Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Ukraine  (Gelesen 9079 mal)

schwarze Katze

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Ukraine
« am: 25 Februar 2022, 11:52:28 »

Mich wundert es, dass bisher keiner darüber was schrieb, obwohl es wirklich ein Schock ist.

Obwohl ich aus Russland stamme, habe ich bis kurzem es nicht geglaubt, dass Putin es tatsächlich tut, aber er ist leider irre genug.

Wir haben einen Krieg in Europa, einen Krieg, bei dem die Gefahr läuft, dass daraus ein Weltkrieg entsteht, ein atomares Weltkrieg.

Das einzige, was Putin stoppen könnte, wäre eine wirtschaftliche Blockade, so wie es nach Afghanistan-Krieg in die 80-er war. Damals hat es auch dazu geführt, dass UdSSR pleite ging und kein Gefahr mehr war (wo keine Kohle da ist ist auch keine Kohle fürs Krieg mehr da).
Aber diese wirtschaftliche Blockade wird auch Westen treffen und unsere Gesellschaft hat es leider verlernt, Opfer zu bringen (das haben wir gerade jetzt in die Corona-Zeit gesehen, Opferbereitschaft für die hohe Ziele ist absolut out).

Was tun also?
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Jack_N

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Antw:Ukraine
« Antwort #1 am: 25 Februar 2022, 14:45:03 »

Ich glaube, dass hier noch niemand geschrieben hat liegt daran, dass niemand hier die Diskussion über ein so politisch aufgeheiztes Thema hierhertragen wollte.

Zur wirtschaftlichen Blockade: Leider gebe ich Dir recht. Militärische Hilfe könnte derzeit nur von einem Nato-Land kommen, und würde dazu führen, dass die Nato ihrerseits einen Angriff in einen laufenden Konflikt herein führen würde, was im Endeffekt von den notwendigen Kriegserklärungen her einem Weltkrieg gleichkäme und Putin jedwede Legitimation gäbe auf den roten Knopf zu drücken.
Wirtschaftliche Sanktionen sind leider nicht so einfach. Das sage ich nicht, weil unser Kanzer wegen der Angst um Wählestimmen Russland nicht aus dem Swift-Abkommen kippen will, damit weiter Gas fließt. Ohne Swift können wir nämlich kein Gas mehr in Dollar oder Euro kaufen, sondern müssten das Geld vorher in Rubel tauschen - zu einem von Russland willkürlich festlegbaren Kurs.
Das Problem ist, dass Russland selbst sowie China Alternativen zum Swift-System aufgebaut haben. Nicht so sicher, nicht so viele Teilnehmer, aber sie könnten sich zusammentun. China wird Russland gerne seine Rohstoffe abnehmen, die deren einziges Exportgut sind, welches Wert hat. Der Rest der Welt kommt aber ohne die Billigware aus China nicht mehr aus - von einfachen Haushaltsgütern bis hin zur Technik wird alles dort gefertigt. Und spätestens wenn es hier eine Isolation gibt wird China sich Taiwan "nach russischem Vorbild" einverleiben, womit der Großteil der Halbleiterfertigung (die sich dort befindet) auch endgültig weg wäre.

Das man hingegen die 50 Milliarden Schulden, die Russland in der EU-Zone noch hat, als Grund vorschiebt finde ich armselig. Die Bankenrettung alleine hat mehr Geld verschlungen, und die Gorch Fock wird es auch tun wenn die so weiterbauen.


Was mich stark wundert ist, dass die gerüchteweise begangenen völkerrechtlichen Vergehen der russischen Truppen wie z.B. Nuzung von Fahrzeugen und Uniformen der ukrainischen Truppen um leichter nach Kiev zu kommen, nicht untersucht und dann entsprechend behandelt werden. Was auch problematisch werden wird: Die Kadyrovtsy bereitet sich wohl vor in die Ukraine aufzubrechen, 80.000 Mann.
Wer sich fragt wer oder was das ist: https://en.wikipedia.org/wiki/Kadyrovtsy
Sie fühlen sich meines Wissens nach als nicht-russische Truppen nicht an Anweisungen die das russische Militär betreffen oder aber an Menschenrechtskonventionen, die ihr Anführer nie unterzeichnet hat, gebunden.


