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Umfrage

Werden die Deutschen den Juden Auschwitz jemals verzeihen?

Auschwitz gab es nie.
- 4 (10%)
Ich bin mir keiner Schuld bewusst.
- 19 (47.5%)
Die Deutschen waren die Täter und tragen die alleinige Schuld am Shoa.
- 9 (22.5%)
Ich muss erst darüber nachdenken was gemeint ist.....
- 0 (0%)
Lass die Vergangenheit ruhen.
- 8 (20%)

Stimmen insgesamt: 38

Umfrage geschlossen: 20 April 2005, 09:41:54


Autor Thema: Das Dritte Reich-TÄTER; OPFER; BEOBACHTER  (Gelesen 15563 mal)

Simia

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Das Dritte Reich-TÄTER; OPFER; BEOBACHTER
« Antwort #30 am: 21 April 2005, 08:31:18 »

Warum eigentlich immer Hitler oder Stalin?! Die kann man doch beide prima in einem Atemzug nennen. Ich will mir nicht anmaßen, zu wissen, wer den "schlechteren Charakter" hatte.

Zitat von: "Akira"
Zu ausschwitz kann man nur sagen dass,
die erste Opferzahl bis  1990 noch 4 millionen betrug
und dann auf 1,2 millionen geändert wurde.
Man hat einfach ne Metalplatte über den alten Schriftzug angebracht...


Die Quelle würde mich auch mal interessieren.

Zitat von: "Akira"

Zu diesem Thema kann man noch die "Wehrmachts-Ausstellung" aufführen
ca 40% der enthalten Exponate sind erwiesene Fälschungen.


Das sind Fehler, die passieren. Wer soll daran schuld sein, die Alliierten? Es ändert doch nichts an den Tatsachen.

Zitat von: "Akira"

Kennt ihr das berühmte bild mit anne Frank?
Da ist nen kleiner junge drauf abgelichtet, als Kommentar steht dessen
name und das er im KZ vergast wurde. 1957 hat sich dieser Angeblich vergaste junge bei den Pressestellen gemeldet und sie aufgeklärt das er noch am leben sei. In den Brittischen Medien wurde er zum Lügner und Wichtigtuer erklärt.


Und was soll uns das jetzt sagen?

Was Deine Aussage mit Israel betrifft: Wenn doch nur alle Dinge sooo einfach wären ... Sicherlich gehen die da unten immer noch brutal vor. Aber jetzt räumen sie immerhin schon mal den Gazastreifen.

Und ich weiß nicht, ob ich jetzt spießig bin. Aber es ist eine Sache, diesen Thread öde zu finden, oder nervig, eine andere "Auschwitz gab es nie" anzuklicken, selbst wenn man es nicht ernst meint. Wo kommt überhaupt die Option her?
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Kenaz

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Das Dritte Reich-TÄTER; OPFER; BEOBACHTER
« Antwort #31 am: 21 April 2005, 08:35:58 »

Zitat von: "biserka"
UND WER HAT "AUSCHWITZ GAB ES NIE" ANGEKLICKT??

- Tja, wenn Du so was zur Auswahl stellst, darfst Du Dich hintennach nicht beschweren, wenn's auch angeklickt wird. - Und nein, ich war's - trotz meines Faibles für DIJ, Blutharsch und Co. :wink: - nicht, ich hab' mich für Option zwei entschieden ...

Und um die nervtötende Fragerei endlich zu beenden: der von Dir so vielbeschworene Spruch - "Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen" - geht auf einen israelischen Psychoanalytiker zurück, dessen Namen ich vergessen hab', der aber vermutlich eh keinem was sagt. - Daß dieser Spruch mittlerweile einer gewissen, bedauerlichen Wahrheit nicht entbehrt, mag nicht zuletzt damit zusammenhängen, daß den Deutschen dieses Thema eben auch drei bis vier Generationen später mit unermüdlicher Penetranz und erhobenem Zeigefinger nebst moralischem Persilschein für die eigenen Reihen unter die Nasen gerieben wird.

