Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Facebook down - Hintergründe  (Gelesen 7135 mal)

Jack_N

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Facebook down - Hintergründe
« am: 04 Oktober 2021, 23:47:45 »

Da sind mal ein paar große Dienste down, und sofort drehen überall die Leute ab. Sachen wie "Facebook down" und "Whatsapp down" trenden - auf Twitter, denn woanders kann mans grad ja nicht posten :D

Das Timing ist interessant, denn es kommt gerade kurz nach der Aussage einer Ex-Facebook-Mitarbeiterin (die für die Aussage übrigens sich ins Zeugenschutzprogramm der US-Regierung begeben hat!), dass Facebook seine Algorithmen rein auf das Zeigen von Postings optimiert hat, die Wut in Menschen auslösen. Hintergrund: Facebook hat seit Jahren mit sinkender Nutzeraktivität zu kämpfen gehabt, d.h. die Leute klicken einfach weniger, sehen so auch weniger Werbung etc... Nun haben sie versucht ihren Algorithmus, der einem irgendwas zeigt, so zu optimieren, dass die Leute wieder angeregt werden etwas zu schreiben und irgendwohin zu klicken.
Sie haben rausgefunden, dass Wut die Emotion ist, die am ehesten die User dazu verleitet aktiv zu werden. Viele Mitarbeiter haben hier versucht ihr Veto einzubringen, und die Förderung von positiven Emotionen gefordert - das war aber finanziell nicht einträgig genug.

Was hat das aber jetzt mit dem Ausfall zu tun?

Nun, es wurde zunächst vermutet, dass ein DNS-Fehler hier verantwortlich wäre. DNS-Server sind die Dinger, die aus www.blabla.com eine IP-Adresse machen, so dass man sich keine Zahlenkombis für jede Seite merken muss. Wenn da die Einträge nicht mehr stimmen müsste man die Facebook-Server aber noch über ihre IP-Adressen erreichen können - das geht aber nicht mehr.
Was hier passiert ist: Die BGP-Einträge für Facebook und all seine Töchter sind weg. BGP, das Border-Gateway-Protokoll, sorgt dafür, dass die Daten zwischen all den passiven Knoten im Netz hin- und herfließen. Sowas wie n Verkehrspolizist, der alles in die richtige Richtung winkt.
Steht da kein Männchen und winkt, dann... kommt auch nix an.

Das Interessante jetzt: Da Facebook seine eigenen DNS-Server betreibt, hat es auch Kontrolle über seine eigenen BGP-Einträge. Die sind aber alle zurückgezogen worden, was nur von FB selbst erledigt werden kann.
Entweder hat also jemand dort auf den großen roten Panikknopf gedrückt, oder aber ein paar Mitarbeiter sind da richtig am Durchdrehen und wollen Zuck mal zeigen was fürn Arsch er ist.

Passend dazu ja auch die Instagram-Enthüllung: Es ist den Machern dort bekannt, dass sie durch das Pushen ihrer Postings Minderwertigkeitskomplexe und psychische Probleme in 1/3 der jungen Mädchen die den Dienst nutzen hervorrufen. Zuckerberg hat bei seiner Befragung vor dem Kongress das so formuliert, dass die Mehrheit der Nutzer von Instagram profitiert.
Ja gut, kann man so auch ausdrücken, nech?.


Ich bin jetzt mal gespannt was los ist. Egal ob absichtlich oder ein Versehen, die Verantwortlichen für den jetzigen Ausfall sind ihren Job wohl los. Bin eher gespannt ob sie irgendwo gevierteilt wieder auftauchen, mit Beton an den Füßen eben nicht auftauchen, oder ob man ihnen "nur" Hundertschaften von Anwälten auf den Hals hetzt.

