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Zuwanderung und Terrorismus in Deutschland

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colourize:
Raoul, danke für die schöne Diagnose unserer politischen Kultur, der ich mich vollumfänglich anschließen kann.

Allerdings halte ich die Antwort auf das Schlüsselproblem der gesellschaftlichen Debatte ("Sind wir ein Volk oder sind wir eine Bevölkerung?") für leicht lösbar. Bei nährem Hinsehen ist es offenkundig, dass Staaten (mit Staatsangehörigen resp. "Bevölkerung") de facto existieren und als Entitäten handlungsfähig sind. Bei der Sache mit dem "Volk" habe ich hingegen so meine Zweifel. Die Forschung über Ethnogenese zeigt, dass Völker letztlich nichts sind als über viele Generationen tradierte Konstruktionen. Bayern gab es nicht schon immer, sondern sie sind aufgrund von Konstruktionen eines "Wirs" kollektiv gebildet worden, und zwar NACH der sogenannten "Völkerwanderungszeit", wo sich die Menschen (bzw. Genpools sowie deren kulturelle Hintergründe) aus unterschiedlichen Herkunftsgebieten neu gemischt haben.

Was wir derzeit erleben, das ist im Grunde genau dasselbe wie das, was in der Völkerwanderung passierte. Daran ist per se gar nichts schlimmes zu sehen, sondern im Gegenteil im biologischen Sinne (s. Vorteil genetische Vielfalt) in jedem Fall etwas positives.

Was die Mischung der kulturellen Hintergründe betrifft, so ist der Schlüssel hier die Frage der Organisation. Ein zweifellos interessantes Lernfeld bildet hier z.B. die USA, in der sich seit ihrer Gründung Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund zu einem neuen gemeinschaftlichen "Wir" als Nation zusammenfinden. (Nicht in jeder Hinsicht erfolgreich, aber deutlich erfolgreicher als wir in Deutschland mit der Integration der türkischen Zuwanderer bislang waren.)

Ich denke, dass die Erfahrung aus der Genese der USA etwa erkennen lassen, dass es nicht zu viel verlangt wäre, eine Zuwanderung nach Deutschland mit langfristigem Bleiberecht vom Einverständnis mit unseren kulturellen "must haves" zu verbinden. Hierzu könnten etwa Werte wie Gleichberechtigung der Geschlechter, Bekenntnis zum Gewaltmonopol des Staates oder Anerkennung einer Trennung von Staat und Religion gehören. Letztlich sitzen "wir" da derzeit noch eine Weile politisch-gestalterisch durchaus am längeren Hebel im Vergleich zu den Zuwanderern. Eine Angst vor einer "Islamisierung" ist also unbegründet, zumindest vollzöge sich die - so sie denn eines Tages käme - nicht ohne unser Zutun durch politische Unterlassung im hier und heute.

Unterm Strich bleibt: "Bevölkerung" eines Staates gibt es auf jeden Fall, "Volk" ist eine tradierte Konstruktion, die wir immer wieder neu gestalten müssen und können. Und jetzt ist dazu die Gelegenheit. Für die Bevölkerung Deutschlands.

Black Ronin:
Wenn wir nun gerade so etwas wie eine Völkerwanderung erleben, dann wundert es mich nicht, daß viele menschen so reagieren wie sie reagieren. Nämlich mit Hass, Ablehnung und Gewalt.
Was haben denn in grauer Vorzeit die Stämme, Gruppen, Völker gemacht, wenn kräftig in ihr Territorium eingewandert wurde?
Sie haben das was ihnen an Waffen zur Verfügung stand genommen und sind auf die anderen losgegangen.
Manchmal durchaus aus Motiven die man nachvollziehen kann ( Indianer z.B.)
Warum sollten die Menschen, oder sagen wir, ein Teil von ihnen, heute weiter sein als vor 1000 Jahren oder 2000 Jahren?
Dazu kommt heutzutage noch: Es gibt zu viele Menschen. Viel zu viele.

