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Facebook vs. Forum - Eine Renaissance der Forenkultur?

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colourize:
Vielen Dank für den Link. Ich bin dort mal beigetreten, sehe aber nur zwei Sprachkanäle sowie zwei Textkanäle.
Das ist doch alles synchroner Kram, oder übersehe ich etwas?
Ein Forum ist doch komplett verschieden von einem (Video)Chat...

Oder verstehe ich Discord nicht? - Könnte gut sein...

Taéra:
Joa, die vier Dinger sind der Standard, es können mehr erstellt werden, in jedem kann dann einzeln unabhängig voneinander geschrieben werden. Wird halt dort nur nicht. Das meinte ich damit, dass die Serverbesitzerin dort nichts strukturiert hat. Man könnte Kategorien mit einzelnen Channels darunter erstellen. So isses halt nur eine "Shoutbox" zum schreiben, ein Schreibkanal indem sie nur den Link festgetackert hat und die beiden Sprachkanäle, in die man joinen könnte. Kann man schöner machen, ich war zu dem Zeitpunkt darüber irgendwie enttäuscht, weil ich die Idee auch schon hatte und mich dann geärgert habe, dass ich das nicht einfach mal gemacht habe. Aber ich bin ja eh mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass es das Forum niemals ersetzen könnte. Daher... *Schulterzuck*

Ich stelle fest, durch meinen Kommentar überschneidet sich dieser Threat nun mit dem anderen "Discord / andere Plattformen". Sorry dafür. Eigentlich passen meine Nachrichten besser in den anderen Threat, da ich zu Facebook gar nichts sagen kann außer "da habe ich mich seit Jaaaahren nicht mehr eingeloggt". ^^

Jack_N:
Dabei hast Du es zu Discord wunderbar zusammengefasst.
Ich kenne auch genau das Gegenteil - auf einem Brettspiel-Discord wo ich bin wurden so viele Unterbereiche zu Randthemen eröffnet, und zusätzlich noch separate, doppelte Bereiche in den größten Sprachen dieser Welt, dass man erstmal eine schöne Liste an Kanälen zum Runterscrollen hat.
Das ist dann auch minimal übertrieben. :)
Ja, ein Discord-Server lebt zu 100% von den Erstellern und dem Regelwerk. Steckt man da keine Arbeit rein, dann ... naja.

RaoulDuke:
Ich glaube auch, dass Facebook seinen Wendepunkt schon eine Weile hinter sich hat, an dem dir Gründe, sich dort aufzuhalten, zunehmend weniger werden oder weniger überzeugend.

Die Bubble-Thematik ist eine Sache, dem habe ich eigentlich kaum etwas hinzuzufügen. Ausserhalb der eigenen Bubble zu diskutieren ist sehr schwer und undankbar, weil es oft in ein heilloses Gegeneinander ausartet, wie ich schon im Thread zu GF36 und Docks schrieb: "Aus Leuten mit anderen Meinungen werden "die Anderen", aus "den Anderen" werden Gegner, aus Gegnern werden Feinde, und Feinde müssen vernichtet werden." Aber das halte ich für ein mögliches Folgeprodukt eines anderen Mechanismus, der vielleicht auch Baernd in den Frust trieb:

Facebook bemüht sich sehr, das Engagement der Nutzer zu wecken und zu halten. Viel Geld wird für AI ausgegeben, die genau dafür eingesetzt wird. Und der dann folgende Mechanismus ist eigentlich keinerlei Überraschung, sondern folgt der gleichen Logik wie die großen Boulevard-Zeitungen: Man springt nun einmal, evolutionär konditioniert, auf Schockmeldungen und vermeintliche Gefahren unmittelbar an. Das Resultat ist, dass viele Leute mit einer nicht enden wollenden Flut aus aus Ihrer Sicht negativen Meldungen konfrontiert werden. Ausgewogenheit, unterschiedliche Perspektiven oder gar Maßhalten stören da nur. So ist mir aufgefallen, dass es in meinem Stream zu mehr als 30% um die Forderungen von Feminist*Innen und diesen nahestehenden Gruppen geht. Ich habe eigentlich auch überhaupt nichts dagegen, darüber informiert zu werden, Respekt gegenüber allen Menschen ist auch mir ein Anliegen. Aber darum ging es eigentlich gar nicht: Ich bekam nur die super-extremen Forderungen einzelnen Wirrer zu sehen, Streit unter ihnen, Zwist mit der LGBTQQ+ Community, und den Streit mit und zwischen Trans-Aktivisten, die sich gegenseitig nahezu ununterbrochen des Sexismus, Rassismus, Faschismus und was weiß ich denn für einem -ismus bezichtigten. Das waren aber gar nicht die Meinungsführer ihrer jeweiligen Interessengruppen, wie man meinen könnte. Die AI hatte gelernt, dass ich am meisten Zeit auf die radikalsten Thesen verwende, und gab mir mehr davon. Und langsam aber sicher sprang das auch auf andere Themen über. So konnte ich morgends lesen, warum wir in einer sozialistischen Diktatur wie in der UdSSR leben, dass es einen geheimen Staatsstreich gegeben hätte und die Presse gleichgeschaltet wäre. Ein paar Beiträge weiter war zu lesen, dass wegen des Kapitalismus hunderte, wenn nicht tausende Kinder sterben, ich habe die Zeitspanne vergessen. Trump war der Retter der westlichen Welt vor dem teuflischen Dämon Biden. Gleichzeitig war allerdings Biden der Retter der Welt vor dem Trumpschen Faschismus. Trump war schlimmer als Hitler. Irgendwann sah ich mal ein Bild von Adolf Hitler in meinem Stream, mit einer Denkblase: "If Trump is literally Hitler, then who am I?"

Das war irgendwie so ein Schlüsselmoment, weil es mir da einfach gereicht hat. Ich fragte mich, warum ich mir eigentlich von einer Internetseite solchen Dreck ins Gehirn schaufeln lasse. Ganz einfach: Weil die AI gelernt hatte, dass ich dann am längsten schaue, und man mir mehr Werbung für Schokoriegel, Autos, Wanderschuhe, Angelausrüstung, Motorradteile und bestimmte SoC-Boards für OpenDingux zeigen kann.

Diese ganzen Nachrichten mit Extremen, jeden Tag, geprägt von Wut und Zorn haben mich regelrecht traurig gemacht, und begonnen, mein Weltbild zu verfärben. Glücklicherweise fiel mir das auf, vielleicht auch deswegen, weil ich in widersprüchlichen Blasen unterwegs war und Leute beispielsweise aus dem eher rechten und dem eher linken Spektrum kenne, deren Präferenzen auch meinen Nachrichten-Stream gelenkt haben. Ich will wirklich nicht wissen, was passieren kann, wenn das nicht der Fall ist. Ich glaube, das kann am Ende zu Depressionen, Paranoia und letztlich Radikalisierung führen. Und das für ein bisschen Werbung. Ich angele nicht einmal.

RaoulDuke:
Eine Ergänzung erlaube ich mir noch: Das war nicht wirklich so eine Ha-jetzt-habe-ich-es-aber-erkannt-Entwicklung, die eines schönen Tages per Geistesblitz stattfand. Eigentlich mehr eine ganze Sammlung solcher Schlüsselmomente, über einen recht langen Zeitraum. Und die Erkenntnis, dass die Nachrichten das Denken beeinflussen, das Denken das Handeln, und ein Teil des Handelns wieder, welche Nachrichten man auf social media liest...

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