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Autor Thema: "Industrial" - Prima Essay!  (Gelesen 6211 mal)

Kenaz

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"Industrial" - Prima Essay!
« am: 30 Mai 2005, 20:54:54 »

Habe soeben einen überaus famosen Essay zum Thema "Industrial" gelesen, den ich der werten Gemeinde hier - oder wenigstens denjenigen Teilen, die sich dafür interessieren - keineswegs vorenthalten möchte:

"Industrial Culture - Industrial Music (Im selben Wald... 20 Jahre später). Einige Fußnoten zur Anti-Pop-Geschichte."

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kb

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"Industrial" - Prima Essay!
« Antwort #1 am: 30 Mai 2005, 22:23:01 »

Ja, dieser krampfhafte Feuilletonstil ist mir irgendwie auch zu fin-de-siecle. Entweder konkreter Inhalt oder mentale Masturbation, aber beides zusammen geht viel zu oft in die Hose und hinterläßt dort häßliche Flecken. Naja, hauptsache ein paar postmoderne Schöngeyster können sich freuen ;)
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DarkAmbient

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"Industrial" - Prima Essay!
« Antwort #2 am: 30 Mai 2005, 22:34:13 »

Ich hab den Eindruck, dass da massiver eigene Präferenzen hineindiffundiert sind, als die pseudo-deskriptive Form suggeriert.

@syntiq: Ist Kultspeek. Muss man erstmal 10 Jahte Feuilleton lesen oder Kulturwissenschaft studieren, bevor man das alles versteht.
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"Es ist besser etwas zu bereuen, das man getan hat, als etwas zu bereuen, das man nicht getan hat."

toxic_garden

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"Industrial" - Prima Essay!
« Antwort #3 am: 30 Mai 2005, 23:42:15 »

Zitat von: "Industrial-Essay"
Eine quasi doppelt beschädigte Sehnsucht beschwor die Wiederkehr des Verdrängten, suchte in den tabuisierten Schattenzonen von Vernunft und Fortschritt nach sakralen Residuen, nach dem 'part maudit', suchte nach 'rites de passage' zum Archaischen, Vorchristlichen, Okkulten, nach Fetisch und Ritual, nach den 'Blumen des Bösen', nach allem, was durch die aufgeklärte Moderne verpönt war.

wirklich schade, das die an sich doch recht interessanten Inhalte durch eine so aufgedunsene und pseudo-intellektuelle Sprache versaut werden müssen. Bleibt mir doch wieder nichts anderes übrig als abzuwarten, das google irgendwann mal nen Translator dafür programmiert....
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Kenaz

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"Industrial" - Prima Essay!
« Antwort #4 am: 31 Mai 2005, 08:43:38 »

Zitat von: "DarkAmbient"
Ich hab den Eindruck, dass da massiver eigene Präferenzen hineindiffundiert sind, als die pseudo-deskriptive Form suggeriert.

- Das ist ein Essay und keine Reportage. Essays erheben in aller Regel keinen Anspruch auf Objektivität, sondern sind bewußt subjektiv gehalten und insofern von eigenen Präferenzen bestimmt.

Zitat von: "DarkAmbient"
Muss man erstmal 10 Jahte Feuilleton lesen oder Kulturwissenschaft studieren, bevor man das alles versteht.

- Ich lese weder Feuilleton noch habe ich Kulturwissenschaft, und ich versteh's trotzdem. Und Du hast es offenbar ja auch verstanden, wie ich Deinem kritischen Eingangseinwurf entnehme - schließlich will ich Dir ja nicht boshafterweise unterstellen, Du  urteiltest über etwas, das Du von seinem semantischen Gehalt her noch nicht mal kapiert hast ... :wink:

Zitat von: "kB"
Ja, dieser krampfhafte Feuilletonstil ist mir irgendwie auch zu fin-de-siecle. Entweder konkreter Inhalt oder mentale Masturbation, aber beides zusammen geht viel zu oft in die Hose und hinterläßt dort häßliche Flecken.

