik das Geschehen ausbeutet, zum 100000 mal, spielt hier keine Rolle in meinem Thread.Das es scheiße ist weiß ich selbst !!
Alles klar !




Zitat von: "kb"

(...)Und bevor hier wieder das Geheule losgeht: Natürlich haben 3000 Opfer eines Terroranschlags eine größere welthistorische Signifikanz als 3000 Chinesen, die von einem aus einem Flugzeug fallenden Sack Reis erschlagen oder weggeschrapnellt werden. Nur seh ich gar nicht ein, warum das diese Leute selbst wichtiger machen sollte als irgendwen sonst.



Ich sehe es auch nicht ein. Für mich sind die Chinesen genau so Menschen, wie die US-Amerikaner. Der Thread heißt hier aber noch immer "Tränen am Groundzero" und nicht "Tränen um die Opfer in China".
Nur weil ich nicht zu den anderen Opfern einen Thread geschrieben habe, könnt ihr nicht davon ausgehen, dass es mich net interessiert.
Das ist mir zu eingeschränkt.
Akzeptier, dass ich gerade zu diesem Thema einen Thread eröffnet habe. Wenns dir net gefällt, dann öffne doch einen Thread zu den Opfern in Rußland, China, Aufganistan, Erfurt, Columbine usw.

Wer mich kennengelernt hat, weiß, dass ich auch an andere Opfer gedenke.
Doch muss ich das immer in einen Thread veröffentlichen...?! Nein !




Zitat von: "kb"

Ich trauere darum, dass Bin Ladens Plan, die Freiheit der westlichen Welt zu zerstören, so gut aufgegangen ist.



Beweise mir einwandfrei, dass dies nicht auch nur eine US-Amerikanische Propaganda Nummer ist. Kennst du Bin Laden persönlich und hast du es aus seinem eigenen Munde gehört, nein. Du stützt dich genau wie der rest der Welt auf MEDIEN !!
Auf Medien, wie du erwähntest, die nicht wahr sein müssen.....
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enn du etwas liebst, lass es los. Wenn es wiederkommt ist es für dich bestimmt, wenn es nicht wiederkommt, ist es nie für dich bestimmt gewesen.
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TheFlyingDragon

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9/11 2004-Tränen am Ground Zero
« Antwort #32 am: 13 September 2004, 13:27:46 »

Und auch dieser letzte Beitrag von kb strotzt schon wieder von Trivialem Gedankengut...

Wo sind die weit denken Menschen, die nicht nur das Jetzt sehen sondern auch das Später ...

Mit letzterem wird sich viel zu wenig befasst.

Aber macht ruhig weiter mit eurer selbstzerstörerischen Art.

Es werden zum Beispiel schon wieder Todesfälle aufgezählt, um die man nicht trauern kann, da sie nicht represäntativ sind für dieses Thema und vollkommen belanglos.
Verkehrsunfall,Alterstod,Krankjeitstod,Friedhof...
Was haben diese Todesfälle oder Orte mit dem Thema zu tun?
Richtig es handelt sich immer um Tote. Aber beim WTC sind mehr als 2000 Menschen eines Verbrechens zum Opfer gefallen, und das an einem Tag und nicht auf natürliche Weise. Und jetzt kommt bitte nicht das Thema Krieg
Des weiteren war das der demonstrative Beweis, dass Terroristen es überall und zu jeder Zeit können wenn ihr "Glauben" es ihnen sagt.
Das ist das "GLOBALE Problem" nicht trivial...

Aber das wird hier in die Köpfe von etlichen Idealmoralisten nicht reingehen und es wird weiterhin auf diesem Thema um wen man zu trauern hat und wen nicht herumgehackt...

Viel Spass dabei...
...dabei, einer Person die ihrer Trauer bloss Ausdruck verleihen wollte, alles zu Nichte zu machen.
...dabei, der Menschheit vorschreiben zu wollen um wen getrauert werden soll.
...dabei, ein Vol als schlecht darzustellen, und es für schuldig zu befinden, weil einige Herren ganz weit oben die Entscheidungen treffen...
...
...
...etc etc etc

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Jinx

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9/11 2004-Tränen am Ground Zero
« Antwort #33 am: 13 September 2004, 13:37:31 »

@Flying Dragon:

Zitat
Viel Spass dabei...
...dabei, einer Person die ihrer Trauer bloss Ausdruck verleihen wollte, alles zu Nichte zu machen.
...dabei, der Menschheit vorschreiben zu wollen um wen getrauert werden soll.
...dabei, ein Vol als schlecht darzustellen, und es für schuldig zu befinden, weil einige Herren ganz weit oben die Entscheidungen treffen...
...
...