Aber ja, ist eine Scheiss-Situation, und mit den ganzen Desinformationen und Fake-News die unterwegs sind wird es immer schlimmer, da noch rauszufiltern, was gerade stimmt. Twitter ist was das angeht leider auch absolut nicht mehr verlässlich.

Was mir ein wenig Hoffnung gibt: Trotz der Bestrafungen ebben die Demonstrationen in Russland für ein Ende des Konfliktes offenbar nicht ab.
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Alte Pizza

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Antw:Ukraine
« Antwort #2 am: 25 Februar 2022, 16:52:00 »

Kommt darauf an, wie man Schock definiert und welche Erfahrungen/Einstellungen man zu Sachen hat.

Als mehrfaches Gewaltopfer mag ich den Begriff "Opfer bringen" und "Opferbereitschaft" überhaupt nicht.

Ich habe vor Hannover zur internationalen Zentrale für emotionale Gewalt zu machen und arbeite seit 10 Jahren Vollzeit ohne Geld dafür zu bekommen.

Mich interessiert es hauptsächlich derzeit, mein Testament, meine Patientenfverfügung für Psychiatrie zu machen, meine 1 1/2 jährige Zwangsisolation zu überstehen un dass UN-Beschlüsse bezüglich der emtionalen Gewalt auch umgesetzt werden.

Ich habe einen Thread über weiße Folter aufgemacht, und niemand hat reagiert. Es ist immer leichter in die Ferne zu schauen, als vor der eigenes Hautür zu kehren.
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schwarze Katze

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Antw:Ukraine
« Antwort #3 am: 25 Februar 2022, 18:03:03 »

@Alte Pizza

Thema verfehlt, setzen, 6.
Wir  sind hier nicht in einem Trauma-Forum.
Und wenn du es immer noch nicht gepeilt hast: dort in die Ukraine ist Krieg, dort sterben die Menschen
Wenn du nix konstruktives dazu schreiben kannst, dann bleib bitte dem Thread fern.
Es nervt


@Jack_N

Egal, wie oft die Menschen in Rußland demonstrieren, bleibt Putin an die Macht. Er wird Kreml nur im Sarg verlassen.
Und solange er an die Macht ist, wird er Westen und alles, was er für westlich hielt.
Er ist nicht irre und wird natürlich keine atomare Krieg anfangen, aber er wird versuchen mit allen Mitteln, die EU zu zerstören.
Und gerade Deutschland weckt seine besondere Interesse, er wird uns nicht kriegerisch angreifen, aber alles dafür tun, damit hier ein Machtwechsel stattfndet, mit einer zu ihm freundlicher Partei.

Mit Kadyrov und seinen Leuten ist es sehr heftig:
Tschetschenien ist ein Gebiet, wo überhaupt keine Menschenrechte gibt, was dort passiert, wird alle Rahmen von Thread sprengen.
Arme Ukrainer, die Kadyrov-Leute in die Hände fallen.
« Letzte Änderung: 25 Februar 2022, 18:08:27 von Black Russian »
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nightnurse

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Antw:Ukraine
« Antwort #4 am: 26 Februar 2022, 10:50:58 »

Ich glaube, dass hier noch niemand geschrieben hat liegt daran, dass niemand hier die Diskussion über ein so politisch aufgeheiztes Thema hierhertragen wollte.
...
Aber ja, ist eine Scheiss-Situation, und mit den ganzen Desinformationen und Fake-News die unterwegs sind wird es immer schlimmer, da noch rauszufiltern, was gerade stimmt.

Beides: Ja.
Ich verfolge das auch grade nicht besonders nahe, eben weil zu viel Scheiße rumfliegt. Und wegen Gemüt, ehrlich gesagt.



Er wird Kreml nur im Sarg verlassen.