Wenn es aber wirklich der "Panic-Button" war... angeblich gibts ja bei FB eben einen solchen, der das komplette Netz offline nimmt und alle möglicherweise als Beweismittel tauglichen Server weltweit in den Büros löscht, weswegen diese auch immer ne permanente Verbindung zum Mutterstandort haben müssen (in Hamburg im FB-Office werden ja offenbar sogar die Kameras vor Ort in den USA ausgewertet). Das ist aber mehr Gerücht, wobei ich es nicht für unmöglich halten würde - bei größeren Projekten, die die Chance haben rechtlich aus dem Ruder zu laufen, ist so eine Kill&Delete-Funktion meiner Erfahrung nach nicht unüblich.
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RaoulDuke

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Antw:Facebook down - Hintergründe
« Antwort #1 am: 05 Oktober 2021, 09:19:25 »

Ich finde das ausgesprochen interessant, und es bestätigt mich, aber auch viele andere in ihren Befürchtungen.

Das Timing ist interessant, denn es kommt gerade kurz nach der Aussage einer Ex-Facebook-Mitarbeiterin (die für die Aussage übrigens sich ins Zeugenschutzprogramm der US-Regierung begeben hat!), dass Facebook seine Algorithmen rein auf das Zeigen von Postings optimiert hat, die Wut in Menschen auslösen. Hintergrund: Facebook hat seit Jahren mit sinkender Nutzeraktivität zu kämpfen gehabt, d.h. die Leute klicken einfach weniger, sehen so auch weniger Werbung etc... Nun haben sie versucht ihren Algorithmus, der einem irgendwas zeigt, so zu optimieren, dass die Leute wieder angeregt werden etwas zu schreiben und irgendwohin zu klicken.
Sie haben rausgefunden, dass Wut die Emotion ist, die am ehesten die User dazu verleitet aktiv zu werden. Viele Mitarbeiter haben hier versucht ihr Veto einzubringen, und die Förderung von positiven Emotionen gefordert - das war aber finanziell nicht einträgig genug.

Passend dazu ja auch die Instagram-Enthüllung: Es ist den Machern dort bekannt, dass sie durch das Pushen ihrer Postings Minderwertigkeitskomplexe und psychische Probleme in 1/3 der jungen Mädchen die den Dienst nutzen hervorrufen. Zuckerberg hat bei seiner Befragung vor dem Kongress das so formuliert, dass die Mehrheit der Nutzer von Instagram profitiert.
Ja gut, kann man so auch ausdrücken, nech?.

Wer mehr Informationen über die von der Facebook-Mitarbeiterin, Frances Haugen, die als Produktmanagerin in der "Civic Integrity Division" tätig war, lesen möchte, der sei auf die entsprechende Artikelserie des Wall Street Journal verwiesen. Da sich die Artikel hinter einer Paywall befinden, helfen diverse andere Artikel weiter - die jedoch (wie auch das WSJ selbst) in die politische und ökonomische Färbung ihrer Medienkonzerne eingeordnet werden sollten. Wer alle Informationen will, sollte die Story also an mehreren Stellen nachlesen, beispielsweise bei der BBC, The Verge und vielleicht noch The Podcast of the Lotus Eaters. Das ist nicht irgendein dummes Geschrei auf der Suche nach Aufmerksamkeit in den Medien, es handelt sich um die Manipulation des Verhaltens von Milliarden von Menschen. Erstaunlich, dass bestimmte Bereiche der Medien das Ganze komplett ignorieren oder sich auf irgendein unwichtiges Detail fokussieren - vielleicht um sich nicht vorwerfen zu lassen, hier wäre eine "memory hole"-Strategie zum Einsatz gekommen. Vielleicht, aber das ist natürlich nur reine Spekulation, machen diese Medien es ja in ihrem Geschäftsmodell genauso und wollen auch negative Emotionen zur Steigerung der Auflage schüren.

Was hat das aber jetzt mit dem Ausfall zu tun?

Nun, es wurde zunächst vermutet, dass ein DNS-Fehler hier verantwortlich wäre. DNS-Server sind die Dinger, die aus www.blabla.com eine IP-Adresse machen, so dass man sich keine Zahlenkombis für jede Seite merken muss. Wenn da die Einträge nicht mehr stimmen müsste man die Facebook-Server aber noch über ihre IP-Adressen erreichen können - das geht aber nicht mehr.
Was hier passiert ist: Die BGP-Einträge für Facebook und all seine Töchter sind weg. BGP, das Border-Gateway-Protokoll, sorgt dafür, dass die Daten zwischen all den passiven Knoten im Netz hin- und herfließen. Sowas wie n Verkehrspolizist, der alles in die richtige Richtung winkt.
Steht da kein Männchen und winkt, dann... kommt auch nix an.

