Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Deutsche Gruft-Musik..  (Gelesen 10338 mal)

Purotin

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Deutsche Gruft-Musik..
« Antwort #30 am: 19 September 2005, 10:26:29 »

Das ist natürlich regional verschieden.

Was mir persönlich aufgefallen ist: Der Norden ist vielmehr auf Rockmusik ausgelegt als der Süden (gerade Schleswig-Holstein). Der Süden erscheint mir dagegen wesentlich "romantisierter" als der rauhe Norden. Und so verteilt sich auch die Musik, würd ich meinen.

Die NDT - würde man nach dem geographischen Ursprung suchen - hat in Nordbayern ihre Wurzeln, also südlich. Derartige Entwicklungen würde ich dem Norden nicht zutrauen, auch wenn's komisch klingen mag. Hier oben sind auch Stile wie Neoklassik oder Dark Ambient wenig gefragt, wenn überhaupt bekannt.
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« Antwort #31 am: 19 September 2005, 23:51:38 »

Zitat von: "Purotin"
Hier oben sind auch Stile wie Neoklassik oder Dark Ambient wenig gefragt, wenn überhaupt bekannt.


Sekunde mal.. Nur zum klären der Begriffe:

Unter Neoklassik verstehe ich im ersten Sinne schlechten Gitarren-Shred der 80'er Jahre im 6/8tel Takt, welche sich strikt im Harmonisch-Moll-5 Bereich befindet, d.h. Ingwie Malmsteen, Michael Romeo, Al Dimeola usw..(== 80'th Hair-Metal) (Ganz klassiche Hörprobe ab 1:04)

Desweiteren kenn ich die wirklich Neoklassiche Periode der E-Musik. d.h. Strasvinsky bis hin zur Zwölfton Musik.

Aber im Zusammenhang mit Gruftmusik hab ich Neoklassik nie gehört.. Was verstehst Du denn darunter?
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Trakl

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« Antwort #32 am: 20 September 2005, 20:54:55 »

Zitat von: "SuperTorus"

Desweiteren kenn ich die wirklich Neoklassiche Periode der E-Musik. d.h. Strasvinsky bis hin zur Zwölfton Musik.

Aber im Zusammenhang mit Gruftmusik hab ich Neoklassik nie gehört.. Was verstehst Du denn darunter?


Neo-Klassizismus ist eigentlich ein französisches Phänomen. (Ravel, Poulenc, etc.)
Dass Stravinsky eine Phase hatte, ist seiner westlichen Orientierung geschuldet. Mit Zwölftonmusik hat Neo-Klassizismus rein gar nichts zu tun, ich würde letzteren eher als Gegenpol bezeichnen.

Und dass Du von der "Neo-Klassik" nichts gehört hast, liegt vermutlich daran, dass Du aus Hamburg bist ;-)

Klassiker der Neo-Klassik sind wohl "In the Nursery" oder "Anchorage", vielleicht hat das hier auch schon mal jemand gehört.
"Ordo Equitum Solis" wäre noch zu nennen, die sind aus Italien.
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kinddesblutmonds

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« Antwort #33 am: 20 September 2005, 21:13:08 »

Zitat von: "Trakl"
Und dass Du von der "Neo-Klassik" nichts gehört hast, liegt vermutlich daran, dass Du aus Hamburg bist ;-)


*g*

Zitat
Klassiker der Neo-Klassik sind wohl "In the Nursery" oder "Anchorage", vielleicht hat das hier auch schon mal jemand gehört.
"Ordo Equitum Solis" wäre noch zu nennen, die sind aus Italien.


Jaa!! Zudem vielleicht noch Elend, Dargaard, Ophelia's Dream, Dark Sanctuary und sToa. Ich würde die da mit einordnen. Doch, ja.

Aaah... *CDs rauskram*
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SuperTorus

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« Antwort #34 am: 20 September 2005, 21:26:44 »

Recht Bizarr, was man so findet, wenn man mal nachsucht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Neoklassische_Musik

Den Artikel kann man wohl vergessen, obwohl die Definition ganz ok ist. Jedoch wird da wird u.A. Dargaard als moderner, Gruft-Vertreter dieser Musik genannt. Als Mp3-Hörbeispiel findet man dann bei denen auf der Homepage folgendes...

http://www.dargaard.com/dominionIII/Dominion3%20-%20conductors.mp3

Also - ich find das gar nicht mal so schlecht, aber ich würde es einfach mal "Darkwave" nennen. Klärt mich doch mal auf, welche typischen Elemente der Neoklassichen Musik dort zu finden sind *kopfkratz*.

