Schwarzes Hamburg

  • 26 Dezember 2024, 21:44:44
  • Willkommen Gast
Bitte logg dich ein oder registriere dich.

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge
Erweiterte Suche  

Umfrage

Was haelst Du von der Globalisierung?

Sie macht mir Sorgen.
- 2 (15.4%)
Ich halte sie fuer eine positive Entwicklung.
- 1 (7.7%)
Ich kann ihr Positives und Negatives abgewinnen.
- 9 (69.2%)
Habe keine Meinung dazu.
- 1 (7.7%)

Stimmen insgesamt: 13

Umfrage geschlossen: 25 Mai 2005, 16:37:01


Autor Thema: Vorteile der Globalisierung  (Gelesen 4277 mal)

Der Uhu

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1020
Vorteile der Globalisierung
« am: 25 Mai 2005, 16:37:01 »

Wegen einer Frage von Kenaz im EU-Verfassungsthread, und weil die Antwort darauf nicht unbedingt dahin gehoert, hier also dieser Thread.

Also, die Globalisierung hat fuer mich folgende Vorteile:

- 1. Deutsche Unternehmen, die in Deutschland produzieren, wie Adidas (Sportartikel), Continental (Reifen), Braun (Rasierer), Varta (Batterien), Puma (Sportartikel), Bayer (Chemie), Volkswagen (Fahrzeuge), MAN (Lastwagen) uvm. koennen im Ausland billig Einzelteile fuer ihre Produktion kaufen, die die Endprodukte biliger und somit auch erschwinglicher machen. Das ermoeglicht es den Unternehmen auch mit der Konkurrenz aus China mitzuhalten und sogar neue, internationale Maerkte zu erobern. So wurde schon aus so manchem Mittelstaendler ein Global Player, der dann letztendlich in Deutschland mehr Leute beschaeftigte, als zu Mittelstaendlerzeiten.

- 2. Die Globalisierung ist nur fuer denjenigen negativ, der sich nicht anpasst und versucht besser zu werden. Letztendlich koennte es endlich bewirken, dass in einer grossen Reformanstrengung, der durch jahrelanges Schuldenmachen verschleppte Reformstau nachgearbeitet wird. Der Staat koennte sich von aufgeblaehter Buerokratie befreien und hemmende und nutzlose Gesetze und Regelungen los werden. Nicht nur Menschen brauchen ab und zu mal eine Kur! Ich gebe zu bedenken, dass es Laendern wie England, Irland oder Schweden wirtschaftlich gut geht. Ach ja, und auch den USA, aber dort ging die Kur meiner Meinung nach zu weit, weil sozial ungerecht.

- 3. Wird ein Unternehmen durch einen Hedge-Fond oder Private-Equityfirmen uebernommen und zerschlagen kann das ja nur fuer sie lohnend sein, wenn sich die Einzelteile des Unternehmens profitabel verkaufen lassen. Schlecht organisierte und marodeUnternehmen lassen sich aber nicht profitabel verkaufen. Darum werden diese Unternehmensteile gesundgeschrumpft oder auf Vordermann gebracht, je nachdem, wo die Schwaechen des Unternehmens liegen. Das tut zunaechst weh, aber letztendlich kommt dabei ein gesundes Unternehmen heraus. Dann wird es verkauft, und der neue Kaeufer, der ja gerade eine Menge Geld dafuer bezahlt hat, ist sicher kein kurzfristig denkender Finanzinvestor. Das Ergebnis ist ein Unternehmen, das konkurrenzfaehig ist und das letztendlich mittel- oder langfristig wieder wachsen kann.

- 4. China und andere Globalisierungprofiteure haben ein enormes Wirtschaftswachstum, was sie auch zu einem interessanten Markt macht. Deutsche Unternehmen liefern an China Waren, als ob es kein Morgen gaebe, und verdienen damit eine Menge Geld. Langfristig wird sich ein beidseitiger Handel entwickeln, wie wir ihn ja schon z.B. mit den USA oder Frankreich haben, was sich nach Keynes Lehren finanziell fuer beide Partner lohnt.

- 5. Eine bessere Entwicklungshilfe koennen sich China, Indonesien, Malysia, Ukraine, Rumaenien usw. gar nicht wuenschen. Wachstum schafft Stabilitaet, Stabilitaet schafft Freiheit und Demokratie, und diese schaffen wiederum Frieden (siehe EU).

- 6. Durch den global agierenden Finanzkapitalismus sind die Staaten gezwungen, zusammenzuarbeiten. Um zusammenzuarbeiten, muessen Leute reisen oder telefonieren und miteinander sprechen. Dies verbessert die Beziehungen zwischen den Staaten. Ein Beispiel: Israel muesste uns ja eigentlich hassen wie die Pest. In Wahrheit ist Deutschland aber nach den USA der zweitwichtigste Verbuendete Israels und deutsche Politiker werden in Israel geschaetzt (besonders Fischer). Was ist der Grund? Nach WWII haben die Deutschen wegen des Holocaust an Israel Reparation geleistet, allerdings nicht in Form von Geld, sondern in Form von Fabriken, Maschinen, Fahrzeugen und was sonst noch noetig ist, um eine Oekonimie aufzubauen. Um eine Maschine zu benutzen, muss jemand die Maschine erklaeren. Also reisten zig deutsche Ingenieure nach Israel und umgekehrt. Als Ergebnis entstanden viele persoenliche und Geschaeftsbeziehungen Kontakte, die bis heute bestehen und die das gute Verhaeltnis zwischen Deutschland und Israel bewirkt haben. Und so viel wurde noch nie zwischen Deutschen und Chinesen geredet wie heute (und der Kommunismus ist ja auch schon halb abgeschafft in China, und zwar hauptsaechlich wegen der Globalisierung).