Wenn es aber wirklich der "Panic-Button" war... angeblich gibts ja bei FB eben einen solchen, der das komplette Netz offline nimmt und alle möglicherweise als Beweismittel tauglichen Server weltweit in den Büros löscht, weswegen diese auch immer ne permanente Verbindung zum Mutterstandort haben müssen (in Hamburg im FB-Office werden ja offenbar sogar die Kameras vor Ort in den USA ausgewertet). Das ist aber mehr Gerücht, wobei ich es nicht für unmöglich halten würde - bei größeren Projekten, die die Chance haben rechtlich aus dem Ruder zu laufen, ist so eine Kill&Delete-Funktion meiner Erfahrung nach nicht unüblich.

Wow, ich finde es immer wieder interessant, welche Einblicke man so haben kann, wenn man eine bestimmte Brille aufhat. Ich bin dezidierter Nicht-Techniker, aber ich bringe auch eine Brille mit. Von einer solchen Funktion habe ich in Projekten, in denen ich mitgearbeitet habe, noch nie gehört. Aber was ich sagen kann ist, dass unethisches Verhalten etwas ist, das niemand gerne mag - insbesondere aber solche Leute nicht, die damit assoziiert werden könnten. Ob manche Social Media-Konzerne auf die gleiche Liste gehören wie bestimmte Waffenhersteller oder Produzenten extrem umweltschädlicher Technologien wie etwa Fracking? Gerüchten zufolge gibt es solche Listen bei bestimmten Unternehmen, die gelegentlich vor der Überlegung stehen, irgendwo eine Investition zu tätigen oder eben nicht.
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Jack_N

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Antw:Facebook down - Hintergründe
« Antwort #2 am: 05 Oktober 2021, 11:51:30 »

Naja, mein letzter Absatz bezog sich auch darauf, dass es schlichtweg auch Projekte gibt, bei denen man halt z.B. mit Userdaten hantiert, und die nach bestem Wissen und Gewissen abgesichert hat.
Kommt es aber jetzt dennoch zu einem Einbruch in die Server, und man bekommt das mit, kann aber nichts dagegen aktiv tun, so haben einige Projekte hierfür eine Notfallfunktion implementiert, die in dem Fall lieber die gesamte Datenbank und Software löscht (Backups nicht betroffen), als die Daten weiterhin Angreifern zugängig zu machen, oder aber - falls man z.B. ein Sicherheitsdetail übersehen hat - einen eklatanten und sehr teuren DSGVO-Verstoß zu begehen.
Das kann auch rein auf Betriebssystemebene passieren, man kann z.B. sämtliche Netzwerkverbindungseinstellungen mit Nonsens-Daten überschreiben, so dass keine Daten der Rechner mehr nach außen geraten können und man manuell an die Maschinen ran muss um das zu korrigieren (wenn man es nicht so destruktiv mag und vermutet noch Kontrolle über die Systeme zu besitzen).
Es geht aber tatsächlich soweit, dass für hochkritische Daten sogar SSDs mit integrierten Kill-Schaltkreisen vorhanden sind, die die Speicherchips durch Überladung zerstören wenn beispielsweise das Laufwerk aus dem Rechner entnommen und in einen anderen eingebaut wird, oder aber die Passwortabfrage nicht korrekt beantwortet wird. Klingt etwas James-Bond-mäßig, oder nach Mission Impossible, aber gibts tatsächlich.

Bei Fratzenbuch handelte es sich jedoch wohl eher um eine simple Fehlkonfiguration, die dann kaskadenartig aber ihre gesamten Systeme lahmgelegt hat. Witzigerweise wohl wirklich alles, weshalb die Fehlerbehebung auch so lange dauerte - angeblich kamen Mitarbeiter nichtmal mehr ins Gebäude, weil die Türschließanlage nicht mehr funktionierte.
Was während der Zeit an Daten aber von Servern entfernt wurde kann natürlich niemand nachvollziehen, schon gar nicht von außen (Akte-X-Melodie pfeif).