- In der Sache durchaus richtig, im vorliegenden Fall - wenigstens für mein Dafürhalten - allerdings nicht zutreffend. Würde ich aber eher unter der Rubrik "Geschmacksache" verbuchen.


Ansonsten: Ich persönlich finde den sprachlichen Duktus des Textes weder "pseudo-intellektuell" noch kann ich "Fach/Fremdworte" ausmachen, die im Gesamtzusammenhang keinen Sinn machten. Zugegeben: Er bewegt sich auf sprachlich anspruchsvollem Niveau. - Na und? Ist das verwerflich? Ich wenigstens finde es ganz erfreulich, daß der sprachlichen Verrohung, die allenthalben - und insbesondere im Internet - zu beobachten ist, hin und wieder, da und dort noch etwas entgegengesetzt wird.
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kb

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"Industrial" - Prima Essay!
« Antwort #5 am: 31 Mai 2005, 10:34:19 »

Zitat von: "Kenaz"
Ansonsten: Ich persönlich finde den sprachlichen Duktus des Textes weder "pseudo-intellektuell" noch kann ich "Fach/Fremdworte" ausmachen, die im Gesamtzusammenhang keinen Sinn machten. Zugegeben: Er bewegt sich auf sprachlich anspruchsvollem Niveau. - Na und? Ist das verwerflich? Ich wenigstens finde es ganz erfreulich, daß der sprachlichen Verrohung, die allenthalben - und insbesondere im Internet - zu beobachten ist, hin und wieder, da und dort noch etwas entgegengesetzt wird.


Das ist ja auch kein Wunder bei unserem Freund der großen Worte ;)

Fakt ist jedoch, dass der Schreibstil in diesem Fall erheblich erschwert. Eine schöne Variante des "Feuilleton-Bullshit-O-Meters" ist, einfach mal ein paar der benutzten Wörter z.B. Google zu fressen zu geben und nachzusehen, wie viele davon exakt einen Treffer ergeben. Ergebnis: In dem obigen Text sind das EINIGE. Und so sehr ein Wort wie "Distinktionsradikalismus" eine Sache auf den Punkt bringt, für die man sonst mindestens einen ganzen Satz gebraucht hätte - es bremst. Es läßt einen kurz innehalten, macht den Inhalt schwer verdaulich, bringt die Augen aus dem Takt und verdirbt dabei den Lesespaß und damit die Bereitschaft, sich mit dem eigentlichen Inhalt zu beschäftigen. Ist das Intention? Wird hier eine schwache argumentative Basis so lange verschnörkelt, bis sie unglaublich toll und wichtig aussieht? Freut sich einfach jemand gerne seiner linguistischen Profizienz? Oder sind wir doch nur Sklaven unserer eigenen Kulturhistorie, darauf konditioniert, dass einfache Worte nur einfache Wahrheiten transportieren?

Ein paar Dinge einfach mal so auszudrücken, wie sie im Gehirn entstehen, und sie nicht zwanghaft so sehr komprimieren zu müssen, dass es eine unangenehme Hürde für diejenigen darstellt, die nicht schon x Jahre Erfahrung im Entschlüsseln dieses Codes haben - ist das denn wirklich zuviel verlangt?
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Kenaz

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"Industrial" - Prima Essay!
« Antwort #6 am: 31 Mai 2005, 12:15:31 »

