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Autor Thema: Deutschlands konfessionelle Zwangsarbeiter  (Gelesen 3190 mal)

Martin Mitchell

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Bericht zum Thema "KINDESMISSHANDLUNG" (aus Hambur
« Antwort #15 am: 01 März 2006, 06:01:23 »

HAMBURGER MORGEMPOST

25.02.2006

DER KINDERHEIM-SKANDAL IMMER MEHR MISSHANDELTE BRECHEN JETZT IHR SCHWEIGEN

Brutale Schläge mit dem Feuerhaken
Zeugen berichten der MOPO von unfassbaren Quälereien

NINA GESSNER

[ VORSICHT: TRIGGER GEFAHR BESTEHT FÜR BETROFFENE ! ]

Sie wurden verprügelt, gequält oder eingesperrt. Seit dem MOPO-Bericht über die grausamen Schicksale Tausender Heimkinder im Deutschland der 50er bis 70er Jahre melden sich immer mehr Opfer, die ebenfalls misshandelt wurden oder Misshandlungen miterlebten.

Horst Gehrke ist Angestellter in Hamburg. Fachgebiet: Steuern. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Zeven. "Ich war der älteste und größte Schüler an der Volksschule Zeven. Deshalb wurde ich manchmal zum Aufpassen in die niedrigeren Klassenstufen gerufen, wenn ein Lehrer krank war - als Hilfslehrer sozusagen."

Einen dieser Tage wird Gehrke nie vergessen. Im Herbst 1954 sollte er in der 2. Klasse die Hausaufgaben kontrollieren. Der damals 15-Jährige ging durch die Reihen und las die von den jüngeren Schülern aufgeschriebenen Sätze: "Das Pferd wird in den Stall gebracht.", "Die Kuh wird gemolken", "Die Mutter kocht das Essen." Als Gehrke nach dem Heft des kleinen Waisenjungen Hans-Peter Helmannscheck griff, stockte ihm der Atem: "Der Junge wird verprügelt", "Der Erzieher schlägt die Kinder", stand dort. "Warum schreibst du so etwas Schreckliches?", fragte er den Siebenjährigen, der im benachbarten Kinderheim "Haus in der Sonne" lebte. Doch der reagierte nicht. Nur der Tischnachbar des Jungen raunte ihm zu: "Gucken Sie sich den doch mal genauer an."

Gehrke nahm Hans-Peter mit hinaus. Zog dessen Pullover hoch und erstarrte: Der Rücken war übersät von schwarz-blauen Blutergüssen. Rote Striemen überzogen den ganzen Körper. Gehrke meldete die Sache einem anderen Lehrer. Und auch der Polizei. Doch nichts geschah. Ein paar Wochen vergingen. Dann traf Gehrke eines Nachmittags den kleinen Tischnachbarn des Geprügelten. Mit leiser Stimme erklärte der: "Hans-Peter ist tot."

Bald darauf erfuhr Gehrke die ganze Wahrheit. Der noch nicht lange im Kinderheim angestellte Erzieher Herbert Porazinski hatte über seine Schützlinge wie ein Tyrann geherrscht. Ein anderes Mal begegnete Gehrke einem Schüler, der von Porazinski mit dem Feuerhaken regelrecht gegeißelt worden war. "Die Zustände in dem Heim waren absolut furchtbar." Den kleinen Hans-Peter Helmannscheck traf es am Schlimmsten. Am 22. November 1954 prügelte Porazinski so lange auf ihn ein, bis der Junge starb. Dafür kam der "Teufel von Zeven" später ins Zuchthaus.

Fast 30 Jahre lang besuchte Gehrke immer wieder das Grab des kleinen Hans-Peter - es lag neben dem seiner Großeltern auf dem Friedhof in Zeven. Gehrke: "Ich habe das nie vergessen."