Ich für meinen Teil könnte jedenfalls langsam kotzen, wenn Paul Spiegel und Co. alle Naslang und bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Antisemitismuskeule schwingen: und wenn das selbst vor honorigen Intellektuellen wie Martin Walser und Ralf Hochhuth nicht mehr Halt macht (die des Antisemitismus zu bezichtigen ich nun  wirklich für einen schlechten Scherz halte) oder sich bspw. der Generalsekretär des Zentralrates, Stephan Kramer, dazu versteigt, die Einschränkung des Zuzuges von osteuropäischen Juden nach Deutschland unter ökonomischen Gesichtspunkten mit der Selektion an der Rampe in Auschwitz zu vergleichen, dann könnte ich einfach nur noch alles vollkotzen! Bitte geht's noch?!!- SO betreibt man keine Versöhnung, so schürt man Ressentiments! Und auf diese Weise sorgt man tatsächlich dafür, daß der von Dir zitierte Spruch langsam aber sicher den Charakter einer self-fulfilling-prophecy erhält.

Zitat von: "Akira"
Das waren Geisteskranke vor über 60 Jahren
knapp 3 Generationen vor mir!

- Und das, mein lieber Akira, halte ich für einen brandgefährlichen Trugschluß! Und obendrein für eine der besten Ausgangslagen, ähnliches auch in Zukunft im Bereich des Wiedermöglichwerdens zu belassen. - Man sollte sich m. E.  ganz im Gegenteil stets bewußt sein und bleiben, daß das gerade keine "Geisteskranken" waren, sondern Menschen wie Du und ich, die lediglich unter anderen Bedingungen lebten. Eine solche Perspektive zeitigt mehrere nützliche und wünschenswerte Effekte:

1. Sie beugt gegen die ethische Borniertheit und Arroganz vor, mit der Vertreter der nachgeborenen Generationen den Zeitzeugen gegenüber aufzutreten sich nur zu oft und zu gerne berechtigt fühlen;
2. sie schärft das Bewußtsein und imprägniert es gegenüber manipulativen Machenschaften seitens Politik, Medien etc.;
3. sie sorgt für eine gesunde Distanz gegenüber der von Dir hier anklingenden "Ist lange her, geht uns nichts mehr an"-Einstellung und zeitigt somit
4. ein gesundes Verantwortungsgefühl und eine gesunde Bescheidenheit (unter dem Wahlspruch "Wir sind alle nur Menschen"), stellt somit also
5. das beste Mittel gegen Größenwahn jedweder Couleur und all seine unschönen Folgeerscheinungen dar.

Ich für meinen Teil wehre und verwahre mich ausdrücklich gegen das, von Seiten einiger Strömungen innerhalb der Politik immer wieder anklingende Diktat, mich in Sack und Asche zu hüllen und das Haupt stets schuldbewußt gesenkt zu halten, weil ich Deutscher und somit Angehöriger des "Tätervolkes" sei. Darauf sage ich: BULLSHIT!!! - Ich bin Deutscher, das ist richtig, doch den Begriff "Tätervolk" weise ich von mir! Und insofern habe ich auch keinerlei Problem mit meiner deutschen Nationalität. Mit ebendieser Begründung beanspruche ich für mich dasselbe Recht wie jeder andere auch, bspw. die Politik des Staates Israel zu kritiseren, wenn ich der Auffassung bin, daß diese für Menschenrechtsverletzungen in massivem Ausmaß verantwortlich ist, oder die des Zentralrates, wenn ich dessen Vorgehensweise für falsch halte. - Ich bin Deutscher, doch in erster Linie bin ich Mensch und als solcher Träger eines ethischen und politischen Bewußtseins, das das Recht auf Äußerung beansprucht: und zwar nicht mehr und nicht weniger als jeder andere Mensch auf diesem Planeten auch.

