Auf den Tag genau heute vor 35 Jahren verlor Hamburg seine Straßenbahn.
1894 gab es die erste Elektrische in Hamburg. Davor Pferdefuhrwagen auf Schienen.
1955 hat die Straßenbahn 18 Linien auf 187 Netzkilometern und befördert jährlich 266 Millionen Menschen. Die Neubaustrecke nach Lurup ist die letzte Erweiterung des Streckennetzes.
1958 beschließt der Senat den schrittweisen Rückbau der Hamburger Straßenbahn. Sie kommt weg.
Wirtschaftlicher Aufschwung und billige Rohstoffpreise öffneten dem Omnibus die Türen und machten das spurgebundene Fahrzeug zu unflexibel und teuer,
worauf schon da nur noch notwendige Reparaturen getätigt wurden.
Die Hamburger liebten Ihre Straßenbahn, die Akzeptanz lag irgendwo in den 80% und ganz Hamburg war erschlossen.
Ganz Hamburg? Nein, ein von unbeugsamen Randbezirken... aber lassen wir das. Das Schienennetz war
beachtlich(1968).
Wer Google benutzen kann, findet schnell viele Infos zu "Hamburgs Elektrischen", wie z.B. diesen (risiegen) Linienplan von
1959.
Viele der Älteren erinnern sich natürlich, wie sie Tag für Tag damit zur Arbeit fuhren.
Beachtlich finde ich, die fast 100%ige Entfernung von allem, was an sie erinnern könnte. Es ist so, als hätte sie nie existiert.
Wenn man weiß wo, findet man noch Befestigungen an alten Hauswänden. Straßen mit großen Grünstreifen zwischen den Fahrtrichtungen legen nahe "Hier fuhr sie einmal".
Und auch da wo man es nicht ahnen kann fuhr sie. Nicht irgendwo in Hamburg, sondern vermutlich vor deiner Haustür oder nur 2 Straßen weiter.
Ein paar Beispiel seien doch noch genannt:
- die Busspur zwischen den neuen
Elbbrücken mit Tunnel nach Veddel. Früher lag dort nur ein Gleisbett und mit der 14 konnte man direkt vom Rathausmarkt nach Wilhelmsburg und ggf. weiter nach Harburg.
- Grünstreifen zwischen dem
Heidenkampsweg. Das "Saturn-Gebäude" stand damals schon. Abzweig in die
Amsinckstraße.
- Rathausmarkt. Die beiden großen Fahnenmasten standen auch damals schon. Nur dazwischen waren keine Platten sondern:
Gleise. Die Mönckebergstraße führte sie
ebenfalls.
- Dammtor. Die große Haltestellt davor war auch damals eine, allerdings mit Schienen. Die Wiese schräg rechts gesehen war
Wendeschleife.
Heute halten viele Hamburger diesen Schritt für eine der größten Fehlentscheidungen in der Hamburger Geschichte.
Man versucht das Verkehrsaufkommen jetzt mit Gefährten wie dem Doppelgelenkbus zu bewältigen.
Die Situation der Linie (2 ist es glaube ich) kann sich jeder jeden Tag selbst ansehen.
Ob es wieder eine Straßenbahn in Hamburg geben wird ist ungewiss.
Es gibt ausreichend Befürworter aber auch Gegner. Das System Schiene-in-Straße ist meiner Meinung nach ein gutes, das viele Vorteile bringt.
Städte, die eine Straßenbahn haben, werden doch nicht ohne Grund dabei bleiben? Ohne die Akzeptanz der Bürger isst so ein Projekt aber zum scheitern verurteilt.
Nichtsdestotrotz ist der Aufwand eine solche Bahn von Grund auf neu zu errichten natürlich gigantisch. Meiner Meinung nach hätte der Senat nie die Abschaffung beschließen dürfen.
Aber ich bin auch Schienenvorbelastet.
My 2 Cent.
Übrigens: einige der S-Bahn Linien sind an die alten Straßenbahnlinien angelehnt, wie z.B. die "11". Und zweimal darf geraten werden, auf welcher Basis die ein- und zweistelligen Metrobusse entstanden.
Übrigens 2: es existieren noch Originale Fahrzeuge aus Hamburg! Eins hat es in die USA nach New York geschafft und steht dort als Museumsstück im trolley Museum. Einige Andere aus verschiedenen Jahren kann man sich noch Fahrbereit in Schönberg/Strand in einem Verkehrshistorischen Verein angucken und mitfahren.
Edith: endlich habe ich den schönen Linienplan von
1968 gefunden. Lies mir keine Ruhe. Ist im Text auch eingebaut.