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Autor Thema: Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.  (Gelesen 5013 mal)

sYntiq

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Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.
« am: 08 Juli 2013, 17:56:31 »

Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.

Nach den ganzen Enthüllungen und Diskussionen zur Zeit, denke ich in letzter Zeit öfter darüber nach wie und ob unser Verständnis von Privatsphäre und den Vorstellungen der Zukunft überhaupt zusammenpassen.

Ausgelöst wurden die Gedanken durch ein kleines eBook-"Erlebnis":

Ich habe hier in der Firma etwas von einer Ebook-Reihe (Wool/Silo)gelesen die sehr interessant klang. Band 1 kostenfrei, also dachte ich "ich lese mal rein"
Zum Feierabend im Bus dann gemerkt "Ah, Zeitschrift zu Hause vergessen" Also mir schnell Band 1 via ibooks aufs iPhone geladen und angefangen zu lesen (1Stunden Fahrt kann langweilig werden wenn man nichts zu tun hat, da liest man dann auch ein Ebook auf dem kleinen Bildschirm:) ). Zu Hause dann das iPad hervorgeholt, iBooks gestartet und zack, hatte ich vollautomatisch das entsprechende eBook vor mir und gleich die Seite auf dem Bildschirm bei der ich unterwegs aufgehört habe. Fand ich pers. sehr cool. Genau so etwas erwarte ich von moderner Technik. U.a. Content geniessen ganz unabhängig vom verwendeten Gerät. Ganz ohne dass ich mir irgendwie merken muss wo ich gerade bin, Lesezeichen setzen muss usw usw.

Nur: Damit dies funktioniert, musste die "Leseposition" ja ständig mit irgendwelchen Apple-Servern abgeglichen werden. (Zumindest beim Beenden der App. Wie es bei Spontanabschaltung durch zB. leeren Akku ist weiss ich nicht.) Damit nicht bei jede der das Buch liest auf die Seite gesprungen wird die ich als letztes gelesen habe, muss das also auch irgendwie mit meinem Account verknüpft sein. Irgendwo liegen jetzt also mindestens anfängliche Infos was ich lese, und zB. wie schnell ich lese. Und wer weiss ob diese Infos jetzt nur irgendwo im Dunklen auf irgend einem Apple-Server liegen oder wer die Infos jetzt sonst noch so nutzt….

Bin ich bereit für diesen Komfort hier auf einen Teil meiner Privatsphäre zu verzichten? Bei Büchern mag es nun vernachlässigbar sein. Mir doch egal wenn andere wissen was ich gern lese. Allerdings ist das ja auch nicht die einzige Spur die man so hinterlässt. (zB. Filme schauen bei irgendwelchen Streramingdiensten, MP3s statt CDs kaufen…) Und wenn man die diversen Spuren miteinander verknüpft sieht dass was da irgendwer über einen hat schon ganz anders aus…

Das führte dann zu weiteren Gedanken und Beispielen:  "Früher" bei Science-Fiction Filmen fanden wir es alle ganz toll wenn man einfach mit dem Computer reden konnte und der dann tat was man von ihm wollte. Heute können wir mit unserem Smartphone, PC oder auch mit der Xbox reden. Allerdings nutze ich das kaum. Unterwegs Siri einen Termin diktieren damit es automatisch in den Kalender eingetragen wird? Lieber per Hand. Muss doch nicht der gesamte Bus mithören was ich wann vorhabe. (Mal ganz zu schweigen dass sämtliche Sprachinfos zumindest bei Apple und MS erstmal an irgendwelche Server geschickt werden….) Ich telefoniere in der Öffentlichkeit nicht einmal gern…

Star-Trek, Perry Rhodan: Was war das für eine tolle Vorstellung einfach immer und überall an seine Daten heranzukommen. Man hat sich zu Hause etwas wichtiges notiert, aber vergessen die Notiz mitzunehmen? Egal. Mal eben ans Terminal um die Ecke und die Notiz abrufen. Ja, kann das Leben unglaublich erleichtern. Fand ich damals echt toll und könnte man, zumindest in Teilen, auch heutzutage nutzen. "The Power of the Cloud" Allerdings würde auch das bedeuten dass ich sämtliche Daten irgend wem unbekanntes anvertrauen müsste und KEINE Kontrolle darüber habe was damit sonst noch so passiert…

