Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Nazi Exploitation  (Gelesen 4706 mal)

toxic_garden

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Nazi Exploitation
« Antwort #15 am: 20 Juli 2005, 16:01:26 »

@phaylon: war ja klar, das dein Reizthema #1 da wieder auftaucht. ;)

@Transmission: Das man sich über bestimmte Wertvorstellungen einig ist, bedeutet aber noch lange nicht, das bestimmte Themen tabuisiert werden müssen, die mit diesen Vorstellungen nicht konform gehen, oder?

@Uhu: der Spruch auf dem Bild besagt:"mit den europäischen Kameraden unter dem Zeichen der SS wirst du siegen".
Wenn mich mein mieses Schul-Französisch nicht im Stich lässt. ;)

@Topic: Schwieriges Thema. An sich finde ich Tabubrüche in jeglicher Form toll. Auf der anderen Seite merken manche Menschen einfach nicht, wann aus einer Provokation durch übermäßigen Gebrauch eine Gewohnheit wird. Und eine schleichende Gewöhnung an die Verwendung von solchen Symbolen etc. ist sicherlich das letzte, was man möchte. Von daher würde ich sagen: in Maßen geniessen, nicht zu sehr und zu oft nach aussen tragen, dann ist das schon ok. :)
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Lilyanar

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Nazi Exploitation
« Antwort #16 am: 20 Juli 2005, 17:23:19 »

Ich habe bisher keinen „Naziploitation-Film“ gesehen, daher kann ich mich nur auf die Informationen in dem Essay, sowie auf ein paar von mir gefundenen Informationen stützen.

Um meine Vermutungen zu untermauern, habe ich im Internet ein paar Informationen zu einem in dem Essay genannten Regisseur -  Pier Paolo Pasolini -  gesucht.

Hier vielleicht etwas interessantes  vorab zu Pasolini:

Zitat
Pier Paolo Pasolini ermordet
Einer der meistdiskutierten Filmregisseure Italiens wurde am 1. November 1975 unter ungeklärten Umständen ermordet. Pier Paolo Pasolini war wegen seiner kompromisslosen und ideologischen Position einer der provozierendsten Vertreter der italienischen Literatur- und Filmszene der Nachkriegszeit.
Bevor er 1961 als Filmregisseur in Erscheinung trat, war Pasolini als Drehbuchautor für Fellini und Bolognini tätig.Kurz nach der Premiere seines provozierenden Films «120 Tage von Sodom« wurde er von einem Unbekannten erstochen.

Quelle:
http://www.sfgb-b.ch/d/4/tgprojekt/70erJahre_26_8/html/6_geschichte/ge_1975_themen.html
Ein paar Informationen zu seinem Film „Die 120 Tage von Sodom“:
Zitat
Die 120 Tage von Sodom ist ein Spielfilm des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1975. Der Film basiert auf dem Buch Die 120 Tage von Sodom von Marquis de Sade.

Der Film ist in der „Italienischen Sozialrepublik“, der sogenannten Republik von Salò, angesiedelt, einem faschistischen Marionettenstaat im von Nazideutschland besetzten Norditalien. Vertreter des untergehenden Regimes, die als moralisch und sexuell verkommen beschrieben werden, setzen Angehörige des Widerstands mit Waffengewalt in einem Anwesen gefangen. Die Behandlung der Gefangenen steigt in Extreme an, so bekommen sie Kot zu essen und werden wie Tiere an der Leine geführt. Am Ende werden sie von den Schergen der Faschisten brutal ermordet.

In der Erzählstruktur lehnte sich Pasolini an Dantes Inferno an: Der Film ist in drei Segmente geteilt, die Höllenkreise der Leidenschaft, der Scheiße und des Blutes, von denen aus Parallelen zur Vorhölle der Göttlichen Komödie gezogen werden können.

