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Autor Thema: USA wollen Truppen zurückziehen.  (Gelesen 2157 mal)

Der Uhu

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USA wollen Truppen zurückziehen.
« am: 01 August 2005, 23:37:55 »

Wie die Welt unter Berufung auf die "Newsweek" meldet planen die USA, ihre Truppen im Irak bis Ende 2006 Stufenweise drastisch zu reduzieren.

Hier der Link.

Jetzt ist nur die Frage, was danach kommt. Ist denn der Irak eigentlich stabil genug, um alleine gelassen zu werden? Kann die irakische Regierung die Probleme lösen und sind die ethnischen Konflikte innerhalb des Irak nicht ausgeprägt und die Gräben vertieft, dass man sich nichts anderes vorstellen kann, als den Kollaps der Nation?
Hm, einerseits sind die Irakis ziemlich weit gekommen in Sachen Demokratie und auch die benachbarten Staaten bewegen sich langsam in Richtung Demokratie. Jedenfalls machen viele arabische Staaten so eine Art Demokratisierungsprozess molemstyle durch. Syrien, Ägypten, Saudi-Arabien, Marokko, Palestina und Jordanien; überall blühen hier und da zarte Blüten von Demokratie.
Andererseits nimmt die Situation im Irak immer mehr bürgerkriegsähnliche Züge an.

Was bringt da wohl die Zukunft? Was meint ihr dazu?
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phaylon

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USA wollen Truppen zurückziehen.
« Antwort #1 am: 01 August 2005, 23:40:05 »

Mal zynisch gedacht: Nach Ablauf des Ultimatums wird dort entweder ein Ölvertrag oder ein großes Loch zurückbleiben :)
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Improvisation ist ein wichtiger Faktor in jeder funktionalen Ideologie.

colourize

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Re: USA wollen Truppen zurückziehen.
« Antwort #2 am: 02 August 2005, 21:43:33 »

Zitat von: "Der Uhu"
Was bringt da wohl die Zukunft? Was meint ihr dazu?

Die Zukunft sieht da düster aus.

Fakt ist, dass die USA nach Vietnam, Somalia und Afghanistan mal wieder einen Krieg begonnen haben, den sie nicht gewinnen können. Die Irakis verhalten sich halt nicht so wie das preußische Deutschland, das obrigkeitshörig nach der Kapitulation 1945 dann eben den neuen statt den alten Machthabern im Land gehorcht hat.

Was die Zukunft bringen wird, ist klar: Die US-Gesellschaft wird auf Dauer nicht bis zum Sanktnimmerleinstag Steuern und Menschen für die Iraker opfern wollen. Und nur solange GIs im Irak stationiert sind, wird auch über Bombenopfer berichtet werden.

Ich denke, zukünftig werden nur die Hauptstadt und die strategisch wichtigen Punkte (v.a. der Zugang zu den Ölquellen) von US-treuen und US-finanzierten Söldnertruppen ("Irakische Polizei") kontrolliert werden. Die Kontrollfunktion über diese Truppen wird die CIA übernehmen. In Kabul wird ein dem christlichen Abendland freundliches, ebenfalls US-finanziertes und demokratisch legitimiertes pseudoparlamentarisches Regime installiert (hamm wir ja schon). Der Rest des Landes ist egal, solange kein Warlord zu mächtig wird. Solange sich Sunniten, Schiiten und Kurden gegenseitig niedermetzeln kommen die auch nicht auf die Idee, in Kabul einzumaschieren.
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Thomas

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USA wollen Truppen zurückziehen.
« Antwort #3 am: 03 August 2005, 09:47:48 »

Zitat
Die Irakis verhalten sich halt nicht so wie das preußische Deutschland, das obrigkeitshörig nach der Kapitulation 1945 dann eben den neuen statt den alten Machthabern im Land gehorcht hat.

Nur kapieren die Doofbratzen im Irak leider nicht, das das für sie und den Rest der Welt wesentlich besser wäre  :roll:
Dann ist die Regierung im Irak halt amerikafreundlich gesinnt, so what ?

Dieses dusselige "Bloß nicht einer Fremden Macht einen deut Einfluß gewähren"-Gehabe wird dafür sorgen, das die engstirnigen Typen dort unten auch in x Jahre noch so vor sich hinvegetieren.

Ich verliere mit diesen Hinterwäldlern echt langsam die Geduld.Die Amis versuchen Händeringend, im irak Irakisches Militär, Irakische Polizei und eine Irakische Regierung aufzubauen und ein paar verblendete Spacken Bomben jeden tag dagegen an.

Die Amis würde das Feld da lieber gestern als heute räumen, aber das ist Aufgrund er dauernden Anschläge ja leider nicht möglich.