Es ist klar, dass bei jedem Menschen die Prioriäten anders sind. Der eine wird durch das WTC mehr berührt, der andere durch die Aids-Katastrophe in Afrika, der dritte durch Kriege. Das ist jedem unbenommen. Aber muss es immer mit so einem tränenreichen Sendungsbewußtsein einhergehen, wie schon im SSV-Thread? Muss wirklich jeder diesen Seelenstriptease unkommentiert hinnehmen, wobei auf Kritik nie eingegangen wird? Oder sich ans Schieinbein treten lassen, wenn er anderer Meinung ist? Dann als der oder die Böse dastehen, wenn die Autorin sich in eine Opferrolle hineinstilisiert? Wie im SSV, so auch hier? Nee, danke.

Dies ist ein FORUM! Wer Beiträge schreibt, egal zu welchem Thema, muss mit den Antworten leben. Wenn sie off-Topic oder unangemessen erscheinen, kann man sich dagegen zur Wehr setzen, indem man seine Meinung kundtut. Aber muss diese Tränendrüsigkeit wirklich sein, wenn es nicht so läuft, wie man es gerne gehabt hätte? Biserka ist kein Opfer von Bombe, KB und was weiß ich wem noch. Sie ist vielleicht ein Opfer ihrer eigenen Unfähigkeit, oder des Unwillens (kann ich nicht beurteilen, ich kenne die Dame nicht), auf die Beiträge Anderer einzugehen. Nicht mehr und nicht weniger.
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9/11 2004-Tränen am Ground Zero
« Antwort #34 am: 13 September 2004, 13:47:10 »

Hui, ich will auch! ;)

Nun, im Ernst. Ich stimme Bombe auf jeden Fall mal zu.

Weiters muss ich sagen, dass die Opfer mehr oder weniger arme Schweine sind. Gut. Also wurden Schweigeminuten abgehalten. Das bedeutet also, dass, wenn man die Summe der Einwohner Amerikas zusammenrechnet, und jeder eine Minute gedacht hätte, dass dabei 285.318.000 Minuten (resp. fast 200.000 Tage) sinnlos vergeudet wurden, anstatt sich wichtigeren Zielen zu widmen.

Meiner Meinung nach hat es auch nichts mit Anti-Amerikanismus zu tun, wenn man einfach sieht, dass sich »die da drüben« überall in der Welt eingemischt haben, ständig versucht haben, so weit wie möglich weg von daheim Unruhe zu stiften und geglaubt haben, sie würden nie eine Rechnung dafür kassieren[1].

Sie haben gewählt, sie haben gehandelt, sie müssen die Konsequenzen dafür tragen. Aber was tun sie? Sie machen weiter. Laut meinen letzten Informationen ist Bush in Führung und das Volk glaubt »dass er sie verteidigen kann«. Ich erinnere mich an eine Umfrage, nach der ein grosser Grossteil[2] der Amerikaner glaubt, in seinem Land sicher zu sein.

Was bringt es den Toten? Nichts. Der einzige Zweck, den ich momentan sehe, ist eine mediale Ausnutzung der Tragödie. Auf dem Level der Medien, um damit Geld zu machen. Und auf dem Level der Politik, weil wenn Argumente fehlen, kann man immernoch auf Emotionen zurückgreifen. Die breite Masse springt ja dankbar an[3].

Mir /persönlich/ ist es eigentlich schon lange egal. Anfangs hab ich mich noch damit beschäftigt, war es doch eine Entwicklung, die man in diesem Ausmasse nicht zuvor beobachten konnte. Aber inzwischen? Die Amerikaner bomben munter weiter, als wollten sie den Krieg gegen das Feuer mit Molotow-Cocktails gewinnen. Die Amerikaner verurteilen alle, die ihnen nicht beistehen[4]. Man könnte meinen, jegliche politische Aktivität ist nur Deckmantelschaft, wenn man sich gewisse Szenarien betrachtet.