@ kB

Es ist ein Irrglaube, der nicht zuletzt auf das heute für völlig selbstverständlich gehaltene Egalitäts-Gefasel zurückzuführen ist, daß sich das, was in seiner Entwicklung ein höheres Niveau realisiert – und naturgemäß weniger häufig auftritt -, dem zu beugen hätte, was sich auf niedrigerem Entwicklungsniveau befindet – und naturgemäß bedeutend zahlreicher auftritt. Dies führt zu einer schleichenden Vermittelmäßigung all jener Bereiche, in denen sich das fragliche Dogma durchsetzt, im vorliegenden Fall der Sprache. – Typische Symptomatik: Anstatt sich am komprimierten semantischen Gehalt eines Wortes wie "Distinktionsradikalismus" zu erfreuen, der sich überdies jedem geduldigen Leser erschließt, der sich mit etwas Ernsthaftigkeit auf den Text einläßt, echauffiert man sich lieber über Sperrigkeit, die das Lesevergnügen trübt – man will schließlich Spaß haben und nicht über Gebühr angestrengt werden; Anspruch wird zunehmend als Zumutung und Affront empfunden.

Dieser Prozeß ist m. E. insbesondere im Medium Internet zu beobachten und wird durch dieses potenziert: Information soll möglichst leicht, allgemeinverständlich, in kleinen Häppchen und ohne größere Reibung verabreicht werden; am besten in Form einer hübschen kleinen Animation, die den Rezipienten gänzlich der Notwendigkeit enthebt, sich unter aktiver Einbindung seiner kleinen grauen Zellen Inhalte lesender- und reflektierenderweise anzueignen. Fast-Food-Information: Warum in einen 400-Seiten-Roman packen, was sich Reader’s Digest-like auch auf 20, 30 Seiten zusammenfassen läßt?!

Dem Furor gegen umfangreiche und komplexe Textgefüge steht der gegen semantisch hochaufgeladene, fremdsprachliche Termini gleichberechtigt zur Seite: Es ist im Netz zunehmend häufiger zu beaobachten, daß sich Einzelne förmlich in ihrer "Menschenwürde" verletzt fühlen, wenn Worte zur Verwendung kommen, die ihnen nicht aus der Alltagssprache geläufig sind, wird auf diesem Wege doch fühlbar, daß es durchaus Bereiche gibt, von denen man schlechterdings keine Ahnung hat. Doch unbeeindruckt von dem Umstand, daß durch dergleichen semantische "Ballungszentren" auch Texte von wesentlich höherer Komplexität realisierbar sind, fordert man, es solle doch bitteschön "allgemeinverständlich" gesprochen werden: Da hält sich wohl einer für was Besseres, wenn es ihm einfällt, sich einer Sprache zu befleißigen, die nicht Krethi und Plethi gleichermaßen zugänglich ist!? – Mit Verlaub, aber der, der es sich zur "obersten Direktive"  macht, "allgemeinverständlich" zu reden, der sollte am besten ganz den Schnabel halten, denn es gibt immer einen, der noch dümmer/ungebildeter/bequemer/sonstwas ist, als man es für möglich gehalten hätte.

Und um mein elitäres (huhu, colourize! :wink: ) Schöngeistimage mal wieder auf die Spitze zu treiben, sei in diesem Kontext noch kurz ein Bonmot von Kant zitiert, dem von fachunkundigen Alleswissern ja ebenfalls mit großer Vorliebe systematische Verquastheit um ihrer selbst willen vorgeworfen wird, und der sich deshalb schon zu Lebzeiten gegen derlei Angriffe zur Wehr zu setzen genötigt sah: "[Es ist] gar keine Kunst [...], gemeinverständlich zu sein, wenn man dabei auf alle gründliche Einsicht Verzicht tut."

Ich für meinen Teil sehe mein Lesevergnügen jedenfalls nicht im geringsten durch grammatikalische oder terminologische Kapriolen getrübt und kann einem semantischen Konzentrat wie dem o. g. "Distinktionsradikalismus" durchaus einiges abgewinnen. Es macht mir Spaß, mir Worte zu erschließen, die mir nicht gleich wie von alleine ins Gehirnkaschterl hineinfließen. - Und überdies will mir beim besten Willen nicht einleuchten, warum es per se ein Einwand gegen die Qualität eines Textes sein sollte, wenn einige der in ihm vorkommenden Vokabeln bei google (!) nur einen Treffer erzielen. Es wäre mir neu, daß die sprachliche Güte eines Textes an der Auftretenshäufigkeit des in ihm zur Anwendung kommenden Vokabulars ablesbar wäre.