Wenn ich angesichts der Greuel des Naziregimes überhaupt mit irgendwas Probleme haben müßte, dann mit dem Umstand, MENSCH zu sein, denn diese Greuel wurden zuerst einmal von Menschen begangen. Und auch, wenn die Vernichtungsmaschinerie in Hitler-Deutschland zweifelsohne eine beispiellose Dimension hatte: Grausamkeit und Entmenschung erscheinen auf ihre Weise immer beispiellos, aber eins ist all ihren unterschiedlichen Ausdrucksformen quer durch Zeiten und Kulturen gemeinsam: sie vollziehen sich immer am Menschen. - Es ist weder "der Deutsche" noch der "Geisteskranke vor drei, vier Generationen", der eine latente und bisweilen eruptiv hervorbrechende Affinität zu Bestialitäten jeder Art in sich birgt: diese Perspektive ist zwar ungemein bequem, denn auf diese Weise geht einen das alles nichts mehr an - die "Bösen" sind so eben immer "die anderen" -, doch damit macht man sich's zu einfach.

Es ist der Mensch, egal ob schwarz oder weiß, gelb oder rot, egal ob Hindu, Moslem, Christ oder Jude, in dem immer auch ein latenter Mörder (und nicht nur das) verborgen ist. Raubtier und Bestie schlummern in jedem einzelnen von uns. Und dessen sollte man sich bewußt sein und bleiben, denn das Ungeheuer, dem man ins Auge sieht, ist bedeutend besser im Zaum zu halten, ja: zu zähmen, als das, dem man den Rücken zuwendet und dessen Existenz man ganz einfach bestreitet.

Um den ganzen Sermon mit einem, den Sachverhalt wie ich finde ungemein pointiert zusammenfassenden Diktum von Robert Musil zu beschließen:

"[...] Das menschliche Wesen ist ebenso leicht der Menschenfresserei fähig wie der Kritik der reinen Vernunft; es kann mit den gleichen Überzeugungen und Eigenschaften beides schaffen, wenn die Umstände danach sind, und sehr großen äußeren Unterschieden entsprechen dabei sehr kleine innere."

(Musil, "Der Mann ohne Eigenschaften", Bd. I)
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Simia

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« Antwort #32 am: 21 April 2005, 09:17:21 »

Zitat von: "Kenaz"

Man sollte sich m. E.  ganz im Gegenteil stets bewußt sein und bleiben, daß das gerade keine "Geisteskranken" waren, sondern Menschen wie Du und ich, die lediglich unter anderen Bedingungen lebten.


Ja, man munkelt sogar, daß Hitler Eltern hatte und nicht zur Sommersonnenwende auf einem Hügel bei Braunau wie der Phönix aus der Asche aufstieg.

Ich bin auch für eine Entmystifizierung. Beide Lager stellen ihn als etwas Großes dar, negativ wie positiv. Für die einen ist Adi der Held, der ewige Führer, der Lichtbringer, der erste echte Europäer und so ein Schwachsinn, für die anderen das Ur-Böse, das man bloß nicht erklären darf, da verstehen verzeihen hieße (auch Schwachsinn).

Allerdings verknüpfe ich damit nicht das arglose Herumposen in SS-Uniformen. Aber meine Meinung zu Uniformen etc. habe ich hier schon angedeutet, ist auch gar nicht das Thema.
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Thomas

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« Antwort #33 am: 21 April 2005, 09:23:01 »

Zitat
Ich für meinen Teil könnte jedenfalls langsam kotzen, wenn Paul Spiegel und Co. alle Naslang und bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Antisemitismuskeule schwingen: und wenn das selbst vor honorigen Intellektuellen wie Martin Walser und Ralf Hochhuth nicht mehr Halt macht (die des Antisemitismus zu bezichtigen ich nun wirklich für einen schlechten Scherz halte) oder sich bspw. der Generalsekretär des Zentralrates, Stephan Kramer, dazu versteigt, die Einschränkung des Zuzuges von osteuropäischen Juden nach Deutschland unter ökonomischen Gesichtspunkten mit der Selektion an der Rampe in Auschwitz zu vergleichen, dann könnte ich einfach nur noch alles vollkotzen! Bitte geht's noch?!!- SO betreibt man keine Versöhnung, so schürt man Ressentiments! Und auf diese Weise sorgt man tatsächlich dafür, daß der von Dir zitierte Spruch langsam aber sicher den Charakter einer self-fulfilling-prophecy erhält.