"Der Mensch ist im Grunde ein wildes, entsetzliches Tier. Wir kennen es bloß im Zustande der Bändigung und Zähmung, welcher Zivilisation heißt: daher erschrecken uns die gelegentlichen Ausbrüche seiner Natur...."
Arthur Schopenhauer

RaoulDuke:
Wer sich ein wenig informieren möchte, wie die letzte Völkerwanderung von statten ging, dem sei der folgende, sehr gut geschriebene Artikel aus der Wikipedia empfohlen.

Ehrlich gesagt klingt das nicht gerade nach einer Party.

colourize:

--- Zitat von: RaoulDuke am 26 August 2015, 10:20:18 ---Wer sich ein wenig informieren möchte, wie die letzte Völkerwanderung von statten ging, dem sei der folgende, sehr gut geschriebene Artikel aus der Wikipedia empfohlen.

Ehrlich gesagt klingt das nicht gerade nach einer Party.

--- Ende Zitat ---
Im Unterschied zum im Niedergang befindlichen Römischen Reich haben wir aber auch ganz andere Steuerungsmöglichkeiten, um dem zu begegnen - alleine schon durch die politische Organisation der Staaten sowie die latenzfreien Kommunikationstechnologien heute.

Was ist so schwer daran, ein paar Spielregeln zu definieren, wie wir uns hier in Deutschland das Zusammenleben vorstellen und diese dann durchzusetzen? Zum Beispiel:

* Zuwanderung ja, aber aus der Völkerwanderungszeit haben wir gelernt: Schwerter und andere Waffen draußen lassen. Bei uns hat der Staat das Gewaltmonopol.
* Aus den Medien wissen wir: Frauen und Männer sind nicht überall auf der Welt gleichberechtigt, bei uns wollen wir das aber schon so handhaben, d.h. wer kommt um zu bleiben muss sich dem beugen.
* Religion scheint die Menschen zum Hass auf die anderen anzustacheln, daher hat Religion bei uns in der Politik nichts verloren. (Okay, für die glaubhafte Durchsetzung dieser Regel sollten wir nochmal vorher selbst bei uns vor der eigenen Tür kehren.)
* Nationbuilding in den USA lehrt uns: Wir brauchen eine gemeinsame Sprache, um miteinander reden zu können. Wer hier hinzieht und bleiben will, muss bereit sein deutsch zu lernen
* Private Scharia-Richter wollen wir nicht, auch in Sachen Rechtsprechung hat der Staat das Monopol, zumindest bei strafrechtlich relevanten Taten und in jedem Fall bei Kapitalverbrechen. (Auch hier sollten wir nochmal selbst bei uns aufräumen und Parallelgesellschaften wie etwa Rockerclubs trockenlegen, bevor wir das glaubhaft verkaufen können.)Über solche Regeln könnte man doch mal reden, wär doch ein Fortschritt in der Zuwanderungs- und Integrationspolitik Deutschlands. Derzeit kümmern wir uns nämlich einen Dreck darum, ob sich Zuwanderer hier integrieren oder nicht.
Ich bin dafür, einen solchen Zuwanderungskodex zu formulieren. Und wer dann die dort verschriftlichten Grundregeln doof findet, soll es bitte woanders probieren. Der IS sucht auch Fachkräfte.

SchwarzMetallerHH:
Und ich dachte schon ich bin der Einzige der das so sieht.
Kaum will man etwas Ordnung bei der Einwanderung ist man gleich schlimmer als Hitler.
Ich sage schon gar nichts mehr aus diesem Grund.

Genau so und nicht anders unterstütze ich das auch. WEnn sie dann noch arbeitswillig sind, mach ich sogar meine Haustür auf.

Wenn eine linke Zecke das schon genauso sieht, ist vielleicht doch Hoffnung, das das noch andere umsetzen wollen.

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