- 7. Der Computer, an dem ihr gerade sitzt war nur deshalb so erschwinglich, weil er wahrscheinlich zu einem grossen Teil in einem Billiglohnland hergestellt wurde. Das freut nicht nur unseren Geldbeutel, sondern auch den Einzelhandel. Ausserdem erhoeht sich durch das Angebot von billigen Waren der Konsum und somit die Rotationgeschwindigkeit des Geldes, was wiederum den Wohlstand naehrt.

- 8. Die Oekologie und die Oekonomie haben vieles gemeinsam z.B. die Gesetze der Konkurrenz. Die Konkurrenz sorgt fuer Wellenbewegungen in der Konjunktur, es geht immer hoch und runter, und nach dem Tal kommt der Berg. Hm, das ist zwar kein positiver Aspekt, aber ein Hoffnungsschimmer.

Puuuh, so! Es gibt natuerlich auch viele negative Seiten. Das ist schon klar. Aber jede Medaille hat zwei Seiten. Dies war die andere.

Wenn mir noch was einfaellt, vervollstaendige ich die Liste.

Der Uhu
Gespeichert

Wolfmann

  • Regelmäßiger Poster
  • **
  • Beiträge: 360
Vorteile der Globalisierung
« Antwort #1 am: 25 Mai 2005, 16:45:19 »

Uhu, hast es ja schon gut dargelegt. Ich selber will mir nicht anmaßen, auch nur ansatzweise die Zusammenhänge zu verstehen. Persönlich beschäftigen mich schon Ängste, dass wir dadurch auch verlieren können, z.B. am Sozialsystem.

Aber ich gebe mal zu bedenken, dass sogar Geld, dass verdient wird, irgendwo herkommen muss! Von nichts kommt nun mal bekanntlich nichts. Und die Tendenzen einiger (oder vieler?) Firmen, nicht mit Produktion sondern mit Spekulation Geld zu machen, finde ich arg bedenklich.  :?
Gespeichert
Überlegenheit durch Arroganz!

phaylon

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1533
    • http://www.dunkelheit.at/
Vorteile der Globalisierung
« Antwort #2 am: 25 Mai 2005, 17:14:09 »

Ich hätte gerne eine brauchbare Gegenantwort zu "Ich halte es für eine positive Entwicklung". "Sie macht mir Sorgen" passt nicht. "Ich halte es für eine negative Entwicklung" schon eher.
Gespeichert
Improvisation ist ein wichtiger Faktor in jeder funktionalen Ideologie.

Thomas

  • > 10.000 Posts
  • ******
  • Beiträge: 15436
  • Industrie und Technik
Vorteile der Globalisierung
« Antwort #3 am: 25 Mai 2005, 18:12:39 »

Der Uhu hat die Globalisierung schon gut beschrieben.Fakt ist aber, das es sie so gesehn gar nicht gibt bzw. schon lange gibt.Das, was jetzt alles unter dem Schimpfwort Globaliserung gesehen wird, geschiet so seit Jahrzehnten, und bis jetzt ist das Abendland davon noch nicht zum Sozialfall geworden, ganz im Gegenteil.Wenn man sich mal den durchschnittlichen Lebensstandart anschaut und ihn mit dem vor zwanzig oder dreizig Jahren vergleicht, gehts der westlichen Welt verdammt gut.

Zitat
Aber ich gebe mal zu bedenken, dass sogar Geld, dass verdient wird, irgendwo herkommen muss! Von nichts kommt nun mal bekanntlich nichts. Und die Tendenzen einiger (oder vieler?) Firmen, nicht mit Produktion sondern mit Spekulation Geld zu machen, finde ich arg bedenklich.

Richtig.Und deshalb vermute ich mal, das das mit der sogenannten Globalisierung gar nicht so schlimm wird, wie einige immer meinen.

Das ganze Geld, mit dem Jongliert wird, muß ja erst mal verdient werden.Das passiert nach wie vor durch den Verkauf.Und wenn auf einmal die ganze Welt nur noch aus ausgebeuteten, armen Arbeitern besteht, wer sollte denn dann bitte die ganzen (Luxus)Artikel, die hergestellt werden, kaufen ? Dieses Zusammenhangs sind sich die meisten Firmenlenker durchaus bewußt.

Im übrigen muß man sich mal überlegen, wie oft die westliche Welt schon untergegangen sein sollte : In den 60'er zeitweise kurz vor dem Atomkrieg, in den 70'ern Ölkrisen, in Deutschland Terrorismus, in den 80'ern Wettrüsten, in den 90'er platzen der new-Enconomy-Blase und nun soll auf  einmal das langsame Ende bevorstehen, nur weil der internationale Handel und der Geldtransfer intensiviert werden ? Daran glaub ich nicht.
Gespeichert
„Das ist nur Ihre Meinung“