Vollste Zustimmung.(Ist "vollste" eigentlich grammatikalisch richtig ?)
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biserka

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« Antwort #34 am: 21 April 2005, 10:35:13 »

Zitat von: "Kenaz"
Zitat von: "biserka"
UND WER HAT "AUSCHWITZ GAB ES NIE" ANGEKLICKT??

- Tja, wenn Du so was zur Auswahl stellst, darfst Du Dich hintennach nicht beschweren, wenn's auch angeklickt wird. - Und nein, ich war's - trotz meines Faibles für DIJ, Blutharsch und Co. :wink: - nicht, ich hab' mich für Option zwei entschieden ...



*kopfschüttel* du hast es echt nötig ständig aufmüpfige Kommentare zu schreiben, wa? Ich muss dich entäuschen, ich habe danach gefragt und beschwere mich keines falls. Ich möchte gerne wissen weshalb es angeklickt wurde; aber so wie ich hier einige kenne wurde es eh nur aus provokation angeklickt und nicht aus überzeugung *erleichtertguck*
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Simia

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« Antwort #35 am: 21 April 2005, 10:54:54 »

Zitat von: "biserka"

Ich möchte gerne wissen weshalb es angeklickt wurde; aber so wie ich hier einige kenne wurde es eh nur aus provokation angeklickt und nicht aus überzeugung *erleichtertguck*


Denke ich auch. Wenn sowas da steht, verleitet es leider immer welche dazu, es anzuklicken. Man kann von vornherein erwarten, daß Unmut/Provokation der einzige Grund ist, von daher hätte es IMHO auch wegbleiben können.
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Rick Deckard

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« Antwort #36 am: 21 April 2005, 10:55:10 »

Was kann man eigentlich noch nach einem so ausführlichen und alles ins rechte Licht stellenden Eintrag, wie dem von Kenaz sagen?

Biserka, Deine Fragen gingen ja nun in die Richtung, warum das alles geschehen ist. Nun, das sollte eigentlich jedem mit ein wenig überlegen und recherchieren klar werden. Die Zeit war einfach reif für ein nationalsozialistisches Regime. Die Stimmung im Lande war äußerst gereizt, es gab unzählige verschiedenste politische und geistige Strömungen, die Menschen fühlten sich verloren in einer Welt, die sie nicht wiedererkannten. Es gab keine Monarchie mehr, die einem sagte, was Moral, Anstand und Sitte ist, stattdessen stritten sich unzählige Parteien untereinander, wie man den Scherbenhaufen, der von Deutschland nach dem ersten Weltkrieg übrig geblieben war, zu lenken habe. Den Menschen ging es schlecht, es gab eine hohe Arbeitslosigkeit, die Inflationsrate stieg ins Unermessliche, der Börsencrash 1929 lähmte die Wirtschaft und sorgte für große Zukunftsangst. Dass die Nazis mit ihrer leicht zu durchschauenden Weltansicht und ihren Phrasen so viel Zulauf bekamen, verwundert da nicht.

Wenn jemand vor dem Ertrinken steht, greift er sogar noch nach einem Strohhalm, um über Wasser zu bleiben, selbst wenn der braun ist. Heute zu sagen, die Leute damals waren allesamt dumm und gestört zeugt lediglich davon, dass man sich nicht vor Augen führt, wie die Welt damals ausgesehen hat, und was für Auswirkungen große und kleine Ereignisse auf den einzelnen Bürger in Deutschland hatten. Stell Dir vor, die Ordnung, in der Du aufgewachsen bist, bricht über Nacht zusammen. Es gibt Lebensmittelknappheit, das Geld ist nichts mehr wert. Alles, was Du Dir erspart hast, um Dein Leben zu sichern, ist nur noch wertloses Papier. Und es gibt niemanden, der Dir hilft, denn allen anderen geht es genau so. Zudem kommt noch die Schande und Demütigung hinzu, die Dir aufgebürgt wird, weil Dein Volk als Alleinverursacher eines grauenvollen Krieges dargestellt und von der Welt nur noch als Barbaren angesehen wird. Versuche da noch mal Deinen jetzigen Idealen treu zu bleiben, wenn Du mit ansehen musst, wie Deine Kinder hungern und krank werden, weil kein Geld für Essen, Medikamente und Kohle zum Heizen da ist. Ich glaube, ich habe meinen Standpunkt klar gemacht.

