" 13.11.2005 - 21:15 Uhr
Dokumentarfilmzeit: Duisburger Filmwoche
Land der Vernichtung
Dokumentarfilm von Romuald Karmakar
Deutschland 2003/2004
3sat
Länge: 127 Minuten
Erstausstrahlung
Das "Land der Vernichtung", das Romuald Karmakar in seinem Film besucht, erstreckt sich in Polen von den ehemaligen Vernichtungslagern Sobibor, Treblinka über Belzec zum ehemaligen KZ Majdanek. Mit einer Mini-DV-Kamera beschritt Karmakar im Sommer 2003 die Orte des Grauens in Südpolen, besuchte Gedenkstätten und sprach mit Passanten, Anwohnern und Zeitzeugen. Filmisches Material, das eigentlich im Zuge seiner Recherche für einen Spielfilm über das Hamburger Polizeibataillon 101, das 1942/43 an der Ermordung von 1,7 Millionen Juden beteiligt war, entstand, setzte der Autor schließlich am Computer zu einem eigenständigen Werk zusammen. Dabei ist das Anliegen dieses ungewöhnlichen Dokumentarfilms weniger die Bestandsaufnahme vergangener Gräueltaten als vielmehr das Aufspüren von Erinnerungs-Möglichkeiten und von Erinnerungs-Verweigerungen.
In so zufällig anmutenden wie eindringlichen Beobachtungen und Gesprächen mit Einheimischen und Besuchern gelingt es Karmakar, über die Vergangenheit hinauszuweisen und eine sich noch im Werden befindende europäische Gegenwart zu entdecken. Bei den Festivalaufführungen in Berlin und Duisburg wurde "Land der Vernichtung" heftig und kontrovers diskutiert. Umstritten war vor allem die Sequenz mit einer alten Frau aus Radzyn. Ein langes Gespräch, in dem die Protagonistin sichtlich bewegt sowohl von ihrer Inhaftierung als auch von ihrer Folterung durch die Gestapo berichtet. Ein Gespräch allerdings, das die Polin ausdrücklich nicht veröffentlicht sehen wollte und das Karmakar für die Fernsehausstrahlung aus Gründen des verschärften Persönlichkeitsschutzrechtes herausgeschnitten hat.
Romuald Karmakar, Jahrgang 1965, arbeitet seit 1985 als unabhängiger Filmemacher. Unter anderem realisierte er die Dokumentarfilme "Coup de Boule" (1987), "Warheads" (1987 - 1992), "Das Himmler-Projekt" (2000) und "196 bpm" (2002) sowie die Spielfilme "Der Totmacher" (1995) und "Manila" (1999). Für seine Filme wurde Romuald Karmakar mehrfach ausgezeichnet.
Mit "Land der Vernichtung", der im vergangenen Jahr auf der 28. Duisburger Filmwoche gezeigt und kontrovers diskutiert wurde, beschließt 3sat sein Begleitprogramm zur diesjährigen Duisburger Filmwoche.
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