Apropos "Mal eben ans Terminal um die Ecke": In der Science Fiction fand ich es immer besonders beeindruckend dass sämtliche Computer etc. einen sofort erkannt haben und teils auch mit Namen angesprochen haben. Bei den paar Episoden von "Eureka" die ich geguckt habe kommt zB. auch niemand anderes ins Haus des "Sheriffs (oder was auch immer er ist)  weil neben dem Erscheinungsbild auch noch ein Haufen anderer (biometrischer) Daten ausgewertet werden, bevor einem, ganz ohne Schlüssel oder Codeeingabe, die Tür automatisch geöffnet wird.

Bedeutet im Gegenzug dass diese Infos irgendwo bei irgendwem zentral abgelegt werden und ich quasi immer und ständig gescanned werde wenn ich mich einer Tür, einem Terminal usw. usw. nähere. Gerade bei der XBox One ist vielen die Kinect Pflicht schon ein Dorn im Auge. Eine Kamera die man zwangsweise in seinen eigenen 4 Wänden aufstellen muss und die einen immer beobachtet um sofort auf entsprechende Gesten und Sprachkommandos zu reagieren? Nein danke. Selbst als MS gesagt hat dass es alles abschaltbar ist, die Konsole ohne die Kamera aber nicht funktionieren wird (Ich vermute mal dass da irgendwas an Konsolenhardware auf die Kamera ausgelagert wurde) war das vielen völlig egal. "Ich traue MS nicht", "Ich stell mir kein allsehendes Auge in die Wohnung" etc. pp.

Wird technischer Fortschritt, den wir teilweise in Sci-fi-Medien noch bewundert und erwünscht haben am Thema Privatsphäre und Datenschutz scheitern?
Müssen wir uns halt "einfach" ein völlig neues Verständnis von Privatsphäre zulegen?
Was wären wir bereit für den technologischen Fortschritt und die Bequemlichkeit zu opfern?

Ich hab da noch weit mehr Gedanken zu. Allerdings bin ich gerade nciht sicher ob die evtl. ein eigenes Thema wert wären, also erst mal gucken wie es läuft. :)
(Und bitte nicht an der Verwendung wie "wir" "uns" etc stören. Mir ist klar dass das verallgemeinert ist und einzelne Individuen das ganz anders sehen)
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CommanderChaos

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Antw:Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.
« Antwort #1 am: 08 Juli 2013, 19:41:00 »

Meine Meinung dazu ist, dass ich überhaupt kein Problem damit hätte, meine Daten irgendwelchen Servern anzuvertrauen, wenn es da nicht dieses Profitmotiv gäbe, mit diesen Daten Unheil zu treiben. Also, in einer Science-Fiction-Gesellschaft ohne Geld wäre das mit der Privatsphäre gleich eine Nummer weniger wichtig - mir zumindest. Natürlich würde ich auch dann nicht unbedingt wollen, dass jede beliebige Person meine Bewegungsprofile und Gewohnheiten abrufen kann, aber der geschäftsmäßige Missbrauch von Daten würde mangels Motivation einfach nicht passieren. Insofern: neue Technologie bitte ja, aber so lange Geld existiert, nur in einer nicht missbrauchbaren Form (also verschlüsselt). Das andere sind machtgierige Regierungen, aber auch dazu denke ich: wenn es nicht dauernd um Geld ginge, würden die sich viel mehr auf ihre echte Aufgabe konzentrieren, also das Wohl der Menschheit und so.

