Schwarzes Hamburg > Politik und Gesellschaft
Privatsphäre/Datenschutz und die Zukunft.
sYntiq:
--- Zitat von: RaoulDuke am 09 Juli 2013, 11:17:15 ---Wenn es alle in gleichem Maße beträfe, gäbe es auf der Welt keine Geheimnisse mehr. Natürlich müssten in dieser Vision nicht nur die Bürger, sondern auch die NSA und Al Qaida mitmachen.
--- Ende Zitat ---
Passend dazu mal der "zweite Teil" meienr Gedanken die ich während des Eingangspostings hatte:
Basiert unsere Vorstellung von Datenschutz und Privatsphäre und unsere Angst diesbezüglich einfach nur auf einer Art "Misstrauensmentalität" Sprich: Muss sich unsere Grundmentalität ändern und daraus resultiert dann einfach eine Art "selbstverständliche Privatsphäre"? Beispiel: In Schweden kann u.a. jeder jederzeit gucken was der Nachbar, Arbeitskollege oder Chef so im Monat verdient. Da hat dort keiner ein Problem mit. Im Gegenteil: "Die Daten sind eh für jeden zugänglich, also im Endeffekt wieder völlig egal" Denn: Ist es nicht so dass Geheimnisse und verbotenes Begehrlichkeiten weckt? Erwecken wir nicht gerade durch unsere Misstrauensmentalität den Missbrauch sowie Spionage, Vorratsdatenspeicherung etc? Könnte man auf lange Sicht, wenn wir einander mehr vertrauen dafür sorgen dass weniger Datenjagd und Datenmissbrauch stattfindet? Das Privatsphäre dann einfach kein Thema ist um das man sich Sorgen machen muss, sondern halt das ist was es sein sollte: Selbstverständlich?
Und wir so letzten Endes den ganzen technologischen Fortschritt, die vielen Lebenserleicherungen und Bequemlichkeiten einfach nur geniessen könnten?
Das so etwas nicht von heute auf morgen geschehen kann und wird ist klar. Es müssten da wohl so einige Generationen ins Land gehen....
Die Frage ist auch in wiefern dann das von CommanderChaos angeprangerte "Profitmotiv" noch gilt. Ist mit den Daten und dem Datenmissbrauch noch Geld zu machen wenn eh jeder da problemlos rankommen würde?
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--- Zitat von: PlayingTheAngel am 12 Juli 2013, 01:05:06 ---Ich beobachte das Ganze jetzt seit 3 Wochen und frage mich: Geht's eigentlich noch ? ? ? ? Interessiert das Niemanden? Wird die Bevölkerung das "unseren" (ha ha) Politikern einfach so durchgehen lassen? Warum sitzt nicht die olle Merkel in Begleitung unseres sauberen Innenministers auf irgend einem russischen Flughafen und bittet Ecuador um Asyl da ihr in Deutschland eine lange Gefängnisstrafe droht - für den Verrat am deutschen Volk? ? ?
Und die Medien gehen schon wieder zum Tagesgeschäft über... in der Tagesschau ist der Abhörskandal schon auf die hinteren Plätze gerutscht und wird irgendwann ganz verschwunden sein wenn Snowden nicht gerade wieder von sich reden macht. Mein ihr da "kommt noch was"? Wird es noch Konsequenzen geben oder schlucken wir einfach die bittere Pille und haben von nun an bei jeder Google Suche nach "potentiell terroristischen" Suchbegriffen ein mulmiges Gefühl? Ich warte täglich auf den Aufschrei, aber es bleibt still. Das war's dann wohl mit der Freiheit der Kommunikation". Das ist also das neue Verständnis von "Privatsphäre" im Netz...
--- Ende Zitat ---
Einen guten Teil der Leute wird es nicht interessieren. Wenn ich überleg wie oft ich in den letzten 3 Wochen wieder ein "Ich hab eh nichts zu verbergen" gehört oder gelesen habe...Furchtbar.