Der Facebook- und Whatsapp-Ausfall hatte übrigens weltweit gewaltige Auswirkungen auf alles Mögliche.
In Lateinamerika und Asien sowie Teilen Afrikas haben viele kleine Geschäfte keine Telefonleitungen und keine Email-Adresse. Der gesamte Kontakt mit den Kunden läuft dort via Whatsapp.
D.h. dort war teilweise für nen gesamten Werktag die Kommunikation tot.

Viele Seiten und Dienste ermöglichen ein Social-Login über Google- oder eben Facebook-Konten. All diese Logins funktionierten nicht mehr, das ging von Fifa-Spielern auf Spielkonsolen, die ihre Daten nicht abrufen konnten bis hin zu Diensten wie Wlan-Zugängen, die man z.B. an Unis auch über solche Logins absichern kann.
Da hing ein riesiger Rattenschwanz an nicht mehr funktionierender Infrastruktur dran.

Und natürlich die ganzen Oculus-Rift-Nutzer, die ein neueres Modell der 3D-Brille haben, welches ohne Facebook-Konto schlichtweg nicht funktioniert. Keine Downloads, kein Einkaufen im Store, immerhin funktionierten bereits runtergeladene Titel meist problemlos - sofern sie kein Udpate brauchten.
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RaoulDuke

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Antw:Facebook down - Hintergründe
« Antwort #3 am: 05 Oktober 2021, 12:27:29 »

Für meinen Geschmack hat Facebook schlicht zuviel Macht. Das tut aus technischen Gründen der Infrastruktur und dem Markt nicht gut, und aus Gründen der Algorithmus-Adjustierung der Gesellschaft, der Demokratie, der Jugend, dem eigenen Freundeskreis und einem selbst nicht gut. Oh, und absichtlich, weil es so gebaut es - nicht als Nebeneffekt, sondern bewußt, bekannt und zumindest indirekt angestrebt. Das finde ich so neu an den Facebook Papers - es ist kein Fehler, es ist nicht irgendwie entstanden, es ist das Ergebnis planvollen Handelns.

Wenn Jugendliche so stark unter Facebook und Instagram leiden, und immer mehr negative Emotionen sich in der Nutzerschaft ausbreiten - und man befördert das sogar, um Häufigkeit und Intensität der Nutzung zu erhöhen ("user engagement"), dann ist das falsch. Wenn man erfährt, dass insbesondere junge Nutzer ein Suchtverhalten an den Tag legen und die Plattform zugleich lieben und hassen und dabei nicht mehr ohne sie können, ohne die kurzen Dopamin-Kicks aus Likes und permanenten Benachrichtungen, ist es einfach unmoralisch, noch eine "preteen-Plattform" bauen zu wollen, um Nutzer an sich zu binden, die wegen des Mindestalters von 13 Jahren noch keine Accounts haben dürfen.

Ich habe mal in einen Artikel darüber gelesen, wie kurz für junge Mädchen der Weg von Tik Tok zu Onlyfans sein kann, und wenn ich bei Tik Tok "dancing girls" eingebe, erfahre ich auch schnell, warum. Nach meinem Verständnis ist Tik Tok eine Tanz- und Rumalber-Plattform, aber der Strudel aus kleinen Filmchen beginnt sehr schnell sich um das zu drehen, was sich auch in der Musikindustrie zeigt: Sex sells. Also nicht explizit, aber die Grenze wird sehr schnell sehr fließend.

Ich will nicht den Moralapostel spielen, aber gerade für so junge Menschen ist das ein Spiel mit dem Feuer, das wirklich gefährlich werden und auch unschön ausgehen kann.
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BaerndME

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Antw:Facebook down - Hintergründe
« Antwort #4 am: 05 Oktober 2021, 17:43:20 »

Für meinen Geschmack hat Facebook schlicht zuviel Macht. Das tut aus technischen Gründen der Infrastruktur und dem Markt nicht gut, und aus Gründen der Algorithmus-Adjustierung der Gesellschaft, der Demokratie, der Jugend, dem eigenen Freundeskreis und einem selbst nicht gut. Oh, und absichtlich, weil es so gebaut es - nicht als Nebeneffekt, sondern bewußt, bekannt und zumindest indirekt angestrebt. Das finde ich so neu an den Facebook Papers - es ist kein Fehler, es ist nicht irgendwie entstanden, es ist das Ergebnis planvollen Handelns.