Sicher: Dein Einwand, kB, zieht, wenn Fremdwortdropping um seiner selbst willen betrieben wird, wenn also einem faktisch dünnen inhaltlichen Süppchen durch terminologische Schaumschlägerei der Anschein eines gehaltreichen, sämigen Eintopfes verpaßt werden soll. Labern um des Rhabarberns willen sozusagen. – Den Nachweis dieses Straftatbestandes gilt es im vorliegenden Falle jedoch erst einmal zu erbringen.
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Wolfmann

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"Industrial" - Prima Essay!
« Antwort #7 am: 31 Mai 2005, 12:34:01 »

*lol* We are amused!  :wink:
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Überlegenheit durch Arroganz!

kb

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"Industrial" - Prima Essay!
« Antwort #8 am: 31 Mai 2005, 13:07:14 »

Syntiq: "Distinktionsradikalität". Kommt von "distinguieren" aka unterscheiden, "radikal" aka radikal uind "ität" aka 'das Sein'. Oder so.

Letztendlich will uns der Autor mit dem Wort vermutlich auf den Umstand hinweisen, dass gerade in der Musikszene, und da besonders in der elektronischen, jeder Hans und Franz unglaublich erpicht darauf ist, nicht nur jede dahergelaufene Dorfkapelle in eine musikalische Schublade pressen zu wollen, sondern vor allem alle 3-4 Sekunden eine neue Schublade für jede neue Gruppe zu erfinden. Denn Powernoise ist ganz klar weder Noise noch Industrial noch EBM, noch haben Twostep und Hardstep auch nur im allergeringsten was miteinander zu tun, und wer ernsthaft behauptet, dass Psytrance und Goa dasselbe wären, gehört eh erschossen. Jeder ist seine eigene kleine Elite, und das ist verdammt gut so.

Trotzdem nur ein Hit bei Google ;)

(Kenaz: elaborierte Antwort kommt, wenn genug Zeit und kein Chef im Nacken :)
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Kenaz

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"Industrial" - Prima Essay!
« Antwort #9 am: 31 Mai 2005, 16:42:16 »

@ sYntiq

Lieber sYntiq, nur um hier mal ganz explizit etwas klarzustellen: Ich verspotte, verachte oder belächele keinen Menschen, bloß weil er, wie Du das so schön auszudrücken beliebst, "sprachlich zum "einfachen Volk" gehör[t]". - Nicht jeder kann Philosphieprofessor, Literaturwissenschaftler, Linguist oder Romancier sein, das ist keine Frage und da gibt es nichts zu entschuldigen. Genausowenig kann jeder Informatikprofessor, Programmierer oder IT-Experte sein; das ist auch alles in schönster Ordnung so und da gibt es auch gar nichts zu entschuldigen. - Vielfalt rockt!

Mir für meinen Teil ist es jedenfalls nicht die Bohne peinlich, daß ich von Computern und diesem ganzen IT-Kram, den bspw. Du professionell betreibst, nicht die blasseste Ahnung habe. Ganz im Gegenthum finde ich es sehr schön, daß es Menschen gibt, die sich dafür interessieren und die ich in meiner Not um Rat und Tat bitten kann, wenn meine Kiste spinnt. Ich verlange von solchen Menschen nicht, daß sie in mir verständlichen Worten erklären können, was es mit der Spinnerei meiner Kiste genau auf sich hat und ich verachte sie nicht für ihr Fachchinesisch: Jede Profession befleißigt sich eben des ihr gemäßen Idioms.