Alle zu beschuldigen macht keinen Sinn. Es gab Verbrecher und Mitläufer. Und ich denke auch, dass die Meisten die Regierung gutgeheißen oder zumindest aus Angst vor Konsequenzen den Mund gehalten haben.
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« Antwort #37 am: 21 April 2005, 11:11:04 »

Zitat von: "Rick Deckard"

Die Stimmung im Lande war äußerst gereizt, es gab unzählige verschiedenste politische und geistige Strömungen, die Menschen fühlten sich verloren in einer Welt, die sie nicht wiedererkannten. Es gab keine Monarchie mehr, die einem sagte, was Moral, Anstand und Sitte ist, stattdessen stritten sich unzählige Parteien untereinander, wie man den Scherbenhaufen, der von Deutschland nach dem ersten Weltkrieg übrig geblieben war, zu lenken habe. Den Menschen ging es schlecht, es gab eine hohe Arbeitslosigkeit, die Inflationsrate stieg ins Unermessliche, der Börsencrash 1929 lähmte die Wirtschaft und sorgte für große Zukunftsangst. Dass die Nazis mit ihrer leicht zu durchschauenden Weltansicht und ihren Phrasen so viel Zulauf bekamen, verwundert da nicht.


Dem kann man ja eigentlich nix mehr hinzufügen.

Wobei mich ja schon mal interessieren würde, wie in diesen Tagen der vermeintliche "Ausstieg" aus der Misere (Orientierungslosigkeit, Arbeitslosigkeit etc.) aussehen wird. Oder wird vielleicht alles weiter vor sich hinplätschern und nie diese Ausmaße wie in den 20ern/30ern annehmen (Etwas wie der Erste Weltkrieg und ein entsprechender Scherbenhaufen liegt ja dieses Mal nicht vor)?

Da Menschen oft einfache Lösungen und eine Gebrauchsanweisung für das Leben brauchen, wird jeder Erfolg haben, der sowas verspricht.
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« Antwort #38 am: 21 April 2005, 11:19:59 »

Zitat von: "Rick Deckard"
Was kann man eigentlich noch nach einem so ausführlichen und alles ins rechte Licht stellenden Eintrag, wie dem von Kenaz sagen?

Biserka, Deine Fragen gingen ja nun in die Richtung, warum das alles geschehen ist. Nun, das sollte eigentlich jedem mit ein wenig überlegen und recherchieren klar werden. Die Zeit war einfach reif für ein nationalsozialistisches Regime. Die Stimmung im Lande war äußerst gereizt, es gab unzählige verschiedenste politische und geistige Strömungen, die Menschen fühlten sich verloren in einer Welt, die sie nicht wiedererkannten. Es gab keine Monarchie mehr, die einem sagte, was Moral, Anstand und Sitte ist, stattdessen stritten sich unzählige Parteien untereinander, wie man den Scherbenhaufen, der von Deutschland nach dem ersten Weltkrieg übrig geblieben war, zu lenken habe. Den Menschen ging es schlecht, es gab eine hohe Arbeitslosigkeit, die Inflationsrate stieg ins Unermessliche, der Börsencrash 1929 lähmte die Wirtschaft und sorgte für große Zukunftsangst. Dass die Nazis mit ihrer leicht zu durchschauenden Weltansicht und ihren Phrasen so viel Zulauf bekamen, verwundert da nicht.