Der Film gilt bis heute als eines der umstrittensten Werke der Filmgeschichte. Wegen seiner offenen Darstellung von Vergewaltigung, Folter und Mord wurde der Film in vielen Ländern indiziert. In Deutschland kam erst 2003, 28 Jahre nach der Entstehung des Films, eine ungekürzte Fassung in die Kinos.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Die_120_Tage_von_Sodom_%28Film%29

Auch diesen Film habe ich nicht gesehen – aber dennoch bin ich gerade in der Stimmung, Niemandem meine Spekulations-Kekse vorenthalten. 
Die 70er waren von vielen umbruchartigen Tendenzen geprägt. Meine Vermutung: die Filme provozieren nicht nur eine gewagte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, der Hegemonie des Nationalsozialismus, die die dunklen, unkontrollierbaren Wege der Verführungsmöglichkeiten auf unterschiedlichsten Ebenen aufzeigt und damit einen möglichen Erklärungsversuch für das Entstehen einer reibungslos funktionierenden Todesmaschinerie, in dem jedes Rädchen bis zur Perfektion zugespitzt aufeinander abgestimmt und eingespielt ist und sich mitdreht.  
Darüber hinaus provozieren sie zudem auch eine Auseinandersetzung mit gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen und Fragestellungen, die auch auf das Aufkommen des Feminismus und der erstmals auch öffentlichen Organisierung der Schwulenbewegung anspielt.
  Geschichte der Homosexuellenbewegung 1970-79
Es werden die unterschiedlichsten Norm- und Wertvorstellungen radikal in Frage gestellt.
Und nein, damit will ich das diesbezügliche Filmgenre keinefalls glorifizieren, obgleich ich zugeben muss, dass mich diese Art von Gilmgenre unter einem speziellen Aspekt betrachtet sogar reizt.
Auf der anderen Seite haben wir die Darstellung in dem Essay, die auf die gelinde gesagt reichlich gewagte Verschiebung von grausamsten Realsadismus auf erotischen Sadismus und auf die Gefahr der medialen und sexualüberlagerten Ausschlachtung solch sensibler Geschichtskapitel und Themen hinweist.
Ich halte dieses Film-Grenre in der Tat für äußerst problematisch. Provoziert es einerseits die Auseinandersetzung mit der Macht der Verführung, die in diesem Falle wohl in einen stark sexuellen Kontext gehoben wurde, obgleich dies vielleicht gar nicht mal so sehr auf Sexualität zu beziehen ist, sondern auf die Verführung durch politische Macht, und die Gefahren, durch welche diese in unserem Unterbewusstein nagende Wünsche sprießen lässt.
Auf das Vorherrschen spezifischer Werte-und Normvorstellungen und deren blinde und auch gezwungener Bejahung, da sich der Normalsterblicher nicht der Süße der Verführung durch Macht entziehen kann (zum Beispiel das Frauenbild, sowie die Stellung der Frau aber auch des Mannes innerhalb der Gesellschaft, Obrigkeithörigkeit, Werte-Internalisierung durch Sozialisation usw.). So meine Theorie dazu. Sieht man das Aufkommen dieser Filme zudem noch vor den aktuellen Hintergründen des Zeitgeschehens, ergibt sich zudem ein weiterer Sinn (s.o.)durch die Kanalisierung der historischen Inhalte und Verschiebungen in einen sexuell dominierten Kontext.
Andererseits sei auch nicht zu verachten, dass dieses Film-Genre eine äußerst geschmacklose und rücksichtlose Verwurstung des Themas zum Besten gibt, das den Opfern und dem Wertesystem des europäischen Bürgers mehr als aufzustoßen scheint  -so könnte man auch argumentieren – und, zweifellos, einen extrem problematischen Umgang mit solchen Themen publiziert. So liegt auch der Verdacht der Sensationsheischerei, die sich in diesem Ouevre bereits unter der Gürtellinie des schlechten Geschmackes bewegt, reichlich nahe.
Schwierig – sollte da noch eine Entscheidungsmöglichkeit bestehen, sollten diese Filme aus meiner Sicht nicht dergestalt veröffentlicht werden, als dass sie beispielsweise in einem leicht zugänglichen Massenmedium wie dem Fernsehen gesendet werden. Jeder sollte selbst entscheiden können, ob er sich dergestalt damit konfrontieren möchte, oder nicht. Dennoch: die Kunst ist frei.
Aber wo lassen sich da die Grenzen ziehen?
 Wo endet die Kunst, und wo beginnt die Geschmacklosigkeit. Und darf Kunst geschmacklos sein? 8)


