Also.
Eine Studie beschreibt die Erkenntnisse deutscher Geheimdienste über die 670 Menschen, die aus Deutschland nach Syrien und in den Irak gereist sind.
Bei 335 davon sagen die Behörden, daß sie "Hinweise" für den Anschluss an islamistisch-dschihadistische Gruppen besitzen (der
SZ-Artikel, auf dem der von GMX basiert, ist dann etwas nebulös, ob alles weitere auf den 670 oder der des Islamismus verdächtigten Hälfte basiert).
Von 234 Rückkehrern sind nur 23 in Haft - d.h. bei einem Drittel der 670 muss davon ausgegangen werden, daß sie sich nichts haben zuschulden kommen lassen.
114 der 670 sind zum Islam konvertiert, also womöglich Eingeborene, dann wären sie für eine ausländerintegrationskritische Aussage eh irrelevant.
"Drei von ihnen sollen sich inzwischen auch an Kampfhandlungen beteiligt haben". Drei. Also...vielleicht.
Überhaupt benutzt der SZ-Artikel ziemlich viele Wahrscheinlichkeitsformen, was wohl heisst, nichts genaues weiß man nicht.
Aktuell sind es ja laut SZ sogar "740 Ausreisen nach Syrien und in den Irak", aber daß jemand dorthin reist, sagt uns nichts darüber, was die Leute da machen. Am Ende sind bei den 740 Reisenden auch Ärzte ohne Grenzen oder so mitgezählt. Das hätt ich gerne genauer aufgeschlüsselt.
Insgesamt etwas aussagearm.
Aber Hauptsache
Schlagzeile.
(Selbst, wenn alle 556 oder 670 oder 740 Djihadisten wären - das wäre der Bruchteil eines Promilles der hiesigen Bevölkerung mit muslimischem Hintergrund, der nach Millionen zählt. Da fehlt mir die Begründung, ob das mehr und/ oder warum das besorgniserregender ist als die Gewaltbereitschaftsquote in der Ureinwohnerschaft.)
____________________________________________________________________________
Ein Artikel der
FAZ, der sich damit beschäftigt, wer bei uns warum was für Ängste entwickeln kann, endet irgendwie passend zu dem Video in Beitrag #85:
... bereitet die Bühne für den Auftritt des autoritären Rebellen, der seinem Publikum vermittelt, dass niemand sonst es versteht. Themen, für die Appellwörter wie „Wirtschaftsflüchtling“, „Wohnungseinbrüche“ und „Sozialbetrüger“ stehen, bilden das Register des europäischen Rechtspopulismus. Wenn dann eine Figur kommt, die sagt, ich lasse mich nicht belügen, ich lasse mir den Mund nicht verbieten, und ich weiß, was ich weiß, dann ist eine Politik gefordert, die keine Angst vor den Ängsten der Leute hat.
Ja. Man darf gespannt sein.