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[Kallisti]

Ja, is mir einen thread wert. Weil mich da heute was gedanklich beschäftigt hat und sich sicher noch anderes zum Thema findet.

Zum Einstieg mein Problem:

Man sagt ja, man solle nicht Menschen direkt, als solche kritisieren, sondern z.B. das, was sie sagen, was sie äußern oder wie sie es äußern ... und "ich-Botschaften" senden und so.

Aber ist das nicht eigentlich ziemlich heuchlerisch, denn:

Wenn ich jemandes Meinung/Ansicht, Äußerungen kritisiere, kann ich zwar sagen, ich kritisiere ihn nicht als Mensch/Person an sich, sondern nur diese ("eine"??) Ansicht von ihm, aber der Mensch (jeder wie mir scheinen will) identifiziert sich doch mit seinen Meinungen/Ansichten und empfindet sie als Teil seiner Persönlichkeit, seines Selbst - oder nicht? Also fühlt er sich deshalb zumeist dann ja doch (zwangsläufig) "persönlich" - also: in seiner Person - angegriffen bzw. kritisiert ...

Man kann das doch also gar nicht so trennen!?

Oder sehe ich da was falsch? Was?

[Sapor Vitae]

Wenn ich jemandes Meinung/Ansicht, Äußerungen kritisiere, kann ich zwar sagen, ich kritisiere ihn nicht als Mensch/Person an sich, sondern nur diese ("eine"??) Ansicht von ihm, aber der Mensch (jeder wie mir scheinen will) identifiziert sich doch mit seinen Meinungen/Ansichten und empfindet sie als Teil seiner Persönlichkeit, seines Selbst - oder nicht? Also fühlt er sich deshalb zumeist dann ja doch (zwangsläufig) "persönlich" - also: in seiner Person - angegriffen bzw. kritisiert ...

Man kann das doch also gar nicht so trennen!?

Ja und nein. Natürlich greifst du den Menschen ein Stück weit an, aber bei der kritisierten Meinung handelt es sich, wie du selber sagst, nur um einen Teil der Persönlichkeit, man greift also nur einen kleinen Teil an und sagt damit noch lange nicht, dass man den kompletten Menschen bzw. all seine Gedanken und Meinungen kritisierenswert findet.
Verstehst du, was ich meine?

[Kallisti]

Sapor

... Ja. Nur dass ich halt denke, dass das in den jeweiligen Situationen so oft nicht rüberkommt. Wenn da also kritisiert oder angegriffen wird (jemandes Ansichten), dann sagt man nicht immer auch gleich dazu: mir geht es da jetzt nur um diese Sache, sonst finde ich dich ganz sympathisch (oder was immer) ...   

Und das scheint aber oft genau das Problem zu sein - der Kritisierte sieht nur das rote Tuch, fühlt sich eben doch nicht selten persönlich angegriffen (es sind ja seine Überzeugungen, es geht ja oft um mehreres gleichzeitig, nicht nur um ein scharf umrissenes Thema/Sache).

Nein?      Ich weiß auch nicht - mir kommt das jedenfalls grade so vor. Also schon heute Mittag. 

[Sapor Vitae]

In der Hitze des Gefechts geht so etwas leider manchmal wirklich unter und die Leute vergessen, dass es eben nicht um alles geht, sondern nur um bestimmte Aspekte. Gerade im Internet oder wenn man die "Mitdiskutanten" nicht so gut kennt, passiert das meiner Meinung nach recht schnell. Erschwerend hinzu kommt, dass wir auf verschiedene Themen verschieden emotional reagieren; wo der eine noch reflektiert und rational diskutieren kann, ist der andere vielleicht schon so emotional bei der Sache, dass er nur noch rot sieht. Da kann es dann vielleicht auch direkt zu Mißverständnissen kommen.

Ach, ich schwafel.

Beziehst du dich auf bestimmtes Thema?

[Kallisti]

Nein, ich finde, das stimmt vollkommen, was du schreibst!

Nein, kein Thema hier - eher auch wegen eines Telefonats kürzlich (wo es ja um "Glauben" und so ging, aber auch noch um anderes ...). Und einfach, weil mir das so generell in den Sinn kam - also in der Erinnerung auch auf andere Gespräche bezogen.