Was mir allerdings tatsächlich auf den Wecker geht, das ist das Ansinnen, das gerne von Menschen, die in geisteswissenschaftlicher Hinsicht offenkundiger und - wie gesagt - keineswegs tadelnswerterweise nicht allzu bewandert sind, an solche herangetragen wird, die in dieser Hinsicht ebenso offenkundig etwas reicher ausgestattet sind: "Drück' Dich mal verständlich aus!", "Das kann man doch auch allgemeinverständlich sagen!", "Da will sich wohl einer mit pseudo-intellektuellem Gerede wichtig machen!" usw. usf. - Witzigerweise ist das dann oftmals genau dieselbe Fraktion, die den Geisteswissenschaften ohnehin am liebsten in Bausch und Bogen die Existenzberechtigung absprechen würde. Wie gesagt: Ich spreche dem Informatiker auch nicht die Existenzberechtigung ab, nur weil ich nicht verstehe, was er treibt. (Daß die IT-Branche mittlerweile in jeder Hinsicht durchschlagende Effekte bzw. Erfolge zu verbuchen hat, reicht als Beweis für eine vorgeblich höhere Wertigkeit übrigens kein bißchen hin - es gab Zeiten, in denen man ganz prima ohne Computer ausgekommen ist und es ist wohl einigermaßen vermessen anzunehmen, es sei den Menschen damals signifikant schlechter gegangen als uns, die wir mit mit den Segnungen der Computertechnologie ausgestattet sind).

Der fragliche Text nun steht zwar im Internet und ist folglich für jedermann zugänglich (woraus man, wenn man wollte - und manche wollen das -, nun ableiten könnte, der Autor habe sich gefälligst so auszudrücken, daß ihn auch jeder Hans und Franz verstehen kann), daraus ist aber noch keinerlei zwingender Rückschluß auf die intendierte Leserschaft zu ziehen: Genauso kann sich ja jedermann in einem Buchladen die "Phänomenologie des Geistes" von Hegel anschaffen - doch ist es Hegel deshalb anzulasten, wenn ihn nur ein Bruchteil dieser potentiellen Leserschaft verstehen wird? - Wohl kaum.

Unser Autor hier wendet sich nun ganz offenkundig an ein Publikum, das entweder mit einer etwas fachspezifischeren Ausdrucksweise vertraut oder aber willens ist, sich die unklaren Begriffe qua Wörterbuch o. ä. zu erschließen. - Wenn Du dazu zu bequem bist und darob das Interesse verlierst, Dich mit dem Inhalt des Textes auseinanderzusetzen, dann ist das zuerst einmal Dein Problem, keineswegs aber das des Autors. Wenn das aber nun mal so ist, wenn Du also einfach keine Lust hast, Dich eingehender damit zu befassen, dann diskreditiert Dich das - wenigstens in meinen sanftmütigen Augen - kein noch so klitzekleines bißchen: man kann nicht alles wissen, genausowenig alles wissen wollen und das ist auch gut so. - Doch es tut in meinen Augen keineswegs not, den Autor eines solchen Textes dann gleich der "Pseudo-Intellektualität" und des sinnlosen Wortgeschwurbels zu bezichtigen.

Wenn Du nur Texte lesen willst, deren Inhalt anspruchsvoll, deren Verpackung jedoch einfach ist, so ist das Dein gutes Recht und kein bißchen verwerflich. Ich hingegen erfreue mich eben auch an einer anspruchsvollen Verpackung - immer vorausgesetzt freilich, der Inhalt hält, was diese Verpackung verspricht.

Last but not least: Der funktionale Zusammenhang zwischen "Form" und "Inhalt" ist bei Sprache um einiges verzwickter als der Zusammenhang zwischen "Verpackung" und "Inhalt" bei einem Paket. - Bedenke: Sprache ist immer schon Form, Bedeutung kann sich gar nicht anders konstituieren als durch Form, weshalb man diese beiden Pole keineswegs so einfach und zwanglos voneinander trennen kann, wie Du das hier nahelegst. Um's ganz simpel zu illustrieren: Mit den Worten "Gotische Kathedrale" und "Gebäude" kann ich mich auf ein und denselben Begriff bzw. Gegenstand beziehen, nichtsdestoweniger differiert der Bedeutungsgehalt in beiden Fällen beträchtlich; - im ersten Fall ist er um einiges differenzierter und reicher mit spezifischen Merkmalen ausgestattet als im zweiten. Nichtsdestoweniger sind beides "Formen", denen ein und derselbe "Inhalt" entspricht. (Anm.: Mir ist durchaus bewußt, daß dieses Beispiel ein wenig fragwürdig ist, ich wollte es jetzt aber gerade vermieden haben, mich in allzu verschwurbelter Fachterminologie zu ergehen. Ich hoffe, die Grundstruktur dessen, was ich damit zum Ausdruck bringen wollte, ist dennoch klargworden.)