Auch Barthold Olbers denkt noch oft an die schlimme Zeit in den "Erholungs"-Heimen, in die ihn seine Eltern während der Schulferien steckten. Am schlimmsten war es im "Landhaus Freude" in Hausbruch. Dorthin kam Olbers 1953 als Siebenjähriger.

"Ein Junge am Nachbartisch hat sich oft übergeben. Dann wurde er von den Erzieherinnen gezwungen, das Erbrochene aufzuessen. Das mussten alle machen, die sich übergaben", erzählt Olbers. Ihm selbst missfiel vor allem die Kommando-Methoden der Erzieherinnen.

An eine von ihnen kann sich der heute 59-Jährige noch gut erinnern. Sie hieß Ilse und war sehr streng. Ilse erlaubte den Kindern nicht, eigene Briefe an die Eltern zu schreiben. Ein Text wurde an die Tafel geschrieben und den mussten alle abschreiben. Auch die Toilettenzeiten waren festgelegt. Wer zwischendurch musste, der machte sich eben in die Hose. Olbers: "Es war wie im Gefängnis, ich fühlte mich eingesperrt."

Einmal gab es "Würmer-Alarm". Vor dem Einschlafen bekamen alle Kinder eine etwa fünf Zentimeter lange Glasplatte zwischen die Pobacken geklemmt und darüber ein Pflaster geklebt - eine barbarische Methode, um den Wurmbefall herauszufinden. "Das tat fruchtbar weh", so Olbers. Viele Kinder hätten nachts geweint. Als er seinen Eltern später davon erzählte, hätten sie ihm nicht geglaubt.

Der im Stadtteil Horn aufgewachsene Olbers hat damals eins begriffen: "Kinder haben keine Rechte." Und daraus hat er seine ganz persönliche Konsequenz gezogen. Heute engagiert sich Olbers aktiv für Menschen in Not - als Leiter des Menschenrechtsbundes.

Der MOPO-Bericht vom 10.2. über die Misshandlungen

Horst Gehrke kann nicht vergessen: Der Fall eines totgeprügelten Waisenkindes hatte ihn als Jugendlichen zutiefst erschüttert. Er kannte den Jungen und hatte die Misshandlung der Polizei gemeldet. Doch nichts war geschehen

Info:
DAS BUCH ZUM THEMA

"Schläge im Namen des Herrn" - so heißt das neue Buch von "Spiegel"-Autor Peter Wensierski (DVA, 19,90 Euro). Thema ist eines der dunkelsten Kapitel der westdeutschen Nachkriegsgeschichte Bis weit in die siebziger Jahre wurden in rund 3000 meist christlichen Heimen mehr als eine halbe Million Kinder brutal misshandelt. Während sich die Bevölkerung am Wirtschaftswunder berauschte und die VW-Käfer nach Italien in den Sommerurlaub rollten, herrschten hinter den Heimmauern Zustände wie im Mittelalter. Die Kinder wurden gedemütigt, eingesperrt, geschlagen - in Einzelfällen bis zum Tod. Nach 30 Jahren brechen die Opfer jetzt erstmals ihr Schweigen. Weder von der katholischen noch von der evangelischen Kirche haben sie je eine Entschuldigung erhalten.

(MOPO vom 25.02.2006 / SEITE 44-45)

Quelle @ http://www.mopo.de/2006/20060225/hamburg/panorama/brutale_schlaege_mit_dem_feuerhaken.html

Weitere, ebenso furchtbare Berichte aus ganz Deutschland - und deutschen, sowie auch Schweizer und Englischen (UK) Medien - Punkt fur Punkt zusammengefasst @ http://www.heimkinder-ueberlebende.org/Heimkinder-Schicksale_-_Wie_gepruegelte_Hunde_-_Panorama_-_SPIEGEL-ONLINE_-_11-02-06_No01.html. Einfach, dort, langsam, runter scrollen und alles studieren. Aber bevor ihr das tut, setzt euch lieber hin.
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