Auf der anderen Seite ist es vielleicht auch eine Art Ohnmacht. KÖNNEN wir denn etwas dagegen tun? Prism, Tempora und Co ist doch eh schon nicht mit deutscher Gesetzgebung vereinbar und wird trotzdem gemacht. Und selbst wenn wir jetzt aufbegehren und auch die Regierung etc. mitmachen würde: Was würde das bringen? Wer glaubt ernsthaft dass, wenn USA, UK etc. sagen "Oh, ok, wir hören auf damit, Entschuldigung" damit dann wirklich aufgehört wird? Es lief schon jetzt im Verborgenen und sollte nie an die Öffentlichkeit und wird dann halt weiter, evtl. einw enig anders, im Verborgenen laufen bis der nächste Whistleblower kommt.
Können wir wirklich ernsthaft etwas ändern? Oder MÜSSEN wir uns einfach zwangsläufig damit abfinden? (Wobei mir letzteres irgendwie doch ein wenig Unbehagen bereitet)
RaoulDuke:
--- Zitat von: sYntiq am 12 Juli 2013, 09:56:49 ---Können wir wirklich ernsthaft etwas ändern? Oder MÜSSEN wir uns einfach zwangsläufig damit abfinden? (Wobei mir letzteres irgendwie doch ein wenig Unbehagen bereitet)
--- Ende Zitat ---
Naja, da es immer neue Enthüllungen gibt, hier darüber, dass die NSA auch verschlüsselte Mails und Chats über Outlook abgreift, auch Ton- und Videodaten von Skype-Telefonaten und diese dann FBI und CIA zur Verfügung stellt, also ganz normalen Strafverfolgungsbehörden (und das ist immer noch nur das, was sie zugeben müssen, weil es eh rausgekommen ist), gehe ich davon aus, dass:
- die Amerikanische und Deutsche Regierung jederzeit Zugriff auf alle meine Dateien und Aktivitäten von Arbeits- und Privatrechner und Handys haben
- alle Chats/Mails/Telefonate/Whatsapp-Nachrichten/FB-Nachrichten und was ich vergessen habe automatisch analysiert werden
- die Amerikanische und Deutsche Regierung mich jederzeit per Computer-Webcam und Handy lokalisieren, abhören und beobachten können, ebenso alle Menschen, mit denen ich Kontakt habe (und die übrigen natürlich auch)
... und ich mich daher in der Summe meiner beobachtbaren Handlungen nicht verdächtig machen darf. Es gibt keine politisch greifbare Lösung (da weder die Regierung noch andere Parteien die Interessen der Bürger vertreten) und auch keine technische (durch den plötzlichen Verzicht auf jede neue Technologie gestaltet man nicht nur sein Leben stressiger, sondern macht sich erst recht verdächtig).
Meine persönliche Vermutung ist zudem, dass Regierungen, Behörden und andere offizielle Stellen sowieso schon Vollzugriff auf alle Daten und Funktionen aller Systeme haben.
Also müssen wir uns damit abfinden? Ja, müssen wir.
Haben wir eine Wahl? Nein.
Müssen wir also in Zukunft so leben, dass wir nicht durch Algorithmen irgendwie als verdächtig eingestuft werden? Ja, müssen wir.
Also: Wer ruhig und in Frieden leben will, sollte in Zukunft nicht zu viele Dinge tun, die vom Durchschnitt abweichen, nichts Illegales tun, nicht zum Umsturz aufrufen oder solchen Dingen und insbesondere nicht zu viel über Datenschutz reden.
Ich glaube, der Kampf zwischen der Freiheit und der Sicherheit (das muss hier körperliche Unversehrtheit meinen, es geht ja schließlich um Terrorabwehr) ist entschieden - die Sicherheit hat gewonnen.
Hätte AL Qaida mit den Terroranschlägen in New York, die den ganzen Zirkus erst ausgelöst haben, überhaupt einen größeren Sieg einfahren können als diesen? Ich verabscheue diese furchtbare Institution nicht nur wegen dem, was sie getan hat und weil sie andere Fundamentalisten zu den schlimmsten Dingen angestiftet hat, ich verabscheue diese Organisation, weil sie so erfolgreich dabei war, das Wesen der westlichen Gesellschaften auszuhöhlen. Hätten die das nicht in ihrer Wüste machen können? *grummel* Naja egal, zu spät.
colourize:
--- Zitat von: RaoulDuke am 12 Juli 2013, 12:29:26 ---Also müssen wir uns damit abfinden? Ja, müssen wir.