Wenn jemand vor dem Ertrinken steht, greift er sogar noch nach einem Strohhalm, um über Wasser zu bleiben, selbst wenn der braun ist. Heute zu sagen, die Leute damals waren allesamt dumm und gestört zeugt lediglich davon, dass man sich nicht vor Augen führt, wie die Welt damals ausgesehen hat, und was für Auswirkungen große und kleine Ereignisse auf den einzelnen Bürger in Deutschland hatten. Stell Dir vor, die Ordnung, in der Du aufgewachsen bist, bricht über Nacht zusammen. Es gibt Lebensmittelknappheit, das Geld ist nichts mehr wert. Alles, was Du Dir erspart hast, um Dein Leben zu sichern, ist nur noch wertloses Papier. Und es gibt niemanden, der Dir hilft, denn allen anderen geht es genau so. Zudem kommt noch die Schande und Demütigung hinzu, die Dir aufgebürgt wird, weil Dein Volk als Alleinverursacher eines grauenvollen Krieges dargestellt und von der Welt nur noch als Barbaren angesehen wird. Versuche da noch mal Deinen jetzigen Idealen treu zu bleiben, wenn Du mit ansehen musst, wie Deine Kinder hungern und krank werden, weil kein Geld für Essen, Medikamente und Kohle zum Heizen da ist. Ich glaube, ich habe meinen Standpunkt klar gemacht.

Alle zu beschuldigen macht keinen Sinn. Es gab Verbrecher und Mitläufer. Und ich denke auch, dass die Meisten die Regierung gutgeheißen oder zumindest aus Angst vor Konsequenzen den Mund gehalten haben.

hut ab vor deiner geduld, solche beiträge zu schreiben :)
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Rick Deckard

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« Antwort #39 am: 21 April 2005, 11:34:14 »

Ach, das ist doch gar nichts. So was rieße ich in zwei Minuten runter. Nur das ständige Nachkorrigieren und Editieren, das ist ein echter Zeitaufwand.

Ps. Übrigens wars gestern saukomisch, Du hast was verpasst. Aber vielleicht klappts ja nächste Woche, was?  :wink:
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Thomas

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« Antwort #40 am: 21 April 2005, 11:36:06 »

Ist zwar OT, aber :

Zitat
Wobei mich ja schon mal interessieren würde, wie in diesen Tagen der vermeintliche "Ausstieg" aus der Misere (Orientierungslosigkeit, Arbeitslosigkeit etc.) aussehen wird. Oder wird vielleicht alles weiter vor sich hinplätschern und nie diese Ausmaße wie in den 20ern/30ern annehmen (Etwas wie der Erste Weltkrieg und ein entsprechender Scherbenhaufen liegt ja dieses Mal nicht vor)?

Ist die Frage, ob es "den einen" Ausstieg geben wird.Ich vermute mal, das alles so weiterplätschert, da es uns insgesamt gesehen viel zu gut geht, als das wir allzu radikale Umbrüche in Politik&Gesellschaft fordern bzw. umsetzen würden.
Außerdem kann man ja unsere heutigen Probleme allein schon von der gewichtung her nicht mit denen damals vergleichen.
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« Antwort #41 am: 21 April 2005, 12:31:52 »

Da kann ich nichts mehr weiter schreiben, als:

Kenaz Beitrag zum Thema  :\o/:

Rick Deckards Beitrag zum Thema  :\o/:

Finde ich empfehlenswert als Diskussionsgrundlage für Schulunterricht, renommierte Zeitungen und Aufklärungsflyer zur "Schuldfrage".
Und das meine ich voll und ganz ernst. Solche Beiträge sollte es öfter geben. Egal wo. Besser kann man dem wahrlich nicht einfachen Thema gerecht werden! Hut ab!
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« Antwort #42 am: 21 April 2005, 12:47:21 »

Zitat von: "Thomas"

Ist die Frage, ob es "den einen" Ausstieg geben wird.Ich vermute mal, das alles so weiterplätschert, da es uns insgesamt gesehen viel zu gut geht, als das wir allzu radikale Umbrüche in Politik&Gesellschaft fordern bzw. umsetzen würden.
Außerdem kann man ja unsere heutigen Probleme allein schon von der gewichtung her nicht mit denen damals vergleichen.


Jö.
Aber da es tendentiell nach unten geht (nur im Westen, wirtschaftlich gesehen geht es dem Osten viel besser, sie sehen es nur nicht wegen ihres berechtigten Unmuts aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit), wundert es nicht, dass die Unzufriedenheit wächst und die radikalen Gesinnungen leicht zunehmen..
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« Antwort #43 am: 21 April 2005, 13:04:50 »

Zitat von: "Thomas"
Ist zwar OT, aber :
Ist die Frage, ob es "den einen" Ausstieg geben wird.Ich vermute mal, das alles so weiterplätschert, da es uns insgesamt gesehen viel zu gut geht, als das wir allzu radikale Umbrüche in Politik&Gesellschaft fordern bzw. umsetzen würden.
Außerdem kann man ja unsere heutigen Probleme allein schon von der gewichtung her nicht mit denen damals vergleichen.