Nichtmal da bin ich mir sicher ::) der lässt sich am Ende neben Lenin legen.

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BaerndME

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Antw:Ukraine
« Antwort #5 am: 28 Februar 2022, 16:55:53 »

Es liegt ein bisschen daran, dass ich gar nicht weiß, was ich schreiben soll.
Ich habe Zar Putin in der Vergangenheit (bis zu der Nummer mit der Krim) für einen eiskalten, kalkulierenden und außenpolitisch unangenehmen Politiker gehalten, der möglicherweise das tut, was nötig (und als ziemlich einzige Art möglich) ist um ein Land wie Russland, das von Korruption und Oligarchie zerfressen war, wieder zum Laufen zu bringen.
Dann kam die Nummer mit der Krim, die ich nicht bewerten kann, wo ich aber denke, dass hier russische und antirussische Propaganda aufeinandertreffen und ich mir schon vorstellen kann, dass die Bevölkerung der Krim es vielleicht wirklich wollte, so, wie Russland es darstellt.

Und eine Freundin von mir, seit langem in Berlin lebend, kommt aus der Ukraine, was sie vor Jahren berichtet hat, ist haarsträubend. Sie wollte die deutsche Staatsbürgerschaft haben, die Ukraine hat ihr aber Steine in den Weg gelegt, die wirklich fies waren, denn sie als russische Muttersprachlerin konnte kein Ukrainisch. Was sie dort erlebt hat, war Hass auf Russen. Vor dem historischen Hintergrund, wann die russische Bevölkerung in der Ukraine angesiedelt wurde und was von russischer Seite unternommen wurde, um dort von den Menschen her schon einen Fuß in die Tür zu bekommen, ist aber auch der separatistische Anspruch in der Ostukraine echt arg fraglich, auch wenn es für diese Menschen seit 500 Jahren eine Heimat geworden ist, so stellt es sich zumindest für mich da.

So weit, so unklar und nebulös.

Und jetzt kommt Putin mit einer scheinbar komplett irren und irrationalen Aktion um die Ecke.

Meine Fresse, der Typ hat Atomwaffen. Wisst ihr, was passiert, wenn der auch nur eine davon abfeuert? Die NATO ist zweitschlagfähig, das bedeutet, innerhalb weniger Stunden ist von St. Petersburg, Moskau und vermutlich auch Nowosibirsk, Nischni Nowgorod und einigen anderen Städten genau nichts mehr übrig außer Ruinen im Speckgürtel, denn das ist das Gesetz des Atomkrieges zwischen zweitschlagfähigen Parteien: Es verlieren alle, und zwar alles.
Und dieser Wahnsinnige schaltet das gerade frei.

Bisher war die Erzählung: Noch nie wurde eine Atommacht angegriffen und diese Waffen waren ein Garant für den Frieden zwischen Ostblock, NATO und anderen (ob man das glauben mag, steht auf einem anderen Blatt Papier). Aber spätestens jetzt ist das kaputt. Jetzt hat Putin eine rote Linie überschritten, indem er einen Pufferstaat zur NATO und ein Land, das sich der westlichen Hemisphäre annähert, angegriffen, und zwar nicht mit Mitteln wie einer möglicherweise manipulierten Volksabstimmung, sondern mit Panzern und Raketen.
Und das war jetzt droht, macht mir Angst. Echt jetzt, einfach Angst.
« Letzte Änderung: 28 Februar 2022, 16:59:09 von BaerndME »
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RaoulDuke

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« Antwort #6 am: 28 Februar 2022, 19:02:00 »

Tja, was kann man dazu sagen.

Ein extrem kluger, erfahrener und geübter Staatenlenker würde einen solchen Krieg nicht anfangen, wenn er nicht erwartet, irgendein positives Resultat zu erhalten. Ich kann nur beim besten Willen nicht erkennen, was das für ein Resultat sein soll. Putin hat so gut wie nie strategische Fehler gemacht, und jetzt gleich einen so großen? Schwer zu glauben.