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Antw:Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.
« Antwort #2 am: 08 Juli 2013, 21:39:23 »

Im Prinzip ist doch die einfachste Art von Datenschutz, wenn man soviel Unfug wie möglich über sich selbst verbreitet - oder?!
Datenmenge ist keine Aussage über die Datenqualität.
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Antw:Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.
« Antwort #3 am: 09 Juli 2013, 09:59:18 »

Meine Meinung dazu ist, dass ich überhaupt kein Problem damit hätte, meine Daten irgendwelchen Servern anzuvertrauen, wenn es da nicht dieses Profitmotiv gäbe, mit diesen Daten Unheil zu treiben. Also, in einer Science-Fiction-Gesellschaft ohne Geld wäre das mit der Privatsphäre gleich eine Nummer weniger wichtig - mir zumindest. Natürlich würde ich auch dann nicht unbedingt wollen, dass jede beliebige Person meine Bewegungsprofile und Gewohnheiten abrufen kann, aber der geschäftsmäßige Missbrauch von Daten würde mangels Motivation einfach nicht passieren. Insofern: neue Technologie bitte ja, aber so lange Geld existiert, nur in einer nicht missbrauchbaren Form (also verschlüsselt). Das andere sind machtgierige Regierungen, aber auch dazu denke ich: wenn es nicht dauernd um Geld ginge, würden die sich viel mehr auf ihre echte Aufgabe konzentrieren, also das Wohl der Menschheit und so.

Sorry, falls das jetzt zu politisch, extremistisch oder sonst was war - es war nach persönlichen Einstellungen gefragt.
"Geld" ist ein praktischer Index, um das Vehältnis der Werte knapper Güter ausdrücken zu können. Die implizite Dämonisierung macht nicht viel Sinn, solange man sich nicht in einer steinzeitlichen technikfreien Welt leben möchte. Von daher ist der Wunsch nach neuen Technologien ohne Geld ein surreales utopisches Hirngespinst.
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CommanderChaos

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Antw:Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.
« Antwort #4 am: 09 Juli 2013, 11:08:45 »

du vergisst, dass tatsächliche Knappheit in fast keinem Bereich existiert und größtenteils eben zwecks Profit künstlich erzeugt wird, genauso wie der Bedarf an Produkten, die man eigentlich nicht braucht. Aber das ist ein anderes Thema, ich will den Thread nicht entführen.
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RaoulDuke

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Antw:Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.
« Antwort #5 am: 09 Juli 2013, 11:17:15 »

Das ist wirklich eine interessante Frage... Persönliche Daten werden mittlerweile entweder für die Bereitstellung von Dienstleistungen benötigt (Dein Beispiel), als Zahlungsmittel verwendet (z.B. für die Google-Dienste), von undurchschaubaren Institutionen gehörtet (Prism, Tempora, die ganzen anderen Programme, die noch keiner kennt).

Aber... Ist denn das nun wirklich schlimm?

Für viele ist die Antwort klar, und für mich bisher auch, aber einfach nur mal so als Science Fiction-Idee zu Ende gesponnen (und alle Alternativen bedacht zu haben ist ja eine Bedingung dafür, sich eine fundierte Meinung zu bilden): Was wäre denn ohne Privatsphäre? Welchen wirklichen Schaden erleidet man denn, wenn man in einer Gesellschaft lebt, wo alles aufgezeichnet und gespeichert wird? Vielleicht sind ja die vorherrschenden Befürchtungen sowas ähnliches wie die Angst vor den strahlenden Handys, also einfach Ausdruck von Technik-Skepsis?

Wäre es denn wirklich schlimm, wenn wir alle gefilmt, gespeichert und analysiert werden? Emails wären nicht mehr privat, alle Telefonate wären öffentlich einsehbar, jeder könnte über jeden anderen alle Daten abrufen und sich per XBOX-Kamera (oder sonstigem zukünftigen Gerät) per Kamera in Wohn- oder Schlafzimmer schalten lassen. Wenn es alle in gleichem Maße beträfe, gäbe es auf der Welt keine Geheimnisse mehr. Natürlich müssten in dieser Vision nicht nur die Bürger, sondern auch die NSA und Al Qaida mitmachen.

Könnten und wollten wir in einer Welt ohne jedes Geheimnis leben? "Wer flüstert, der lügt" heisst es doch! Und wäre dann nicht ein für alle mal Schluss mit Diskriminierung, mit Lug und Betrug, mit Täuschen und Tricksen? Jeder müsste und könnte zu dem stehen, was und wie er ist und was er macht. Wäre das nicht vielleicht sogar toll?

