Schwarzes Hamburg > Politik und Gesellschaft

Nieder mit den Gewerkschaften?!

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nightnurse:
[komplett off topic]


--- Zitat von: Schattenwurf am 14 November 2014, 05:59:55 ---Das "Problem" ist das es schlicht nicht genug Arbeit gibt.
Auch nicht geben wird oder geben kann.
--- Ende Zitat ---

Ach watt. Wir müssen nur die Sache mit dem Reichsarbeitsdienst 1-€-Job konsequenter anpacken. Irgendwas kann ja jeder, und wenn es Tütenfalten ist. Straßengräben kann man wieder von Hand schaufeln und überhaupt werden viel zu viele Maschinen benutzt für unqualifizierte Arbeiten. Bohnermaschinen, ich bitte Euch ::)




--- Zitat von: Schattenwurf am 14 November 2014, 05:59:55 ---Und schon rollen wieder Züge, weil der Mensch und sein Wesen Verhandlungssache ist

--- Ende Zitat ---

Auch da ist die Technik doch schon weiter, da kreuzen wir eine deutsche Science-Fiction-Story, in der die Arbeitslosen "für bessere Zeiten" eingefroren werden, mit dem ZDF-Zweiteiler, in dem die Alten sediert in Zelten in der Wüste am Tropf liegen und schon muss niemand sterben und Vollbeschäftigung und hurra \o/

/Zynismus
[/komplett off topic]

Inverted:

--- Zitat von: CommanderChaos am 12 November 2014, 08:47:14 ---
--- Zitat von: Inverted am 11 November 2014, 23:52:49 ---
--- Zitat von: CommanderChaos am 04 November 2014, 08:26:59 ---Ohne Zuschläge? 8-9€ bei 40-45h. Mit Zuschlägen so 10-11. Im Vertrag stehen übrigens nur 39 Stunden, das passiert aber nie.

--- Ende Zitat ---
Lohnsteuerklasse 6 ohne Zuschläge?

Meines Wissens verdienen Lokführer um die 3000,- € brutto plus mehrere Hundert Euro Zulagen (teilweise bzw. größtenteils steierfrei?).

Dazu kommt, dass der Beruf keine allzu hohen Einstiegsvoraussetzungen hat und die Tätigkeit eigentlich ziemlich chillig ist. Insbesondere im Vergleich mit dem klar stressigeren und schlechter bezahlten Job als S-/U-Bahnführer. Und eine noch härtere Tätigkeit haben die Busfahrer, dren Lohn noch weiter unten auf der Skala liegt.

--- Ende Zitat ---

Steuerklasse 1.
Das was du sagst, stimmt vielleicht für Beamte. Ich habe in Vollzeit 1800€ Netto bekommen inkl. Zulagen. Durch ständige unausgeglichene Überstunden kommen da dann etwas weniger als 10€/Stunde raus. Inzwischen arbeite ich nur noch 13,5h/Woche und bekomme nun etwa 15€/h, das finde ich fair, aber das geht halt nur mit dem reduzierten Steuersatz dank niedriger Einkünfte.
Mit den Einstiegsvoraussetzungen hast du zwar Recht, die Ausbildung kann man auch mit Hauptschulabschluss anfangen, aber die Ausbildung erfordert, sehr viele Richtlinien auswendig zu lernen und auch im Beruf jederzeit wörtlich zu kennen. Ich hab da so einige Azubis scheitern sehen.

Immer diese Leute, die sagen, Lokführer sei doch total easy.. noch besser ist nur "ihr drückt doch sowieso nur auf Knöpfe". Im Normalfall ist der Job oberflächlich betrachtet chillig, im Störungsfall hat man aber sehr schnell alle Hände voll zu tun. Und chillig heißt nicht unbedingt entspannt: zwar muss man nicht viel denken, aber man ist die ganze Schicht (also durchschnittlich 9, im Extremfall bis zu 13 Stunden) mit Ausnahme der Pause voll konzentriert. Das ist in Kombination mit der relativ monotonen Tätigkeit extrem anstrengend. Es ist eintönig genug, um ständig mit den Gedanken woanders sein zu wollen, aber nur für wenige Sekunden unaufmerksam zu sein kann einem ziemlich den Tag verderben (Haltestelle verpasst, Signal überfahren etc.). Das zusammenzubringen erfordert zumindest für mich relativ viel Kraft und am Ende des Tages gibts eigentlich nur noch Essen und Bett, Freizeit fällt aus (wenn überhaupt mal die Schichten so kurz und so günstig gelegen sind, dass etwas vom Tag übrig bleibt). Dazu noch hohe körperliche Belastung, ob nun im Personenverkehr durch die Sitzhaltung oder im Rangierbetrieb durch körperliche Arbeit - Rückenschäden sind Berufskrankheit, verfrühte Berufsunfähigkeit ist keine Seltenheit. Ich bin auch gerade dabei mir eine Physiotherapie zu organisieren.