Vielleicht liegt es daran, dass er 69 Jahre alt ist und ggf. krank ist und nicht mehr lange zu leben hat? Er hat keinen Nachfolger, keine Dynastie gegründet, sein Machtsystem ist nur er selbst. Er hat dann nichts zu verlieren, ausser einem umfangreichen Eintrag in den Geschichtsbüchern, wenn es die dann noch gibt. Ich weiss es nicht, aber es ist die einzige Antwort, die mir einigermaen plausibel erscheint.

Was ich aber sagen kann ist, dass ich die Berichterstattung von N-TV und Co ziemlich unerträglich finde. Eben in den Stream von N-TV geklinkt, und da wurde herzig berichtet, wie Zivilisten sich mutig und unbewaffnet den Russen in den Weg gestellt hätten, und ein Bürgermeister irgendeines Dorfes hätte mit der Panzerkolonne gesprochen, und dann wären die Russen friedlich wieder weggefahren. Ich bin nicht sicher, ob ich solche Berichterstattung brauche. Sehr interessant, auch wegen der ungewohnten und neuen Perspektiven, finde ich dagegen Al Jazeera. Das sehe ich gerade, und finde es qualitativ hochwertig und nicht so erkennbar politisch, moralistisch oder sonstwie eingefärbt.
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BaerndME

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Antw:Ukraine
« Antwort #7 am: 28 Februar 2022, 19:24:58 »

Sehr interessant, auch wegen der ungewohnten und neuen Perspektiven, finde ich dagegen Al Jazeera. Das sehe ich gerade, und finde es qualitativ hochwertig und nicht so erkennbar politisch, moralistisch oder sonstwie eingefärbt.

Dazu kann ich auch was beitragen, aus Indien: WION. Sehr aufschlussreich!

Thema Putin und seine Fehler: Erstaunlich, wie wir da instant-einer Meinung sind.
« Letzte Änderung: 28 Februar 2022, 19:41:08 von BaerndME »
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schwarze Katze

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« Antwort #8 am: 28 Februar 2022, 22:47:43 »



Und eine Freundin von mir, seit langem in Berlin lebend, kommt aus der Ukraine, was sie vor Jahren berichtet hat, ist haarsträubend. Sie wollte die deutsche Staatsbürgerschaft haben, die Ukraine hat ihr aber Steine in den Weg gelegt, die wirklich fies waren, denn sie als russische Muttersprachlerin konnte kein Ukrainisch.

Ich frage mich, warum sie kein Ukrainisch spricht.
Es ist babyleicht für jemanden, der als russischsprachige Mensch in die Ukraine lebt, Ukrainisch zu lernen. Sogar ich verstehe die Sprache, obwohl ich dort nie gelebt habe. Natürlich fühlen sich dann die Ukrainer angepisst, wenn jemand Jahrzehnte dort lebt und immer noch die Sprache nicht spricht- Das ist nämlich so, dass viele Russen sich weigern, die ukrainische Sprache zu lernen, genauso wie einige Migranten hierzulande sich weigern, Deutsch zu lernen. Die mag man doch auch nicht besonders .oder? Bin auch ziemlich gereizt, wenn ich jmd von mir habe, der nach 20 Jahre in Deutschland die einfachste Sätze nicht versteht.
Es gibt andere ehemalige UdSSR-Republiken, wo dien Russischsprachigen um einiges schlechter geht, Kasachstan z. B. Aber dort mischt sich Putin nicht ein, weil es sich mit dem Regierung prima versteht.
Aber Ukraine ist auch ein korruptes Land, ich vermute, dass die Pass-Problematik von deiner Kumpeline auch davon kommen kann, dort muss man oft "schmieren", damit sie Sache in Bewegung kommt. Deswegen wäre es absolut falsch, Ukraine aus Solidarität in die EU aufzunehmen. abgesehen davon, hätte es die Situation noch viel gefährlicher gemacht, der Durchgeknallte hat ja Bombe
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Antw:Ukraine
« Antwort #9 am: 01 März 2022, 10:11:34 »

Ich frage mich, warum sie kein Ukrainisch spricht.