(nur mal als Gedankenspiel)
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Antw:Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.
« Antwort #6 am: 09 Juli 2013, 12:23:32 »

du vergisst, dass tatsächliche Knappheit in fast keinem Bereich existiert und größtenteils eben zwecks Profit künstlich erzeugt wird, genauso wie der Bedarf an Produkten, die man eigentlich nicht braucht. Aber das ist ein anderes Thema, ich will den Thread nicht entführen.
Ausser vielleicht Atemluft auf der Erdoberfläche ist praktisch jedes Gut knapp (Knappheit != Mangel).
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nightnurse

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Antw:Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.
« Antwort #7 am: 09 Juli 2013, 15:05:10 »


Wäre es denn wirklich schlimm, wenn wir alle gefilmt, gespeichert und analysiert werden? Emails wären nicht mehr privat, alle Telefonate wären öffentlich einsehbar, jeder könnte über jeden anderen alle Daten abrufen und sich per XBOX-Kamera (oder sonstigem zukünftigen Gerät) per Kamera in Wohn- oder Schlafzimmer schalten lassen. Wenn es alle in gleichem Maße beträfe, gäbe es auf der Welt keine Geheimnisse mehr. Natürlich müssten in dieser Vision nicht nur die Bürger, sondern auch die NSA und Al Qaida mitmachen.

Könnten und wollten wir in einer Welt ohne jedes Geheimnis leben?

Nein, will ich nicht und ja, wäre schlimm.
Ich bin auch vermutlich nicht alleine damit, mich mit solchen Vorstellungen extrem unwohl zu fühlen - "wir" sind noch mit einer Privatsphäre und einem "das geht doch keinen was an"-Instinkt großgeworden und der mindeste Schaden, der uns durch die beschriebene gläserne Welt entstünde, ist ein massiver Psychoknacks. Erstens, weil "wir" uns in einer Art nackich machen müssten, die uns buchstäbllich gegen die Natur geht und zweitens, weil "wir"uns womöglich gar nicht die ganze nötige Technologie ins Haus geholt haben, um komplett gläsern zu sein - da wird man dann auch noch von Leuten schräg angeguckt und macht sich hochoffiziell verdächtig und so.
Hat ja schon in den WGs der 70er nicht lange geklappt mit der ausgehängten Klotür - es gibt Dinge, die auch der Mensch von heute noch gerne unbeobachtet (jaja, oder sich unbeobachtet wähnend) tut.

Aber vielleicht gibt es in näherer oder fernerer Zukunft Menschen, denen das alles hackenlattenegal ist und die so eine Welt als die beste aller möglichen empfänden.

Ich empfinde btw nicht nur die Observation durch Geheimdienste und Datenhändler als unheimlich - die machen ja nur ihren Job  ::) ; wenn ich mir aber die soziale Kontrolle angucke, die da jetzt schon herrscht, wird mir ganz blümerant. Du erinnerst Dich vielleicht an "wer ist der Typ in Deiner Freundesliste"? Sowas ist ja nur killefit, wenn man dank Mobilfunk und App sehen kann, wo sich Freunde / Bekannte / Sonstwer grade aufhalten und wie lange (was man auch nutzen kann, um ihnen aus dem Weg zu gehen, den Freunden, hab da grade was über eine neue App gelesen)(leider werden die Freunde sehen können, wo DU grade bist, und dann werden sie Dich finden, MWAHAHAHA...äh, wo war ich...).
Also - sowas bitte ohne mich.
Aber hier zeigt sich ja schon der Trend zu Persönlichkeiten, denen das hackenlattenegal ist, es geht voran \o/



"Wer flüstert, der lügt" heisst es doch! Und wäre dann nicht ein für alle mal Schluss mit Diskriminierung, mit Lug und Betrug, mit Täuschen und Tricksen? Jeder müsste und könnte zu dem stehen, was und wie er ist und was er macht. Wäre das nicht vielleicht sogar toll?