Elend und die späteren Dead Can Dance - Keine Frage, da höre ich Elemente.. Bei dem von mir geposteten Metal-MP3 auch (aber Hallo, Barock läßt grüßen). Aber ansonsten? Ich muss mal ein Ohr in "In the Nursery" halten und mir ein Bild machen.. Kann mir bitte jemand einen stilistisch passenden Titel empfehlen?

Der englische Wikipedia-Artikel ist da um einiges besser, beleuchtet aber nur die E-Musik Seite der Neoklassik. (Sehr lesenswert)

http://en.wikipedia.org/wiki/Neoclassicism_%28music%29

Und jetzt kann ich natürlich nicht anders, als den Hieb auf Hamburg zu kontern:

Zitat

People and works[/b]

Igor Stravinsky, Paul Hindemith, Sergei Prokofiev and Béla Bartók are usually listed as the most important composers in this mode, but also the prolific Darius Milhaud and his contemporary Francis Poulenc (...)


Ja Scheiße, wenn Stravinsky nicht viel damit zu tun hat, warum wird er dann sogar als erster in der Liste aufgeführt?
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kinddesblutmonds

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« Antwort #35 am: 20 September 2005, 21:30:25 »

Zitat von: "SuperTorus"
Jedoch wird da wird u.A. Dargaard als moderner, Gruft-Vertreter dieser Musik genannt. Als Mp3-Hörbeispiel findet man dann bei denen auf der Homepage folgendes...

http://www.dargaard.com/dominionIII/Dominion3%20-%20conductors.mp3

Also - ich find das gar nicht mal so schlecht, aber ich würde es einfach mal "Darkwave" nennen. Klärt mich doch mal auf, welche typischen Elemente der Neoklassichen Musik dort zu finden sind *kopfkratz*.


Was Dargaard angeht, bist du falsch gelandet und hast auf der Eingangsseite auf "Dominion III" geklickt (ein Nebenprojekt eines Dargaard-Mitglieds, wenn ich nicht irre). Dargaard selbst kann man hier anhören:

http://www.dargaard.com/audio.htm

edit: Ich sehe gerade, wikipedia sagt zu Dargaard: "Dargaard ist eine neoklassische Dark Wave Band aus Österreich."
http://de.wikipedia.org/wiki/Dargaard
Na, ich mag sie dennoch.  :wink:
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SuperTorus

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« Antwort #36 am: 20 September 2005, 21:50:22 »

Zitat von: "kinddesblutmonds"

Was Dargaard angeht, bist du falsch gelandet und hast auf der Eingangsseite auf "Dominion III" geklickt (ein Nebenprojekt eines Dargaard-Mitglieds, wenn ich nicht irre). Dargaard selbst kann man hier anhören:

http://www.dargaard.com/audio.htm


Hey! Da seh ich definitiv einen Bezug.. Und ich finds sogar richtig klasse.

Was mich nur wundert: Musik dieser Art hab ich als "Heavenly Voices" kennengelernt (Dead Can Dance, Love Spirals Downwards usw..). Da reiht sich Dargaard ja nahtlos ein. Es scheint wohl zwischen Nord und Süd ein Definitionsgraben zu geben was diese Art der Musik betrifft.

So, und jetzt mach ich die Schubladen mal wieder zu und mach Platz für das eigentliche Thema ;)

  Nils
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Purotin

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« Antwort #37 am: 20 September 2005, 22:31:12 »

Zitat von: "SuperTorus"
Aber im Zusammenhang mit Gruftmusik hab ich Neoklassik nie gehört...


Manche Menschen können sich auch anstellen. :wink:

Du scheinst mir eine recht eigenartige Vorstellung von musikalischen Stilzuordnungen zu haben. Neoklassik ist zwar teilweise düster, hat jedoch ziemlich wenig mit "Gruft" und anderem Kram zu tun. Nicht alles, was dunkel klingt, ist gleich Gothic und Neoklassik muss noch lange nicht Neoklassizismus sein. Es gibt zig Formen klassischer Musik, den Begriff Neoklassik gibts sogar in der Architektur oder in der Volkswirtschaftslehre.