Beispielweise bestimmte Afghanistan(afaik)-Angriffe. USA erbitte österreichische Überflugerlaubnis. Österreich sagt »Nope. Wir mischen uns nicht ein.« Was tun die Vereinigten Staaten? Trotzdem drüberfliegen, tun können wir ja eh nichts.

Ich glaube weder, dass die USA die Fähigkeit oder die Motivation haben andere Staaten zu beschützen, noch dass wir dazu fähig sind, uns gegen eine Gewalt in solchem Ausmasse[5] zu wehren.

Daher heissts für mich(!): Es ist nicht mein Problem. Trauern hilft nichts. Trauer kann ich sowieso nicht mit mir unbekannten Leuten verbinden. Und generell hab ich selbst genug zu tun, dass ich meine Zeit sinnvoller einsetzen kann. Abgesehen davon finde ich, dass diese gesamten »Gedenkminuten« und sonstigen Mitgefühlsbekundungen schon sowas von ausgelutscht sind, grossteils mit Heuchelei, Mitläuferschaft, simuliertem Gutmenschentum oder sonstwas, dass ich dieses dauernde Rumgeheule langsam anfange nervig zu finden. Daher halte ich mich davon auch fern.

Fehlt ja nur noch, dass die nen Feiertag bekommen, weil der Versuch Terroristen mit Waffen, Finanzmitteln und Ausbildung zu versorgen um andere Terroristen fertigzumachen, kläglich gescheitert ist. Ich meine, was haben die geglaubt? Dass Osama am Ende die Waffen zurückgibt, »Danke« sagt und ein friedlicher Demokrat wird?

Das Volk kann zwar nichts dafür, aber sie wählen und mögen ihre Präsidenten ja, insofern...


Just my 2c,
p

Nachtrag: Um Johnny Cash hab ich getrauert. Sehr sogar.

[1] Nunja, wahrscheinlich waren sie sich eher sicher, nicht mehr in der Präsidentschaftszeit eine Rechnung zu bekommen.
[2] Aus Quellenmangel keine absoluten Zahlen, afair warens 60-70%.
[3] Fürchtet euch nicht! Ich hab nicht »Sklave« gesagt ;)
[4] Es wundert mich beispielsweise, warum manche Staaten von Bush noch nicht öffentlich als »unamerikanisch« geouted wurden.
[5] Da schliesse ich die Amerikaner mit ein.
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Laetitia

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9/11 2004-Tränen am Ground Zero
« Antwort #35 am: 13 September 2004, 14:15:24 »

Ich hab nicht jedes Detail hier gelesen, ABER:
Ich möchte doch mal zwischenfragen, was hier unter Trauer verstanden wird.

Imho ist Trauer nicht mehr und nicht weniger als Selbstmitleid. Wenn es um den Verlust einer geliebten Person geht, bringe ich ja mit Mühe und Not noch Verständnis für den Trauernden auf...
Wenn es nun aber um den Verlust unbekannter Menschen geht, muss man imho ganz schön "Weltschmerzverliebt" sein, um sich auch noch dieses anzutun.

Biserka, dein stures, anpassungsresistentes Verhalten (hooray for SVV thread *g*) finde ich durchaus sympathisch, aber wenn du soviel trauerst um all die Toten und die Lebenden, welche hungern, und und und... Sag mal, wie kommst du dann klar auf dieser Welt? Es muss schlimm sein, dauernd mit diesem Schmerz herumzulaufen und dieses Leid sich aufzuladen... Welcher Sinn liegt für dich in dieser "Emotionswichserei", hm? (Du kannst natürlich auch sagen "ich kann nicht anders, ich bin so", dann sparen wir uns die Diskussion (und vermutlich jede weitere), aber ich hoffe doch auf ein bisserl mehr Erklärung...)

Und noch eine Frage, die vielleicht einen neuen thread wert wäre (wenn jemand gedenkt, ausführlicher darauf einzugehen möchte ich ihn bitten, doch einen neuen zu eröffnen...)
[Edit: ich habe grad selber nen neuen thread aufgemacht, weil ich denke, die Frage geht sonst unter]

denn folgende Aussagen irritieren mich:

Drachenkind: "ich glaub ich hab gebetet, obwohl ich Atheist bin."

KainsRache: "Und ja - auch ich als Nicht-Christ habe gebetet."