(nur mal als Gedankenspiel)

Du liest anscheinend nicht genug Science Fiction? Dieses Gedankenspiel wurde schon ziemlich oft durchgearbeitet und "seltsamerweise" kam immer eine Dystopie dabei raus.
Was aber daran gelegen haben könnte, daß die Autoren Menschen "von heute" waren und nicht selber mit der von ihnen beschriebenen Welt groß geworden sind.
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Black Ronin

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Antw:Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.
« Antwort #8 am: 09 Juli 2013, 15:20:57 »

Ich nehme mein Handy seit kurzem nicht mehr überall hin mit. Weil ich nicht will, das " Sie " oder " irgendwer " feststellen kann, wo ich gerade bin. Ich schalte es sogar ab und zu ab.
Und : Ja und nochmal JA, ich habe Geheimnisse. Jawoll. Ja sicher doch.
Nichts illegales, keine Sorge. Auch nichts strafbares oder zumindest schändliches. Trotzdem. Geht doch keinen was an. Ponkt.
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Antw:Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.
« Antwort #9 am: 12 Juli 2013, 01:05:06 »

Ich nehme mein Handy seit kurzem nicht mehr überall hin mit. Weil ich nicht will, das " Sier " oder " irgendwer " feststellen kann, wo ich gerade bin. Ich schalte es sogar ab und zu ab.
Gute Einstellung, das mache ich auch gelegentlich bewusst...

Hmmm, jetzt hätte ich fast einen Thread "Prism, Tempora&Co." aufgemacht, aber dieser hier trifft das Thema eigentlich genau so gut. Nun sind die gigantischen US und Britischen Abhörprogramme schon vor Wochen bekannt geworden, inclusive technischen Details die belegen was für ein Ausmaß die Sache hat. Wenn ich es richtig verstehe werden nicht nur sämtliche Daten die über England laufen komplett mit geschnitten sondern auch sämtliche Telefon-Verbindungsdaten AUF DEUTSCHEM BODEN so wie etliche andere Metadaten und Inhalte. Und was passiert? Nichts! Die olle Kanzlerin schweigt - wie immer, und Innenminister Friedrich "beklagt mangelnde Fairness gegenüber den USA". Es sei ja noch nichts bewiesen usw... Hat der den Schuss nicht gehört? Immerhin, Herr Friedrich kann wenigstens nicht gut lügen und macht auch keine Hehl aus seiner ignoranten Haltung "seinen Geldgebern" gegenüber. Eine sehr amüsante Figur. Und die Reaktion der Regierung lässt eigentlich keine anderen Schlüsse zu als dass die deutschen Geheimdienste nicht nur Bescheid wussten, sondern, schlimmer noch, höchstwahrscheinlich mit den Amis kooperiert haben um dann auf den Datenschatz zugreifen zu können - den es laut deutschem Recht ja gar nicht geben dürfte. Die Vorratsdatenspeicherung Deluxe, aber durch die Hintertüre.

Ich beobachte das Ganze jetzt seit 3 Wochen und frage mich: Geht's eigentlich noch ? ? ? ? Interessiert das Niemanden? Wird die Bevölkerung das "unseren" (ha ha) Politikern einfach so durchgehen lassen? Warum sitzt nicht die olle Merkel in Begleitung unseres sauberen Innenministers auf irgend einem russischen Flughafen und bittet Ecuador um Asyl da ihr in Deutschland eine lange Gefängnisstrafe droht - für den Verrat am deutschen Volk? ? ?

Und die Medien gehen schon wieder zum Tagesgeschäft über... in der Tagesschau ist der Abhörskandal schon auf die hinteren Plätze gerutscht und wird irgendwann ganz verschwunden sein wenn Snowden nicht gerade wieder von sich reden macht. Mein ihr da "kommt noch was"? Wird es noch Konsequenzen geben oder schlucken wir einfach die bittere Pille und haben von nun an bei jeder Google Suche nach "potentiell terroristischen" Suchbegriffen ein mulmiges Gefühl? Ich warte täglich auf den Aufschrei, aber es bleibt still. Das war's dann wohl mit der Freiheit der Kommunikation". Das ist also das neue Verständnis von "Privatsphäre" im Netz...