Das ist alles soooo übel.
Ich hatte ja dieses Jahr schon 3 Monate Facebookpause.
Ich hänge da aber wieder drin. Wie an der Nadel.
Ich muss da raus. Ich muss was radikales machen.
Es tut mir nicht gut, und jetzt weiß ich auch, warum.
Ich hab schon immer auf diese Scheiß Kackseite geschimpft, es gehasst und mich whatsapp verweigert.
Dass ich so sehr Recht hatte, betrübt mich.
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RaoulDuke

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Antw:Facebook down - Hintergründe
« Antwort #5 am: 06 Oktober 2021, 11:17:37 »

Das ist alles soooo übel.
Ich hatte ja dieses Jahr schon 3 Monate Facebookpause.
Ich hänge da aber wieder drin. Wie an der Nadel.
Ich muss da raus.

Weisst Du, was ich schlimm finde?

Du bist ja nicht irgendwer. Kein orientierungsloser Teenager auf der Suche nach Anerkennung. Jemand, der sich kein Bild von der Welt hätte machen können oder keine Meinung hat. Jemand ohne Überzeugungen. Du müsstest mit zu den zäheren Nutzern von Facebook zählen - reflektiert, informiert, freundlich, nicht unerfahren. Und es geht Dir trotzdem so.

Noch jemand, dem es ähnlich geht und den ich ganz gut kenne: Ich selbst. Zwar las sich mein Leben auf FB als wäre ich eine schlechte James Bond-Kopie, ständig am um die Welt fliegen und so, aber die Wahrheit ist natürlich, dass man mich nicht dauernd herumgeschickt hat, weil ich so furchtbar nett wäre oder halt einfach toll. Man hat mich zum Verhandeln geschickt, und insbesondere dann, wenn etwas nicht so gut lief, oder gar schlecht. Warum soll man sonst auch verhandeln oder irgendwen teuer durch die Welt schicken, wenn alles auch einfach so permanent super ist. Ich sollte daher, ob es mir nun gefällt oder nicht, ein einigermaßen dickes Fell haben, was emotionalen Stress angeht, und ich glaube, das habe ich auch. Und weisst Du was? Den Facebook-Crash und mein tiefgreifendes, bis heute größtenteils nicht geheiltes Zerwürfnis mit einer großen Anzahl von Leuten, die ich zuvor sehr geschätzt habe, würde ich unter meinen Top-Misterlebnissen überhaupt nennen. Weit vor allen Sche*ßmeetings, in denen ich je saß. Und dann war da noch das Gefühl, dass man im Handy nicht nur seine vermeintlichen Freunde, sondern auch einen gnadenlosen, bedingungslose Konformität einfordernden Empörungsmob mit sich herumträgt. Oh, und eigentlich nicht nur einen Mob. Einen linken. Und einen rechten. Einen öko-sozialen. Einen, der verlangt, dass man ein "echter Mann" sein soll, nicht so wie die weichen P*ssys, die keine Eier in der Hose haben. Und einen wutentbrannten Verein zorniger Feminist*Innen auf Hasskurs, und wehe, Du genderst das nicht richtig.

Wenn Leute wie wir so fühlen, und eigentlich überwiegend vernünftige Leute sich in diesen Mob oder besser diese Mobs verwandeln können, was ist denn da eigentlich für eine Macht am Werk? Und wollen wir das zulassen?