Da wäre ich euch nun aber wirklich für eine Erklärung dankbar, denn das versteh ich gar nicht ;-) Ihr seid Atheisten, bzw, Nicht-Christen und betet dann "in der Not"? Wie darf ich das verstehen und was bedeutet es für euch?

Und nochmal totally on topic, obwohls wohl eh klar ist: Mir geht dieses ganze emotionale Trauergewichse am Arsch vorbei :-)
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Wer geboren werden will, muß eine Welt zerstören." H. Hesse (Demian)

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9/11 2004-Tränen am Ground Zero
« Antwort #36 am: 13 September 2004, 14:15:56 »

Zitat von: "TheFlyingDragon"
Es werden zum Beispiel schon wieder Todesfälle aufgezählt, um die man nicht trauern kann, da sie nicht represäntativ sind für dieses Thema und vollkommen belanglos.


Oh, verzeihung. Es sind also nur Terroranschläge auf Amerika, die an einem 09.11. stattfanden und in denen das WTC eingestürzt ist, von Belang?

Gut, also scheißen wir einfach auf das dritte Flugzeit bzw. dessen Insassen, welche am 09.11.2001 ins Pentagon krachten - hat zwar denselben Aspekt, ist aber nicht das WTC und wurde nur beiläufig erwähnt.

Übrigens menschlich gesehen eine tolle Seite an dir, Todesfälle jedweder Art als 'vollkommen belanglos' abzustempeln :roll:

Wer wegen 'Nachdenken' brüllt ...

Wie gesagt: generell Trauer um Personen oder Situationen, von denen man direkt betroffen ist (in deinem Fall also) ist mehr als durchaus berechtigt.

biserka:
Respekt: 24/7 in Trauer gehüllt und trotzdem noch Zeit für Atmung und Ernährung. Und das ohne Schlaf. Bin beeindruckt.
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9/11 2004-Tränen am Ground Zero
« Antwort #37 am: 13 September 2004, 14:17:42 »

"Gut, also scheißen wir einfach auf das dritte Flugzeit bzw. dessen Insassen, welche am
09.11.2001 ins Pentagon krachten - hat zwar denselben Aspekt, ist aber nicht das WTC und
wurde nur beiläufig erwähnt.
"

Du hast etwas vergessen: Es gab keine so guten Bilder!


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Jinx

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9/11 2004-Tränen am Ground Zero
« Antwort #38 am: 13 September 2004, 14:20:44 »

Zitat

Du hast etwas vergessen: Es gab keine so guten Bilder!


Stimmt, das Pentagon war nicht kaputt und die in der Pampa herumliegenden Trümmer waren optisch gar nicht attraktiv...
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Bombe

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9/11 2004-Tränen am Ground Zero
« Antwort #39 am: 13 September 2004, 14:21:50 »

Pff, das Flugzeug im Pentagon war doch die Ente schlechthin. :)
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Manchmal fragt man sich, ob sich die Rettungsversuche überhaupt lohnen. Lohnt es sich, die Menschheit zu retten? So wie ich die Sache sehe, ist die Intelligenz bereits ausgerottet, und es leben nur noch die Idioten.

Anonymous

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« Antwort #40 am: 13 September 2004, 14:50:43 »

Zitat von: "Bombe"
Pff, das Flugzeug im Pentagon war doch die Ente schlechthin. :)

Was, wenn dem so ist, die Sache nicht gerade ins positivere Licht rückt :roll:
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kb

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« Antwort #41 am: 13 September 2004, 16:06:26 »

Zitat von: "TheFlyingDragon"
Und auch dieser letzte Beitrag von kb strotzt schon wieder von Trivialem Gedankengut...
Wo sind die weit denken Menschen, die nicht nur das Jetzt sehen sondern auch das Später ...


... und wo sind die intellent Menschen, die sowohl Kontext als auch Ortographie oder Grammatik beherrschen und nicht gleich dumm persönlich von der Seite ankommen....

... hm, glücklicherweise kenn ich da nen paar von. Gut.

Ich werd auf die Antworten nicht im einzelnen eingehen, auf TheFly wurde schon reagiert und Biserka, wenn du wirklich so empfindest wie du schreibst, finde ich das zwar seltsam, aber ich respektiere es, keine Sorge.