Dasselbe gilt für Dark Ambient...das sind Sachen aus dem Umfeld von Cold Meat Industry (Raison d'Être ect.) und - wie der Name schon sagt - eine Entwicklung aus dem Ambient-Umfeld.

Wenn das Grufties hören, isses ja ok, aber es ist definitiv keine "Gruftie-Musik". :shock:


In The Nursery
Bombed
Anatomy Of A Poet
Blue Lovers
Miracle Of The Rose II
Ascent
The Seventeenth Parallel

Ophelia's Dream
Medley

Arcana
Wings Of Gabriel
Chant Of The Awakening
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« Antwort #38 am: 20 September 2005, 22:37:56 »

Zitat von: "SuperTorus"
Was mich nur wundert: Musik dieser Art hab ich als "Heavenly Voices" kennengelernt (Dead Can Dance, Love Spirals Downwards usw..).


Das 'Heavenly Voices'-Ding war 'ne Marketing-Erfindung des Hyperium-Labels. Was dort zusammengefasst wurde, beinhaltete sicherlich mehr Gitarrenmusik als Klassik. In Prinzip wurden da nur Sachen zusammengekramt, bei denen 'ne Frau 'singt'.

...und ob das meiste davon wirklich "Heavenly Voices" war...naja... :P
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« Antwort #39 am: 21 September 2005, 12:47:09 »

Zitat
Zitat

Igor Stravinsky, Paul Hindemith, Sergei Prokofiev and Béla Bartók are usually listed as the most important composers in this mode, but also the prolific Darius Milhaud and his contemporary Francis Poulenc (...)


Ja Scheiße, wenn Stravinsky nicht viel damit zu tun hat, warum wird er dann sogar als erster in der Liste aufgeführt?


In dem Artikel steht auch:

Neoclassicism was instigated by Igor Stravinsky, according to himself, but attributed by others to composers including Ferruccio Busoni (who wrote "Junge Klassizität" or "New Classicality" in 1920), Sergei Prokofiev, Maurice Ravel, and others.

Letztlich handelt es sich um eine Art Gemeinschaftsidee, die im Französischen "Group des Six"-Kreis entstanden ist, Stravinsky hatte dabei einen großen Anteil, keine Frage. Er hat allerdings, darum ging es mir, nicht nur neoklassische Musik geschrieben, sondern seinen Stil weiterentwickelt, verschiedenste Dinge ausprobiert (auch Jazz und Zwölftonmusik). Was für ihn nur eine Phase war, war für die anderen Grundlage für alle weiteren Werke.
Wichtig finde ich auch, dass Stravinsky viel mehr mit Zitaten arbeitet als die anderen, die Musik "als ob" schreiben.
Angeregt, und das scheint mir abschließend das Allerwichtigste, wurde der Neo-Klassizismus aber nicht von einem Komponisten, sondern von einem Schriftsteller, Theatermacher und später auch Filmregisseur: Jean Cocteau.


Der Begriff Neo-Klassizismus ist wie alle musikalischen Stilbezeichnungen ein unscharfer. Wenn man sich die Entwicklung genau ansieht, fängt sie sowieso viel früher an. Mendelssohn betreibt auch eine Art Klassizismus in seiner Anknüpfung an Bach, Louis Spohr mit Mozart. Und ohne Ravel und seine barocken Rückgriffe kein Stravinsky und keine "Group des Six".

Im 19. Jahrhundert übernimmt der Bürger das Musikleben, gleichzeitig wird die Vergangenheit (auch weil sie einfacher strukturierte Musik liefert) wiederbelebt. Um 1900 liegt dann bereits ein großer musikhistorischer Fundus vor, aus dem sich zu bedienen dann Mode wurde.
Das lag alles schon längst in der Luft, weil die Entwicklungen immer komplexer geworden waren. Man suchte nach Klarheit. Schönberg fand sie in der Atonalität. Andere in Neo-Klassizistischen Strömungen.
Letztlich liegen bereits hier die Wurzeln der Postmoderne als Gegenentwurf zur Moderne. Mahler und Ives arbeiteten schon mit Zeichen und Sphären.