Was ist schlimmer : Der jetzige Zustand, oder Frieden mit einer einigermaßen demokratisch gesinnten Regierung, langsam anlaufender Wirtschaft und einen gwissen Einfluß der USA ?
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USA wollen Truppen zurückziehen.
« Antwort #4 am: 03 August 2005, 10:06:07 »

Thomas, da verkennst Du aber dann doch ein wenig die Lage.
Erstens: Demokratie KENNEN sie dort überhaupt nicht. Die hatten sie noch nie, im Gegensatz zu Deutschland damals. Die einzelnen Stämme haben dort Tradition. Dass sie sich gegenseitig bekriegen (leider) auch. Da jetzt einfach mal so mir nix-dir nix ne Demokratie, auch noch nach amerikanischem Vorbild, draus zu basteln ist vergebene Liebesmüh`.
Besser wäre m.E., die Stämme ihre Regierungsform weitgehend selbstständig zusammenstellen zu lassen. So ist die Chance am größten, dass mehr Ruhe ins Land einkehrt. Wirklichen Frieden wird es dort wohl niemals geben, dazu sind es die Leute vor Ort zu sehr gewohnt, mit Gewalt ihre Ziele zu erreichen. Nachdem sich die USA durch einen Krieg Einfluss gesichert haben, ist diese Ansicht, dass besser auf gewalttätigem Weg Politik gemacht wird, sicher noch angesehener als vorher.

Die Anschläge sind zudem ein -aus ihrer Sicht- Signal, dass sich die Amis gefälligst wieder zu verpissen haben. Die bomben nicht ihr eigenes Volk weg weil sie es nicht mögen, sondern weil sie von den Amis die Nase voll haben und ihnen so lange Steine in den Weg legen, solange die Truppen nicht den Weg nach Hause antreten.
So doof ist aus ihrer Perspektive diese Ansicht auch gar nicht: Man stelle sich vor, alle hätten die Füße still gehalten. Was wäre passiert? Ok, die Truppen wären schnell wieder abgezogen worden. Aber die USA hätten überall ihre Finger im Spiel und könnten sich als Besatzungsmacht ordentlich breitmachen. Der Irak hat nicht die Möglichkeiten die damals Deutschland hatte, um eine so starke Wirtschaftskraft anzukurbeln, um später auf eigenen Beinen zu stehen uns letztlich (fast) nicht mehr abhängig von ihrem ehemaligen Besatzer zu sein. Jetzt sich nicht dagegen wehren hiesse auf ewig abhängig von den USA zu sein - und das ist das letzte, was die Irakis wollen.

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Zitat
Dann ist die Regierung im Irak halt amerikafreundlich gesinnt, so what ?

mal denen. Das wäre etwa gleichbedeutend wenn, sagen wir mal, der Iran mit uns einen Krieg anfängt, gewinnt und danach dann sagt: "Dann ist Deutschland halt islamfreundlich gesinnt, so what?"
Der Irak hat mit den Werten Amerikas nichts, aber auch wirklich gar nichts zu tun. Daß sie sich diese nun auch nicht einfach so aufdrücken lassen ist -bei aller Trauer über die täglichen Opfer- durchaus nachvollziehbar.
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USA wollen Truppen zurückziehen.
« Antwort #5 am: 03 August 2005, 10:13:03 »

meine politisch unkorrekte Gedanke ist, dass manche Mentalitäten sich enfach mit Demokratie nicht vertragen.

Sie kennen es nicht, sie wollen es auch nicht - und da kann man auch nichts machen.
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Thomas

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USA wollen Truppen zurückziehen.
« Antwort #6 am: 03 August 2005, 10:52:25 »

Zitat
meine politisch unkorrekt Gdanke ist, dass manche Mentalitäten sich enfach mit Demokratie nicht vertragen.

Sie kennen es nicht, sie wollen es auch nicht - und da kann man auch nichts machen.


Zitat
Der Irak hat mit den Werten Amerikas nichts, aber auch wirklich gar nichts zu tun. Daß sie sich diese nun auch nicht einfach so aufdrücken lassen ist -bei aller Trauer über die täglichen Opfer- durchaus nachvollziehbar.

Stimmt beides.Nur sind das Aussagen,bei denen ich manchmal der Ansicht bin, das man Menschen u.U. auch mal zu ihrem Glück zwingen muß.

Die Aussage "Sie kennen es nicht, sie wollen es nicht, also lassen wir sie damit einfach in Ruhe" zählt nicht, da wir (der Westen) wohl kaum gewollt sind, Dinge, wie sie z.B. gerade in einem anderen Tread an Saudi Arabien bemängelt wurden, einfach als kulturell gegeben hinzunehmen.

Die westliche Demokratie ist für mich nunmal das einzig auf Dauer akzeptable politische System.Zumindest, bis jemand ein besseres erfindet.

Die westliche Welt war ja auch nicht von "Geburt" an ein demokratisches Gebilde, sondern hat in langen Wirren erst dorthin gefunden.Oder seid ihr der Ansicht, das mittelalterliche Ständestrukturen oder die NS-Diktatur doch das bessere System bildeten ? Wärend letzterer waren mit sicherheit eine menge Menschen davon überzeugt, das das aktuelle politische System das beste ist.Ich bin froh, das die alliierten den Krieg gewannen und die in den Jahren folgende Entwicklung sie vom Gegenteil überzeugte.

Wir können nun natürlich noch ein paar Jahrhunderte darauf warten und hoffen, das sich der nahe Osten von alleine zu einer zivilisierten Region wandelt, aber ich habe auch nichts gegen ein bischen Einflußnahme, um das ganze zu beschleunigen.
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