Vielleicht bin ich ja ein ewiger Pessimist, aber mir kommt es vor, als wäre da etwas grundlegend faul, und wirklich veränderungsbedürftig. Es drängt sich fast eine Parallele zur Tabakindustrie in den 70ern auf, wo es so lange hieß: "Nein, hier ist alles in Ordnung, kein Risiko für irgendwen, alles ist gut, bitte gehen Sie weiter..."
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Jack_N

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Antw:Facebook down - Hintergründe
« Antwort #6 am: 06 Oktober 2021, 11:41:18 »

Eigentlich haben wir hier nur das, was vorher auf kleine Kreise beschränkt war, in die Welt rausgepustet.
Das, was man vorher im besoffenen Kopf am Stammtisch unter Gleichgesinnten rausgepöbelt hat, teilt nun jeder Depp der Welt mit.
Oder das, was vorher in der Clique am Telefon geteilt wurde (mit "sags ja keinem Weiter, aber..." - was natürlich sofort nach dem Auflegen getan wurde "Du, hast Du schon gehört...").

War schon was dran im Anhalter, das man versucht hat Raumschiffe mit schlechten Nachrichten anzutreiben, weil es nix gibt, was sich schneller verbreitet (sie waren nur bei ihrem Eintreffen so unbeliebt, dass man davon Abstand nahm).

Der Punkt ist jetzt auf FB aber nicht nur Reichweite und Geschwindigkeit, sondern auch einmal die Öffentlichkeit (weil die meisten Hinz und Kunz ja ihre Privatsphäre-Einstellungen nicht bedienen können und so jeder Vollhonk, der besser 200 Meter Abstand zu einer Tastatur halten sollte, die Postings sieht und natürlich sofort reagieren muss) der Postings halt enorm zunimmt.
Das ist quasi, als ob man sich laut auf der Straße über alles unterhält, und jeder Passant entweder verstört guckt, oder sich dran beteiligt.

Und dann gibts halt im Netz die Akteure, die das meisterlich ausnutzen. Influenza, ääh, Influencer eben, die durch ihre Postings in sozialen Netzwerken es meisterhaft verstehen Leute zu bestimmten Handlungsweisen zu bewegen. Teilweise versteckt hinter dem "einer von euch"-Charme, teils auch ganz offen werden dort Postings abgesetzt, die die Menschen zu bestimmtem Verhalten bewegen sollen. Und das klappt prima. Und umso besser je mehr darunter kommentieren. Die Herde wird also kollektiv dümmer, frei nach dem alten Motto: Fresst Scheisse - Millionen Fliegen können nicht irren.

Nun gibts natürlich auch informative Seiten, die überprüfbare Inhalte haben, tausende Postings darunter, und dennoch nicht in diese Kategorie fallen. Das genau macht es aber so schwer den sozialen Medien Vertrauen zu schenken. Was auch falsch wäre, man sollte niemals einem Medium vertrauen, was die Daten übermittelt, sondern höchstens den Inhalten.
Hier haben wir aber das Problem, dass eben mehrheitlich geschickte Rattenfänger und Propagandisten unterwegs sind, und deren Beiträge auch - aufgrund eben höherer Interaktionsraten - noch gefördert werden.
Siehe USA: Die absolute Mehrheit von pro-Trump- und sozial spaltenden Accounts im letzten Wahlkampf der USA basierte auf zentral gesteuerten Mehrfachaccounts, die zu einem großen Teil von ausländischen Nutzern angelegt wurden.

Diese Hintergründe sind aber für viele einfache Nutzer unsichtbar. Noch schlimmer, sie glauben sie schlichtweg nicht, selbst wenn man sie mit der Nase drauf stößt.
Ich hab mehrfach Fake-Accounts enttarnt, die für politische Kommentare hier in Deutschland eingesetzt wurden (ja, pro-blau - ich mag den Laden halt nicht), die z.B. Bilder von Personen aus anderen nicht-deutschsprachigen Ländern mit einer gefälschten Biographie kombiniert haben.
Halbwegs clever angelegt insofern, als dass sie teilweise mehrere Monate lang anderen Kram gepostet haben bevor sie "politisch aktiv" wurden. Aber mal ehrlich: Wie doof muss man sein, damit man die Erzählungen einer blonden, blauäugigen jungen hübschen Frau glaubt, die angeblich in Deutschland geboren wurde, den USA Recht studiert, weltweit im Tauchsport aktiv ist, und dann auf Deutsch auf FB Anti-Einwanderungs- und anti-Merkel-Propaganda postet? Ähm... (Bildmaterial von ihrem Account stammte dann von einer dänischen Turnerin, deren Bilder wohl öfter geklaut wurden für Fake-Accounts).