Weil bei ihr, Zitat von mir, "seit langem in Berlin lebend" bedeutet, dass sie schon als Kind nach Deutschland gekommen ist. Sie spricht ein akzentfreies, fast perfektes Deutsch, und ich habe erst nach Jahren von ihrem Migrationshintergrund erfahren.

Ethnische Minderheiten mit anderen Sprachen in Ländern sind aber weltweit etwas normales, und ich denke, dass es schon ein Unterschied ist, ob du von einem in Berlin lebenden Araber verlangst, Deutsch zu lernen, oder von einem Sorben (obwohl die eher das andere Problem haben, nämlich, dass ihre Sprache ausstirbt und quasi nur noch von Sprachpflegern überliefert wird) oder in Finnland lebenden Schweden.
Bei den Russen in der Ukraine sehe ich das aber natürlich nicht so klar, genauso, wie schwer zu sagen ist, wie ihre Ansässigkeit dort zu bewerten ist.

Aber Ukraine ist auch ein korruptes Land, ich vermute, dass die Pass-Problematik von deiner Kumpeline auch davon kommen kann, dort muss man oft "schmieren", damit sie Sache in Bewegung kommt.

Ja, ich glaube, so ist es dann auch ausgegangen. Sie hat 3 große Kreuze gemacht, als alles durch war.

Deswegen wäre es absolut falsch, Ukraine aus Solidarität in die EU aufzunehmen. abgesehen davon, hätte es die Situation noch viel gefährlicher gemacht, der Durchgeknallte hat ja Bombe

100% Zustimmung.
« Letzte Änderung: 01 März 2022, 10:17:38 von BaerndME »
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Jack_N

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« Antwort #10 am: 01 März 2022, 12:38:19 »

Es ist meines Erachtens momentan vor allem schwierig, irgendwie hier eine moralisch-saubere Position einzunehmen ohne gleich wieder von irgendeiner Seite gemobbt zu werden. Vielleicht ist das sogar unmöglich. Gibt genug Dokumentationen über die Situation u.A. im Donbass ca. 2015, die zeigen, dass dort massive russische Einflussnahme auf das gesamte Leben schon Gang und Gäbe war. Irgendwo logisch, dass ein Land sowas sich nicht gefallen lässt, vor allem nach den Vorgängen mit der Krim.
Was da jetzt wie genau sich in den letzten 8 Jahren abgespielt hat kann man mangels objektiver Berichterstattung mit Sicherheit nicht sagen. Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon wird sicherlich notwendig sein, um ein Gesamtbild zu erhalten.

Fakt ist aber auch, dass das keinen Angriffskrieg in dieser Form rechtfertigt. Zudem ist es imho höchst bedenklich, wie die russische Staatspropaganda mit dem Ganzen umgeht.

Was man aber auch sagen muss: Russland geht hier nicht nach alter Sowjet-Kampfdoktrin vor. Sonst wäre die Ukraine bereits platt. Die Truppen dafür hätten sie, das Material auch. In der Vergangenheit sah die Doktrin so aus, dass man zuerst mit Luftangriffen und Artillerie die Front in einen Parkplatz verwandelt, und dann die erste Welle vorrücken (und sich aufreiben) lässt - dann wird der Nachschub zum Festigen vorgeschickt, und es geht genau so weiter.
In einem Gebiet wie der Ukraine, mit Wäldern und komplexer Infrastruktur, ist ein Vormarsch nicht so schnell wie im Irak zu erwarten, wo es primär Wüste gibt, durch die man einfach durchbrausen kann.
Um trotz aller Jubelarien das mal ins Verhältnis zu setzen: Russland hat erst 75% seiner vorhandenen Truppen in der Region überhaupt auf das Gelände der Ukraine verfrachtet, noch viel weniger waren in Kampfhandlungen verwickelt. Wenn irgendwas diesen Krieg beenden kann, dann werden das mit Sicherheit keine Waffen sein, sondern Widerstand aus der Bevölkerung oder schlichtweg eine totale Staatspleite.

