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Umfrage

Ist die westliche Zivilisation ein gutes Beispiel für andere Zivilisationen?

Ja, das ist sie.
- 4 (15.4%)
Nein, ist sie nicht.
- 4 (15.4%)
Manche Dinge sollten als Beispiel dienen, manche lieber nicht.
- 18 (69.2%)
Weiß nicht.
- 0 (0%)

Stimmen insgesamt: 24

Umfrage geschlossen: 24 Februar 2006, 14:47:52


Autor Thema: Mit zweierlei Maß gemessen  (Gelesen 2056 mal)

Der Uhu

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Mit zweierlei Maß gemessen
« am: 24 Februar 2006, 14:47:52 »

Es gibt zwei Dinge, die mich in letzter Zeit ziemlich stören. Das ist erstens die ewige Behauptung der Muslime der Westen würde Menschen und Kulturen mit zweierlei Maß messen, obwohl die Muslime selbst darin unagefochtene Großmeister sind, und zweitens, daß sie damit nicht ganz unrecht haben. Ich habe eigentlich ein positives Bild von westlichen Gesellschaften, dementsprechend nervt es mich, wenn westliche Politiker ihren Kritikern eben jene Argumente in die Hände spielen, die diese so sehr gegen den Westen gebrauchen können. Ich denke, anstatt immer von Freiheit und Sicherheit zu quatschen sollte sich die westliche Welt mal Gedanken machen über Werte wie Prinzipientreue, Verlässlichkeit, Vertrauenwürdigkeit oder Solidarität, zumal eine Gesellschaft, die diese Werte beherzigt automatisch frei und sicher ist. Jedoch eine Gesellschaft, die frei ist, sich aber nicht um humanistische Werte kümmert kann die Hölle sein.

Ein Beispiel: Der türkische Film Tal der Wölfe, ist in der letzten Zeit ja ziemlich in der Diskussion gewesen, weil er im wesentlichen antisemitische und antiamerikanische Einstellungen bedient und zwar auf eine ziemlich plumpe und brutale Art und weise. Serien jedoch wie "24", in denen regelmäßig gefoltert wird im Namen der nationalen Sicherheit, und wo Menschenrechtler als "nützliche Idioten" der Terroristen angesehen werden, die regen nicht einmal eine öffentliche Diskussion an. Die Welt hat einen interessanten Artikel zu dem Thema verfasst: Hier.
Wie kommt das in der muslimischen Welt an? Machen wir uns nicht selbst zu Handlangern der Terroristen, wenn wir der ganzen Welt stets zeigen, wie man es nicht machen sollte. Und bei der orientalischen Eigenschaft, die Schuld immer Anderen zu geben (meist den USA oder Israel) macht es dann auch nichts mehr, dass diese Länder es selbst noch schlechter machen. Sie haben ja jetzt eine Ausrede und machen davon rege Gebrauch: Was ihr dürft, das dürfen wir auch. Ihr habt Atomwaffen? Dann dürfen wir die auch haben. Ihr verfolgt die Muslime als Terroristen? Dann dürfen wir auch eine Volksgruppe unserer Wahl als nationale Gefährdung verfolgen. Ihr führt Krieg gegen Muslime um Öl? Dann ist ein Krieg gegen Israel um das heilige Land zu befreien doch erst recht gerechtfertigt.

Der Uhu

P.S.: Dieser Text soll sich natürlich nicht nur auf die muslimische Welt beziehen. Schliesslich hat der Westen ja auch lange genug den Welthandel zu seinen Gunsten gelenkt auf Kosten aller möglichen armen Länder. Es gibt genügend Regionen in der Welt, in denen man gute Gründe hat, uns kritisch gegenüber zu stehen.
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olli

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Mit zweierlei Maß gemessen
« Antwort #1 am: 24 Februar 2006, 14:58:48 »

westen ftw!!
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Thomas

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Mit zweierlei Maß gemessen
« Antwort #2 am: 24 Februar 2006, 15:13:58 »

Ich habe Antwort eins gewählt.