Haben wir eine Wahl? Nein.
Müssen wir also in Zukunft so leben, dass wir nicht durch Algorithmen irgendwie als verdächtig eingestuft werden? Ja, müssen wir.
Also: Wer ruhig und in Frieden leben will, sollte in Zukunft nicht zu viele Dinge tun, die vom Durchschnitt abweichen, nichts Illegales tun, nicht zum Umsturz aufrufen oder solchen Dingen und insbesondere nicht zu viel über Datenschutz reden.
Ich glaube, der Kampf zwischen der Freiheit und der Sicherheit (das muss hier körperliche Unversehrtheit meinen, es geht ja schließlich um Terrorabwehr) ist entschieden - die Sicherheit hat gewonnen.
--- Ende Zitat ---
Uh? Du hast aber schnell resigniert... - doch kein politisches Engagement gegen diese Entwicklung Deinerseits?
Wenn doch eh schon alles verloren ist, warum dann selbst noch engagieren?
Davon abgesehen muss natürlich auch die Rolle der Überwachten bzw. Beherrschten bei der ganzen illegalen, aber praktizierten Datenspionage unserer Herrschenden reflektiert werden. In diesem Kontext on Topic: Nienienienie würde ich mir eine Rundumüberwachungsbox wie die X-Box One freiwillig in mein Wohnzimmer stellen und mir geht jedes Verständnis dafür ab, wie man das aus freien Stücken tun kann und dafür auch noch Geld bezahlt. :o Zum Glück werden wir ja (zumindest noch) nicht dazu gezwungen so ein Teil zu betreiben...
RaoulDuke:
--- Zitat von: colourize am 12 Juli 2013, 12:43:20 ---
--- Zitat von: RaoulDuke am 12 Juli 2013, 12:29:26 ---Ich glaube, der Kampf zwischen der Freiheit und der Sicherheit (das muss hier körperliche Unversehrtheit meinen, es geht ja schließlich um Terrorabwehr) ist entschieden - die Sicherheit hat gewonnen.
--- Ende Zitat ---
Uh? Du hast aber schnell resigniert... - doch kein politisches Engagement gegen diese Entwicklung Deinerseits?
Wenn doch eh schon alles verloren ist, warum dann selbst noch engagieren?
--- Ende Zitat ---
Da wurden Resignation und Provokation ein wenig verquickt - das Geschilderte ist m.E. der Status Quo.
Warum man sich trotzdem engagieren sollte, auch wenn es absurd erscheint? Vielleicht ist das Ergebnis der gesellschaftlichen Entwicklung ja gar nicht das Ergebnis des Willens der Gesellschaft. Es kann dazu kommen, dass etwas passiert, bei dem alle dagegen sind und niemand etwas dagegen tut, weil er selbst die Kosten seines Handelns alleine tragen muss, aber die Früchte seines Tuns aber nur teilweise erntet. Das sieht man oft an den Revolutionären vergangener Zeiten, die oftmals nur noch als Statuen irgendwo rumstehen, weil sie bei irgendwelchen Schlachten gefallen sind. Mehr dazu gibt es zu lesen beim Trittbrettfahrer-Problem.
Warum ich es trotzdem mache? ... mit rationalen Argumenten kommt man nicht weiter, deswegen nehme ich ein paar nicht rationale: Ich hab Wut im Bauch, und deren Abbau ist eigentlich etwas höchst Selbstzentriertes. Ich finde Austausch mit Gleichgesinnten bestimmt interessant und auch unterhaltsam. Und flupps bin ich aus dem Trittbrettfahrerproblem raus und dazu noch gut unterhalten. *finster lächel*
edit: Link ausgetauscht, Wikipedia taugt eben doch nicht für alles.
edit 2: Nochmal wild rumeditiert. Jetzt müsste es aber passen. :D
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