Die Frage ist halt nun trotzdem: Warum geht Russland nicht "nach alter Manier" hier vor? Wollte man ein sanfteres Vorgehen? Hat man mit mehr Unterstützung in den Separatistengebieten und durch die Ukrainer gerechnet? (vermutlich, deren Präsident hatte ja vor dem Krieg katastrophal schlechte Umfragewerte).
Die Ausstattung der ersten Welle ist jedenfalls passend für "Kanonenfutter": mehrere Jahre abgelaufene Notrationen, zuwenig Sprit und teilweise auch Munition, es fehlt an passender Kleidung und Ausrüstung für die Fahrzeuge.
Das ist aber nicht zwingend jetzt sinnbildlich für die gesamte russische Armee. Zumal jetzt mehr und mehr Waffen in Stellung gebracht werden, die definitiv auf Vernichtung ungeachtet von Kollateralschäden gedacht sind (Z.B. TOS-1, ein Raketenwerfer für u.a. thermobarische Munition).

Warum also der Einmarsch? Wie gesagt, einmal der Artikel, der in russischen Staatsmedien bereits online war und den Sieg feiern sollte (dann aber ganz schnell wieder offline genommen wurde, aber das Internet vergisst nix: https://web.archive.org/web/20220226051154/https://ria.ru/20220226/rossiya-1775162336.html ),
dann gibts natürlich die Punkte, dass die Krim und Donbas und Luhansk rohstoffreiche Regionen sind, und Russland nicht der Ukraine die Ausbeutung dieser Rohstoffe (und die Einnahmen daraus) zugestehen will. Indem man die Ukraine mit Krieg überzieht schadet man zudem Rest-Europa, bis zu 40% unseres Weizen kamen aus der Ukraine.
Die Ukraine liefert übrigens auch weltweit für Russland, Europa und die USA Raketentriebwerke für Weltraummissionen (wird nur meist nicht als beteiligte Nation genannt), hier wird es auch spätestens in einem Jahr zu Engpässen kommen. Durch eine Einnahme könnte also die Raumfahrt der USA und Europas empfindlich getroffen werden (die USA dank SpaceX weniger - wurde lustigerweise u.A. deswegen gegründet, weil damals kein Ost-Staat alte Raketentriebwerke an Elon Musk verkaufen wollte).

Das Land hat schon eine Schlüsselrolle in vielen Bereichen. Darum denke ich auch dass es nach Beendigung des Konfliktes recht schnell wieder aufgebaut werden wird, die Frage ist nur von wem und mit was für Verflechtungen / Voraussetzungen.
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Antw:Ukraine
« Antwort #11 am: 01 März 2022, 13:25:04 »

Also die russische online-Zeitungen, die putintreu sind, sind jetzt nicht mehr zugänglich.
Nur die oppositionelle "Novaja Gazeta" kann ich lesen.

Eigentlich schade, da man davon auch einiges rauslesen könnte, ohne dabei Putin-Fan zu werden.
(habe schon "Völkische Beobachter" gelesen und bin nicht Nazi geworden)
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Jack_N

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« Antwort #12 am: 01 März 2022, 13:35:08 »

Über das Web Archive müsste man die entsprechenden Seiten abrufen können - halt immer erst mit einem Tag Verzögerung. Ansonsten via Proxy, ist aber die Frage obs den Aufwand wert ist.

Die Frage ist halt wirklich: Was kommt von welcher Berichterstattung wo in Russland an? Was wir teilweise über Arbeitskollegen und Bekannte mitbekommen haben ist, dass regional wohl teilweise alle ausländischen Sender wegen "technischer Störungen" in den Satellitenanlagen u.Ä. in größeren Wohneinrichtungen nicht mehr verfügbar sind. Wie es mit dem Internet aussieht kann ich nicht sagen, Telegram-Gruppen scheinen derzeit als alternative Kommunikationsmethode verbreitet.