Ich halte den Westen unter'm Strich schon für Vorbildlich, zumindest Prinzipiell.Das es da viele Macken gibt, kann man nicht bestreiten, aber die haben nichts mit ost oder west zu tun, sondern mit menschlichen Schwächen.Bei über 5 Milliarden Menschen auf diesem Planeten wird es das Paradies der glückseeligkeit sowieso nicht geben, dafür sind Menschen zu verschieden.

Aber ich behaupte mal, das der Westen diesem Idealziel trotzdem näher ist als der Orient.

Und welche verwerflichen Taten, die dem Westen vorgehalten werden, würde der Orient nicht begehen, wenn er nur in der Lage dazu wäre ?

Und zum dem Vergleich "24" - > "Tal der Wölfe" : Ich habe beides nicht gesehen, aber nachdem, was ich so gehört habe, ist die billige antiwestliche Propaganda in letzterem doch um einiges deutlicher als das Gegenstück in 24.
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olli

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Re: Mit zweierlei Maß gemessen
« Antwort #3 am: 24 Februar 2006, 15:59:26 »

Zitat von: "Der Uhu"
Serien jedoch wie "24", in denen regelmäßig gefoltert wird im Namen der nationalen Sicherheit, und wo Menschenrechtler als "nützliche Idioten" der Terroristen angesehen werden, die regen nicht einmal eine öffentliche Diskussion an.

24 hat übrigens sehr wohl diskussionen und proteste der muslimischen gemeinden in der usa produziert. so wurde extra vor jeder episode ein trailer ausgestrahlt, in dem kiefer sutherland "out of character" direkt das publikum ansprach und darauf hinwies, dass es sich bei den muslimischen mitbürgern in den usa grundsätzlich um gute und friedfertige mitbürger handele. in sachen gewaltdarstellung durch "die guten" ist 24 - wenn auch nicht einmalig - so doch ziemlich einsam auf weiter tv-flur.
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Jinx

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Mit zweierlei Maß gemessen
« Antwort #4 am: 24 Februar 2006, 20:02:38 »

Ich denke nicht, dass alles, was "der Westen" tut oderl läßt, für andere Teile der Welt auf dem Weg zum "Fortschritt" als Beispiel dienen kann oder sollte. Daher habe ich für Punkt 3: manches sollte als Beispiel dienen, manches lieber nicht" gestimmt.  

Mal abgesehen davon, dass "der Westen" keinen homogenen Block darstellt (man betrachte die Unterschiede zwischen Nord- und Südeuropa sowie zwischen Europa und den USA), ist z. B. die Arroganz, den eigenen Weg als den einzig richtigen anzuerkennen sowie die unglaubliche Rücksichtslosigkeit, mit der gerade wirtschaftliche Interessen verfolgt und durchgesetzt werden, sicherlich kein sonderlich vorbildliches Verhalten. Wir würden uns nämlich bedanken, wenn uns Ähnliches wiederführe wie einigen Staaten der Dritten Welt (bzw. Schwellenländern) mit Investoren aus der Ersten.

Eine eigene Problematik, die für den Werdegang eines Landes zu einem modernen Staat mit wirtschaftlichem Erfolg auch eine Rolle spielt, ist der kulturelle Hintergrund. Ein Beispiel hierfür ist sicherlich der Iran: der Versuch des Schahs, mit dikatorischen Mitteln einen modernen, westlich orientierten Staat aus seinem Land zu machen, scheiterte letztendlich, auch wenn das nachfolgende Regime nicht auf Gegenliebe bei allen Opponenten des Schahs traf (so hatte man es sich halt nicht vorgestellt). Ebenso schwierig war es für die Sowjets, beispielsweise die Tschechen auf Linie zu halten (oder die Ungarn, in Jugoslawien funktionierte es gleich gar nicht).