Ich möchte allerdings noch etwas zu den Leuten sagen: die "jetzt laßt sie doch mal trauern" proklamieren: WIR haben diese Diskussion NICHT angefangen. Man wende seine Augen auf die ersten drei Posts in diesem Thread (sinnerhaltend gekürzt):

1. Biserka "ich trauere um die Opfer des WTC"
2. Bombe (zugegebenermaßen reichlich plump): "ich nicht."
3. Biserka: "WAS? WAS FÄLLT DIR EIN, DU UNSENSIBLER ARSCH?"

Also, ich möchte hier ja nicht schon wieder Trivialitäten verbreiten, aber  zumindest mir ist klar, WER hier WEM versucht, seine Sicht aufzudrängen.

Und die Ignoranz einiger Leute hier bezüglich der Weltlage und der Frage, wer hier wie einfach so was machen kann, macht mir ehrlich gesagt Angst. Denn diese Leute dürfen wählen. Aua.

Aber: Anderes Thema.
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Dalai_Wese

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Hhhmmm
« Antwort #42 am: 14 September 2004, 20:35:48 »

Also ich denke, dass sich beide Seiten nicht mit der Meinung der anderen abfinden kann. Die eine versucht der anderen klarzumachen, wie schlimm es doch sei, dass man nicht trauert. Die andere, wie schlimm es doch ist, so heuchlerisch zu sein.
Insgesamt ist es immer eine Frage des Stils und obwohl ich eher der letzteren Ansicht anhänge und es mir ähnlich geht wie Bombe, syntiq oder Kb, muss ich doch sagen, dass der Stil Bombes einfach mal relativ schlecht ist (Ich verzichte bewusst auf eingehendere Anmerkungen). Man könnte mit Dieter Nuhr bzw. der anderen Meinung sagen: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten. Nun hat der Mann aber leider wohl doch zumindest etwas Ahnung. Aber gut, es ist jedem seine Sache, ob man wen bewusst anpinkelt oder nicht. Man kann sich ja sachlich äußern, so wie das die meisten hier tun und wer trauern will kann das von mir aus tun. Der Sinn für den globalen Zusammenhang sei mal dahingestellt, die Wahlrechtsfrage auch. Jedenfalls ist keiner unmündig, nur weil er anderer Meinung ist.
Das Heuchelei-Argument ist meiner Ansicht nach logisch richtig, aber es ist bei der Anzahl der Toten pro Tag schlicht und ergreifen unmöglich alle zu erfassen und im Grunde wird jedes Trauern zur Heuchelei degradiert. Zulässig aber dennoch bedenklich, denn wenn das in den Zusammenhang der globalen Lage gestellt wird, dann führt man sich selbst ad absurdum, besonders dann, wenn man um die nach eigener Meinung "wahren Opfer" trauert. Da geht das nämlich schon los mit der Heuchelei. Man kann das beliebig weiterführen.
Dennoch war es klar, dass bei diesem Thema sich irgendwer in die Haare kriegen wird, gerade bei solchen Gegenpositionen. Aber zum Glück haben es die meisten Leute ja drauf sich der deutschen Sprache zu bemächtigen und hier ihre Meinung sinnvoll und mit Stil darzulegen.
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"Wir sind Zecken! Asoziale Zecken! Wir schlafen unter Brücken oder in der Bahnhofsmission!" XD

Kenaz

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« Antwort #43 am: 15 September 2004, 11:21:50 »

So, und nun werde auch ich hier noch mal meinen unmaßgeblichen Senf beisteuern:

Ich hatte mich am 11.09.2001 den lieben langen Tag mit meiner damaligen Freunding gezofft; gegen 16 Uhr verrauchten die Wolken langsam und nach 'ner kleinen Runde leidenschaftlichem Versöhnungssex machte man's sich ein bißchen vor der Glotze gemütlich. Mir steht nach so was meist der Sinn nach etwas leichter Unterhaltung und gegen 17.00 sollte auf RTL "Die Nanny" laufen ( :mrgreen: - ja, ich scheiße bisweilen auf Niveau!) - wir also den Fernseher angeschmissen. Tja, was wir sahen, war aber nicht Fran Drescher und ihren heiratsphobischen Multimillionär in den hinlänglich bekannten Sitcom-Irrungen-und-Wirrungen, sondern einen Flieger, der ins WTC krachte. Ich dachte anfangs, es handelte sich um einen Werbetrailer für irgendeinen neu angelaufenen Actionschinken. Nach einigen Minuten wurde allerdings langsam klar, daß das hier nicht Fiktion, sondern die ganz nüchterne "Wirklichkeit" war. Irgendwann donnerte der nächste Flieger rein; dann kam das Pentagon dran. Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, wie mir der Gedanke durch's Hirn schoß: "Hey! Du streitest Dich hier wegen irgendwelcher unbedeutender Nichtigkeiten mit dem Menschen, den Du liebst, nimmst billigend in Kauf, daß er irgendwann geht, OHNE ihm vorher gesagt zu haben, WIE SEHR Du ihn liebst, weil Du auf Deinem kleinkarierten Dickkopf beharrst - und eine Minute später könnte er tot sein. Könntest Du Dir das jemals verzeihen?!" - Elementaren Sinnfragen schlugen sich mit unvermittelter Wucht Bahn, die sonst ach so wichtig erscheinenden Widrigkeiten des Alltags schrumpften ins Bedeutungslose. Was ist wirklich wichtig? - Diese Frage stand - für mich wenigstens - in brutalstmöglicher Deutlichkeit im Raum.

Ich war ehrlich geschockt. Ich gehöre normalerweise ganz und gar nicht zur Fraktion der Berufsbetroffenen und die entsprechende, tendenziell pathologische Gefühlsduselei ist mir an und für sich zutiefst zuwider. Damals war alles anders. Und so richtig gemerkt, daß irgendwas ganz, ganz, ganz anders ist, hab' ich's erst am nächsten Tag. Es kam mir vor, als ob die ganze Stadt hinter einem Nebelschleier läge und alles - inklusive meiner eigenen Tätigkeiten - irgendwie in einer Art unwirklicher Zeitlupe abliefe. Selbst mein sonst so fröhlich vor sich hinschnatternder, schwuler Frisör war merklich einsilbig und blaß um die sonst so kecke Nasenspitze. - Dann kamen die Aufrufe zu öffentlichen Trauerkundgebungen und ich schäme mich kein bißchen zuzugeben, daß ich damals das erste Mal in meinem Leben ernsthaft in Erwägung zog, an so was teilzunehmen; ich dachte bei mir: "Man muß ein Zeichen setzen. Man muß rausgehen und zeigen, daß es so nicht geht. Man muß sich solidarisch zeigen mit allen, die die fundamentalen Grundwerte hochhalten, auf denen menschliche Gemeinschaft aufbaut" usw. usf. - Letztlich bin ich dann nicht hingegangen, weil ich arbeiten mußte.

Tja, und einige Wochen später war ich plötzlich ganz froh, daß ich nicht hingegangen bin - und wurde mit jedem Monat, der verstrich, froher. Denn dann legten die Amis los: selbstherrlicher und arroganter als jemals zuvor! Es kam der Afghanistan-, es kam der Irak-Krieg, es kam Guantanamo, es kam Abu Ghureib und es nahm und nimmt kein Ende. Die Jungs haben offenkundig nicht im Ansatz begriffen, wo der Hass herkommt, der ihnen entgegenschlägt, d. h.: freilich gibt's auch in Amerika Leute, die das begriffen haben, nur - deren Einfluß ist verschwindend gering.