Und das Schlimmste - wahrscheinlich müssen wir die Alte Nussknackerpuppe noch mal 4 zähe Jahre ertragen, die SPD wird es nicht reißen und andere Parteien gibt es im Bewusstsein des Wahlviehs ja anscheinend nicht. Na prost Mahlzeit >:(
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sYntiq

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Antw:Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.
« Antwort #10 am: 12 Juli 2013, 09:56:49 »

Wenn es alle in gleichem Maße beträfe, gäbe es auf der Welt keine Geheimnisse mehr. Natürlich müssten in dieser Vision nicht nur die Bürger, sondern auch die NSA und Al Qaida mitmachen.

Passend dazu mal der "zweite Teil" meienr Gedanken die ich während des Eingangspostings hatte:

Basiert unsere Vorstellung von Datenschutz und Privatsphäre und unsere Angst diesbezüglich einfach nur auf einer Art "Misstrauensmentalität" Sprich: Muss sich unsere Grundmentalität ändern und daraus resultiert dann einfach eine Art "selbstverständliche Privatsphäre"? Beispiel: In Schweden kann u.a. jeder jederzeit gucken was der Nachbar, Arbeitskollege oder Chef so im Monat verdient. Da hat dort keiner ein Problem mit. Im Gegenteil: "Die Daten sind eh für jeden zugänglich, also im Endeffekt wieder völlig egal" Denn: Ist es nicht so dass Geheimnisse und verbotenes Begehrlichkeiten weckt? Erwecken wir nicht gerade durch unsere Misstrauensmentalität den Missbrauch sowie Spionage, Vorratsdatenspeicherung etc? Könnte man auf lange Sicht, wenn wir einander mehr vertrauen dafür sorgen dass weniger Datenjagd und Datenmissbrauch stattfindet? Das Privatsphäre dann einfach kein Thema ist um das man sich Sorgen machen muss, sondern halt das ist was es sein sollte: Selbstverständlich?

Und wir so letzten Endes den ganzen technologischen Fortschritt, die vielen Lebenserleicherungen und Bequemlichkeiten einfach nur geniessen könnten?

Das so etwas nicht von heute auf morgen geschehen kann und wird ist klar. Es müssten da wohl so einige Generationen ins Land gehen....
Die Frage ist auch in wiefern dann das von CommanderChaos angeprangerte "Profitmotiv" noch gilt. Ist mit den Daten und dem Datenmissbrauch noch Geld zu machen wenn eh jeder da problemlos rankommen würde?

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Ich beobachte das Ganze jetzt seit 3 Wochen und frage mich: Geht's eigentlich noch ? ? ? ? Interessiert das Niemanden? Wird die Bevölkerung das "unseren" (ha ha) Politikern einfach so durchgehen lassen? Warum sitzt nicht die olle Merkel in Begleitung unseres sauberen Innenministers auf irgend einem russischen Flughafen und bittet Ecuador um Asyl da ihr in Deutschland eine lange Gefängnisstrafe droht - für den Verrat am deutschen Volk? ? ?

Und die Medien gehen schon wieder zum Tagesgeschäft über... in der Tagesschau ist der Abhörskandal schon auf die hinteren Plätze gerutscht und wird irgendwann ganz verschwunden sein wenn Snowden nicht gerade wieder von sich reden macht. Mein ihr da "kommt noch was"? Wird es noch Konsequenzen geben oder schlucken wir einfach die bittere Pille und haben von nun an bei jeder Google Suche nach "potentiell terroristischen" Suchbegriffen ein mulmiges Gefühl? Ich warte täglich auf den Aufschrei, aber es bleibt still. Das war's dann wohl mit der Freiheit der Kommunikation". Das ist also das neue Verständnis von "Privatsphäre" im Netz...

Einen guten Teil der Leute wird es nicht interessieren. Wenn ich überleg wie oft ich in den letzten 3 Wochen wieder ein "Ich hab eh nichts zu verbergen" gehört oder gelesen habe...Furchtbar.

