Pier Paolo Pasolini ermordetEiner der meistdiskutierten Filmregisseure Italiens wurde am 1. November 1975 unter ungeklärten Umständen ermordet. Pier Paolo Pasolini war wegen seiner kompromisslosen und ideologischen Position einer der provozierendsten Vertreter der italienischen Literatur- und Filmszene der Nachkriegszeit.Bevor er 1961 als Filmregisseur in Erscheinung trat, war Pasolini als Drehbuchautor für Fellini und Bolognini tätig.Kurz nach der Premiere seines provozierenden Films «120 Tage von Sodom« wurde er von einem Unbekannten erstochen.
Die 120 Tage von Sodom ist ein Spielfilm des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1975. Der Film basiert auf dem Buch Die 120 Tage von Sodom von Marquis de Sade.Der Film ist in der „Italienischen Sozialrepublik“, der sogenannten Republik von Salò, angesiedelt, einem faschistischen Marionettenstaat im von Nazideutschland besetzten Norditalien. Vertreter des untergehenden Regimes, die als moralisch und sexuell verkommen beschrieben werden, setzen Angehörige des Widerstands mit Waffengewalt in einem Anwesen gefangen. Die Behandlung der Gefangenen steigt in Extreme an, so bekommen sie Kot zu essen und werden wie Tiere an der Leine geführt. Am Ende werden sie von den Schergen der Faschisten brutal ermordet.In der Erzählstruktur lehnte sich Pasolini an Dantes Inferno an: Der Film ist in drei Segmente geteilt, die Höllenkreise der Leidenschaft, der Scheiße und des Blutes, von denen aus Parallelen zur Vorhölle der Göttlichen Komödie gezogen werden können.Der Film gilt bis heute als eines der umstrittensten Werke der Filmgeschichte. Wegen seiner offenen Darstellung von Vergewaltigung, Folter und Mord wurde der Film in vielen Ländern indiziert. In Deutschland kam erst 2003, 28 Jahre nach der Entstehung des Films, eine ungekürzte Fassung in die Kinos.
@phaylon: war ja klar, das dein Reizthema #1 da wieder auftaucht. ;)
Zitat von: "toxic_garden"@phaylon: war ja klar, das dein Reizthema #1 da wieder auftaucht. Ich seh das ja eigentlich mehr als Hobby
@phaylon: war ja klar, das dein Reizthema #1 da wieder auftaucht.
... natürlich nicht ohne nebenbei eine Normalitäts-Vorstellung mitzuliefern, wie Sexualität zu sein hat.
Zitat von: "colourize"... natürlich nicht ohne nebenbei eine Normalitäts-Vorstellung mitzuliefern, wie Sexualität zu sein hat.Na dann spuck's mal aus, wie hat denn Sexualität für mich zu sein?
Wenn manche Leute sowas -bzw. überhaupt etwas- brauchen, um was auch immer zu erreichen, bitte
Auf der anderen Seite haben wir die Darstellung in dem Essay, die auf die gelinde gesagt reichlich gewagte Verschiebung von grausamsten Realsadismus auf erotischen Sadismus und auf die Gefahr der medialen und sexualüberlagerten Ausschlachtung solch sensibler Geschichtskapitel und Themen hinweist.Ich halte dieses Film-Grenre in der Tat für äußerst problematisch. Provoziert es einerseits die Auseinandersetzung mit der Macht der Verführung, die in diesem Falle wohl in einen stark sexuellen Kontext gehoben wurde, obgleich dies vielleicht gar nicht mal so sehr auf Sexualität zu beziehen ist, sondern auf die Verführung durch politische Macht, und die Gefahren, durch welche diese in unserem Unterbewusstein nagende Wünsche sprießen lässt.Auf das Vorherrschen spezifischer Werte-und Normvorstellungen und deren blinde und auch gezwungener Bejahung, da sich der Normalsterblicher nicht der Süße der Verführung durch Macht entziehen kann (zum Beispiel das Frauenbild, sowie die Stellung der Frau aber auch des Mannes innerhalb der Gesellschaft, Obrigkeithörigkeit, Werte-Internalisierung durch Sozialisation usw.). So meine Theorie dazu. Sieht man das Aufkommen dieser Filme zudem noch vor den aktuellen Hintergründen des Zeitgeschehens, ergibt sich zudem ein weiterer Sinn (s.o.)durch die Kanalisierung der historischen Inhalte und Verschiebungen in einen sexuell dominierten Kontext.Andererseits sei auch nicht zu verachten, dass dieses Film-Genre eine äußerst geschmacklose und rücksichtlose Verwurstung des Themas zum Besten gibt, das den Opfern und dem Wertesystem des europäischen Bürgers mehr als aufzustoßen scheint -so könnte man auch argumentieren – und, zweifellos, einen extrem problematischen Umgang mit solchen Themen publiziert. So liegt auch der Verdacht der Sensationsheischerei, die sich in diesem Ouevre bereits unter der Gürtellinie des schlechten Geschmackes bewegt, reichlich nahe.Schwierig – sollte da noch eine Entscheidungsmöglichkeit bestehen, sollten diese Filme aus meiner Sicht nicht dergestalt veröffentlicht werden, als dass sie beispielsweise in einem leicht zugänglichen Massenmedium wie dem Fernsehen gesendet werden. Jeder sollte selbst entscheiden können, ob er sich dergestalt damit konfrontieren möchte, oder nicht. Dennoch: die Kunst ist frei.Aber wo lassen sich da die Grenzen ziehen?Wo endet die Kunst, und wo beginnt die Geschmacklosigkeit.
So genau weiss ich das nicht, aber Normalitätsvorstellungen können sich ja auch darin ausdrücken, wie etwas nicht sein sollte:Zitat von: "phaylon"Wenn manche Leute sowas -bzw. überhaupt etwas- brauchen, um was auch immer zu erreichen, bitte :)
Wenn manche Leute sowas -bzw. überhaupt etwas- brauchen, um was auch immer zu erreichen, bitte :)
in wie fern eine "Entpolitisierung und Enthistorisierung des Phänomens Nationalsozialismus" durch die sadomasochistische Ausschlachtung dieses Themas ein für Euch tolerierbarer Weg ist.