Ja, gib den Menschen ein kühles Bier und warme Hausschuhe, was zu f****n und Unterhaltung, und sie halten die Schnauze.

Wobei es uns ja wirklich gut geht. Kein Krieg in der Gegend, keine Naturkatastrophen, und wenn man sich nicht zu dämlich anstellt, hat man ein Dach über dem Kopf und muß nicht Hunger leiden. Aber die Sache arbeitet auch. Frieden und Sicherheit sind nicht immer von Dauer.
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« Antwort #44 am: 21 April 2005, 13:24:41 »

Zitat von: "Rick Deckard"

(...) Die Stimmung im Lande war äußerst gereizt, es gab unzählige verschiedenste politische und geistige Strömungen, die Menschen fühlten sich verloren in einer Welt, die sie nicht wiedererkannten. Es gab keine Monarchie mehr, die einem sagte, was Moral, Anstand und Sitte ist, stattdessen stritten sich unzählige Parteien untereinander, wie man den Scherbenhaufen, der von Deutschland nach dem ersten Weltkrieg übrig geblieben war, zu lenken habe. Den Menschen ging es schlecht, es gab eine hohe Arbeitslosigkeit, die Inflationsrate stieg ins Unermessliche, der Börsencrash 1929 lähmte die Wirtschaft und sorgte für große Zukunftsangst. Dass die Nazis mit ihrer leicht zu durchschauenden Weltansicht und ihren Phrasen so viel Zulauf bekamen, verwundert da nicht. (...)



Mich wundert es schon. Es ist und bleibt für mich unvorstellbar, dass soooooo viele Menschen damals kein Problem damit hatten dem Juden die Schuld für die wirtschaftliche Lage, das persönliche Leid zu geben ohne einen Funken von moralischer Skrupel. Es ist mir nicht klar warum Hitlers Antisemitismus sich so einfach in den Köpfen der Menschen verbreiten konnte. Die Masse hat es gefressen und kaum bis garnicht in Frage gestellt. Kann mir jemand erläutern warum das so einfach war Menschen zu blenden? Bzw. Warum sich die Menschen derart blenden ließen?

Ich halte es für eine Bequemlichkeit der damaligen Menschen zu sagen: "Der Hitler hat recht, die Juden sind schuld". Hinzu kommt noch die Lüge vom auserwählten Volk, die Rassenbiologie und die Arier. Wie kann das sein, dass fast ein ganze deutsche Volk an diese Idiologie, ohne Skrupel, ohne Zweifel daran glaubte und dem Führer folgte? Meiner Ansicht nach waren die Jenigen, die nicht überzeugt waren in der Minderheit und die Meisten sind aus Angst oder Desinteresse an Zivilcourage im Alltag Mitläufer geworden. Ich für meinen Teil würde mich furchtbar fühlen, wenn ich wüsste, dass Menschen derartig verfolgt, erniedrigt, eingespert und am ende ermordet werden. Am rande des Geschehens musste es jeder geahnt haben.
Mir stellen sich folgene moralische Fragen;
1. Wie ist es mit dem Volk, sind sie nicht auch Täter gewesen weil sie weggeschaut haben?
2. Ist nicht der Beobachter gleichzeitig Mitwisser und somit auch Täter?
3. Und ist Angst vor Strafe, eine legitime Begründung oder nur Flucht vor Verantwortung?

Darüberhinaus auch noch zu glauben, dass Stalin jederzeit angreifen wird und dann dazu über gehen, dass Angriff die beste Verteidigung wäre.
Warum haben soooo viele Deutschen selbst an den "bösen Bolschewismus" geglaubt, ohne dies in Frage zu stellen?  