Insofern wäre es ein fataler Fehler, unser System Ländern anderer Kulturkreise 1 : 1 aufs Auge zu drücken, denn das würde nur zu einer totalen Ablehnung führen, bei der auch die als positiv rezipierten Elemente auf der Strecke blieben.
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Der Uhu

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Mit zweierlei Maß gemessen
« Antwort #5 am: 24 Februar 2006, 22:09:25 »

@ Jinx: Wollte nur mal anmerken, daß es mir nicht darum geht, Anderen etwas auf's Auge zu drücken, ich meinte nur, daß man als gutes Beispiel in Sachen Zuverlässigkeit, Solidarität etc. vorrausgehen sollte. Zumal diese Werte ja auch in anderen Kulturen geschätzt werden. Gerade die große Einmischung in die Angelegenheiten anderer Länder auf sehr zweifelhafte Art und Weise, die einige westliche Länder betreiben führt zu einer Zerstörung des Vertrauensverhältnisses. Ich denke, es gäbe elegantere Wege, zumal der Karrikaturenstreit ja gezeigt hat, wie schnell sich Muslime provozieren lassen und wie schnell ein friedliches Land wie Dänemark seinen Ruf verlieren kann.
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schwarze Katze

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Mit zweierlei Maß gemessen
« Antwort #6 am: 24 Februar 2006, 22:35:38 »

Habe Antwort eins gewählt, da ich heilfroh bin, im Westen zu leben.
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Jinx

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Mit zweierlei Maß gemessen
« Antwort #7 am: 24 Februar 2006, 23:08:22 »

Zitat von: "Black Russian"
Habe Antwort eins gewählt, da ich heilfroh bin, im Westen zu leben.


Black Russian, ich denke, das sind wir alle. Aber wenn wir in einer völlig anderen Lebenssituation aufgewachsen wären und sähen, wie alles, was uns heilig und wichtig ist, nichts mehr wert ist, die Umwelt bedenkenlos zerstört ist, die vielleicht von Gottheiten belebt ist etc., wie sähe es dann aus?

@Uhu: ich meinte auch meinen Beitrag nicht auf Dich gemünzt. :)
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Mit zweierlei Maß gemessen
« Antwort #8 am: 28 Februar 2006, 11:25:46 »

Zitat von: "Jinx"
(...) und sähen, wie alles, was uns heilig und wichtig ist, nichts mehr wert ist, die Umwelt bedenkenlos zerstört ist, (...), wie sähe es dann aus?

In genau dieser Situation sehe auch ich mich in unserer feinen Westgesellschaft, obwohl ich im Westen aufwuchs. Nur wird es mir im Gegensatz zu den Muslimen etc. nicht so leicht gemacht und ich kann es nicht einer gewissen Gruppe in die Schuhe schieben, sondern nur der zunehmenden Schlechtigkeit der Menschheit im Allgemeinen.

Was ich damit sagen will: Diese West-Ost-Diskussion ist einfach von irgendwelchen cleveren Gierfingern konstruiert worden und nur ein weiteres Werkzeug beim Versuch die Verteilung der Machten auf der Welt (selbstverständlich zu des Anwenders Gunst) zu verschieben.


EDIT: Ich könnte ja jetzt eine Aktion starten, in welcher ich "aufkläre", dass für die hohe Arbeitslosigkeit in Hamburg der hohe Anteil an orientalischen Mitbürgern verantwortlich ist und irgendeinen pseudo-logischen Grund, basierend auf deren Lebensgewohnheiten, dazu erfinden, den mir jede Hohlfrucht in dieser Stadt sofort glaubt.
Mal abgesehen davon, dass solche Aktionen in Deutschland ohnehin aufgrund geschichtlicher Vorkommnisse nicht möglich wären, denke ich doch, damit ähnliche Resultate zu erzielen wie zur Zeit im Osten zu sehen sind. Aber solches Vorgehen und seine Resultate liegen nicht in meinem Interesse und entsprechen auch nicht meiner Auffassung von Gerechtigkeit und Humanität.

Letztendlich würde es nur beweisen, dass sich immer irgend ein fadenscheiniger Grund finden lässt, irgendwen oder -was zu verteufeln.

Ich halte weder den Westen noch den Osten für besser.[/color]
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