Bitte auseinanderhalten: S-Bahn = Eisenbahn gemäß EBO -> Lokführer, U-Bahn = Straßenbahn auf getrennter Trasse gemäß BOStrab -> Fachkraft im Fahrbetrieb. Ich fahre übrigens bei der S-Bahn Hamburg.
U-Bahn- und Busfahrer werden schlechter bezahlt, das ist richtig. "Beschwer dich nicht, anderen geht es noch schlechter" ist aber kein Argument. Die sollen sich ruhig auch mal zu einer vernünftigen Gewerkschaft zusammentun.

--- Ende Zitat ---
1800 € netto entspricht ca. 2800 € brutto (keine Kinder, keine Kirchensteuer), bei einem durchschnittlichen Verdienst (2014) von etwa 3000 € verdient man als Lokfürer mittlerweile ca. 18 € pro Stunde. Wenn ich Dich richtig verstehe, würdest Du jedoch eher Gehälter erfahrener MINT-Ingenieure für angemessen halten. Kann ich persönlich so nicht nachvollziehen. Und ganz ehrlich: Ich habe schon etliche, komplett verschiedene Jobs gemacht, eine Konstante gab es jedoch immer: Es fanden sich immer wieder Kollegen, die die ganze Zeit über die vermeintlich unerträgliche Belastung in ihrem Job klagten. Das ist mehr einer Lebenseinstellung denn der Realität geschuldet (ist aber auch eine Unverschämtheit, dass für mehrere 1000 Euro Gehalt eine Gegenleistung erwartet wird, kapitalistisches Schweinesystem aber auch).

Wenn der Job so fürchterlich ist: Warum wechseln dann die Lokführer nicht in Scharen in besser bezahlte Jobs mit besserer Entlohnung? Wer sich unter den ach so hohen Anforderungen des Lokführerdaseins bewährt hat, sollte eigentlich keine Schwierigkeiten haben, anderweitig unterzukommen. Könnte es sein, dass der Job eigentlich doch gar nicht so schlecht und anstrengend ist, wie Du zu suggerieren versuchst?

Zum Netto-Lohn folgende Anmerkung:

Bei einem Gehalt von 3000 € kostet der Arbeitsplatz den Arbeitgeber 3600 € bevor er überhaupt einen Cent verdient hat. Und er hat dabei auch noch keine Rücklagen für Abfindungen und Ausfälle durch krankheitsbedingte Fehlzeiten, Bildungs- oder Sonderurlaub gebildet.

Nach Abzug der Sozialversicherungssteuernabgaben (die letztlich nichts anderes als Umverteilungssteuern sind) in Höhe von 33% bleiben 2400 €. Davon gehen dann noch 500 € Steuern + Solidaritätssteuernzuschlag ab, von den von Dir erwirtschafteten 3600 € bleiben also 1900 €, also gerade mal knapp über die Hälfte als Netto. Noch härter: Von jedem Euro, den der Arbeitgeber auf dem Lohnniveau (3000 €) mehr für Dein Gehalt investiert, erhälst Du nur noch ca. -,39 € netto (und das vor den indirekten Steuern).

Da hört es aber noch lange nicht auf: Mehrwert-, Öko-, Energie-, Mineralöl-, Grund-, Kaffee- und unzählige andere Steuern plus Propagandasteuer"Demokratieabgabe" und kalte Progression senken das reale Netto auf unter 30%. Den Gewerkschaftsfunktionären ist das natürlich relativ egal, schliesslich schöpfen sie feist vom Brutto ab. Und propagieren gesamtgesellschaftlich eine zutiefst industrie- und damit auch arbeitnehmerfeindliche rot-grüne Agenda, die mehr Arbeitsplätze gekostet hat, als jegliche Profitmaximierungsstrategien sämtlicher DAX-Unternehmen.

Wären die Verhältnisse so, wie Du schilderst, würde die GdL, wenn sie denn die Interessen Ihrer Mitglieder glaubwürdig vertreten will, sich erstmal primär der von Dir geschilderten Überstundenproblematik widmen (soviel zum Thema "vernünftige Gewerkschaften", es sei denn, das mit den Überstunden verhält sich nicht so, wie von Dir geschildert). Davon habe ich aber bisher nichts gelesen.