Zitat von: "Rick Deckard"

(...) Wenn jemand vor dem Ertrinken steht, greift er sogar noch nach einem Strohhalm, um über Wasser zu bleiben, selbst wenn der braun ist. Heute zu sagen, die Leute damals waren allesamt dumm und gestört zeugt lediglich davon, dass man sich nicht vor Augen führt, wie die Welt damals ausgesehen hat, und was für Auswirkungen große und kleine Ereignisse auf den einzelnen Bürger in Deutschland hatten. (...).



Nun, meine Frage war warum so viele Menschen in Deutschland aufgrund ihrer schwieriegen Lage kein Problem hatten dem Juden alles in die Schuhe zu schieben? Was ging in den Köpfen vor? Gab es kein schlechtes Gewissen mehr? Stellte man damals nichts mehr in Frage?
Aus heutiger sicht ist es absurd. Aber die Menschen waren vor 60. Jahren doch keine anderen Geschöpfe. Sie hatten auch ein Verständnis für Richtig und Faltsch. Das es EIN Mann geschafft hat sooo viele Menschen von seiner Idiologie zu überzeugen und jegliches andere moralische Denken auszulöschen, will ich nicht glauben. Es gehören immer zwei Parteien dazu; die, die es machen und die, die es mit sich machen lassen...
Womit auch die meisten Deuscthen von damals, meiner Ansicht nach zur Verantwortung gezogen werden sollten.

Falls ihr euch die Nürnberger Prozesse mal genauer angeschaut habt, ist euch vielleicht aufgefallen, dass die Alliierten es ebenfalls unfassbar fanden, dass so viele Täter von nichts gewusst haben.
Das damalige deutsche Volk reagierte auf die Schuldfrage für den Shoa genau so wie die Täter, die auf der Anklagebank saßen.


Zitat von: "Rick Deckard"

(...)  Stell Dir vor, die Ordnung, in der Du aufgewachsen bist, bricht über Nacht zusammen. Es gibt Lebensmittelknappheit, das Geld ist nichts mehr wert. Alles, was Du Dir erspart hast, um Dein Leben zu sichern, ist nur noch wertloses Papier. Und es gibt niemanden, der Dir hilft, denn allen anderen geht es genau so. Zudem kommt noch die Schande und Demütigung hinzu, die Dir aufgebürgt wird, weil Dein Volk als Alleinverursacher eines grauenvollen Krieges dargestellt und von der Welt nur noch als Barbaren angesehen wird. Versuche da noch mal Deinen jetzigen Idealen treu zu bleiben, wenn Du mit ansehen musst, wie Deine Kinder hungern und krank werden, weil kein Geld für Essen, Medikamente und Kohle zum Heizen da ist. Ich glaube, ich habe meinen Standpunkt klar gemacht.

Alle zu beschuldigen macht keinen Sinn. Es gab Verbrecher und Mitläufer. Und ich denke auch, dass die Meisten die Regierung gutgeheißen oder zumindest aus Angst vor Konsequenzen den Mund gehalten haben.



Und das ist der Denkansatz, wenn die Menschen mitwissend waren, dann kann man sie als Täter bezeichnen. Heut zu tage wird man als Mitwissender an einer Mordtat verurteilt. Die moralische Vostellung von heute, begründet sich auf Philosophen, die vor Hitler und seiner Idiologie lebten und deren moralische Ansichten sich bis heute durchsetzten.

In deinem Texst stellst du meiner Meinung nach die Menschen zu sehr als Opfer da, wenn ich es anmerken darf. Das die Menschen in Deutschland wärend des I. Weltkrieges und danch gelitten habe stelle ich nicht in Frage. Allerdings geht es mir hier um die Zeit danach. Ich stelle deine Argumentation in frage; dass es den Menschen schlecht ging und es nun mal dazu kommen musste, dass die Menschen kein Problem damit hatten, noch besser, keine andere Wahl hatten Hitler bis zum Ende zu folgen und den Juden die Schuld zu zuschreiben, ist mir zu platt. Zumindest klingt das so für mich.
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enn du etwas liebst, lass es los. Wenn es wiederkommt ist es für dich bestimmt, wenn es nicht wiederkommt, ist es nie für dich bestimmt gewesen.
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