Ich hatte vor 9/11 eigentlich so gut wie keine Antiamerikanismus-Tendenzen; die, die ich in den späten 80ern als junger Punker-Bube im Zuge der ganzen PershingII-Auf-und-Nachrüstungskiste übernommen hatte, waren zu diesem Zeitpunkt eigentlich endgültig und restlos überwunden. Witzigerweise sieht das heute völlig anders aus. 9/11 stellt für mich eine Zäsur dar, die eine ganz neue und viel fundamentalere Aversion, ja: einen geradezu physischen Ekel gegen alles, wofür Amerika steht, eingeleitet und etabliert hat. Denn meiner bescheidenen Meinung nach steht Amerika in erster Linie für eins: Radikalsten Raubtierkapitalismus, für dessen ungehinderte Entfaltung jedes Mittel recht ist. Freiheit? Daß ich nicht lache! Das einzige, worum es da geht, ist  die Freiheit des Konsums: Der Mensch ist für dieses System nur als Konsument interessant; ist er nicht in der Lage zu konsumieren, so ist sein  Verlust ein bedauerlicher, aber leider unvermeidbarer Kolateralschaden. Nicht zuletzt deshalb ist es ja das oberste Anliegen Amerikas, überall dort, wo es die Finger mit drin hat, die Menschen ihrer genuinen Kultur und ihrer Traditionen zu entfremden - ein Prozeß, der hier in Europa als nahezu erfolgreich abgeschlossen betrachtet werden kann -, denn eins wissen die kapitalistischen Führungseliten sehr genau: So lange Menschen noch mit lebendigen Wurzeln in ihrer Kultur und ihrer Tradition gründen, haben sie einen Grund, von dem aus sie Widerstand zu leisten vermögen, Widerstand gegen die Hirnwäsche- und Meinungsmanipulationsmaschinerie, mit deren Hilfe sie zu willigen Konsumenten und willenlosen "Wählern" umfunktioniert werden sollen. - Aber ich schweife ab ...

Noch ein Wort zur Trauer: Bei allem Respekt, aber ich denke, daß dieser Begriff hier in letzter Konsequenz fürchterlich überstrapaziert wird. Ich schließe mich da meinen Vorrednern an, insbesondere dem diesbezüglichen Beitrag von Laetitia: Diese Art von "Trauer", die anläßlich solcher Tragödien wie 9/11 oder jetzt zuletzt der Geiselnahme in Beslan aktiviert wird, ist fundamental von Trauer im eigentlichen Sinne zu differenzieren: diese bezeichnet den Schmerz über den real erlebten Verlust von Personen, zu denen ein innerer, persönlicher Bezug bestanden hat (inwieweit hier letztlich nur von Selbstmitleid aufgrund des reinen Verlustes seitens des Trauerenden selbst zu sprechen ist, wie Laetitia das nahelegt, ist eine durchaus berechtigte, m. E. aber keineswegs einfach zu beantwortende Frage, die ich hier mal aussparen will), jene hingegen ist in meinen Augen ein ganz anderes Gefühl, das sich dem oberflächlichen Betrachter lediglich als Trauer präsentiert, will heißen: es ist die einfache Bestürzung über jene radikale Endlichkeit und existentielle Unsicherheit des Lebens, die heute so gerne ausgeblendet wird und die doch zum Leben gehört wie das sprichwörtliche Deckelchen zu seinem Töpfchen. Trauern kann man nur über den Verlust eines Menschen, zu dem ein innerer Bezug vorhanden war, will man die Ausdehnung des Wortes nicht bis ins völlig Inflationäre betreiben. Das, was m. E. im fraglichen Kontext mit dieser "echten" Trauer verwechselt wird, funktioniert mehr auf der Ebene eines "Memento Mori" - und das trifft eine Gesellschaft natürlich umso brutaler, unvermittelter und herber, je stärker sie zum einen ganz grundsätzlich  Themen wie Alter, Krankheit und Tod aus dem öffentlichen Bewußtsein bzw. dem öffentlichen Diskurs ausblendet, und zum anderen über keinerlei metaphysische Instanzen mehr verfügt, die angesichts dieser Endlichkeit  zur Sinnstiftung herangezogen werden könnten. Gerade dieser tiefen Sinnleere wird sich der (post-)moderne Mensch angesicht solcher Katastrophen und Tragödien aber aufs schmerzlichste bewußt, womit es wohl zusammenhängen mag, daß zu diesen und ähnlichen Anlässen auch eingefleischte Atheisten bisweilen einen ihnen selbst unerklärlichen Drang zum Gebet verspüren.  Auch in diesem Zusammenhang erscheinen mir einmal mehr die Worte Friedrich Nietzsches durchaus bedenkenswert, der im gleichnamigen Aphorismus der "Fröhlichen Wissenschaft" seinen "tollen Menschen" sagen läßt: "Gott ist todt! Gott bleibt todt! Und wir haben ihn getödtet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besass, es ist unter unseren Messern verblutet, - wer wischt diess Blut von uns ab? Mit welchem Wasser könnten wir uns reinigen? Welche Sühnfeiern, welche heiligen Spiele werden wir erfinden müssen? Ist nicht die Grösse dieser That zu gross für uns?" ...
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