Wie gesagt: 1800 € netto ist meines Ermessens alles andere als ein Hungerlohn. Klingt ein bisschen wie Jammern auf hohem Niveau. Wem das nicht reicht, der kann ein paar Jahre sparen und anschliessend studieren und/oder versuchen, sich selbstständig zu machen.

CommanderChaos:

--- Zitat ---...Nettolohn...
--- Ende Zitat ---

Wenn der Arbeitgeber 3600€ für mich ausgeben muss, damit ich 1800 bekomme, ist das je nach Betrachtungsweise eine ärgerliche Sache (je nachdem wie gut man nun den Sozialstaat findet, worauf ich hier nicht einsteigen will, das ist ein eigenes Thema). Den einfachen Arbeiter kann nur interessieren, was er selbst auf dem Konto hat, und das sind halt nicht 18€, sondern 10.


--- Zitat ---Wären die Verhältnisse so, wie Du schilderst, würde die GdL, wenn sie denn die Interessen Ihrer Mitglieder glaubwürdig vertreten will, sich erstmal primär der von Dir geschilderten Überstundenproblematik widmen (soviel zum Thema "vernünftige Gewerkschaften", es sei denn, das mit den Überstunden verhält sich nicht so, wie von Dir geschildert). Davon habe ich aber bisher nichts gelesen.

--- Ende Zitat ---
Die Überstundenproblematik zu beheben (Begrenzung auf 50 Stunden im Jahr) ist eine der Hauptforderungen der GDL. Medien interessiert halt nur "Machtgehabe", das wie gesagt schlichtes Einfordern von Grundrechten ist.


--- Zitat ---Wie gesagt: 1800 € netto ist meines Ermessens alles andere als ein Hungerlohn.
--- Ende Zitat ---

Find ich auch nicht. Das ist völlig in Ordnung, mir wäre eine Gehaltserhöhung momentan unwichtig. Die hohe Stundenzahl ist es, die den Lohn in Relation zur investierten Lebenszeit zu niedrig macht. Gerade durch die Verbindung sehr langer Schichten mit Wechseldienst, Feiertagsarbeit etc. bleibt quasi null Leben übrig, zumindest kein Sozialleben. Und das macht jeden noch so angenehmen Arbeitsplatz furchtbar - jedenfalls in meinen Augen. Und dann muss der entweder überproportional gut bezahlt werden, oder die Wochenarbeitszeit muss sinken.


--- Zitat ---Warum wechseln dann die Lokführer nicht in Scharen in besser bezahlte Jobs[?]
--- Ende Zitat ---

Nicht jeder hat die nötige Vorbildung, einfach mal was anderes zu machen. Nicht jeder traut sich das, wenn er eine Familie ernähren muss. Und viele Eisenbahner sind es aus Leidenschaft, die wollen nichts anderes machen. Aber es wird schon einen Grund haben, dass es einen chronischen Lokführermangel in Deutschland gibt. Der Arbeitsmarkt gibt nicht genug Personal her - warum bloß?

Black Ronin:
Ich hab doch gesagt: Keine Ahnung, aber viel Meinung.

Taéra:
Wo kämen wir eigtl hin, wenn jeder nur noch in die Berufe gehen würde, die angenehme Bedingungen mit sich bringen...

Also ich ziehe meinen (nicht vorhandenen) Hut vor jedem, der sich trotz schwieriger Umstände für seinen Traumberuf entscheidet.
Und ich fände es sehr traurig, wenn niemand mehr versuchen würde, die Bedingungen in seinem Job verbessern zu wollen. Ganz egal, bei welchem guten Niveau es liegt. Jeder hat das Recht darauf, seine Situation verbessern zu wollen. Und auch obwohl ich von den Streiks betroffen bin, respektiere ich diese. Und ich respektiere auch jeden anderen, der für die Verbesserung seiner Situation kämpft.

Auf meiner Arbeitsstelle wurde auch viiiel geschimpft von den Kollegen, über die Streiks. So sehr, dass ich mich teilweise doch schon fragte, ob denen eigtl bewusst ist, was für ein tolles Recht das ist. Ich werde sie daran erinnern, wenn bei denen wieder Tarifrunden angesagt sind. ;) (Leider ist keine der Damen in einer Gewerkschaft drin und nimmt dieses Recht in Anspruch. Aber jammern über zu schlechte Bezahlung können die auch.^^)

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