Auf der anderen Seite ist es vielleicht auch eine Art Ohnmacht. KÖNNEN wir denn etwas dagegen tun? Prism, Tempora und Co ist doch eh schon nicht mit deutscher Gesetzgebung vereinbar und wird trotzdem gemacht.  Und selbst wenn wir jetzt aufbegehren und auch die Regierung etc. mitmachen würde: Was würde das bringen? Wer glaubt ernsthaft dass, wenn USA, UK etc. sagen "Oh, ok, wir hören auf damit, Entschuldigung" damit dann wirklich aufgehört wird? Es lief schon jetzt im Verborgenen und sollte nie an die Öffentlichkeit und wird dann halt weiter, evtl. einw enig anders, im Verborgenen laufen bis der nächste Whistleblower kommt.

Können wir wirklich ernsthaft etwas ändern? Oder MÜSSEN wir uns einfach zwangsläufig damit abfinden? (Wobei mir letzteres irgendwie doch ein wenig Unbehagen bereitet)
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RaoulDuke

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Antw:Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.
« Antwort #11 am: 12 Juli 2013, 12:29:26 »

Können wir wirklich ernsthaft etwas ändern? Oder MÜSSEN wir uns einfach zwangsläufig damit abfinden? (Wobei mir letzteres irgendwie doch ein wenig Unbehagen bereitet)

Naja, da es immer neue Enthüllungen gibt, hier darüber, dass die NSA auch verschlüsselte Mails und Chats über Outlook abgreift, auch Ton- und Videodaten von Skype-Telefonaten und diese dann FBI und CIA zur Verfügung stellt, also ganz normalen Strafverfolgungsbehörden (und das ist immer noch nur das, was sie zugeben müssen, weil es eh rausgekommen ist), gehe ich davon aus, dass:

- die Amerikanische und Deutsche Regierung jederzeit Zugriff auf alle meine Dateien und Aktivitäten von Arbeits- und Privatrechner und Handys haben
- alle Chats/Mails/Telefonate/Whatsapp-Nachrichten/FB-Nachrichten und was ich vergessen habe automatisch analysiert werden
- die Amerikanische und Deutsche Regierung mich jederzeit per Computer-Webcam und Handy lokalisieren, abhören und beobachten können, ebenso alle Menschen, mit denen ich Kontakt habe (und die übrigen natürlich auch)

... und ich mich daher in der Summe meiner beobachtbaren Handlungen nicht verdächtig machen darf. Es gibt keine politisch greifbare Lösung (da weder die Regierung noch andere Parteien die Interessen der Bürger vertreten) und auch keine technische (durch den plötzlichen Verzicht auf jede neue Technologie gestaltet man nicht nur sein Leben stressiger, sondern macht sich erst recht verdächtig).

Meine persönliche Vermutung ist zudem, dass Regierungen, Behörden und andere offizielle Stellen sowieso schon Vollzugriff auf alle Daten und Funktionen aller Systeme haben.

Also müssen wir uns damit abfinden? Ja, müssen wir.
Haben wir eine Wahl? Nein.
Müssen wir also in Zukunft so leben, dass wir nicht durch Algorithmen irgendwie als verdächtig eingestuft werden? Ja, müssen wir.

Also: Wer ruhig und in Frieden leben will, sollte in Zukunft nicht zu viele Dinge tun, die vom Durchschnitt abweichen, nichts Illegales tun, nicht zum Umsturz aufrufen oder solchen Dingen und insbesondere nicht zu viel über Datenschutz reden.

Ich glaube, der Kampf zwischen der Freiheit und der Sicherheit (das muss hier körperliche Unversehrtheit meinen, es geht ja schließlich um Terrorabwehr) ist entschieden - die Sicherheit hat gewonnen.

Hätte AL Qaida mit den Terroranschlägen in New York, die den ganzen Zirkus erst ausgelöst haben, überhaupt einen größeren Sieg einfahren können als diesen? Ich verabscheue diese furchtbare Institution nicht nur wegen dem, was sie getan hat und weil sie andere Fundamentalisten zu den schlimmsten Dingen angestiftet hat, ich verabscheue diese Organisation, weil sie so erfolgreich dabei war, das Wesen der westlichen Gesellschaften auszuhöhlen. Hätten die das nicht in ihrer Wüste machen können? *grummel* Naja egal, zu spät.
« Letzte Änderung: 12 Juli 2013, 12:33:10 von RaoulDuke »
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colourize

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Antw:Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.
« Antwort #12 am: 12 Juli 2013, 12:43:20 »

Also müssen wir uns damit abfinden? Ja, müssen wir.
Haben wir eine Wahl? Nein.
Müssen wir also in Zukunft so leben, dass wir nicht durch Algorithmen irgendwie als verdächtig eingestuft werden? Ja, müssen wir.