Aber es ist wie immer: Alle Quellen von allen Seiten sollten hinterfragt werden. Bei der von mir geposteten Seite aus dem Web Archive ists jetzt relativ simpel, das Archive erstellt ja nur Snapshots von Webseiten zu bestimmten Zeiten, und kopiert einfach den Inhalt ins Archiv. D.h. das ist ein 1zu1-Spiegel der Seite zum entsprechenden Zeitpunkt, und man sieht zumindest, was dort mal stand. Immer gut um zu zeigen wie teils auch an mehrere Tage alten Stories rumgedoktort wird.
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« Antwort #13 am: 01 März 2022, 13:40:29 »

Was da jetzt wie genau sich in den letzten 8 Jahren abgespielt hat kann man mangels objektiver Berichterstattung mit Sicherheit nicht sagen. Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon wird sicherlich notwendig sein, um ein Gesamtbild zu erhalten.

Auch mit "ein bisschen hiervon und davon" wirst du keine belastbaren Erkenntnisse bekommen, weil nicht nur der Kreml vermeintlich lügt, sondern auch die Verankerung antirussischer Propaganda bei "uns" im Westen ein ziemlich starke Tradition hat. Es ist schlicht unmöglich, zu erfahren, was wahr ist und was nicht. Von daher trifft der erste hier zitierte Satz zu 100% zu.

Fakt ist aber auch, dass das keinen Angriffskrieg in dieser Form rechtfertigt.

Ja.

Was man aber auch sagen muss: Russland geht hier nicht nach alter Sowjet-Kampfdoktrin vor. Sonst wäre die Ukraine bereits platt. Die Truppen dafür hätten sie, das Material auch. In der Vergangenheit sah die Doktrin so aus, dass man zuerst mit Luftangriffen und Artillerie die Front in einen Parkplatz verwandelt, und dann die erste Welle vorrücken (und sich aufreiben) lässt - dann wird der Nachschub zum Festigen vorgeschickt, und es geht genau so weiter.
In einem Gebiet wie der Ukraine, mit Wäldern und komplexer Infrastruktur, ist ein Vormarsch nicht so schnell wie im Irak zu erwarten, wo es primär Wüste gibt, durch die man einfach durchbrausen kann.
Um trotz aller Jubelarien das mal ins Verhältnis zu setzen: Russland hat erst 75% seiner vorhandenen Truppen in der Region überhaupt auf das Gelände der Ukraine verfrachtet, noch viel weniger waren in Kampfhandlungen verwickelt. Wenn irgendwas diesen Krieg beenden kann, dann werden das mit Sicherheit keine Waffen sein, sondern Widerstand aus der Bevölkerung oder schlichtweg eine totale Staatspleite.

Die Frage ist halt nun trotzdem: Warum geht Russland nicht "nach alter Manier" hier vor? Wollte man ein sanfteres Vorgehen? Hat man mit mehr Unterstützung in den Separatistengebieten und durch die Ukrainer gerechnet? (vermutlich, deren Präsident hatte ja vor dem Krieg katastrophal schlechte Umfragewerte).
Die Ausstattung der ersten Welle ist jedenfalls passend für "Kanonenfutter": mehrere Jahre abgelaufene Notrationen, zuwenig Sprit und teilweise auch Munition, es fehlt an passender Kleidung und Ausrüstung für die Fahrzeuge.
Das ist aber nicht zwingend jetzt sinnbildlich für die gesamte russische Armee. Zumal jetzt mehr und mehr Waffen in Stellung gebracht werden, die definitiv auf Vernichtung ungeachtet von Kollateralschäden gedacht sind (Z.B. TOS-1, ein Raketenwerfer für u.a. thermobarische Munition).

Da würden mich jetzt die Quellen interessieren.

Also die russische online-Zeitungen, die putintreu sind, sind jetzt nicht mehr zugänglich.

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« Antwort #14 am: 01 März 2022, 13:45:26 »



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die möchte ich gar nicht, sondern einfach russische Zeitungen. Daraus kann jemand, der gelernt hat, zwischen den Zeilen zu lesen, einiges erfahren.
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