Zu guter letzt: Eure Philosophie-Lehrkraft war offenkundig eine Pflaume. Bei mir hättest Du für so was bestenfalls einen Gnadenpunkt bekommen ... :wink:
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colourize

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"Industrial" - Prima Essay!
« Antwort #10 am: 31 Mai 2005, 20:14:27 »

Zitat von: "Kenaz"
Und um mein elitäres (huhu, colourize!  ) Schöngeistimage mal wieder auf die Spitze zu treiben (...)

Also ein "Schöngeistimage" würde ich Dir nicht so direkt attestieren wollen.
Eher schon eine ausgeprägte Sympatie für die "Systemkritiker von 'Rechts' (Spengler, Evola)", deren Folge ein distinguierender Habitus ist, der daherkommt wie eine "prätentiöse Abart von Death Metal speziell für Snobs". 8)

Darüber hinaus muss ich anmerken, dass ich den Essay sehr erhellend finde.
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Kenaz

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"Industrial" - Prima Essay!
« Antwort #11 am: 31 Mai 2005, 23:43:02 »

Zitat von: "colourize"
Also ein "Schöngeistimage" würde ich Dir nicht so direkt attestieren wollen.
Eher schon eine ausgeprägte Sympatie für die "Systemkritiker von 'Rechts' (Spengler, Evola)", deren Folge ein distinguierender Habitus ist, der daherkommt wie eine "prätentiöse Abart von Death Metal speziell für Snobs". 8)

Darüber hinaus muss ich anmerken, dass ich den Essay sehr erhellend finde.

- Genau lesen: "(huhu, colourize! :wink: )" steht nach "elitäres", nicht nach "elitäres Schöngeistimage"; die Intention bestand lediglich darin, Dich noch mal explizit auf den Wink in elitärer Richtung hinzuweisen - ich weiß doch, wie gern Du da drauf anspringen tust ... :wink:

Doch Glückwunsch und keine Frage: mit Deiner Einschätzung liegst Du so verkehrt nicht - die Quellen meiner industriellen Begeisterung sind tatsächlich in den ersten beiden Absätzen, insbesondere im zweiten zu verorten. :mrgreen:

Darüber hinaus freut es mich durchaus, daß Du "den  Essay sehr erhellend" findest.
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colourize

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"Industrial" - Prima Essay!
« Antwort #12 am: 01 Juni 2005, 11:22:37 »

Zitat von: "sYntiq"
Oder um ein Beispiel aus KB´s letztem Post zu nehmen: "Kommt von "distinguieren" aka unterscheiden," hat "distinguieren" eine tiefere Bedeutung als "unterscheiden"? eine näher spezifizierte?

Auf jeden Fall.
"Distinktion" bezeichnet eine (zumindest i.w.S. beabsichtigte) Unterscheidung verschiedener Personen im Sinne von "Abgrenzung".
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Vitriol

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"Industrial" - Prima Essay!
« Antwort #13 am: 18 Juli 2005, 22:33:13 »

Quelle "She Said Destroy" ?  :wink:
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Anonymous

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"Industrial" - Prima Essay!
« Antwort #14 am: 19 Juli 2005, 02:17:01 »

Uiuiui!
*einmisch*
Meinst Du den glorreichen DI6-Song oder die namensgleiche Päitsch?
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