Also: Wer ruhig und in Frieden leben will, sollte in Zukunft nicht zu viele Dinge tun, die vom Durchschnitt abweichen, nichts Illegales tun, nicht zum Umsturz aufrufen oder solchen Dingen und insbesondere nicht zu viel über Datenschutz reden.

Ich glaube, der Kampf zwischen der Freiheit und der Sicherheit (das muss hier körperliche Unversehrtheit meinen, es geht ja schließlich um Terrorabwehr) ist entschieden - die Sicherheit hat gewonnen.
Uh? Du hast aber schnell resigniert... - doch kein politisches Engagement gegen diese Entwicklung Deinerseits?
Wenn doch eh schon alles verloren ist, warum dann selbst noch engagieren?

Davon abgesehen muss natürlich auch die Rolle der Überwachten bzw. Beherrschten bei der ganzen illegalen, aber praktizierten Datenspionage unserer Herrschenden reflektiert werden. In diesem Kontext on Topic: Nienienienie würde ich mir eine Rundumüberwachungsbox wie die X-Box One freiwillig in mein Wohnzimmer stellen und mir geht jedes Verständnis dafür ab, wie man das aus freien Stücken tun kann und dafür auch noch Geld bezahlt.  :o Zum Glück werden wir ja (zumindest noch) nicht dazu gezwungen so ein Teil zu betreiben...
« Letzte Änderung: 12 Juli 2013, 12:46:00 von colourize »
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RaoulDuke

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Antw:Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.
« Antwort #13 am: 12 Juli 2013, 13:03:16 »

Ich glaube, der Kampf zwischen der Freiheit und der Sicherheit (das muss hier körperliche Unversehrtheit meinen, es geht ja schließlich um Terrorabwehr) ist entschieden - die Sicherheit hat gewonnen.
Uh? Du hast aber schnell resigniert... - doch kein politisches Engagement gegen diese Entwicklung Deinerseits?
Wenn doch eh schon alles verloren ist, warum dann selbst noch engagieren?

Da wurden Resignation und Provokation ein wenig verquickt - das Geschilderte ist m.E. der Status Quo.

Warum man sich trotzdem engagieren sollte, auch wenn es absurd erscheint? Vielleicht ist das Ergebnis der gesellschaftlichen Entwicklung ja gar nicht das Ergebnis des Willens der Gesellschaft. Es kann dazu kommen, dass etwas passiert, bei dem alle dagegen sind und niemand etwas dagegen tut, weil er selbst die Kosten seines Handelns alleine tragen muss, aber die Früchte seines Tuns aber nur teilweise erntet. Das sieht man oft an den Revolutionären vergangener Zeiten, die oftmals nur noch als Statuen irgendwo rumstehen, weil sie bei irgendwelchen Schlachten gefallen sind. Mehr dazu gibt es zu lesen beim Trittbrettfahrer-Problem.
Warum ich es trotzdem mache? ... mit rationalen Argumenten kommt man nicht weiter, deswegen nehme ich ein paar nicht rationale: Ich hab Wut im Bauch, und deren Abbau ist eigentlich etwas höchst Selbstzentriertes. Ich finde Austausch mit Gleichgesinnten bestimmt interessant und auch unterhaltsam. Und flupps bin ich aus dem Trittbrettfahrerproblem raus und dazu noch gut unterhalten. *finster lächel*

edit: Link ausgetauscht, Wikipedia taugt eben doch nicht für alles.
edit 2: Nochmal wild rumeditiert. Jetzt müsste es aber passen.  :D
« Letzte Änderung: 12 Juli 2013, 13:16:11 von RaoulDuke »
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