Aber das ists halt, sobald jemand - laut rausgegebenen Daten - halbwegs hübsch und gebildet rüberkommt schaltet sich beim einfachen deutschen User das Hirn aus. Und das wird schamlos ausgenutzt.

Eigentlich ist ein Internet-Führerschein gar keine so doofe Idee.
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BaerndME

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« Antwort #7 am: 07 Oktober 2021, 21:28:11 »

Zitat von: Bernd Ritter
Staying-in-touch-with-your-friends and other functions of hatebook seem to be damaged beyond repair, I'm a bit tired of that hamster wheel at the moment.
Think I'm going to delete that account during the next days.
Anyone in need of alternative contact options?
[/quote]

Sorry für die Adaption deines Wortschatzes, lieber Raoul.
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RaoulDuke

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« Antwort #8 am: 13 Oktober 2021, 08:14:43 »

Eigentlich ist zu der Thematik ja alles gesagt. Aber bei genauerer Überlegung habe ich noch ein paar Gedanken, vielleicht sogar eine Empfehlung loszuwerden. Ich habe nämlich im Rahmen des Abschieds von Facebook und ähnlich ausgerichteten Plattformen auch meinen Medienkonsum überdacht. Als Folge dessen vermeide ich jetzt das Lesen von Zeitungen, Zeitschriften und anderen Nachrichtenquellen, deren Funktionsweise darauf fußt, negative Emotionen zu verbreiten, platten Voyeurismus und niedere Triebe zu befriedigen oder die Leser politisch oder sonstwie aufzuhetzen. Das beraubt mich zwar einiger Facetten der Medienlandschaft, aber ich bin seitdem viel besser gelaunt. Und wenn ich schon einige Medien nicht meiden kann, so clicke ich wenigstens auf keine Artikel mit blutrünstigen, grausamen oder anderweitig ablehnenswerten Überschriften (Beispiel W*lt: "Ihre Überreste wurden grausam zerstückelt" o.ä., fiktives Beispiel, aber regelmäßige W*lt-Leser wissen Bescheid)...

Auf meiner "roten Liste", die mich regelmäßig nicht gut informiert, aber oft negativ gestimmt hat, sind: B*ld, Sp*egel, Die Ze*t (das ist wirklich traurig - ich habe die mal regelmäßig gekauft, zum schön analog durchblättern beim Morgenkaffee, jetzt fühle ich mich beim Lesen als hätte ich die Prawda in der Hand), Stern und noch einige mehr.

Es bleiben noch genug Nachrichtenquellen übrig, dass man nicht uninformiert sein muss, aber eben auch nicht schlecht drauf.
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« Antwort #9 am: 14 Oktober 2021, 20:21:40 »

Diese Wichser.

Auf Löschen gedrückt, jetzt muss ich 30 Tage durchhalten und jedem eventuellen Drang widerstehen, mich doch noch einzuloggen.
Psychologische Kriegsführung.

Nich mit mir - mein Schädel ist dicker.
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« Antwort #10 am: 14 Oktober 2021, 21:47:32 »

Nervig ist das eher für Leute, die eine 3D-Brille besitzen. Löscht man sein FB-Konto, dann sind alle Einkäufe und alles was man für seine Oculus Quest 2 (oder auch ne ältere Brille, wenn man die Konten verknüpft hat) weg. Ohne FB-Konto soll es auch bald keine Neukäufe mehr geben.
Da diese Bündelung in D unter Prüfung steht wurde die Quest2 hierzulande lange einfach nicht verkauft, weiss gar nicht ob man sie offiziell inzwischen hier erstehen kann.

Zum Glück funktioniert meine alte Rift hervorragend komplett ohne FB-Quatsch mit offline installierten Treibern und allen möglichen anderen Programmen - entweder direkt angesprochen, oder über Steam VR.
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Taéra

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« Antwort #11 am: 14 Oktober 2021, 21:57:37 »

Diese Wichser.