Wie der Bürger die Hochkultur des Adels übernehmen wollte, hat nach dem 2. Weltkrieg die Unterhaltungsmusik die musikalische Hochkultur geentert und daraus eine eigene Leitkultur geschaffen.

Hier kommen wir zum interessanten Punkt:
Die schwarze "Neoklassik" hingegen scheint mir eher umgekehrt die Suche nach Komplexität und größeren Formen zu sein, Mittel zum Zweck ist hier die Retrospektive ins 19. Jahrhundert. Die Grenze wird rückwärts überschritten.
Die Rückwärtsgewandtheit der frühen Schwarzen Szene scheint dies begünstigt zu haben.
Wenn aber die Komplexität steigt (und damit die Tanzbarkeit verringert wird) wird die Musik abgelehnt.
Das mag wohl erklären, warum dieser Stil nie sehr verbreitet war. Im Norden scheint generell, auch früher, eher der geradlinige Stil vorgeherrscht zu haben.
Durch die Zurückdrängung der Neoklassik in den 90ern ist auch die Möglichkeit für die jungen Gruftis geschwunden, diese Musik kennenzulernen. Stattdessen drang eine Modernistische Musik ein: Techno und Industrial (dessen Wurzeln im Futurismus des frühen 20. Jh. liegen, damals aus technischen Gründen aber nicht weiterentwickelt werden konnten).
Ich kann mich noch gut erinnern, dass "Stoa" und "In the Nursery" gespielt wurden, das ist allerdings auch schon länger her.
In den frühen 90ern gab es auch andere Retro-Bewegungen: das Mittelalter wurde wiederbelebt und lebt bis heute in Form von LARPern und musikalischem Umkreis fort.

Wir sprechen hier aber immer noch von unterhaltungsmusikalischen Strömungen. Letztlich bestimmt immer noch der kleine Kreis der "E-Musiker" mit Verzögerung die wichtigsten U-Musik-Revolutionen.
Die letzte, der Techno, ist nichts anderes als die Übertragung der Minimal-Music in die Tanzhalle, mit elektronisch vorproduzierten Patterns. Nicht zufällig gab es ein Techno-Remix-Album mit Musik von Steve Reich.

Andere kleben immer noch am Bluesschema des Rock'n'Roll, das sie um einige Akkorde erweitert (oder verkürzt) haben...
Achja: Deep Purple haben in ihrer Frühzeit versucht, komplexe Klassische Formen in den Rock'n'Roll zu tragen.
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« Antwort #40 am: 22 September 2005, 00:50:42 »

Au wei, mit dir könnte man ganze Bücher verfassen.  :wink:

Das, was unter Neoklassik zusammengefasst wird, ist vielleicht gar nicht so einfach unter einen Hut zu bringen. Wenn man zum Beispiel die Schnipsel zu Arcana anhört, fällt einem eine gewisse Art von "mittelalterlichem Bombast" auf. Das heißt, die Neoklassik bedient sich in Prinzip sämtlicher Formen klassischer Musik - ohne Rücksicht auf zeitliche Zuordnungen - und würfelt sie kräftig durch, was den Nebeneffekt hat, dass sie wesentlich frischer und weniger festgefahren wirkt.

Ich würde das auch nicht unbedingt als Phänomen der Schwarzen Szene bezeichnen, ich glaube z.B. nicht, dass sich Dead Can Dance oder In The Nursery je als Teil der Schwarzen Szene sahen, Stoa sicherlich auch nicht. Und wenn ich mir frühe Interviews von Love Is Colder Than Death zu Gemüte führe, stelle ich ebenfalls fest, dass sie sich nie dazuzählten. Im Gegenteil, sie waren mehr als überrascht, als da so seltsam schwarz gekleidete Gestalten vor der Bühne standen. Für kulturbewusste Goths ist derartige Musik natürlich ein Magnet.  8)
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Trakl

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« Antwort #41 am: 22 September 2005, 14:21:37 »

Zu welcher Szene eine Band gehört, entscheidet ja wohl immer noch die Szene, nicht die Band  8)

Wo kämen wir denn da hin...
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