OT: Uhu, der Text auf dem Plakat bedeutet übersetzt soviel wie: „Mit  deinen europäischen Kameraden wirst du unter dem Zeichen der SS  siegen“

Edit: Hups, da ist mir Toxic bereits zuvor gekommen (Übersetzung)-gerade erst gesehen
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phaylon

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Nazi Exploitation
« Antwort #17 am: 20 Juli 2005, 18:01:35 »

Zitat von: "toxic_garden"
@phaylon: war ja klar, das dein Reizthema #1 da wieder auftaucht. ;)

Ich seh das ja eigentlich mehr als Hobby ;)
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colourize

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Nazi Exploitation
« Antwort #18 am: 20 Juli 2005, 18:06:28 »

Zitat von: "phaylon"
Zitat von: "toxic_garden"
@phaylon: war ja klar, das dein Reizthema #1 da wieder auftaucht. ;)

Ich seh das ja eigentlich mehr als Hobby ;)

... natürlich nicht ohne nebenbei eine Normalitäts-Vorstellung mitzuliefern, wie Sexualität zu sein hat.
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phaylon

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Nazi Exploitation
« Antwort #19 am: 20 Juli 2005, 18:12:43 »

Zitat von: "colourize"
... natürlich nicht ohne nebenbei eine Normalitäts-Vorstellung mitzuliefern, wie Sexualität zu sein hat.

Na dann spuck's mal aus, wie hat denn Sexualität für mich zu sein?
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Lilyanar

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Nazi Exploitation
« Antwort #20 am: 20 Juli 2005, 18:17:38 »

Popcorn und Cola! Schnell!  :P
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colourize

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Nazi Exploitation
« Antwort #21 am: 20 Juli 2005, 18:17:48 »

Zitat von: "phaylon"
Zitat von: "colourize"
... natürlich nicht ohne nebenbei eine Normalitäts-Vorstellung mitzuliefern, wie Sexualität zu sein hat.

Na dann spuck's mal aus, wie hat denn Sexualität für mich zu sein?

So genau weiss ich das nicht, aber Normalitätsvorstellungen können sich ja auch darin ausdrücken, wie etwas nicht sein sollte:
Zitat von: "phaylon"
Wenn manche Leute sowas -bzw. überhaupt etwas- brauchen, um was auch immer zu erreichen, bitte :)
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Kallisti

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Nazi Exploitation
« Antwort #22 am: 20 Juli 2005, 18:27:28 »

Kenne die genannten Filme auch nicht, habe den Essay nicht bis ganz zum Schluss gelesen, aber es ist wohl sowieso schon klar, dass ich

1. mit gezeigten Eierstockoperationen, Folterszenen, Kannibalismus
sexuell nichts anfangen kann

2. Uniformen schlicht nicht ästhetisch und auch nicht erotisch (ansprechend...) finde

3. mit solch "gesteigerter" - überzogener?!- Form von "Dominanz und Unterwerfung" ebenfalls nichts anzufangen weiß bzw. es mich nicht neugierig macht und nicht "reizt"


Weiß nicht, ob ich Lilyanar richtig verstanden habe, aber kann mich dem (s.u.) doch anschließen, denke ich:


Zitat
Auf der anderen Seite haben wir die Darstellung in dem Essay, die auf die gelinde gesagt reichlich gewagte Verschiebung von grausamsten Realsadismus auf erotischen Sadismus und auf die Gefahr der medialen und sexualüberlagerten Ausschlachtung solch sensibler Geschichtskapitel und Themen hinweist.
Ich halte dieses Film-Grenre in der Tat für äußerst problematisch. Provoziert es einerseits die Auseinandersetzung mit der Macht der Verführung, die in diesem Falle wohl in einen stark sexuellen Kontext gehoben wurde, obgleich dies vielleicht gar nicht mal so sehr auf Sexualität zu beziehen ist, sondern auf die Verführung durch politische Macht, und die Gefahren, durch welche diese in unserem Unterbewusstein nagende Wünsche sprießen lässt.
Auf das Vorherrschen spezifischer Werte-und Normvorstellungen und deren blinde und auch gezwungener Bejahung, da sich der Normalsterblicher nicht der Süße der Verführung durch Macht entziehen kann (zum Beispiel das Frauenbild, sowie die Stellung der Frau aber auch des Mannes innerhalb der Gesellschaft, Obrigkeithörigkeit, Werte-Internalisierung durch Sozialisation usw.). So meine Theorie dazu. Sieht man das Aufkommen dieser Filme zudem noch vor den aktuellen Hintergründen des Zeitgeschehens, ergibt sich zudem ein weiterer Sinn (s.o.)durch die Kanalisierung der historischen Inhalte und Verschiebungen in einen sexuell dominierten Kontext.
Andererseits sei auch nicht zu verachten, dass dieses Film-Genre eine äußerst geschmacklose und rücksichtlose Verwurstung des Themas zum Besten gibt, das den Opfern und dem Wertesystem des europäischen Bürgers mehr als aufzustoßen scheint -so könnte man auch argumentieren – und, zweifellos, einen extrem problematischen Umgang mit solchen Themen publiziert. So liegt auch der Verdacht der Sensationsheischerei, die sich in diesem Ouevre bereits unter der Gürtellinie des schlechten Geschmackes bewegt, reichlich nahe.
Schwierig – sollte da noch eine Entscheidungsmöglichkeit bestehen, sollten diese Filme aus meiner Sicht nicht dergestalt veröffentlicht werden, als dass sie beispielsweise in einem leicht zugänglichen Massenmedium wie dem Fernsehen gesendet werden. Jeder sollte selbst entscheiden können, ob er sich dergestalt damit konfrontieren möchte, oder nicht. Dennoch: die Kunst ist frei.
Aber wo lassen sich da die Grenzen ziehen?
Wo endet die Kunst, und wo beginnt die Geschmacklosigkeit.

(Lilyanar)
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phaylon

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Nazi Exploitation
« Antwort #23 am: 20 Juli 2005, 18:27:38 »

Zitat von: "colourize"
So genau weiss ich das nicht, aber Normalitätsvorstellungen können sich ja auch darin ausdrücken, wie etwas nicht sein sollte:
Zitat von: "phaylon"
Wenn manche Leute sowas -bzw. überhaupt etwas- brauchen, um was auch immer zu erreichen, bitte :)

Da ging's allerdings nicht um die Sexualität, sondern um
Zitat
in wie fern eine "Entpolitisierung und Enthistorisierung des Phänomens Nationalsozialismus" durch die sadomasochistische Ausschlachtung dieses Themas ein für Euch tolerierbarer Weg ist.

Ich hab's dir hilfsweise auch fettgedruckt :o) Wenn du eine Betonung auf "sowas" heraushörst, sei darüber informiert, dass dies Geschriebenes ist. Wenn ich etwas betont haben wollte, hätte ich es getan ;)

Und wenn du darin eine Bewertung sexueller Praktiken siehst, nimm den Zettel vorm Gesicht weg, und nimm dir mal den Typen vor, der ihn da hingehängt hat *scnr*
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colourize

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Nazi Exploitation
« Antwort #24 am: 20 Juli 2005, 18:35:19 »

Ok.. ich hab tatsächlich einen anderen semantischen Bezug in Deinen Satz hineingelesen.
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Fräulein_Krause

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Nazi Exploitation
« Antwort #25 am: 20 Juli 2005, 20:14:14 »

Guten Abend,

ich frage mich ob der Mensch der sich derartige Filme anschaut nicht recht genau zwischen dem Wirklichem Gräul der NS-Diktatur und dem filmischen/ausgedachtem Gräul das in derartigen Filmen gezeigt wird (von denen ich auch keinen kenne).
Die Theorie von Lilyaner bezüglich der umbruchs Tendenzen finde ich sehr interessant.
De Sade schrieb die 120 Tage von während seiner Gefangenschaft in der Bastille (er war einer der Gefangenen der bei dem Sturm auf diese Befreit wurden) also auch in den Zeiten des politischen/gesellschaftlichen Umbruchs.
Auch legt er doch in dem Buch sehr viel wert auf genaue Berechnungen.
Es wird am Ende genauestens dargelegt wieviele Menschen gestorben sind und wieviele Menschen zu welchen Tätigkeiten benutzt wurden.
Diese Art von grausamer Bürokratie taucht meiner Ansicht nach wieder in der Diktatur der Nazis auf.

mit freundlichen Grüßen

Frl. Krause
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