Auf Löschen gedrückt, jetzt muss ich 30 Tage durchhalten und jedem eventuellen Drang widerstehen, mich doch noch einzuloggen.
Psychologische Kriegsführung.

Nich mit mir - mein Schädel ist dicker.

Hmmm, existieren die Konten eigentlich auf ewig, wenn man sich einfach nur nicht mehr einloggt? Wahrscheinlich schon...
Ich bin seit ... bestimmt fünf Jahren nicht mehr drin gewesen, aber habe das Konto nie gelöscht. *grübel
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BaerndME

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« Antwort #12 am: 14 Oktober 2021, 22:30:29 »

Diese Wichser.

Auf Löschen gedrückt, jetzt muss ich 30 Tage durchhalten und jedem eventuellen Drang widerstehen, mich doch noch einzuloggen.
Psychologische Kriegsführung.

Nich mit mir - mein Schädel ist dicker.

Hmmm, existieren die Konten eigentlich auf ewig, wenn man sich einfach nur nicht mehr einloggt? Wahrscheinlich schon...
Ich bin seit ... bestimmt fünf Jahren nicht mehr drin gewesen, aber habe das Konto nie gelöscht. *grübel

Vermutlich ist das so.

Gute Entscheidung, by the way! :)
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RaoulDuke

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Antw:Facebook down - Hintergründe
« Antwort #13 am: 15 Oktober 2021, 09:27:22 »

Und wenn ich schon einige Medien nicht meiden kann, so clicke ich wenigstens auf keine Artikel mit blutrünstigen, grausamen oder anderweitig ablehnenswerten Überschriften (Beispiel W*lt: "Ihre Überreste wurden grausam zerstückelt" o.ä., fiktives Beispiel, aber regelmäßige W*lt-Leser wissen Bescheid)...

Von eben jener Nachrichtenquelle frisch auf dem Schirm: Die Überschrift „Die geschwärzten Gesichter von Verzweiflung und Todesqualen entstellt“ mit Link auf einen Artikel von heute, in der W*lt, diesmal nicht fiktiv.

Warum muss ich so etwas ekelhaft sensationslüsternes an einem entspannten Freitagmorgen sehen, an dem sich meine Gedanken eigentlich um zwei Besprechungen im Rahmen von Videokonferenzen drehen sollten, um meinen Morgenkaffee (lecker!) und um das bevorstehende Wochenende (toll!). Irgendwie hat sich dieser Schockstil aus Social Media überall verbreitet, ebenso wie die inflationäre Verwendung der Adjektive "drastisch" und "radikal", und natürlich dieses Clickbait-Gepushe. Auf der gleichen Seite zu sehen "Vor XX Jahren war YY ein Star! Wir waren schockiert, wie hoch ihr Vermögen jetzt ist!". Keine Ahnung wer das ist, oder warum mich ihr Kontostand interessieren sollte.
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« Antwort #14 am: 15 Oktober 2021, 11:10:57 »

Ähnliche Titelzeilen wie die letzte gabs aber auch schon zu Zeiten der "Blätter-Bait"-Sensationshefte für Damen, die immer in Frisörsalons auslagen - Bunte und co lassen grüßen. Skandälchen, erste Bilder von Kindern (obwohl zur Drucklegung noch ein Monat bis zur Entbindung ihrer königlichen Majestät anstand) und ähnlicher Scheiss. Dieter Bohlen berichtete derweilen in der Bravo, wie er beim besoffen Pinkeln auf dem Klo stürzte und sich den Penis brach.
Sinnlose Sensationsscheisse mit Riesen-Übertreiber-Überschriften gabs schon früher massenhaft. Es war aber leichter dem Mist am Zeitschriftenkiosk zu entgehen, jetzt im Netz wird er einem an allen Ecken und Enden quasi "ins Gesicht geschrien".

Digital Detox hilft dann auch nur bedingt, wenn man mit dem Kram sein Geld verdient und häufiger Sachen nachschlagen muss.
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